„Unser Anfang ist Geschichte geworden.“ Mit diesen Worten eröffnete Werner Paravicini, Direktor des Deutschen Historischen Instituts Paris (DHIP), das Kolloquium „Kulturelle und wissenschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich im 20. Jahrhundert – Ein institutionengeschichtlicher Ansatz“, welches vom DHIP und dem Heinrich-Heine-Haus Paris (HHH) am 28./29. Oktober 2005 organisiert wurde. In seiner Ansprache lud er im Hinblick auf die kommenden fünfzigjährigen Jubiläen des HHH im Jahre 2006 und des DHIP im Jahre 2008 ein, die Geschichte zu beleuchten, kritisch zu befragen und durch Diskussionen sich der spezifischen Stellung von Institutionen bewusst zu werden. Der Rahmen dieses Kolloquiums sollte die Möglichkeit geben, die sozioökonomischen und kulturpolitischen Hintergründe der verschiedenen Institutionen zu kontextualisieren und die Rolle des jeweils anderen Landes, also die Symmetrie oder Asymmetrie der Betrachtungsfelder in einem Bogen vom ausgehenden Kaiserreich bis zur Bundesrepublik Deutschland aufzuzeigen.1
Die theoretische Grundlage gab Hans Manfred Bock (Universität Kassel) durch seinen Beitrag „Deutsch-Französische Kultur- und Wissenschaftsbeziehungen im Spiegel ihrer Institutionen – Eine Einführung“. In seinem Überblick der Konzeptionalisierungsansätze von transnationaler Kultur und internationalen Beziehungen kristallisierte er sechs Ansätze heraus: den transfer-kulturellen Ansatz, die prosophographisch-vergleichende Hochschulforschung, die vergleichende europäische Sozialgeschichte, den historisch-soziologischen Forschungspfad, die kritische Landesgeschichte und die interdisziplinäre, wissenschaftliche Geschichtsforschung. In einem zweiten Schritt erreichte er durch die Systematisierung des Forschungsfeldes und die Klärung des Begriffs „transnational“ eine Verdeutlichung der eigentlichen Akteure, die zwischen individuell zivil-gesellschaftlichen Netzwerken, organisatorisch-kollektiven Akteuren (Vereine) oder institutionellen Akteuren der auswärtigen Kulturpolitik unterschieden und zu Kategorien für die folgenden Betrachtungen wurden.
Die erste Sektion „Die Wacht am Rhein’“ beleuchtete die deutsch-französischen Kulturbeziehungen im Hinblick auf ihre wechselseitige Annäherung und Abgrenzung in der Zwischenkriegszeit. Bernd A. Rusinek (Düsseldorf) untersuchte das 1920 gegründete Institut für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande in Bonn und richtete dabei sein Augenmerk auf die institutionellen Strukturen und weniger auf die „Verstrickungen“ der Akteure. Die Institutsangehörigen suchten hauptsächlich durch wissenschaftliche Nachweise auf die Politik Einfluss zu nehmen: vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Versuch durch die wissenschaftliche Bestätigung der germanischen Ausbreitung über den Rhein nach Westen hin, während des Krieges durch die Abstützung der deutschen Kriegsziele eines germanisch dominierten Mittel-Europas bis hin zu einer Orientierung eines gemeinsames Europas nach 1945.
Wolfgang Freund (Universität des Saarlandes/Sciences Po Paris à Nancy) stellte das „Wissenschaftliche Institut der Elsaß-Lothringer im Reich an der Universität Frankfurt“ (ELI) vor, das seit seiner Gründung 1920 als Rechtsnachfolger der Kaiser-Wilhelm-Universität in Straßburg mal als Brücke und mal als Bollwerk fungierte. Bis 1933 stand das ELI sowohl für hochwertige wissenschaftliche Publikationen als auch für die Verteidigung der deutschen Kulturhoheit im Gebiet Elsaß-Lothringen. Die Machtübernahme der NSDAP und deren taktische Friedenspolitik stoppte diese anti-französische Haltung und förderte einen deutsch-französischen Austausch, wobei diese Brückenfunktion im Jahre 1939 zu einer Annexionshilfe für die nationalsozialistische Politik umgewandelt wurde. Trotz der Umformung zur Publikationsstelle 1945 schloß die US-Militärverwaltung das ELI und die Wiedergründung 1948 endete in der Überführung des Vermögens in die Erwin von Steinbach-Stiftung 1959. Deutlich wies Freund daraufhin, dass das ELI kein Institut der SS oder des Nazi-Apparates gewesen war und verwies auf die Lebensläufe der Leiter Georg Wolfram und Paul Wentzcke.
