Ordensgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Vallendar, 01.-03.02.2002)

Ordensgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Vallendar, 01.-03.02.2002)

Organizer(s)
Arbeitskreis Ordensgeschichte 19./20. Jahrhundert
Location
Vallendar
Country
Germany
From - Until
01.02.2002 - 03.02.2002
Conf. Website
By
Gisela Fleckenstein Email:

Zweite Tagung des Arbeitskreises Ordensgeschichte 19./20. Jahrhundert vom 1. - 3. Februar 2002 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar

Auf der Tagung wurden laufende Projekte zur Ordensgeschichte vorgestellt, Fragen des methodischen Zugriffs diskutiert und der Umgang mit unterschiedlichen Quellengattungen erörtert.

P. Laurentius Koch OSB, Ettal, zog eine vorläufige Bilanz zur Zwangsarbeiter(innen)frage aus der Sicht der deutschen Orden und Klöster. Das Thema Zwangsarbeit war in den Klöstern nicht verdrängt, aber es war bis zum Sommer 2000 nicht brisant. Bis Februar 2002 konnten ca. 2.800 Namen ehemaliger Zwangsarbeiter(innen) und Kriegsgefangener ermittelt werden, die in kirchlichen Einrichtungen beschäftigt waren. Der Einsatz erfolgte überwiegend in der Landwirtschaft und in Krankenhäusern. Die Recherchen gestalteten sich problematisch bei kirchlichen Einrichtungen, die inzwischen die Trägerschaft gewechselt haben. Über den Einsatz und die Behandlung von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen in der Benediktinerinnenabtei Herstelle legte Sr. Eunike Wilkens OSB, Herstelle, eine gesonderte Aufstellung vor. Im Mittelpunkt der Ausführungen von Mary-Anne Eder M.A., Ingolstadt, stand die Errichtung von Zentralklöstern nach der Säkularisation durch die Spezial-Kloster-Kommission in Altbayern. Sie untersucht in ihrer Dissertation die Verwaltung der Klöster und die Weiterführung des Konventslebens der nunmehr aus verschiedenen Orden zusammengewürfelten und zum Aussterben bestimmten Gemeinschaften. Die ökonomischen Verhältnisse der Insassen der Zentralklöster waren deutlich schlechter als die der ehemaligen Mitglieder der ständischen Abteien.

Die Sozial- und Mentalitätsgeschichte von Priesterkongregationen in Deutschland zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Vatikanischen Konzil untersucht P. Hans-Werner Halsband OSFS, Münster, in seiner Dissertation. Die Redemptoristen, die Salesianer Don Boscos, die Steyler Missionare, die Missionare des heiligen Franz von Sales sowie die Salvatorianer wirkten als die "Jesuiten des Landes" und rekrutierten zahlreichen Nachwuchs aus dem Arbeiter- und Kleinbürgermilieu, indem sie eine kostengünstige berufsgebundene Erziehung und Bildung in ihren schulischen Einrichtungen anboten. Ausbildungsziel war der Priesterberuf und ein Wirken in der Mission ("Heidenmission" und Volksmission). Gerade die Priesterkongregationen mussten in den 1960er Jahren zahlenmäßig einen rasanteren Abstieg als die etablierten Gemeinschaften verbuchen.

In einem Themenblock wurden vier Modelle für die Konzeption und Abfassung einer Kongregations- bzw. Provinzgeschichte vorgestellt und lebhaft diskutiert. Sr. Birgitta Morthorst SND, Grefrath-Mülhausen, erläuterte den Ansatz der bisher zwischen 1993 und 2001 erschienenen sechs Teilbände der Geschichte der Kongregation der Schwestern Unserer Lieben Frau von Coesfeld. Die Geschichte wird im Auftrag der Kongregation geschrieben und hat zur Aufgabe, auch den zeitgeschichtlichen Hintergrund zu erläutern, da die Bücher auch in Englisch, Französisch, Portugiesisch, Koreanisch und Indonesisch übersetzt werden. Zielgruppe sind in erster Linie die Schwestern der eigenen Kongregation.

