Am 25./26. November 2004 fand in München eine Tagung der AGE, der „Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV“ e.V., statt. Insgesamt etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich zum Erfahrungs- und Gedankenaustausch zu den Themen „Content Managment Systeme“ (CMS), „Geoinformationssysteme“ (GIS), „Digitalisierung und Archivierung“ sowie „multimediale Rekonstruktionen“ und spezifische Fachdatenbanken. Ausgerichtet wurde die Tagung mit Unterstützung der Bayerischen Staatsbibliothek; Kai Ruffing (Marburg), Franz Götz (München) und seinen Mitarbeitern sind für ihr Engagement bei Planung und Durchführung zu danken.
Eine jede AGE-Tagung ist zweigeteilt: in einen anwendungsbezogenen Workshop und einen theorie- und fachwissenschaftbezogenen Vortragsteil. Im Mittelpunkt des Workshops im eigens zusammengestellten „PC-Pool“ der Bayerischen Staatsbibliothek stand diesmal „TYPO3“, ein OpenSource-Content-Managament-Programm [http://typo3.com, typo3.org]. Elmar Rettinger und Torsten Schrade (Universität Mainz, Institut für geschichtliche Landeskunde) erläuterten mittels kleinerer Aufgabenstellungen das Arbeiten mit und an einem Programm, das es browserunabhängig erlaubt, Inhalte einzupflegen und zu bearbeiten. Dank Modulstruktur, ausführlichen Anleitungen, vielfältigen Vorlagen und detaillierten Rechtevergaben stellen CMS wie TYPO3 eine auch für den „Laien“ leicht verständliche Möglichkeit dar, behutsam angeleitet und unauffällig administriert mehr oder minder eigenständig multimediale Inhalte erstellen und präsentieren zu können. Die Unabhängigkeit von kommerziellen Anbietern garantiert CMS-Projekten wie dem Mainzer "Regionet-History" – einem Internet-Portal für die Geschichte Rheinhessens und Netzwerk verschiedener Unterprojekte, Vereine und Gruppen [http://www.igl.uni-mainz.de] – eine relative Zukunfts- und Planungssicherheit, im finanziellen wie im administrativ-technischen Bereich.
In der Folge informierte Michele Balmelli (Universität Zürich) über verschiedene lehr- und lernbegleitende E-Learning-Projekte am althistorischen Seminar der Universität Zürich [http://www.hist.unizh.ch/ag/AG.html]. Gyula Pápay (Universität Rostock, Institut für Multimedia und Datenverarbeitung in den Geisteswissenschaften) hingegen stellte Projekte zur historischen Stadt- und Wirtschaftsentwicklung im Ostseeraum und zum „Atlas frühmitteldeutscher Schreibsprachen“ vor, der mittels skalierbarer Vektorgrafik (SVG) umgesetzt werden soll [http://www.phf.uni-rostock.de/IMD/sprachatlas/start.html]. Dem mehrstündigen Workshop folgte die Jahrsversammlung der AGE.
Der zweite Tag begann mit Grußworten der Veranstalter, sowohl im Namen der Arbeitsgemeinschaft Geschichte und EDV durch den Vorsitzenden Christoph Schäfer als auch im Namen des Gastgebers, der Bayerischen Staatsbibliothek, die – vertreten durch ihren Generaldirektor Dr. Rolf Griebel – alle Teilnehmer nochmals herzlich willkommen hieß.
Gregor Horstkemper (BSB München, Abteilung Bestandsaufbau und Erschließung) eröffnete hernach den Reigen der Vorträge mit „Fachinformation und Fachkommunikation in den Geschichtswissenschaften: Eine Bestandaufnahme“. Er skizzierte und charakterisierte Trends in den europäischen Bibliotheken, deren entscheidendes Merkmal derzeit zweifellos das Zusammenwachsen von Fachinformation und Fachkommunikation ist. Auf diesem Sektor erfolgt derzeit eine Angebotsmultiplikation, deren Ende nicht absehbar scheint und zahlreiche Probleme mit sich bringt. Die Existenz der „hybriden Bibliothek“, wiewohl längst Realität, ist noch lange nicht im allgemeinen Bewußtsein angekommen. Sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen erfordert die Umsetzung zweier Ziele: „Nutzung ohne Qualitätsbruch“ und „Nutzung ohne Medienbruch“. Nur hierdurch läßt sich der gewachsenen Komplexität von Fachinformationsangeboten Rechnung tragen, sie erfordern jedoch mehr denn je den Aufbau adäquater Informationskompetenz: Die Metasuche in Datenbanken, Katalogen, Fachinformationen aller Art und Portalen wird die Realität sein. Das auf dem Historikertag 2004 vorgestellte Portal CHRONICON [http://www.chronicon.de] ist ein Beispiel dafür, wie solche Angebote in Zukunft aussehen könnten.