Anhand der drei Beispiele Frankfurt/Main, Köln und Paris untersuchte Katja Marmetschke (Kassel) die Institutionalisierung der Deutschland- und Frankreichforschung an Universitäten dies- und jenseits des Rheins in der Zwischenkriegszeit. Dabei stellte sie fest, dass es unter einer modernen preußischen Kulturpolitik an den deutschen Hochschulen zu einer Reihe auslandswissenschaftlicher Institutsgründungen kam, die auch der Frankreichforschung neue Impulse verschaffte. Während die Gründung eines Instituts in Frankfurt aus mehreren Gründen scheiterte, verbanden sich in Köln unter dem Motto ‚reconnaître’ kommunalpolitische und hochschulpolitische Forschungsinteressen. Sie betonte zudem die wichtige Rolle des Institut d’Études Germaniques in Paris als Ansprechpartner für die deutschen Institute. Im Anschluss wurde die Frage diskutiert, inwieweit man die drei vorgestellten Institute vergleichen könne, dabei wurde konstatiert, dass eine deutliche Unterscheidung wesentlich sei für einen Vergleich.
Mit der Darstellung des „Centre d’Études Germaniques (CEG) dans l’entre-deux-guerres“ verdeutlichte Corine Defrance (IRICE Paris), dass die „Wacht am Rhein“ immer als eine doppelte Ansicht in den Beziehungen „franco-allemandes“ gesehen werden muß. Das 1921 in Mainz gegründete CEG setzte auf die Förderung von strukturellen und interdisziplinären Studien des Rheinlandes bzw. Deutschlands und baute Kontakte zu deutschen Universitäten auf. Defrance skizzierte kurz den Informationsgewinn für militärische Stellen als einen wichtigen Teil der Arbeit des Instituts und wies auf die Schwierigkeiten hin, das CEG als Brücke zu Deutschland hin zu verstehen, sowohl in der französischen Okkupationszeit des Rheinlandes, als auch in der Annäherungsphase der Locarno-Ära. Besonders im Hinblick auf die nationalsozialistische Machtzunahme verstärkte sich die militärische Funktion erneut. Mit der deutschen Besatzung ab 1940 wurde die Arbeit deutlich erschwert und intellektuelle Beziehungen fanden erst nach dem Krieg wieder mit der Gründung des Institut Français (Frankfurt/Main) einen Anfangspunkt. Defrance betonte in der Debatte die Unterschiede zur deutschen Westforschung, weil neben der Informationsgewinnung auch die Popularisierung eine Rolle spielte.
Die zweite Sektion beschäftigte sich mit dem „Kriegseinsatz“ der Deutschen Geisteswissenschaften in Frankreich während des Zweiten Weltkrieges. In seinem Beitrag über das Deutsche Institut Paris illustrierte Frank Rutger Hausmann (Freiburg) die wechselhafte Geschichte des DI Paris als Beispiel auswärtiger Kulturpolitik während des Nationalsozialismus. Im Vergleich zu weiteren deutschen Instituten im Ausland erlangte Paris Modellfunktion und sollte, getragen von Beamten, Künstlern, Wissenschaftlern und Sprachmittlern, deutsche Kultur nach Frankreich exportieren. Die Frage nach dem Erfolg der nationalsozialistischen Kulturarbeit sei laut Hausmann schwer zu beantworten, da die Wirksamkeit heute nur noch von der Frequentierung des DI abgeleitet werden kann. Das Auditorium diskutierte im Anschluss über die Schwierigkeiten der Auseinandersetzung mit dem DI Paris in der Nachkriegszeit.
