W. Kinzig u.a. (Hrsg.): Kyrill von Alexandrien. Gegen Julian II

Cover
Titel
Kyrill von Alexandrien, Werke, Bd. 1: Gegen Julian, Teil 2: Buch 6–10 und Fragmente.


Herausgeber
Kinzig, Wolfram; Brüggemann, Thomas
Reihe
Die griechischen christlichen Schriftsteller der ersten Jahrhunderte N.F. 21
Erschienen
Berlin 2017: de Gruyter
Anzahl Seiten
XV, S. 411-947
Preis
€ 119,95
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Raphael Brendel, München

Mit dem Erscheinen des zweiten Bandes liegt nunmehr die lange erwartete kritische Edition der Schrift Kyrills von Alexandria gegen Julian vollständig vor.1 Dieser Band enthält den Text der Bücher 6–10 sowie die Fragmente der Bücher 11–19 und die syrischen Fragmente des gesamten Werkes.

Die knappe Einleitung (S. IX) bietet einige Ergänzungen zu den Abweichungen in Bezug auf die Lage der handschriftlichen Überlieferung gegenüber derjenigen der ersten fünf Bücher sowie einige Angaben zu Detailfragen (Bedeutung der lateinischen Übersetzung Oekolampads, Glossen einiger Handschriften). Die ergänzende Bibliographie (S. XI–XV) versammelt neben Spezialuntersuchungen zur erst in diesem Band zentral gewordenen altsyrischen Literatur eine Vielzahl von Titeln aus den letzten Jahren und zeigt somit, wie die Herausgeber sich erfolgreich darum bemüht haben, die Ausgabe bis zuletzt möglichst aktuell zu halten.

Die eigentliche Edition ist folgendermaßen gegliedert: Zuerst wird der griechische Text der Bücher 6–10 geboten (S. 409–746). Daraufhin folgt die Sammlung der Fragmente für die Bücher 11–19, der eine eigene Einleitung der Herausgeber Thomas Brüggemann und Wolfram Kinzig (S. 749–759) mit Angaben zu den Editionen, Textzeugen und Editionsprinzipien vorangestellt ist. Im Text selbst (S. 761–818) werden die griechischen Fragmente nur im Original, die syrischen Fragmente hingegen nur in einer deutschen Übersetzung von Hubert Kaufhold geboten. Einen eigenen Abschnitt erhalten die syrischen Fragmente des gesamten Werkes (S. 819–895). Nach einer allgemeinen Einleitung Kaufholds (S. 821–843), die eindrucksvoll die Bedeutung der syrischen Literatur für althistorische Fragen vor Augen führt und die einzelnen Textzeugen vorstellt, folgt die Edition der Fragmente (S. 844–895). Diese werden im syrischen Original und mit deutscher Übersetzung präsentiert; ist die Übersetzung bereits im Abschnitt zu den Fragmenten der Bücher 11–19 geboten, liegt hier nur noch der syrische Text mit einem entsprechenden Querverweis vor.

Es folgen eine Konkordanz der griechischen und syrischen Fragmente (S. 897–899), ein Stellenindex (S. 903–924) und ein Index der Personen und Orte (925–937), der auch den syrischen Text abdeckt, dort auftretende Namen aber in der griechischen Form erfasst. Die Corrigenda und Addenda zu Band 1 (S. 939–947) haben die in der Rezension des ersten Bandes geäußerten Anmerkungen und Vorschläge mit Wohlwollen aufgenommen (S. 939, Anm. 1), gehen aber weit darüber hinaus und belegen den kritischen Blick, mit dem die Arbeitsgruppe das bereits publizierte Werk auch weiterhin bedacht hat. Die auf den ersten Blick zahlreich wirkenden Ergänzungen und Korrekturen entsprechen allerdings, gemessen an dem großen Umfang des Werkes, nur dem üblichen gelegentlichen und unvermeidlichen Detailfehler.

Der zweite Band zeigt dieselbe Sorgfalt und Umsicht2, die sich bereits im ersten Band durchgehend bemerkbar gemacht hat. Eine sehr gute Idee stellt – trotz der derzeit in Vorbereitung befindlichen Übersetzung des Gesamtwerkes – die zweisprachige Präsentation der syrischen Texte dar, da es so auch dem des Syrischen unkundigen Althistoriker möglich ist, die gesamte Edition ohne Einschränkungen zu nutzen. Der einzige vorzubringende Kritikpunkt ist der hohe Preis der Edition, die somit nur von ausgewählten Bibliotheken und Spezialisten angeschafft werden wird. Ansonsten aber kann diese exzellente Edition, die endlich die notwendige kritische Grundlage für Kyrills Werk vervollständigt und einen wichtigen Beitrag zu Julians Galiläerschrift bietet, ohne Einschränkungen empfohlen werden.3

Anmerkungen:
1 Zum ersten Band siehe die Besprechung des Rezensenten in: H-Soz-Kult, 13.06.2016, http://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-25900 (20.03.2017). Weitere Rezensionen existieren bislang wohl nicht.
2 Lediglich zwei Detailfehler fielen auf: S. 826 heißt es unvollständig „Bei der Stelle geht darum“; S. 849 tritt Anm. 1 sowohl im Text als auch im Anmerkungsapparat doppelt auf.
3 Als bibliographische Vorarbeit für einen zu erhoffenden Kommentar noch folgender Hinweis: An drei Stellen im zehnten Buch Kyrills und einem Fragment sind Kritikpunkte Julians am Märtyrerkult erhalten. Der Rezensent hat sich in seiner Dissertation mit Julians Begräbnisgesetz Cod. Theod. 9,17,5 auch im Kontext dieser Kritik Julians (und anderer heidnischer Autoren) auseinandergesetzt: Raphael Brendel, Kaiser Julians Gesetzgebungswerk und Reichsverwaltung, Hamburg 2017, S. 365–372 (die Belege S. 368, Anm. 1336). Nicola Holm (University of Queensland, Australien) hat in einem Vortrag (Julian’s funeral law and the debate surrounding the memory of St Babylas; Zusammenfassung unter https://www.academia.edu/31639050/Julians_Funeral_Law_and_the_Debate_Surrounding_the_Memory_of_St_Babylas_AABS_19_ [20.03.2017]) dasselbe Gesetz untersucht und plant, dessen Erkenntnisse in naher Zukunft zu publizieren.

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