Diesen roten Faden aufgreifend übernahm Stephan Kellner (BSB München, Abteilung Handschriften und Seltene Drucke, Referat Bavarica) das Pult. Sein Vortrag über „Die bayerische Landebibliothek online (BLO) als Beispiel eines regionalen Informationsportals“ zeigte auf, wie ein solches Portal gestaltet werden kann.
Die Bayerische Landesbibliothek Online ist ein Kooperationsprojekt bayerischer Bibliotheken und Institutionen, das verschiedene elektronische Angebote mit Informationen über Bayern miteinander verknüpft. Derzeit enthält die BLO folgende Module: Bayerische Bibliographie, den noch im Aufbau befindlichen WebWeiser Bayern, eine Ortsdatenbank mit ca. 42.000 geographischen Bezeichnungen, den digitalisierten Historischen Atlas von Bayern, die digitalisierte Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, die digitalisierten Landtagsprotokolle, die Regensburger Porträtgalerie, Ortsblätter des 19. Jahrhunderts auf 2400 historischen Kartenblättern des Landesvermessungsamtes sowie – ebenfalls noch im Aufbau befindlich – digitalisierte historische Landkarten und eine Personendatenbank.
Gefördert vom bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst erfolgten nach der Freischaltung rund 160.000 Zugriffe von ca. 2500 Internetadressen, ein Zeichen dafür, wie stark dies Portal mit seiner Retrodigitalisierung angenommen wurde.
Andreas Kunz (Institut für Europäische Geschichte, Mainz) spannte danach den Bogen zurück zum ersten Tag und den Themen der Münsteraner AGE-Tagung von 2003. „HGIS Germany: Ein historisch-geographisches Informationssystem zu den deutschen Staatenwelten 1820-1914)“ ist im Kern ein Geoinformationssystem, doch darüber hinaus ein umfängliches Informationsportal zur Geschichte der deutschen Staaten, Länder und Territorien, das möglicherweise eines Tages über den derzeit gesetzten chronologischen Rahmen hinaus erweitert werden kann. Gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung enthält das GIS neben genuin geographischen Informationen auch historische und statistische, es korreliert dabei mit ähnlichen Projekten in Großbritannien, den Benelux-Staaten, USA, Kanada u.a.O.
‚HGIS Germany’ [http://www.ieg-mainz.de/04-Forschung/Index.htm] ist fokussiert auf den Deutschen Bund nach dem Wiener Kongreß. Seine Ziele bestehen in der Information zu Grenzen und ihren Veränderungen, die Informationen werden dabei auf Jahresbasus bereitgestellt. Flächengrenzen werden Staaten, Verwaltungseinheiten und Wirtschaftsbereichen zugeordnet, mit historisch-statistischen Daten unterfüttert und Herrscherhäusern zugeordnet. Technisch gesehen sind es Polygone, mit denen sich für jedes Jahr Staaten, Verwaltungseinheiten, Regierungsbezirke, Enklaven, Exklaven, Kondominate und ähnliche Gebilde darstellen lassen. Multimediale Komponenten wie Karten und Bilder werden mit Texten und Tabellen verschränkt und bieten dem Benutzer die Möglichkeit zur Interaktion: d.h. er soll Daten nach eigenen Wünschen kombinieren können.
Astrid Schoger und Dirk Scholz (BSB München, Abteilung Bestandsaufbau und Erschließung) sprachen in der Folge über „Initiativen zur Langzeitarchivierung digitaler Dokumente“. Physischer wie auch logischer Langzeitarchivierung kommt im digitalen Zeitalter zunehmend größere Bedeutung zu, das Zeitalter der Information ist auch eines des Informationsverfalls. Moderne Datenträger haben keine höhere Lebensdauer als bedrucktes Papier. Systemsicherheit, permanentes Kopieren und Archivieren, Migration und Emulation, Erhalt alter Hard- und Software sind wichtige Schlagworte, insbesondere für Bibliotheken und Archive. NESTOR, das „Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung“, hat sich zum Ziel gesetzt, Kriterien für vertrauenswürdige digitale Archive zu erarbeiten, Zertifizierungsverfahren für Archivserver und Auswahlverfahren für die Archivierung digitaler Quellen zu entwickeln, sowie Grundsätze für die Langzeitarchivierung und die Einbindung der Museen und Archive aufzustellen. Er versteht sich zugleich als Forum der Anwender [http://www.langzeitarchivierung.de].