Ein bisher vernachlässigtes Forschungsfeld erschloß Anja Heuß (Universität Bielefeld) durch ihren Beitrag „Archivschutz und Archivraub“. Ausgehend von der Ernennung Ernst Zipfels zum Generaldirektor der Staatsarchive zeichnete sie die nationalsozialistische Archivpolitik nach, die auf eine Rückforderung von deutschen bzw. für Deutschland relevanten Akten nach einem Friedensvertrag mit Frankreich abzielte. Zipfel setzte trotz seiner fehlenden Archivarsausbildung auf die Durchsetzung des Pertinenzprinzips, im Kontrast zur eigentlich anerkannten Provenienzstruktur. Kompetenz-Überschneidungen mit anderen Gruppen, wie dem „Einsatzstab Rosenberg“ und das Scheitern eines Friedensvertrages mit Frankreich ließen größere Abtransporte von Archivalien ausbleiben. In der folgenden Debatte wurde auf die Verbindungen zum Deutschen Institut Paris und die Erfolge der kulturellen Arbeit in der Okkupationszeit hingewiesen sowie der Blick auf die Pläne des französischen „Archivraubs“ während der Besetzung des Rheinlandes gelenkt.
Claude Singer (Paris) konzentrierte sich in seinem Vortrag „Les universités françaises face à l’occupant allemand“ auf die zweideutige Haltung der französischen Universitäten gegenüber der deutschen Besatzung. Die Vorgehensweise der Besatzer war, zunächst das „normale“ Tagesgeschäft an den französischen Universitäten beizubehalten, was sich durchaus als finanzieller Vorteil für die Universitäten erwies. Des Weiteren untersuchte er die Arbeit der Kollaborateure an der Universität und betrachtete dabei hauptsächlich ihre Motive und ihre Schwierigkeiten. An einigen französischen Universitäten hatten sie keine Möglichkeit, sich durchzusetzen. Der Versuch der Besatzer, durch die Kollaborateure Einfluss auf die ihnen gegenüber eher feindlich eingestellten Universitäten zu gewinnen, kann als gescheitert angesehen werden. Am Ende richtete Singer sein Augenmerk auf das Engagement der Résistance im universitären Bereich. Im Verlauf des Vortrages wurde die Frage gestellt, ob die Situation an den Pariser Universitäten mit der im Rest Frankreichs zu vergleichen sei.
Christiane Deussen (Direktorin des HHH) leitete am 29. Oktober 2005 mit ihrer Begrüßung im HHH die dritte und vierte Sektion der Tagung ein. Der letzte Tag sollte im Zeichen der deutsch-französischen Kulturinstitutionen stehen, die nach 1945 entweder wieder oder neu gegründet wurden. Dabei verwies Frau Deussen auf die besondere Stellung des HHH als erstes deutsches Kulturinstitut in Frankreich in der Nachkriegszeit und dessen komplizierte Gründungsgeschichte.
Eckart Michels (London) eröffnete mit einem Vortrag über das „Goethe-Institut Paris“ die Sektion der Wiedergründungen nach 1945. Im ersten Teil knüpfte er an den Beitrag von Hausmann zum Deutschen Institut während der Besatzungszeit an und kontrastierte diesen mit den Entstehungsbedingungen und der Arbeit des Goethe-Instituts in den 1960er-Jahren. Im weiteren Verlauf ging er auf die Frage ein, warum Paris im Vergleich zu anderen europäischen Hauptstädten erst relativ spät nach dem Zweiten Weltkrieg ein Goethe-Institut erhalten habe. Michels betrachtete zudem die gesellschaftlichen Umwälzungen in der Bundesrepublik, die es den Kulturfunktionären in Paris erlaubte, eine zeitgemäße Programmarbeit aufzunehmen, die im Gegensatz zur Kriegszeit unter dem Signum „Kultur der Zurückhaltung“, des Dialogs, der selbstkritischen Reflexion und eines erweiterten Kulturbegriffs stand.
