Cover
Titel
Portraits. 500 years of Roman Coin Portraits – 500 Jahre römische Münzbildnisse


Herausgeber
Pangerl, Andreas
Erschienen
Anzahl Seiten
VIII, 444 S.
Preis
€ 59,00
Rezensiert für H-Soz-Kult von
Sven Günther, Institute for the History of Ancient Civilizations (IHAC), Northeast Normal University, Changchun, China

268 Seiten gestochen scharfe, farbige Abbildungen römischer Führungspersönlichkeiten, insbesondere der Herrscher und kaiserlichen Familienmitglieder samt ausgewählten Rückseitenmotiven – das ist der erste Eindruck, den man beim Aufschlagen des von Andreas Pangerl herausgegebenen Bandes zu den Münzbildnissen erhält. Und damit ist der Schwerpunkt des gewichtigen Werkes schon genannt: Es geht zuerst um die Schönheit und Studie der Portraits auf dem wichtigen, wenn nicht wichtigsten ubiquitär verfügbaren Kommunikationsmittel der Antike. Hierzu hat Pangerl von privaten Sammlern wie von Auktionshäusern und Museen die schönsten Stücke über viele Jahre hin in hoher Auflösung fotografiert, so dass nun eine Auswahl mit Name der portraitierten Person, Datierung, Nominalangabe und Referenzwerkangabe im vorliegenden Buch präsentiert wird. Naturgemäß steht dabei der Avers, die Vorderseite der Münze, welche meist das Personenportrait trägt, im Vordergrund; einige ausgewählte Rückseitenmotive werden im Anschluss daran ebenfalls abgebildet (Nr. 724–793), allerdings ohne nähere Kontextualisierung. Zeitlich werden die Persönlichkeiten der Späten Republik (wie Sulla, Caesar oder Pompeius), vor allem aber die römischen Kaiser von Augustus bis Iulius Nepos und kaiserliche Familienmitglieder abgedeckt.

Begleitet sind die eindrucksvollen Aufnahmen von 14 kürzeren Studien, davon 13 in deutscher Sprache, die sich mehrheitlich ebenfalls mit Portraits und deren Entwicklung befassen. So werden Entwicklungen innerhalb einer Kaiserherrschaft wie bei Mark Aurel (Andreas Pangerl, S. 319–353) oder Commodus (Wilhelm Müseler, S. 355–363) aufgezeigt; es finden sich aber auch übergreifende Analysen zu Portraitentwicklungen, etwa zum Übergang von der iulisch-claudischen zur flavischen Dynastie (Christian Gliwitzky, S. 287–297), im englischen Beitrag von Olivier Hekster (S. 355–361) zum Verankern des neuen Kaisers Septimius Severus in der antoninischen Tradition oder hinsichtlich der Ideale und Anleihen bei den Tetrarchen (Kay Ehling, S. 407–417). Den Frauen des Kaiserhauses, die zu bestimmten Zeiten prominent (nicht nur) im Münzbild erscheinen, sind ebenso drei Aufsätze gewidmet: der Ehefrau Neros, Poppaea Sabina, hinsichtlich Portraittypen zu Lebzeiten und nach ihrem Tode (Hans-Christoph von Mosch, S. 299–307), der Iulia, Tochter des Kaisers Titus, in Venusdarstellung auf Münztypen und einer Statuette (Andreas Pangerl, S. 309–317) sowie der Iulia Domna, Ehefrau des Septimius Severus, als Schlüsselfigur und -repräsentantin im Stabilitäts- und Eintrachtsprogramm der neuen severischen Dynastie nach dem verheerenden Bürgerkriegen am Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. (Marion Meyer, S. 365–373).1 Von besonderem historischen Interesse sind auch die einleuchtenden Überlegungen von Werner Eck zur Verbreitung des Kaiserbildnisses und den Kommunikationswegen wie -abläufen im Römischen Reich (S. 271–275), indem er Parallelen zur Veröffentlichungsprozedere von inschriftlich erhaltenen Kaiser- wie Senatsbeschlüssen zieht.

Obschon alle Beiträge mit einem Anmerkungsapparat und einem kurzen Literaturverzeichnis versehen sind, haben diese eher einführenden denn spezialwissenschaftlichen Charakter. Sie passen damit gut zur Ausrichtung des gesamten Bandes, der vor allem und zuvorderst für die Numismatik und die Ikonographie der römischen Führungspersönlichkeiten begeistern und in dieses Fach einführen will; von daher wohl auch die zweisprachige Ausrichtung in der Einleitung und im Indexteil. Der Fachwissenschaftler wird allerdings ebenfalls Anregungen erhalten, nicht nur in Form der weiterführenden Literaturhinweise, sondern vor allem auch durch die qualitativ hochwertigen Abbildungen, die Detailstudien ermöglichen und für die der Herausgeber auch die digitalen Photographien zu übermitteln bereit ist (vgl. Einleitung, S. 7f.).

Anmerkung:
1 Vgl. dazu jetzt auch die Studie von Elisabeth Günther, Femaleness Matters: Identity and Identification Processes in the Severan Dynasty, in: Marburger Beiträge zur Antiken Handels-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte 34 (2016), S. 113–168.

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