: Geschichte des Museums. Eine Einführung. München 2008 : Wilhelm Fink Verlag, ISBN 978-3-7705-4623-7 343 S. € 34,90

Knell, Simon J.; MacLeod, Suzanne; Watson, Sheila (Hrsg.): Museum Revolutions. How Museums Change and Are Changed. London 2007 : Routledge, ISBN 978-0-415-44467-5 XXVI, 385 S. £ 25.99/€ 32,99

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Joachim Baur, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig

Die Anziehungskraft der altehrwürdigen Institution Museum ist ungebrochen. Was für die Besucherzahlen gilt – Jahr für Jahr neue Rekorde –, lässt sich nicht minder für die wissenschaftliche Forschung konstatieren. Der Museumsboom, der in den späten 1970er-Jahren ausgerufen wurde und seitdem anhält, ging einher mit einem Boom der Museumswissenschaft, der ebenfalls anhält. Neben Fragen der Besucherforschung und Pädagogik standen dabei Untersuchungen zur Geschichte des Museums von jeher besonders im Fokus. Beobachten lässt sich so in den letzten zwei Jahrzehnten eine signifikante Zunahme kritischer Untersuchungen einzelner Museen, Museumstypen und nationaler Museumsgeschichten.1 Nun sind zwei Bücher erschienen, die auf unterschiedliche Weise versprechen, das ausufernde Feld zu sondieren und neue Akzente zu setzen.

Hildegard Vieregg, langjährige Mitarbeiterin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und ehemalige Präsidentin des International Committee for Museology, nimmt sich mit ihrem Band Großes vor: Eine Gesamtdarstellung der Museumsgeschichte, wie sie umfassender nicht sein könnte. Sie begrenzt ihren Gegenstand nicht im Hinblick auf eine bestimmte Epoche, nicht auf ein einzelnes Land oder eine Weltregion, nicht auf einen spezifischen Museumstyp oder auch nur auf eine der verschiedenen Facetten der Institution (etwa das Sammeln oder Ausstellen). Was sie ankündigt, ist nichts weniger als die „Geschichte des Museums“. Der Untertitel verheißt „Eine Einführung“. Von einem solchen Werk erwartet man einen Überblick zu entscheidenden Entwicklungen und Ausprägungen der internationalen Museumslandschaft, sichere Wertungen, die das Bedeutende vom Nebensächlichen unterscheiden, gewiss auch intime Kenntnis des Forschungsstands und Verarbeitung der neueren Literatur. Viereggs „Geschichte des Museums“ mangelt es – dies vorweg – am einen wie am anderen. Dem Buch fehlt die ordnende Idee und seiner Autorin die fachliche wie stilistische Souveränität, um die Fülle an Fakten und Literatur sinnvoll in den Griff zu bekommen.

Das Buch gliedert sich in drei Blöcke. Der erste, knapp 100 Seiten stark, lockt mit dem Titel „Museumsgeschichte – ein weltweiter Überblick“. Vieregg skizziert hier die geläufige Genealogie der Institution vom antiken Mouseion in Alexandria über die Kunst- und Wunderkammern der Frühen Neuzeit bis zur ausdifferenzierten und professionalisierten Museumswelt unserer Tage. Genauer besehen, ist der „weltweite Überblick“ jedoch stark auf Europa und besonders auf Deutschland fixiert. Zu den USA finden sich noch fünfzehn Seiten, zu Australien und Indien je fünf, das übrige Asien und Ozeanien sowie Lateinamerika und Afrika fehlen ganz. Der zweite Block, der den Großteil des Buches einnimmt, versucht sich an einem typologischen Zugriff. Entlang einer Hauptunterscheidung in „Kulturgeschichtliche und Kunstmuseen“ einerseits und „Museen der Natur- und Technikgeschichte“ andererseits, die in der Folge weiter ausdifferenziert wird, fächert Vieregg die internationale Museumslandschaft auf. Die Charakterisierung und Kontextualisierung der verschiedenen Museumstypen fällt dabei äußerst knapp aus, und einzelne Institutionen werden zumeist nur genannt (über weite Strecken aneinandergereiht im Stile von „Es gibt…“, „Wichtig ist auch…“). Damit nähert sich der Band an dieser Stelle einer Prosafassung von Listenwerken wie „Museums of the World“. Als dritter Block steht am Ende eine 50-seitige tabellarische Übersicht zu Meilensteinen der Museumsgeschichte, gefolgt von einem Personen- und Sachregister.