Der folgende Vortrag mit dem Titel „Das Forum von Lahnau-Waldgirmes. Ausgrabung und 3D-Rekonstruktion“ zeigte ein mustergültiges Zusammenspiel von archäologischer Feldforschung und moderner Computertechnik. Armin Becker (Römisch-Germanische-Kommission Frankfurt, RGK) erläuterte zunächst den Befund der seit 1993 im hessischen Lahnau-Waldgirmes stattfindenden Ausgrabungen durch die RGK, einer Abteilung des Deutschen Archäologischen Institutes (DAI) [http://www.dainst.de]. Zu Tage kamen dabei die Reste einer aller Wahrscheinlichkeit nach zivilen römischen Ansiedlung im freien Germanien, die aus augusteischer Zeit stammen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei die Entdeckung eines Gebäudes mit Steinfundament, das in dieser Zeit nördlich der Alpen bislang ohne Parallele ist. Kerstin Droß (Universität Marburg) erläuterte im Anschluß daran den Weg von der Ausgrabung des als Forum bezeichneten Baus hin zur Rekonstruktion. Um das schlecht erhaltene Bauwerk für Forscher wie Laien anschaulich zu machen, erfolgte nach den Ausgrabungen zunächst eine zeichnerische Rekonstruktion durch einen Architekten. Mit Hilfe des Programms „Autodesk 3D Studio Viz ©“ wurde schließlich durch die Softwarefirma VIA 3D [http://www.via3d.de] eine 3D Rekonstruktion sowie eine etwa 40 Sekunden dauernde Kamerafahrt durch das virtuelle Bauwerk erstellt. Bei der Realisierung dieses Projektes arbeiteten Archäologen und Computerspezialisten eng zusammen, um – basierend auf den jeweils neuesten Forschungserkenntnissen – einen möglichst wirklichkeitsnahen Gesamteindruck zu erzielen. Die geplante Weiterführung des Projektes beinhaltet u.a. die Erzeugung des realen Geländeprofils, in welches das Forum dann eingebettet werden soll.
Den althistorischen Bogen spannen dann Willy Clarysse und Bert van Beek (Universität Leuven) weiter: Ihr Vortrag über „Electronic Tools in Papyrology“ zeigte eines der derzeit umfassendsten Projekte im althistorisch-philologisch-papyrologischen Grenzbereich auf. Die zweigeteilte Leuvener „Homepage of Papyrus Collections“ (http://lhpc.arts.kuleuven.ac.be) informiert den Besucher zum einen über die zahlreichen Papyrus-Sammlungen weltweit, insbesondere über die Archive, zum anderen bietet sie detaillierte Möglichkeiten der Recherche in annähernd 60000 Papyri und Ostraka. Sie offeriert dabei auch eigene Texte, stellt aber vor allem eine Meta-Verknüpfung mit anderen, ähnlich gelagerten Angeboten zur Verfügung und vereint damit solch prominente Datenbanken wie die „Duke Databank of Documentary Papyri“ (http://scriptorium.lib.duke.edu/papyrus/) oder das „Heidelberger Gesamtverzeichnis der griechischen Papyrusurkunden Ägyptens“ (http://aquila.papy.uni-heidelberg.de) unter einem „Dach“. Klassisch sortiert sie dabei zunächst nach Zeit, Ort, Datum, Sprache, Material und Typus des Textes, listet ferner Editionen, Literatur und laufende Arbeiten dazu auf, erlaubt dann aber auch den Aufruf des Textes in anderen Ressourcen. Umfängliche Listen, Erklärungen und (prosopographische) Indizes runden das Angebot ab. Die „Homepage of Papyrus Collections” ist also weit mehr als „nur“ eine neue Datenbank, die ins Internet gestellt wurde; sie ist eine Meta-Datenbank mit vielfältigen Verknüpfungen, umfangreichen Möglichkeiten der Recherche für Fachwissenschaftler unterschiedlicher Richtungen, Informationsportal für den interessierten Besucher zum Thema „Papyri“ und wird weiter ausgebaut werden: Derzeit entsteht ein Geo-Informationssystem der Dörfer und Siedlungen des Fayum (http://fayum.arts.kuleuven.ac.be).
