Denkmal für die ermordeten Juden Europas

: "Ein Ort, an den man gerne geht". Das Holocaust-Mahnmal und die deutsche Geschichtspolitik nach 1989. München 2005 : Carl Hanser Verlag, ISBN 3-446-20586-1 397 S. € 23,50

: Gegen das Holocaustdenkmal der Berliner Republik. . Berlin 2005 : Karin Kramer Verlag, ISBN 3-87956-302-0 128 S. € 12,80

: Holocaust-Rezeption und Geschichtskultur. Zentrale Holocaust-Denkmäler in der Kontroverse. Ein deutsch-österreichischer Vergleich. Idstein 2005 : Schulz-Kirchner Verlag, ISBN 3-8248-0381-X 363 S. € 42,00

Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Hrsg.): Materialien zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. . Berlin 2005 : Nicolaische Verlagsbuchhandlung, ISBN 3-89479-221-3 183 S. € 24,90 (Buchhandelsausgabe)

Rezensiert für H-Soz-Kult von
Christian Saehrendt, Berlin

Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas – meist kurz als Holocaust-Mahnmal bezeichnet – ist eingeweiht. Nach jahrelangen quälenden Debatten macht sich überall Erleichterung breit.1 Die Anhänger und Lobbyisten des Projekts sonnen sich im Gefühl des Erfolgs, die Kritiker tauen beim Gang durch das Gelände auf – so schlimm, so monumental ist es ja doch nicht geworden. Sommer in Berlin: Man geht gerne zum Denkmal, springt von Betonblock zu Betonblock, sonnt sich, steht geduldig in der Schlange vor dem „Ort der Information“.

Dennoch bleibt bei vielen Beobachtern das Unbehagen zurück, hier werde auf elegante Weise ein Schlussstrich unter die Aufarbeitung des Nationalsozialismus gezogen. Am deutlichsten macht dies der Kunsthistoriker Hans-Ernst Mittig in seiner Streitschrift „Gegen das Holocaustdenkmal der Berliner Republik“, in der er seine Bedenken gegen das Medium „Denkmal“ bündelt und auf die politischen Nutznießer des Projekts hinweist. Holger Thünemann argumentiert in seinem Vergleich zwischen dem Berliner Denkmal und dem Wiener Denkmal Rachel Whitereads für die ermordeten österreichischen Juden zurückhaltender, fordert jedoch die „Rekontextualierung“ dieser Denkmäler, damit sie nicht schon bald zu „erratischen Blöcken“ in der Erinnerungslandschaft degenerierten. Claus Leggewie und Erik Meyer wollen eben zu dieser Rekontextualisierung beitragen, indem sie die Denkmalsgenese einem breiteren Publikum nahe zu bringen versuchen. Ihr Buch entstand im Rahmen des Gießener Sonderforschungsbereiches „Erinnerungskulturen“ 2 und steht dem Berliner Mahnmalsprojekt grundsätzlich positiv gegenüber. Als offizieller Führer durch die Ausstellung im „Ort der Information“ unter dem Denkmal dienen schließlich die „Materialien zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, herausgegeben von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas.3 Die vier neuen Publikationen verlängern die bereits umfangreiche Bibliografie zum nunmehr siebzehnjährigen Denkmalsstreit, und sie stimmen überein, dass sowohl die Debatte als auch die jetzt einsetzende Nutzung durch das Publikum als Teile des Denkmals betrachtet werden müssen.

Alle vier besprochenen Bücher skizzieren den Verlauf des Denkmalsstreits. Neben den „Materialien zum Denkmal“ wollen vor allem Leggewie und Meyer ein breiteres Publikum erreichen und versuchen sich an einer eingängigen Schreibweise. Sie nehmen ausdrücklich Touristen, Abiturienten, Schüler mit Migrationshintergrund als Zielgruppe ins Visier – was angesichts des komplexen Themas und der knapp 400 Buchseiten idealistisch anmutet. Das Buch ist eher als ein handlicher Wegweiser für vorinformierte Leser geeignet. Flüssig geschrieben, mit kurzen Kapiteln und feuilletonistischen Überschriften vermag der Text zu fesseln; die Verwendung des Präsens trägt Tempo und Spannung in die Darstellung hinein. Einige Schnitzer bei Namensnennungen trüben das Bild. Leider fehlen Personenregister und Zeittafeln. Trotz anderslautender Ansprüche bleibt die Arbeit ein Produkt der universitären „Forschungsindustrie“, die sich im Feld der „Erinnerungskulturen“ angesiedelt hat (die Autoren benutzen diesen Begriff distanzierend, S. 12).