Der Band präsentiert im Ganzen eine Fülle an Namen, Daten und Einrichtungen – die entscheidenden dürften irgendwo erwähnt sein. Problematischer als die eine oder andere Lücke ist der allgemeine Zustand des Textes. Über weite Strecken liest sich dieser wie direkt aus dem Zettelkasten kompiliert. An keiner Stelle ergibt sich ein größerer Zusammenhang und eine klare Linie. Die Schwerpunktsetzung ist selten schlüssig und erscheint eher zufällig. Kaum nachvollziehbar ist beispielsweise, weshalb der Denkschrift zur Lage der Museen in der Bundesrepublik Deutschland von 1974 und den folgenden Museumsentwicklungsplänen in der chronologischen Übersicht zur weltweiten Museumsgeschichte mehrere Seiten eingeräumt werden, während Großphänomene, wie die Wechselwirkung von Museum und Nation oder Museum und Kolonialismus, nur gestreift werden.

Der Eindruck von Beliebigkeit setzt sich im typologischen Teil fort. Die Auswahl der beschriebenen Museen bleibt unklar und scheint im Wesentlichen auf der (zweifellos enormen) internationalen Reiseerfahrung der Autorin zu beruhen. Anders ist nicht zu erklären, weshalb etwa das British Museum, zweifellos eines der auch historisch bedeutendsten Museen der Welt, nur erwähnt ist, während Beispiele aus der bayerischen Museumslandschaft (passim) oder der sibirischen Altai-Region (S. 226f., S. 250-254) ausgebreitet werden. Darüber hinaus erscheinen die vorgenommenen Klassifizierungen an etlichen Stellen zweifelhaft. So werden etwa in der Rubrik „Zeitgeschichtliche Museen“ (S. 127-132) zum einen Gedenkstätten subsumiert (ohne eingehende Problematisierung). Zum anderen bleiben Institutionen außen vor, die sich nicht ausschließlich mit Krieg, Verfolgung, Widerstand oder Revolution befassen (wie das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland).

Die vermeintlich gliedernden Überschriften sind zusätzlich irreführend, da Vieregg kaum länger als wenige Zeilen bei einem Aspekt bleibt und eigenwillig zwischen verschiedenen Themen springt. So trifft man unter dem Titel „Entwicklung von Museen für Technikgeschichte“ auf Einlassungen zu James Simons Förderung des (eher weniger technikgeschichtlich ausgelegten) Ägyptischen Museums in Berlin (S. 49) und unter „Kunstmuseen im Internet“ auf Kommentare zu Sammlermuseen in Baden-Württemberg sowie auf eine allgemeine Beschreibung des New Yorker Museum of Modern Art (S. 205). Überdies finden sich ganze Seiten mit reinen Aufzählungen von Personen und Institutionen (S. 32, S. 208) oder mit aneinandergereihten Zitaten (S. 262). Einige längere Passagen kommen wortgleich doppelt vor (S. 76f./S. 259f.).

Vieregg hat auch die neuere Forschung nicht annähernd durchdrungen und verarbeitet. Wo überhaupt Literatur einbezogen ist, stammt die Mehrzahl der Titel aus den 1980er-Jahren. Ein symptomatischer Tiefpunkt ist erreicht, wenn als Beleg für den weitgreifenden Befund, dass „das Kunstmuseum Tempel des ästhetischen Genusses, das kulturhistorische Museum Museum für die Nation und das Kunstgewerbemuseum eine Art Geschmacksvorlage“ sei, ein unveröffentlichtes Referat an der Fachhochschule Merseburg herhalten muss (S. 49).