„Das Pariser Büro des DAAD“, vorgestellt von Ulrich Pfeil (Saint-Étienne/Paris), war 1930/31 für die Lektorenvermittlung gegründet worden. Seine bescheidene Resonanz nach seiner Eröffnung sei nicht zuletzt eine Konsequenz seiner immer stärkeren Anlehnung an die nationalsozialistische Ideologie gewesen. Diese enge Verknüpfung von Kultur, Politik und Ideologie veranlaßte den DAAD in den 1950er-Jahren, sich gegenüber jener Organisationsstruktur abzusetzen. Erst 1963 wurde die Pariser Außenstelle wieder ins Leben gerufen, deren Funktion als bilaterale Wissenschaftsvernetzung infolge der schwierigen Haushaltslage in Bonn jedoch sofort wieder in Frage gestellt wurde. Pfeil verdeutlichte wie sehr im Kampf um die finanziellen Mittel das DDR-Feindbild zur Sicherung der Mittel herangezogen wurde. Die Kriegseindrücke schwächen, die kulturellen Aspekte des wirtschaftlich-aufstrebenden Deutschland betonen und die Nivellierung der gesellschaftlichen Unterschiede zwischen den beiden Ländern erreichen, waren Kernpunkte des neuen Pariser Büros in dieser Zeit. Die unterschiedlichen Ansätze der Kulturpolitik wurden noch einmal deutlich in der folgenden Debatte, in der unter anderem die Einbeziehung der „nicht sichtbaren“ Quellen diskutiert wurde.
Béatrice Bonniot (Créteil) untersuchte in ihrem Vortrag die Rolle des Institut français in Berlin. Gegründet im Jahr 1930 fungierte die Maison académique française bis ins Jahr 1939 hinein zunächst als Herberge für französische Stipendiaten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die politischen Veränderungen in der Bundesrepublik Deutschland noch sehr abwartend beobachtet, dennoch kam es zur Gründung zweier französischer Kultureinrichtungen mit unterschiedlicher Zielsetzung, die den Grundstein für die Wiedereröffnung des Institut français im Jahre 1952 legten. Während das Centre culturel français in Berlin hauptsächlich an Frankreich orientiert blieb, versuchte sich die Mission culturelle française de Berlin an einer deutsch-französischen Annäherung. Nach ihrer Fusion und der Gründung des Institut français entschlossen sich seine Träger, ihre Einrichtung unter das Leitbild des Austausches und der Partnerschaft zu Deutschland zu stellen.
Die vierte Sektion beschäftigte sich vor allem mit Neugründungen nach 1945 und wollte die veränderten politischen Hintergründe aufzeigen. Ansbert Baumann (Universität Tübingen) verdeutlichte in seinem Vortrag über das „Institut Saint-Louis (ISL)“, ausgehend vom Einmarsch der französischen Truppen in Südwestdeutschland und der Besetzung des ausgelagerten Instituts für Ballistik der Technischen Akademie der Luftwaffe in Biberach, das große französische Interesse an der deutschen militärischen Grundlagenforschung. Die Verlegung des Instituts in das elsässische Saint-Louis erlaubte die fast reibungslose Einbindung der deutschen Naturwissenschaftler in die französische Forschungslandschaft, ohne die NS-Vergangenheit in besonderem Maße zu reflektieren. Die direkte Anbindung des Labors an das französische Kriegsministerium war jedoch nicht unproblematisch. Nach einzelnen Verhandlungen zwischen der deutschen und französischen Seite wurde es unter den Verteidigungsministern Franz Josef Strauß und Jacques Chaban-Delmas zur binationalen Forschungsinstitution „Institut Saint-Louis“ (1959) umgewandelt, die bis heute führend in diesem Bereich ist.