Johannes Mertens, Blankenfelde, hat inzwischen mehrere chronologisch orientierte Bände über im 19. Jahrhundert entstandene caritativ tätige Kongregationen vorgelegt. Publiziert sind die Untersuchungen über die Schwestern von der heiligen Elisabeth und die Marienschwestern von Breslau. Eine Geschichte der Hedwigschwestern ist in Arbeit. Er benutzt ordensinterne und externe Quellen, um die wichtigsten Ereignisse im Leben der Kongregation darzustellen. Nicht fehlen dürfen dabei Übersichten über das jeweilige Leitungspersonal sowie über das Wirken der Niederlassungen. Ziel ist die Vorlage eines Nachschlagewerks für die Geschichte der Kongregation. P. Prof. Dr. Klaus Schatz SJ, Frankfurt-St. Georgen, plant eine mehrbändige Geschichte der deutschen Jesuitenprovinzen zwischen 1810/1814 bis ca. 1970. Die Darstellung wird sich an Epochen für den Orden sowie an denen der politischen Geschichte orientieren. Berücksichtigt werden auch die Missionen. Diese Ordensgeschichte versteht sich in der Nachfolge Bernhard Duhrs und will die Geschichte der neuen Gesellschaft Jesu kritisch aufarbeiten.

Dr. Antonia Leugers, München, arbeitet an der Geschichte der Pallotinerprovinz Limburg (1892-1932). Sie verfolgt den Ansatz, die Geschichte eines "Familienunternehmens" zu schreiben, welches sich als geistliche Gemeinschaft an den Schnittstellen zwischen Staat und Kirche bewegt. Zu den Schwerpunkten zählen Fragen nach Ausbreitung, Finanzierung Werbung des "Unternehmens" sowie nach dem Personal, der Formung der geistlichen Gemeinschaft und dem Leben in den Häusern. Es wird eine systematische Darstellungsweise gewählt.

Karsten Kühnel M.A., Hof, stellte den Archivbestand des Deutschen Katholischen Missionsrates im Archiv der Vereinigung Deutscher Ordensobern vor, dessen Verzeichnung von ihm vorgenommen wurde. Die Ergebnisse stehen unter www.orden.de/avdo/findbuch_dkmr im Internet. Er wies besonders auf die Rechtsfragen der Archivbenutzung und die damit verbundenen Sperrfristen hin.

Eine weitere thematische Einheit galt dem Umgang mit unterschiedlichen Quellengattungen bei der Ordensgeschichtsschreibung. Prof. Dr. Reimund Haas, Köln, präsentierte mögliche Quellen zur Ordensgeschichte im Spiegel von Pfarrarchiven am Beispiel des Neusser Modells der subsidiären Pfarrarchivpflege. Gerade in Pfarrarchiven finden sich Quellen für die Schnittstellen mit dem Gemeindeleben der Christen. Dr. Gisela Fleckenstein, Detmold, stellte an ausgewählten Beispielen der Fotosammlung des Archivs der Sächsischen Franziskanerprovinz vom Heiligen Kreuz verschiedene Kategorien von Fotos und deren Interpretationsmöglichkeiten vor. Sie plädierte für eine stärkere Nutzung von Bildquellen, die sich analog den Textquellen interpretieren lassen. Bilder sind nicht nur Illustration sondern auch Quellen. P. Martin Pfeiffer OFM, Fulda, führte einen um 1934/1935 gedrehten Werbefilm über Exerzitienarbeit in Hofheim/Taunus vor. Der Hektik der Großstadt wurde plakativ die innere Ruhe der Exerzitien gegenübergestellt. Der Stummfilm zeigte den Ablauf von Standesexerzitien und vermittelte ein Zeitkolorit.

Die nächste Tagung des Arbeitskreises findet vom 7.-9. Februar 2003 in Vallendar statt. Weitere Informationen bei der Leitung des AKO: Dr. Antonia Leugers (München), Dr. Gisela Fleckenstein (Detmold) und Prof. Dr. Joachim Schmiedl (Vallendar).

Contact (announcement)

Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar
Arbeitskreis Ordensgeschichte 19./20. Jahrhundert
Prof. Dr. Joachim Schmiedl
Pallottistr. 3
56174 Vallendar
Tel.: 0261-6402128
E-Mail: jschmiedl@pthv.de


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