Leggewie und Meyer zeigen auf, wie aus einer kleinen privaten Initiative mit einer exzentrischen Journalistin als Galionsfigur sukzessive eine Bewegung für ein Nationaldenkmal erwuchs. Die Denkmalsgenese erscheint bei ihnen eingebettet in eine Vielzahl politischer Entscheidungsprozesse („Deliberation und Dezision“); die Debatte beleuchtet die politische Realität der späten Bundesrepublik bzw. frühen „Berliner Republik“. So objektiv die Autoren den Entstehungsprozess des Denkmals, die politischen und diskursgeschichtlichen Hintergründe beleuchten, so erstaunt andererseits ihre unverhüllte Parteinahme für das Monument: „Wer ohne vorgefasste Meinung durch das Denkmal geht und sich auf die Vereinzelung einlässt, die es erzwingt, wer also auf den eigenen Verstand und das eigene Gefühl baut, der wird sich der Kraft dieses Mahnmals kaum entziehen können.“ (S. 308) Zwischen Verstand und Gefühl sollte man sich bei der Urteilsbildung allerdings entscheiden. Letztlich zeigt sich, dass die Autoren den saloppen Schröder-Spruch nicht in sarkastischer, sondern in programmatischer Absicht als Buchtitel verwenden.

Auch Thünemann kommt in seiner Münsteraner Dissertation zu der Ansicht, wer für die historische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus eintrete, könne die Denkmäler per se nicht ablehnen. Doch sieht er in dieser Situation die Geschichtsdidaktik gefordert. Ihre Aufgabe sei es, „NS-Vergangenheitsdiskurse transparent zu machen, in denen historisches Geschehen zwar nicht vergessen, aber auf vielfache Weise verformt, verharmlost oder kritischer Analyse entzogen“ werde (S. 288). Genau dieses Problem wohne den Berliner und Wiener Denkmälern inne. Thünemann stellt in den Denkmalsdebatten vier auffällige Tendenzen fest: die Sakralisierung in ästhetischer und sprachlicher Hinsicht („heiliger Ort“), die kulturelle Nivellierung durch die Vermarktung als Sehenswürdigkeit und Event, die Entdifferenzierung des Inhalts durch abstrakte Entwürfe und ikonografische Beliebigkeit (Friedhofsidee in Berlin, Juden als „Volk der Bücher“ in Wien). Besonders gravierend wirkt die von Thünemann beobachtete Tendenz, dass Holocaust-Mahnmale zu Bausteinen positiver Identitätsstiftung werden, als Zeichen für den Stolz auf die historische Leistung der Aufarbeitung durch die Täternachkommen: „Anstelle von Selbstreflexion tritt dann Selbstgewissheit“ (S. 290), vielleicht sogar die alte deutsche Überheblichkeit, nunmehr ins Bewusstsein des „Gedenkweltmeisters“ gewendet. Während dies auf die Generation von Lea Rosh, Eberhard Jäckel und anderen zutreffen mag, ist noch nicht absehbar, wie identitätsstiftend die Holocaust-Mahnmale auf zukünftige Generationen wirken, die zunehmend von Einwanderern und deren Nachkommen geprägt sein werden. Leggewie und Meyer problematisieren dies anhand einer Umfrage unter Schülern mit Migrationshintergrund, die sich teils als „diskriminierte Ausländer“ mit den jüdischen Opfern identifizieren, teils die Deutschen der NS-Zeit in Schutz nehmen. Ein wachsender Teil wird sich ohnehin bald auf die „Gnade der richtigen Geburt“ berufen und behaupten, die Verbrechen der Deutschen gingen sie als Türken, Araber etc. ohnehin nichts an.

