G. Evers: Kirche und Katholizismus - Die Länder Asiens

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Titel
Die Länder Asiens.


Autor(en)
Evers, Georg
Herausgeber
Gatz, Erwin
Reihe
Kirche und Katholizismus seit 1945 5
Erschienen
Paderborn 2003: Ferdinand Schöningh
Anzahl Seiten
455 S.
Preis
€ 56,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Gisela Fleckenstein, NRW Personenstandsarchiv Rheinland, Brühl

Die katholischen Kirchen in Asien sind – mit Ausnahme der Philippinen – bis heute Minderheitenkirchen, die in der multikulturellen und multireligösen Welt Asiens nur schwer eine eigene Identität entwickeln. Für Informationen über die Kirchen Asiens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war man bis jetzt auf die wenigen Seiten im 1979 erschienen letzten Band des „Handbuchs für Kirchengeschichte“1 und die knappen Länderartikel im „Lexikon für Theologie und Kirche“ 2 angewiesen. Der Theologe und langjährige Asienreferent im Missionswissenschaftlichen Institut Missio in Aachen, Georg Evers, hat diese Lücke jetzt geschlossen und einen gut recherchierten und flüssig geschriebenen Band in der von Erwin Gatz herausgegebenen Reihe „Kirche und Katholizismus seit 1945“ vorgelegt. Die ursprünglich vierbändige, auf Europa und Nordamerika beschränkte Reihe ist um drei Bände erweitert worden. Die noch ausstehenden Teile umfassen den Vorderen Orient und Nordafrika sowie Mittel- und Lateinamerika.

Evers behandelt die Länder, die in der seit 1970 in Manila gegründeten Federation of Asian Bishops Conferences (FABC) zusammengefasst sind: Bangladesch, Indien, Indonesien, Japan, Korea, Laos-Kambodscha, Malaysia-Singapur-Brunei, Birma (Myanmar), Pakistan, Philippines, Sri Lanka, Taiwan, Thailand, Vietnam, Hongkong, Kasachstan, Kirgistan, Macau, Mongolei, Nepal, Sibirien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan. Hinzu kommen die Volksrepublik China, Nordkorea, Tibet und Osttimor, die aus politischen Gründen an einer Mitgliedschaft in der FABC verhindert sind. Das Ende des Zweiten Weltkrieges ist eine richtungsbestimmende Zäsur in der Geschichte der asiatischen Länder, weil die Mehrzahl der Kolonialmächte ihren Rückzug antreten musste. Evers gibt in seinen unterschiedlich umfangreichen Länderartikeln einen kurzen Rückblick auf die Missions- und Kirchengeschichte bis 1945 und spiegelt dann die Kirchengeschichte auf den jeweiligen politischen Besonderheiten der Länder. Abschließend bietet Evers immer noch einen Blick auf die Geschichte der protestantischen Kirchen sowie auf ökumenische und interreligiöse Kontakte und Probleme.

Evers hebt deutlich die Fehler europäischer Missionsarbeit hervor, die es nicht geschafft hat, die Entwicklung einer eigenständigen Ortskirche zu fördern. Hinzu kam, dass fast alle Ortskirchen zu Beginn der politischen Unabhängigkeit der Länder kaum über einen einheimischen Klerus und Bischöfe verfügten. In umfangreicheren Länderartikeln beleuchtet Evers immer das Verhältnis zum Vatikan und er nimmt auch einen Perspektivenwechsel vor, wenn er die Papstbesuche der Gegenwart aus einheimischer Sicht bewertet. Einige Artikel – wie z. B. Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisien umfassen nur wenige Zeilen, was aber bei einem Katholikenanteil von knapp 0,5 % auch gerechtfertigt ist.

Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) war ein Epoche machendes Ereignis bei dem die asiatischen Bischöfe erstmals Gelegenheit hatten, sich über ihre kirchlichen und pastoralen Situationen zu verständigen. Das Konzil bestimmte auch die pastorale und theologische Ausrichtung der FABC. Zentrale Aufgaben sind: „1. Dialog mit den Kulturen auf dem Gebiet der Inkulturation, 2. Dialog mit den Religionen in den Bemühungen um den interreligiösen Dialog und 3. Dialog mit den Armen in einer fundamentalen Option für die Armen im sozialen Apostolat „ (S. 21) Ergebnisse des Dialogs flossen in die 1998 abgehaltene Asiensynode ein, bei der auch deutlich wurde, dass die römische Kirchenleitung den eigenständigen Weg einer asiatischen Kirche und Theologie mit Skepsis beäugt. In der Zeit zwischen 1945-2002 wurde in der Mehrzahl der asiatischen Länder der Schritt von der Missionskirche unter ausländischen Priestern und Bischöfen zu Ortskirchen mit einheimischem Episkopat und Klerus vollzogen.

Der Anhang enthält statistische Angaben zu Einwohnern, Katholiken, Diözesen und Klerus, die dem Annuario Pontificio 2002 entnommen wurden. Der Band wird abgerundet durch ein Personen- und Sachregister. Wünschenswert wären Kartenmaterial mit Berücksichtigung der kirchlichen Grenzen sowie ein Verzeichnis der Bistümer der jeweiligen Länder. Doch die fundierten Überblicksdarstellungen bieten eine Fülle von Material für Historiker, Theologen und Politikwissenschaftler.

Anmerkungen:
1 Metzeler, Joseph, Die Jungen Kirchen in Asien, Afrika und Ozeanien, in: Jedin, Hubert; Repgen, Konrad (Hgg.), Handbuch der Kirchengeschichte VII: Die Weltkirche im 20. Jahrhundert, Freiburg im Breisgau 1979-1985, S. 769-820.
2 Wie z.B. Evers, Georg, Asien IV. Kirche in der Gegenwart, in: Lexikon für Theologie und Kirche 1, 3. völlig neu bearbeitete Auflage, Freiburg im Breisgau 1993, Sp. 1070f.; Rivinius, Karl Josef, China III. Missions- und Kirchengeschichte 19. und 20 Jh.; Malek, Roman, IV. Kirche und Theologie in der Gegenwart, in: Lexikon für Theologie und Kirche 2, Freiburg im Breisgau 1994, Sp. 1059-1063; Sp. 1063-1075.

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