C. Bruun u.a. (Hrsg.): The Oxford Handbook of Roman Epigraphy

Cover
Titel
The Oxford Handbook of Roman Epigraphy.


Herausgeber
Bruun, Christer; Edmondson, Jonathan
Reihe
Oxford Handbooks
Erschienen
Anzahl Seiten
XXXVII; 888 S.
Preis
£115.00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Lennart Gilhaus, Institut für Geschichtswissenschaft, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

Handbooks und Companions sind seit einigen Jahren in Mode gekommen und liegen mittlerweile zu einer Vielzahl auch entlegener Themen vor. Nun hat auch die römische Epigraphik ein eigenes Handbuch erhalten, das Christer Bruun und Jonathan Edmondson, zwei ausgewiesene Kenner der Materie, herausgegeben haben. Der voluminöse Band besteht aus 35 Beiträgen sowie sieben kurzen Appendizes und ist reich ausgestattet mit Abbildungen und Tabellen.

Das Handbuch ist in drei Teile von unterschiedlicher Länge gegliedert. Im ersten Abschnitt, der fünf Beiträge umfasst (S. 3–86), werden methodische Probleme und die Geschichte der Erforschung römischer Inschriften diskutiert. Daneben werden auch die wichtigsten epigraphischen Corpora und digitalen Ressourcen vorgestellt. Die drei Beiträge im zweiten Teil (S. 87–148) beschreiben die wichtigsten Inschriftentypen, setzen sich mit den Techniken zur Herstellung von Inschriften auseinander und diskutieren das Konzept des „epigraphic habit“. Die restlichen 27 Beiträge (S. 149–782) gehören dem dritten Abschnitt an, in dem der Quellenwert von Inschriften für verschiedene Bereiche beschrieben wird. Auf Abschnitte zu bestimmten Personengruppen und politischen Verhältnissen (S. 151–394) folgen drei Beiträge zur Religion in Rom, zu Italien und den Provinzen sowie zum Christentum (S. 395–468). Danach werden in mehreren Beiträgen die römische Familie, verschiedene soziale Institutionen und Praktiken sowie das ökonomische Leben im römischen Reich behandelt (S. 469-696). Abschließend werden Inschriften als sprachliche und literarische Dokumente in den Blick genommen, und die Debatte um den Alphabetisierungsgrad der römischen Gesellschaft wird behandelt (S. 697–782). Die Appendizes (S. 783–816) stellen das Leidener Klammersystem, die wichtigsten Abkürzungen in Inschriften, die römischen onomastischen Konventionen, Verwandtschaftsbezeichnungen und die römischen Tribus und Zahlwörter vor und bieten eine Liste der wichtigsten Internetseiten zur römischen Epigraphik.1 Beigefügt sind zudem ein Index der behandelten Inschriften und Quellenstellen sowie ein ausführliches Register der erwähnten Personen, Orte und Sachthemen (S. 821–888).

Die Beiträge konzentrieren sich vor allem auf die ersten drei Jahrhunderte n. Chr., in eigenen Beiträgen werden aber auch die römische Republik (S. 153–177), die Spätantike (S. 364–393) und die christliche Epigraphik (S. 445–468) behandelt. Zudem widmet sich der Band nicht nur den lateinischen Inschriften, sondern zumindest in einem Beitrag werden auch die lokalen Sprachen in Italien und im Westen (S. 699–720) in den Blick genommen. Dennoch ist der Band trotz der Behauptung der Herausgeber (S. IX) eher ein Handbuch der lateinischen Epigraphik als ein Werk, das die römische epigraphische Kultur, also die Nutzungsformen des Mediums „Inschrift“, in den Blick nimmt.2 Meines Erachtens liegt hier eine Schwachstelle des Handbuchs. Die Beiträge sind zwar alle von hoher Qualität und bieten einen guten Überblick zu allen Lebensbereichen, Institutionen und Personengruppen in der römischen Welt, für deren Erforschung Inschriften eine wichtige Quelle darstellen. Allerdings werden die epigraphischen Zeugnisse fast immer nur als Texte behandelt, aus denen Informationen gewonnen werden können. Die Materialität der Inschriften, die Verbindung mit den beschriebenen Objekten und die raumgestaltende Wirkung der Monumente werden kaum thematisiert. Wenig wird auch auf die Sichtbarkeit von Inschriften und den Umgang mit ihnen eingegangen. Inschriften werden in diesem Band fast nur als Quellen behandelt, das Medium „Inschrift“ und die Wandlungen seiner Nutzung selbst werden hingegen nur wenig beleuchtet. Das ist umso mehr verwunderlich, da gerade diese Aspekte im Fokus der neueren Forschung stehen3 und deswegen in anderen neueren Einführungen in die lateinische Epigraphik verstärkt Berücksichtigung finden.4 Trotz dieses Mankos werden Epigraphiker und Althistoriker dieses Handbuch in Zukunft mit Gewinn zur Hand nehmen.

Anmerkungen:
1 Merkwürdigerweise fehlt in der Linkliste ein Hinweis auf die Epigraphische Datenbank Clauss-Slaby (EDCS [http://www.manfredclauss.de/]), obwohl sie mehrfach erwähnt wird (etwa S. 80–81).
2 Daran ändert auch der Beitrag zu den lokalen Eliten im Osten des Reichs nichts, der als einziger auch griechische Inschriften näher betrachtet (S. 250-273), und gerade deshalb etwas fehl am Platz wirkt.
3 Siehe etwa Gareth Sears / Peter Keegan / Ray Laurence (Hrsg.), Written Space in the Latin West, 200 BC to AD 300, London / New York 2013 und Werner Eck / Peter Funke (Hrsg.), Öffentlichkeit – Monument – Text. XIV Congressus Internationalis Epigraphiae Graecae et Latinae. Akten, Berlin 2014; siehe hierzu auch: Sven Günther, Rezension zu: Werner Eck / Peter Funke (Hrsg.), Öffentlichkeit – Monument – Text. XIV Congressus Internationalis Epigraphiae Graecae et Latinae. 27.–31. Augusti MMXII – Akten, Berlin 2014, in: H-Soz-Kult, 02.02.2015, <http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-23543> (Stand 11.05.2015).
4 Siehe John Bodel (Hrsg.), Epigraphic Evidence. Ancient History from Inscriptions, London 2001 und Alison Cooley, The Cambridge Manual of Latin Epigraphy, Cambridge 2012.

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