Thünemann macht in seiner akademischen, recht trockenen Studie, die sich offenbar vornehmlich an Geschichtslehrer und Lehramtsstudenten wendet, konkrete Vorschläge zur notwendigen Rekontextualisierung der Holocaust-Mahnmale. Er empfiehlt denkmalnahe „museale Informationseinrichtungen“, die sowohl die NS-Verbrechen als auch die Rezeptionsgeschichte seit 1945 dokumentieren. Sinnvoll erscheint ihm zudem eine Dauerpräsentation der nicht realisierten Denkmalsentwürfe, welche das Monument als geschichtliches Produkt kenntlich machen würde (S. 292). Solche zusätzlichen Informationsorte sind schon oft gefordert worden. Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätten befürchten indes, dass der Berliner „Ort der Information“ unter dem Holocaust-Mahnmal bald als unzureichend kritisiert werden wird und sich damit der Druck erhöht, in der Hauptstadt ein Holocaust-Museum zu errichten. Ein derartiges Museum würde als Prestigeprojekt des Zentrums die dezentralen NS-Gedenkstätten an historischen Orten in den Schatten stellen und wäre zudem anfällig für eine ambitionierte Geschichtspolitik künftiger Regierungen.

Genau diesen Zusammenhang stellt Mittig in den Mittelpunkt seiner Streitschrift „Gegen das Holocaustdenkmal der Berliner Republik“. Mittig ist Kunsthistoriker und emeritierter Professor der Hochschule (heute Universität) der Künste; er war Teilnehmer jener drei Expertenkolloquien, die im Frühjahr 1997 von den Wettbewerbsauslobern des Holocaust-Mahnmals organisiert worden waren, um die damalige Krise des Projektes zu meistern – und um Kritikern aus Politik und Wissenschaft die Gelegenheit zu geben, Dampf abzulassen. Auch Leggewie und Meyer sehen in diesen Kolloquien eine „Alibiveranstaltung“ ohne reale Einflussmöglichkeiten der Teilnehmer. Mittig hebt hervor, dass es eine Konkurrenz der Erinnerungsmedien und Geschichtsrelikte gibt; die Ressource „öffentliche Aufmerksamkeit“ sei begrenzt. Dies erscheint plausibel: Eine Schulklasse wird sich nicht die Mühe machen, zur KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen zu fahren, wenn sie das zentral gelegene Holocaust-Mahnmal ins straff geplante Berliner Sightseeing-Programm einbauen kann. Mittig stellt einen politischen Zusammenhang zur Vernachlässigung der NS-Gedenkstätten her: Die Konfrontation mit den Sachzeugnissen des NS-Systems sei „nicht dazu geeignet, eine emotionale Bindung an den Staat zu entwickeln“ (S. 35). Neben der innenpolitischen Funktion „Büßen für Deutschland“ diene das Denkmal hauptsächlich der Reputation der Berliner Republik im Ausland.

Mittig provoziert außerdem mit dem Satz, Eisenmans Denkmal könnte „bei anderer sprachlicher Zusatzinformation dem Untergang des 6. Armee bei Stalingrad gewidmet sein“ (S. 52). Er kann durchaus nachweisen, dass das Holocaust-Mahnmal sowohl in den künstlerischen Formen als auch in der „Gebrauchsanleitung“ den Traditionen von Kriegerdenkmälern folgt: Die Betonblöcke schreiben die Motivgeschichte des Grabsteins fort, das ganze Areal imitiert einen Friedhof. Das Monument setze ein Gestaltungsprinzip des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge um: „Der Besucher soll zur Einkehr bei sich selbst geführt werden, nicht zu der kollektiven Kriegsgegnerschaft […].“ (S. 49) Wie eine Krypta liegt der „Ort der Information“ unter dem Denkmal; auch hier werde der Besucher in meditativer Atmosphäre zur Einkehr animiert. Mittig verspürt den „peinlichen Eindruck, daß die toten Juden als Stimulans deutscher Innerlichkeit“ dienen sollen (S. 54). Die häufige Interpretation des Eisenmanschen Entwurfs als „wogendes Kornfeld“ knüpfe an die schwelgerische Saat- und Fruchtmetaphorik des Gefallenenkultes des Ersten Weltkriegs und der Weimarer Republik an. Schließlich kommt Mittig noch auf das Dilemma der abstrakten Kunst zu sprechen: Die Architektur soll sinnlich irritieren, aber nicht darstellen. Der Besucher wird alleingelassen, sofern er nicht in den „Ort der Information“ geht. Mit der Entscheidung gegen eine zeichenhafte Architektur und Bildhauerei durchschneide das Denkmal zudem auch die Tradition einer figürlichen antifaschistischen Kunst.