Ein Projekt mit gänzlicher anderer Zielsetzung präsentierten Stephan Hagenbusch (Universität Marburg) und Jochen Ebert (Universität Kassel). „Die Sammlung historischer Wetterdaten für Hessen und seine Randgebiete zwischen 1247 und 1900“ – manifestiert in der Internet-Adresse www.wettergeschichte-hessen.de – will ein Forum für all jene sein, die an der Geschichte von Wetter und Klima in diesem Bundesland und seinen angrenzenden Gebieten interessiert sind. Das Ziel ist es, eine möglichst umfangreiche Sammlung historischer Wetterinformationen aufzubauen und für die öffentliche Nutzung in Wissenschaft, Forschung und Lehre zugänglich zu machen. Derzeit weit über 700 Datensätze aus veröffentlichten wie auch unveröffentlichten Quellen beinhalten rein deskriptive Aufzeichnungen (Hitze, Regen, Blitzschlag, etc.) wie auch Hinweise auf Extrema und ihre Folgen. Eine nach Schlagworten gegliederte Suche, ein umfängliches Glossar und eine Literaturliste runden das Angebot ab, das – sollten sich weitere Bearbeiterinnen und Bearbeiter finden – schon sehr bald eine beachtliche Informationsquelle für historisch Interessierte aller Art sein könnte.
Ein gänzlich anderes Arbeitsfeld stellte in der Folge Gregor Horstkemper (BSB München, Abteilung Bestandsaufbau und Erschließung) mit seinem zweiten Vortrag dieser Tagung vor: „ ‚Nosse volunt omnes, mercedem solvere nemo’? Zugang zu Fachdatenbanken auf der Basis von Pay-per-Use-Modellen“. In einem DFG-geförderten Projekt werden Modelle entwickelt, die über die traditionellen Instrumente wie Fernleihen oder Dokumentenlieferung hinausge-hen. Dem sog. „Pre-Payment” kommt zunehmend größere Bedeutung zu, daneben werden aber auch die bekannteren „Post-Payment“-Varianten angewandt. Hiermit sollen neue Wege für den Online-Zugang zu Fachdatenbanken aus den Bereichen Musikwissenschaften, Vor- und Frühgeschichte, Altertumswissenschaften, Geschichte und Osteuropa-Studien erschlossen werden, um einer möglichst großen Zahl potentieller Interessenten die Online-Nutzung von Datenbanken zu ermöglichen. Nicht nur eingetragene Benutzer zugangsberechtigter Biblio-theken sollen Zugang erhalten, sondern auch individuelle.
Die technische Basis der Plattform bildet die Software „Hidden Automatic Navigator“ (HAN; http://www.hh-software.com), mit deren Hilfe die Bayerische Staatsbibliothek seit mehreren Jahren ihren registrierten Nutzern den Zugang zu elektronischen Zeitschriften, CD-ROMs und Online-Datenbanken auch von Arbeitsplätzen außerhalb der Räumlichkeiten der Staatsbiblio-thek ermöglicht. Das Programm protokolliert die anfallenden Nutzungsdaten, berechnet den daraus resultierenden Preis und bereitet diese Daten für die Rechnungsstellung auf. Für die Berechnung des Preises legen die Anbieter eine von den Charakteristika der einzelnen Daten-banken abhängige Abrechnungsbasis fest.
Bislang wurde stets ein Preismodell gewählt, bei dem die Benutzer für ein pauschales Entgelt eine mehrstündige Recherchemöglichkeit eingeräumt bekommen. Die BSB hat ein nun Konto zur Abwicklung der Zahlungsvorgänge eingerichtet und stellt den Pay-per-Use-Nutzern am Ende jedes Monats Rechnungen über die zu zahlenden Entgelte aus. An die Datenbank-Anbieter, die sich am Pay-per-Use-Projekt beteiligen, entrichtet die Staatsbibliothek in regel-mäßigen Abständen Lizenzgebühren. Ende des Jahres 2005 soll eine gründliche Evaluation durchgeführt werden, die sicherstellen soll, daß eine tragfähige Lösung für solche potentiellen Datenbank-Nutzer gefunden wird, die nicht bei einer zugriffsberechtigten Bibliothek regist-riert und daher auf einen alternativen Zugangsweg angewiesen sind.