Eine Vielzahl missverständlicher Formulierungen und inhaltlicher Fehler durchzieht das Buch; hinzu kommt eine schlampige Redaktion. Schreibfehler, verquere Sätze und fehlerhafte Bezeichnungen sind Legion. Literaturhinweise sind lückenhaft, missverständlich oder führen ins Nirgendwo des völlig unvollständigen Literaturverzeichnisses. Die exzessive Kursiv-Setzung von Namen und Begriffen, teils ganzer Absätze (S. 188) trägt gleichfalls nicht zu besserer Lesbarkeit bei. Garniert ist das Ganze noch mit einigen Stilblüten, etwa wenn Vieregg Museen dazu aufruft, „Menschen aus dem Migrationshintergrund zu erreichen“ (S. 12). Gerade von einem Buch, das sich als „Einführung“ gewiss auch an Studierende richtet, wäre mehr Sorgfalt zu erwarten. Es steht zu hoffen, dass sich nicht allzu viele Leserinnen und Leser von der Fassade des vollmundigen Titels (und der ansprechenden Umschlaggestaltung) blenden lassen.

Anders verhält es sich mit der neuesten Veröffentlichung aus der Werkstatt der rührigen Museumswissenschaftler der Universität Leicester. „Museum Revolutions“ entstand aus einer internationalen Konferenz im April 2006 anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des dortigen Department of Museum Studies, eines der ältesten und renommiertesten weltweit. Unter der Herausgeberschaft von Simon Knell, Suzanne MacLeod und Sheila Watson, die allesamt in Leicester lehren, wurde nun ein Teil der Tagungsbeiträge ausgewählt und für den Druck wesentlich überarbeitet. Der Band versammelt 28 Aufsätze vornehmlich britischer Autorinnen und Autoren, ergänzt um Perspektiven aus Australien, Neuseeland, Portugal, Kamerun, Taiwan und weiteren Ländern. Überwiegend handelt es sich um VertreterInnen historischer und kulturwissenschaftlicher Forschung, doch mischen sich darunter auch einige Stimmen aus der musealen Praxis.

Gegliedert sind die Beiträge in drei etwa gleich große Abschnitte. Der erste befasst sich unter der Überschrift „Shaping museums and manifestos“ mit Wandel im Museum und dem Museum im Wandel. Der Blick richtet sich dabei auf programmatische Museumskonzeptionen verschiedener Epochen sowie ihre mehr oder weniger erfolg- und folgenreiche Implementation. Die Beiträge der Sektion „Changing places, changing people“ behandeln sodann die Rolle von Museen bei der gegenwärtigen Aushandlung individueller und kollektiver Identitäten, bevor unter dem Titel „Articulating change: media, message, philosophy“ vor allem Fragen der Besucherforschung und Museumspädagogik aufgegriffen werden. Einleitend erklären die Herausgeber, dass dem Band bewusst kein enger konzeptioneller Rahmen oder eine übergreifende These zugrunde gelegt wurden: „[W]e have not directed authors to theme their work around change or revolution. By this means, we hope we have preserved the richness of perspectives concerning how museums change and are changed.“ (S. XVII) Was verdächtig nach Euphemisierung der klassischen Buchbinder-Synthese klingt, führt im Einzelnen zu interessanten Gegenüberstellungen unterschiedlicher Herangehensweisen, gibt dem Band im Ganzen allerdings eher den Charakter eines „Readers“.

Im Folgenden konzentriere ich mich auf den ersten Teil, der sich Themen der Museumsgeschichte im weiteren Sinne widmet. Als Sammelband ist „Museum Revolutions“ dabei mit Viereggs Versuch einer Gesamtdarstellung nicht zu vergleichen. Gleichwohl finden sich insbesondere in diesem ersten Abschnitt Parallelen: In den Blick genommen werden ein langer Zeitraum (von 1800 bis heute), verschiedene Weltregionen (wenngleich mit einem Überhang britischer Beispiele) sowie verschiedene Typen und Facetten des Museums.

