Jansenistische Netzwerke: Mäzene, Übersetzer und Verleger im Alten Reich (1641-1790)

Jansenistische Netzwerke: Mäzene, Übersetzer und Verleger im Alten Reich (1641-1790)

Veranstalter
Prof. Dr. Friedrich Vollhardt; PD Dr. Christoph Schmitt-Maaß
Veranstaltungsort
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.10.2018 - 23.10.2018
Deadline
16.10.2017
Website
Von
Schmitt-Maaß, Christoph

Das Problem von göttlicher Gnade einerseits und menschlicher Freiheit andererseits hat seit der Kontroverse des hl. Augustinus von Hippo mit den Pelagianern immer wieder Anlass zu heftigen theologischen Streitigkeiten gegeben. In der Mitte des 17. Jahrhundert rückte ins Zentrum des damaligen nachreformatorischen Gnadenstreites bezeichnenderweise ein dreibändiges Werk mit dem Titel "Augustinus". Dessen Verfasser, der Löwener Theologe und spätere Bischof von Ypern, Cornelius Jansenius, wurde zum Namensgeber einer Bewegung, die nicht nur theologische, sondern auch enorme (kirchen-)politische Brisanz barg. Im Anschluss an die Positionen von Jansenius formierten sich in zwei Wellen in der Mitte des 17. und nochmals am Beginn des 18. Jahrhunderts seine Anhänger, die als 'Jansenisten' bezeichnet und der Häresie bezichtigt wurden.

In den vergangenen Jahren ist der Jansenismus wiederholt in den Interessenfokus der Forschung gerückt, motiviert v.a. durch die Erforschung frömmigkeitlicher Praktiken. Während die Forschungslage für Flandern, Frankreich und Italien seit Beginn der konfessionsgeschichtlichen Forschung vergleichsweise gut ist, wird der Jansenismus im deutschsprachigen Raum erst seit den 1970er Jahren genauer erforscht, doch hat sich erst in jüngster Zeit die theologische Forschung intensiviert. Dabei ist aus dem Blick geraten, dass der Jansenismus seit dem 17. Jahrhundert auch im deutschsprachigen Raum zahlreiche Fürsprecher und Förderer hatte. Im Sinne der materialitätsgeschichtlich fundierten Netzwerk- und Kommunikationsforschung fragt unser Kolloquium nach den Akteuren, die den Jansenismus im Alten und Habsburger-Reich zwischen 1641 und 1790 förderten – sei es im Sinne der adligen Patronage (Mäzenatentum), sei es durch Übersetzung oder durch Druck und Vertrieb jansenistischen Schrifttums. Sichtbar werden soll durch einen solchen Zugang das konkrete Interesse am Jansenismus, aber auch die Instrumentalisierung des Jansenismus für unterschiedliche – durchaus divergierende – Zwecke. Zur Analyse bieten sich einerseits Ansätze der neueren Studien zur Materiellen Kultur, andererseits die klassische Buch- und Lesergeschichte, Sozietätsgeschichte, Netzwerkforschung und Rezeptionsforschung an. Aufschluss möchten wir außerdem erlangen über die Frage, wie der Jansenismus zum Prozess der Aufklärung einzuordnen ist – hat er ihn begleitet, mitgestaltet, oder im Gegenteil: stellt er eine Alternative, einen 'dritten Weg', dar?

Für einen halbstündigen Vortrag erbitten wir Vorschläge im Umfang von max. 300 Wörtern (Deutsch oder Englisch) nebst Angaben zu Lebenslauf und akademischer Assoziation bis 16. Oktober 2017. Ein Antrag auf Tagungsfinanzierung zur Übernahme von Reise- und Aufenthaltskosten wird gestellt.

Programm

Kontakt

Christoph Schmitt-Maaß

Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Deutsche Philologie, Schellingstraße 3,
80799 München

cschmittmaass@gmail.com


Redaktion
Veröffentlicht am