Georg Vogeler (Ludwig-Maximilians-Universität München) sprach in der Folge über „Europäisches Urkundenerbe – Zu Potentialen und Perspektiven der internationalen Vernetzung von digitalen Urkundenpublikationen“. Hauptgegenstand seiner Erörterungen war die Entwicklung eines Standards zur Auszeichnung von Urkunden mithilfe der „Extensivle Markup Language“ (XML), dem bekannten Standard zur Auszeichnung von Dateiformaten. Projekte wie die „CEI“ (http://www.cei.lmu.de), die Charters Coding Initiative, haben sich zum Ziel gesetzt, mittelalterliche Urkunden in einer einheitlich digitalisierten Form der Fach-welt zur Verfügung zu stellen, damit internationale Urkundenwissenschaftler zusammenzu-bringen, den Austausch zwischen den einzelnen Projekten zu erleichtern und ein sinnvolles gemeinsames Arbeitsinstrument zu schaffen, das nicht nur für weitere Urkundenforschungen, sondern auch für die Einrichtungen, die sich mit Urkunden beschäftigen, Nutzen bringt. Diese Bewegung vereint Fachleute aus Archivwesen, Fachwissenschaften und Bibliothekswesen, steckt zwar noch im Anfangsstadium, hat jedoch das Potential, international verläßliche Stan-dards zu setzen.
Markus Heller (LMU München) griff den Faden der technischen Standardisierung auf und refererierte über ein Thema aus dem Lehralltag der Universität. „Anforderungen und Implementation samt Crawler und Indexer für semistrukturierte historische Quellendaten“ berichtete von Konzeption und Planung eines Seminars mit Studierenden, über Probleme in der An- und Umsetzung, technische Standards, Ziele und Möglichkeiten, Problemfelder und (denkbare) Lösungen.
Tatjana Timoschenko und Jan Bierweiler (Universität Hamburg) war es vorbehalten, die diesjährige AGE-Tagung zu beenden. „Multimedia und Multikulturelle Gesellschaft? DVD-Produktion für Universität und Schule“ bot einen tiefen Einblick in ein anderes studentisches Projekt, das auf unterschiedliche Zielgruppen hin ausgelegt ist: Zum einen Schüler und Studierenden, zum anderen das interessierte Fachpublikum. Für die Produktion der DVD wurde umfangreiches Film- und Bildmaterial aufgenommen. Den genannten Zielgruppen wird sowohl im Bereich der Lerninhalte als auch im Bereich der multimedialen Gestaltung Rechnung getragen: Interviews mit führenden Fachleuten, Reenactment-Sequenzen, gedreht in Trier, Luxemburg, Regensburg, Aalen, Kalkriese, Waldgirmes und auf der Saalburg, wer-den durch im Rahmen des Projektes erstellte 3D-Animationen ergänzt. Das „grenzüberschrei-tende“ Projektziel besteht darin, antike Lösungsstrategien im Umgang mit dem Fremden auf-zuzeigen. Gestartet im April 2004 soll es – nach einer umfänglichen Post-Produktionsphase – im August 2005 enden (http://www.rrz.uni-hamburg.de/roemer_dvd/projekt.html).
Aus den erarbeiteten Materialien wurden Lerneinheiten für die inneruniversitären Lernplatt-formen geschaffen sowie eine DVD mit DVD-ROM-Teil in zwei Versionen für den Einsatz in der Schule und ein breiteres Publikum. Multimedial wie auch historisch ist dies ausgespro-chen gut gelungen dank umfangreichen Zusatzmaterials in Form von Literatur- und Linklis-ten, Arbeitsblättern, Bildern, Karten, Quellen etc. In seiner Entstehungsgeschichte wie auch seiner Zielsetzung ist es ein mustergültiges Projekt, dem man nur Erfolg wünschen kann.
Mit diesem Vortrag endete die diesjährige AGE-Tagung. Die nächste Tagung soll im Novem-ber 2005 in Köln stattfinden. Die vielfältigen Möglichkeiten des Erfahrungsaustauschs und die diversen fachwissenschaftlichen und methodischen Anregungen für unterschiedliche Ziel-gruppen wurden allenthalben sehr begrüßt, dem gelungenen Tagungsmanagment seitens Franz Götz zu Recht vielfältiger Dank gezollt.