Den Anfang macht Philippe Taquet mit einer Fallstudie zu Georges Cuviers Cabinet d’anatomie comparée von 1806. Taquet zeichnet nach, wie Cuvier in der zoologischen Abteilung des Pariser Muséum d’Histoire Naturelle eine neue Ordnung einführte, die sich nicht an linearen Entwicklungsstufen orientierte, sondern auf die von ihm postulierten vier Großgruppen des Tierreichs abhob, und wie diese Klassifizierung auch auf andere Einrichtungen abstrahlte. Deutlich werden die Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlichen Paradigmenwechseln und musealen Ordnungen, während andere interessante Aspekte, wie die Einbindung Cuviers in internationale Netzwerke des Austauschs von Tierpräparaten, nicht vertieft werden. Taquets Darstellung bleibt so an vielen Stellen deskriptiv und einer idealistischen Sicht auf die Geisteswelt großer Männer, in diesem Fall: großer Wissenschaftler, verhaftet.

Anregender sind Susan Pearces Ausführungen zu den Aktivitäten des englischen Museumsmachers William Bullock im frühen 19. Jahrhundert. Anhand von bildlichen und schriftlichen Zeugnissen rekonstruiert die Autorin akribisch Bullocks inszenatorische Praxis, die mit der bisweilen wilden Zusammenstellung einer weltweiten Fauna in naturalistischem Setting über ein Jahrzehnt hinweg ein Massenpublikum in London begeisterte. Überzeugend erhellen kann sie die Position Bullocks an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und kommerzieller Unterhaltung. En passant streift Pearce darüber hinaus eine Reihe von Aspekten, die eine Vertiefung verdienten. So skizziert sie die verwickelten „chains of collection“, durch die Museumsobjekte und -sammlungen Besitzer und Kontexte wechselten (S. 16), oder den Umgang mit minderwertigen Exponaten, die teils unter Erhalt der Authentizitätsfiktion zu hybriden Geschöpfen kombiniert, teils durch kreative Inszenierung kaschiert wurden (S. 24, S. 26).

Simon Knell wendet sich am Beispiel der Herausbildung der Geologie als wissenschaftlicher Disziplin im England des 19. Jahrhunderts den Beziehungen zwischen Objekten, musealen Institutionen und Praxen zu; er diskutiert veränderliche Regimes der Produktion und Kontrolle von Wissen. Insbesondere verfolgt er die wechselnden Rahmenbedingungen wissenschaftlicher Betätigung von privaten Sammlungen über Privatmuseen naturforschender Gesellschaften bis hin zu öffentlichen, staatlich finanzierten Museen. Überzeugend illustriert er dabei seine These, dass jenseits von intellektuellen oder methodischen Paradigmenwechseln gerade diese institutionellen Verschiebungen einen maßgeblichen Einfluss auf die Konturen der neuen Disziplin Geologie ausübten.

In der Klarheit der Argumentation und der Prägnanz seines Befundes vorbildlich ist der Beitrag von Chris Whitehead. Am Beispiel der Debatte um die Zukunft des British Museum und der National Gallery um 1850 stellt er drei alternative Konzepte der musealen Ordnung von Kunstwerken und damit von Kunstgeschichte gegenüber. Whitehead zeigt, dass sich gegen die Vorschläge einer Ordnung nach Ikonographie oder sozialem Kontext eine institutionelle Gliederung nach stilistischen Gesichtspunkten durchsetzte, die eine folgenreiche Abgrenzung der Malerei als kunsthistorischem Leitgenre nach sich zog. Indem er das Museum so als einen zentralen Schauplatz des „boundary work“ beschreibt – der Aushandlung disziplinärer Charakteristika und Demarkationen –, gelingt ihm auch eine Dynamisierung konventioneller museumsgeschichtlicher Narrative, in denen die Diversifizierung der Museumslandschaft meist als Epiphänomen der Ausdifferenzierung akademischer Disziplinen erscheint.

Die folgenden Beiträge richten den Blick über Europa hinaus. Savithri Preetha Nair widmet sich in ihrem lesenswerten Überblick früher Museumsgründungen im kolonialen Indien einem museumsgeschichtlich kaum beachteten Thema. Die Entstehung von Museen auf dem Subkontinent erklärt sie dabei aus einer dialektischen Spannung zwischen ökonomischen Motiven und den Prinzipien der Aufklärung. Gegen die Vorstellung einer hegemonialen Steuerung betont sie die Zufälligkeiten und ungeplanten Konstellationen, die schließlich einen spezifischen „museum-zoo-garden complex“ als Ort der Moderne in Indien etablierten.

