Sommerkurs. Rituale in Reformation und Konfessionalisierung

Sommerkurs. Rituale in Reformation und Konfessionalisierung

Veranstalter
Prof. Dr. Birgit Emich; Natalie Krentz
Veranstaltungsort
Ort
Erlangen
Land
Deutschland
Vom - Bis
02.09.2012 - 06.09.2012
Deadline
31.07.2012
Website
Von
Natalie Krentz

Mit dem Thema „Rituale in Reformation und Konfessionalisierung“ veranstaltet der Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Erlangen (Prof. Dr. Birgit Emich/ Natalie Krentz) in Kooperation mit der Division for Late Medieval and Reformation Studies der University of Arizona (Prof. Dr. Ute Lotz-Heumann) einen Sommerkurs zur Reformationsgeschichte. Der Kurs wird vom 2. September bis 6. September 2012 in Erlangen stattfinden und richtet sich an Promovierende und fortgeschrittene Studierende mit Interesse an der Reformations- und Ritualforschung. Unter der Leitung ausgewiesener Experten − zugesagt haben bereits Christina Brauner, Antje Flüchter, Thomas Lentes, Dominik Fugger, Ute Lotz-Heumann, Barbara Stollberg-Rilinger und Günther Wassilowsky − sollen die vielfältigen Zusammenhänge von Ritual, Reformation und Konfessionalisierung gemeinsam erarbeitet und diskutiert werden.

Inhaltlich sind drei große thematische Blöcke geplant: „Ritualkritik der Reformatoren und kultureller Wandel“, „Die (frühe) Reformation als ritueller Prozess“, sowie „Rituale und Gruppenidentitäten im Zeitalter der Konfessionalisierung“.

Der erste Themenblock setzt bei der Ritualkritik der Reformatoren mit ihren Folgen für Kirche und Gesellschaft an. Dieser Diskurs gilt als bedeutsam für den Übergang von einem durch körperliche Präsenz geprägten Mittelalter zu einem neuen Zeitalter des Repräsentationalen. Damit wird die Reformation häufig als Beginn eines neuzeitlichen Rationalisierungsprozesses der „Entzauberung der Welt“ gedeutet, was auch negativ als Verlust religiöser Sinnlichkeit beurteilt wurde. Diskutiert werden soll dabei unter anderem, ob man dem reformatorischen Ritualverständnis gerecht wird, wenn man es in dieser Weise mit modernisierungs-theoretischen Kategorien fasst und wie sich die reformatorische Ritualkritik auf die katholische Konfessionalisierung auswirkte.

Nach diesen grundlegenden Fragen widmet sich der zweite thematische Block der Durchsetzung der Reformation, die als ein „ritueller Prozess“ (Scribner) beschrieben wurde. Dieser Begriff bezieht sich vor allem auf die Rituale der reformatorischen Bewegung, die sich häufig einer bekannten rituellen Formensprache bedienten, wie z.B. der des Karnevals. Auch die zunächst als willkürlich und chaotisch erscheinenden „Bilderstürme“ konnten auf diese Weise als rituelle Akte der Desakralisierung interpretiert werden, in denen den Bildern und anderen Gegenständen ihre inhärente Heiligkeit genommen wurde. Auf diese Weise zeigt der zweite thematische Block der Sommerschule, wie der oben dargestellte kulturelle Wandel nicht nur in der reformatorischen Theologie konzipiert wurde, sondern in der rituellen Praxis auch eigene Formen der Aneignung fand.

Der dritte Themenblock befasst sich mit der identitätsstiftenden und gruppenbildenden Funktion von Ritualen im Zeitalter der Konfessionalisierung. Das Konzept der Konfessionalisierung (Reinhard/Schilling) hob von Anfang an die Herstellung gleichförmiger Rituale als einen wichtigen Punkt der Konfessionsbildung hervor. Bei aller Ritualkritik konnten so auch die Kirchen der Reformation und ihre Anhänger nicht auf Rituale verzichten, vielmehr wurden diese entscheidend für die Ausformung konfessioneller Gruppenidentitäten.

Die jüngere Forschung hat sich diesem zunächst wenig beachteten Aspekt der Konfessionalisierung verstärkt gewidmet und die spezifisch konfessionelle Ausformung religiöser Rituale im Zusammenhang mit dem Faktor der Landesherrschaft untersucht.

Die Themen sollen jeweils unter Leitung von einschlägig forschenden Wissenschaftlern in Vorträgen und Diskussionen gemeinsam erarbeitet werden. Geplant ist eine ausgewogene Mischung aus Fachvorträgen und gemeinsamen Arbeitseinheiten. Im Rahmen eines Doktorandenkolloquiums sollen auch einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Gelegenheit erhalten, eigene Projekte vorzustellen. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der gemeinsamen Diskussion, zu deren Vorbereitung ein Reader erstellt wird.

Wenn Sie Interesse haben, an diesem Sommerkurs teilzunehmen, bewerben Sie sich bitte bis zum 31.7.2012 mit Lebenslauf und einem kurzen Motivationsschreiben − gerne auch per Email. Falls Sie ein Projekt vorstellen möchten, fügen Sie bitte eine kurze Projektskizze bei. Bewerbungen ohne eigene Projektskizze sind ebenfalls sehr willkommen. Die Teilnahme ist kostenlos, bei der Suche nach einer Unterkunft in Erlangen sind wir gerne behilflich. Sofern keine anderweitigen Finanzierungsmöglichkeiten (z.B. Graduiertenkollegs, Sonderforschungsbereiche) vorhanden sind, können Reise- und Unterkunftskosten in begrenztem Umfang übernommen werden.

Programm

Kontakt

Natalie Krentz

Department Geschichte, Lehrstuhl für Neuere Geschichte I, Kochstraße 4, 91054 Erlangen

091318523937
091318526514

natalie.krentz@gesch.phil.uni-erlangen.de


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