Mittigs kunsthistorisch fundierte Kritik wirft einen Schatten auf das harmonische Bild der Denkmalseinweihung. Sie nährt den Verdacht, das Projekt sei misslungen und die Erinnerungskultur entwickle sich mit ihm in eine falsche Richtung. Die generellen Zweifel, ob sich zeitgenössische Kunst, skulpturale Architektur oder architektonische Denkmäler zur Erinnerung an den Holocaust eignen, werden bestärkt. Mit dem Bau staatlicher Denkmäler wird ein Konzept des 19. Jahrhunderts wieder belebt: Denkmäler mit pädagogischem Anspruch werden in den öffentlichen Raum implantiert, sollen die Raumkontrolle und die Diskursherrschaft des Staates oder maßgeblicher politischer Gruppen dokumentieren. Während diese politische Funktion des Denkmals im Grundsatz konstant geblieben ist, hat sich die Formensprache radikal geändert. Figurative Darstellungen in naturalistischer oder expressiver Tradition sind nahezu verschwunden; nur im geschützten Raum der DDR hielt sich die figürliche Kunst bis 1989, weil sie Staatsdoktrin war. Neuere Denkmäler, die den Prozess des Erinnerns thematisieren und ästhetisieren, nutzen vor allem das Raumgefühl als Bedeutungsträger. Eisenmans Denkmal für die ermordeten Juden Europas stellt dafür ein extremes Beispiel dar: Die labyrinthische Anlage mit ihren schiefen Ebenen zielt auf das Körpergefühl des Besuchers; er soll desorientiert und verunsichert werden und sich damit in die Situation der NS-Opfer einfühlen können – ein sehr fragwürdiger Anspruch.

Denkmäler sollen etwas leisten, was die empirische und archivierende Wissenschaft in der Regel nicht leisten kann und will: Geschichte auf Fixpunkte verdichten und veranschaulichen, ein indifferentes, vielleicht sogar wissenschaftsfeindliches Publikum emotional bewegen und geistig aufscheuchen. Das Dilemma besteht nun darin, dass heutige Denkmäler ihren politischen Bildungsanspruch mit Hilfe einer diskursgestählten, selbstreferentiellen Formensprache artikulieren müssen, die vielen Betrachtern unverständlich bleibt. Am Ende steht bei vielen zeitgenössischen Denkmälern wieder ein Kompromiss: Sie werden ergänzt durch „Orte der Information“. Ohne Einbindung in die institutionalisierte Kommunikation der Bildung und der politischen Rituale traut man der Kunst nichts zu. Diese Kunstskepsis ist zumindest teilweise berechtigt, denn kein Denkmal kann die konkrete Erinnerungsarbeit und Forschung an den historischen Stätten ersetzen. Während Forschung und Lehre an den Universitäten zusammengespart werden, Bibliotheksetats schrumpfen und die Gedenkstätten trotz gestiegener Aufmerksamkeit mit knappen Mitteln auskommen müssen, schmückt sich die Hauptstadt mit zentralen Denkmälern. Diese Prioritätensetzung könnte sich schon in wenigen Jahren unangenehm bemerkbar machen.