Statt mit der Museumslandschaft eines ganzen Landes befasst sich Ali Mozaffari in seiner Analyse des iranischen Nationalmuseums in Teheran mit einem einzelnen Fall. Sein Augenmerk gilt den Transformationen des Museums im Zeichen der politischen Systemwechsel des 20. Jahrhunderts. Solide argumentiert, wenn auch wenig überraschend ist sein Befund, dass das Museum sich im Sinne einer „Invention of Tradition“ an der jeweils gültigen Staatsideologie orientierte, sich unter dem Schah etwa auf eine vorislamische Geschichte stützte und sich nach der Revolution von 1979 „islamisierte“.

Richard Toon diskutiert die Entstehung von Science Centers in den USA vor dem Hintergrund des Kalten Krieges einerseits und einer langen Tradition der populären Vermittlung von Wissenschaft andererseits. Anregend sind insbesondere seine Hinweise auf das öffentliche Aufführen und „Erleben“ wissenschaftlicher Experimente seit dem 17. Jahrhundert und die Genealogie solcher „theatres or carnivals for science“ (S. 113), als deren postmoderne Ausprägung er Science Centers begreift.

Mit der Ausstellung „Te Maori“ von 1984 beleuchtet Conal McCarthy nicht nur einen Wendepunkt in der Repräsentation indigener Kultur Neuseelands, sondern einen Meilenstein der „Neuen Museologie“ überhaupt. Weniger als für die viel besprochene Schau selbst, die sich durch eine konsequente Darstellung materieller Kultur der Maori als Kunst auszeichnete, interessiert sich McCarthy dabei für den daran anknüpfenden museologischen Diskurs, der insbesondere die Einbindung indigener Positionen als progressive Errungenschaft neuerer musealer Praxis feierte. Indem McCarthy auf mannigfaltige Spuren indigener „agency“ in wesentlich früheren Ausstellungen hinweist, gelingt es ihm, die überschwängliche Reform-Rhetorik der „Neuen Museologie“ zu korrigieren. Seine anschließende Generalkritik postkolonialer Museumstheorie, die er als herrschaftsfixiert darstellt, schießt indes über das Ziel hinaus.

Mit dem letzten Kapitel von Robert Janes kommt die Sektion schließlich in der Gegenwart an und versucht den Ausblick in eine mögliche Zukunft. Janes’ Plädoyer für ein „inklusives Museum“, das durch gegenwarts- und problemorientierte Aktivitäten seiner gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wird, ist dabei in seinem moralisierenden Duktus und wenig analytischen Tiefgang nicht untypisch für diese (grundsätzlich verdienstvolle) Sparte der Museumsliteratur.

„Museum Revolutions“ trägt aufs Ganze gesehen eine Vielzahl interessanter Einzeluntersuchungen zusammen, die ein breites Spektrum an Fragen abdecken, Anregungen für vertiefende Studien geben sowie Trends und Themen neuerer Forschungen zur Museumsgeschichte erkennen lassen. Kritisch zu sehen ist dennoch der lose inhaltliche Zusammenhang und vage konzeptionelle Zuschnitt des Bandes. Der kühne Titelbegriff der „Museumsrevolutionen“ hätte einen stärker programmatisch konturierten Zugriff erwarten lassen.

Viereggs „Geschichte des Museums“ kann, „Museum Revolutions“ will keine überzeugende Gesamtdarstellung globaler Museumsgeschichte liefern. Ein solches Buch muss auf der Höhe des aktuellen Forschungsstandes noch geschrieben werden.2

Anmerkungen:
1 Einen knappen Überblick zur Entwicklung des Feldes gibt Randolph Starn, A Historian’s Brief Guide to New Museum Studies, in: American Historical Review 110 (2005), S. 68-98.
2 Auch die unlängst erschienene überarbeitete Neuauflage eines Klassikers der Museumshistoriographie kann diese Lücke nicht füllen: Edward P. Alexander / Mary Alexander, Museums in Motion. An Introduction to the History and Functions of the Museum, Lanham 2008 (zuerst Nashville 1979).

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