Während Thünemann in dieser Situation zur didaktischen „Rekontextualisierung“ rät, stellen sich Leggewie und Meyer die bange Frage: „Besteht das Mahnmal im Strom des Histotainment?“ (S. 10) Die Denkmalsstiftung unternimmt selbst erhebliche Anstrengungen, das Denkmal zu kontextualieren. Zur Ausstellung im „Ort der Information“ hat sie einen Begleitband herausgebracht, der einerseits der Selbstdarstellung des Projekts dient und andererseits wichtige Informationen über den Völkermord liefert: eine Chronik der Ereignisse, Berichte vom jüdischen Leben der Vorkriegszeit, erschreckende Bilder, auf denen endlich auch einmal Täter zu sehen sind. Man möchte diesem Band, der unter Mitwirkung einer Expertenkommission aus Wissenschaft und Politik (u.a. Wolfgang Benz, Reinhard Rürup, Aleida Assmann, Salomon Korn, Peter Eisenman) zustande gekommen ist, weite Verbreitung wünschen. Wenn nur jeder Dritte der geschätzten jährlichen 800.000 Denkmalsbesucher ihn kaufte, wäre viel gewonnen.

Die „Materialien“ nehmen wichtige Kritikpunkte des Denkmalsstreits auf, ohne sie entkräften zu können. So soll der „Ort der Information“ die Denkmalsanlage nicht stören und ihr keine Besucher entziehen, hofft die Stiftung (S. 40). Tatsächlich wird die Anlage durch Treppen, Notausgänge und Fahrstuhlhaus erheblich verunstaltet. Zudem konnte der Rezensent an den ersten Öffnungstagen beobachten, dass sich eintreffende Besucher sofort in die Warteschlange vor dem „Ort der Information“ einreihten, statt zuerst das Denkmalsareal zu erwandern. Auf die Kritik Mittigs an der Gedenk-Krypta geht die Ausstellungsmacherin Dagmar von Wilcken ein – und bestätigt sie letztlich. Sie verteidigt ihr Konzept von der „zentralen Bedeutung der Lichtdramaturgie“; Licht diene hier nicht zur Raumbeleuchtung, sondern als „Übermittler von Informationen“ (S. 42ff). Hinterleuchtete Vitrinen erhellen den schummrigen Raum. Das Lesen der Texte in den Bodenvitrinen zwingt den Besucher tatsächlich zu einer Büßerhaltung mit gesenktem Haupt.

Neben Wolfgang Thierse gebührt Lea Rosh die Ehre, das Vorwort der „Materialien“ zu verfassen. Rosh bewies mit ihrer jüngsten Exaltation – sie wollte einen Zahn im Denkmal beerdigen, den sie in der Gedenkstätte Belzec gefunden hatte –, dass sie ihr eigenes Denkmal nicht versteht. Nun blickt sie zurück auf die „Kampfzeit“ der Bürgerinitiative: „Wir hatten weder Geld noch Machtpositionen […]. Wir standen bei Wind und Wetter auf der Straße, mit Unterschriftenlisten und Keksbüchsen fürs Kleingeld.“ Sie endet mit dem fatalen Satz „Es lebt sich jetzt leichter in diesem Land“ (S. 9) und bestätigt damit all jene Kritiker, die diesen Denkmalsbau als selbsttherapeutisches Lebenswerk der Protagonisten, als Baldrianpille für die nationale Identität, letztlich als ästhetische „Schlussstrichpolitik“ bekämpft haben.

Wenigstens sind sich die drei erstgenannten Publikationen in dem Punkt einig, dass die Debatte mit der Einweihung des Denkmals nicht beendet ist. Vielmehr darf man in den kommenden Monaten auf einen neuen, eigensinnigen Mitspieler gespannt sein: das Publikum.

Anmerkung:
1 Zur Entstehungsgeschichte und den Reaktionen auf die Einweihung vgl. auch <http://www.zeitgeschichte-online.de/md=Holocaust-Mahnmal-Inhalt>.
2 <http://www.uni-giessen.de/erinnerungskulturen/home/index.php>.
3 <http://www.stiftung-denkmal.de>.

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