Corine Defrance (Paris) und Ulrich Pfeil (Saint-Étienne/Paris) illustrierten in ihrem Vortrag anschaulich den Gründungsprozess der Deutsch-Französischen Hochschule in Saarbrücken. Die Vorgeschichte der Deutsch-Französischen Hochschule reicht bis in die 1960er-Jahre zurück und blieb jedoch trotz zahlreicher Pläne beider Seiten bereits in den Ansätzen stecken. Gründe hierfür lassen sich, so Pfeil, auf dem Feld der deutsch-französischen Beziehungen, in der jeweiligen Hochschulpolitik in den beiden Ländern als auch in den internationalen Beziehungen finden. Defrance erläuterte den Prozess, der letztendlich im Jahr 2000 zur erfolgreichen Gründung der Deutsch-Französischen Hochschule in Saarbrücken führte. Sie konstatierte zahlreiche Fortschritte in der deutsch-französischen Hochschulpolitik, zum Beispiel durch Einführung eines Doppeldiploms, machte jedoch auch auf Schwierigkeiten in Bezug auf das Zusammenführen zweier unterschiedlicher Hochschulsysteme aufmerksam.
Mit seinen Betrachtungen zur „Mission Historique Française en Allemagne de Göttingen“ gab Pierre Monnet (EHESS Paris) ein weiteres Beispiel für eine Neugründung nach 1945. Diese nach langen Diskussionen 1977 begründete Institution spiegelte laut Monnet das französische Interesse an einer wissenschaftlichen Annäherung der beiden Länder wieder. Nicht München, Berlin oder Bonn wurde dabei zum Ort dieser neuen Begegnung gewählt, sondern aufgrund der Initiative von Robert Mandrou korrespondierend mit der deutschen dezentralen Struktur die Stadt Göttingen. Diese Plattform des Austausches sollte durch eine plurale Themenausrichtung und die Einbindung neuer kulturwissenschaftlicher Ansätze das gesamte Spektrum der Geschichte bzw. der Landesbeziehungen vom Mittelalter bis zur Zeitgeschichte umfassen. Die Eröffnung des Centre Marc Bloch (CMB) in Berlin 1992 ergänzte zusätzlich diesen Anspruch der Verbesserung der wissenschaftlichen Beziehungen und verstärkte noch einmal die Normalisierung der Beziehungen der beiden Historiker-Gemeinschaften, wofür die Mission Historique en Allemagne seit seiner Gründung gearbeitet hatte.
Nicolas Beaupré (Paris) musste sich in seinem Vortrag „Le Centre Marc Bloch: du projet à la réalisation. Premiers jalons et hypothèses de recherches (1990–2005)“ vor allem mit dem Problem auseinandersetzen, dass es sich um eine sehr junge Einrichtung handelt. Während die Mitarbeiter des CMB für Befragungen zur Verfügung standen, mangelt es jedoch an schriftlichem Quellenmaterial, da die Akten für Historiker noch nicht einzusehen sind. Er konnte daher für seine Hypothesen nur auf mündliche Aussagen, einige schriftliche Unterlagen der Akteure und auf Erinnerungen zurückgreifen. Trotz dieser Schwierigkeiten legte Beaupré einen Fragekatalog vor, an dem das CMB bezüglich seines Selbstverständnisses und seiner Forschungsarbeit untersucht werden kann. Vor allem die schwierige Quellenlage bildete ein Brennpunkt in der anschließenden Diskussion, die jedoch zeigte, dass sich solche Forschungen trotz schmalerer Quellengrundlage lohnen.
In seinen Abschlußbetrachtungen faßte Michael Werner (CNRS/EHESS) noch einmal die Kern- und auch Kritikpunkte der Konferenz zusammen. Deutlich wies er auf die wichtige Frage der Definition hin, die wegen der häufigen Benutzung der Worte „Institut“, „Akteur“ oder „Netzwerk“ umso wichtiger erscheint. Zudem skizzierte er die Symmetrie und Asymmetrie der kulturellen Beziehungen bzw. der wissenschaftlichen Grundkonzepte zwischen beiden Ländern. Den vermeintlichen Gegensatz zwischen Politik und Wissenschaft warf Werner erneut auf und liess noch einmal diese ambivalente Beziehung anhand der gehörten Vorträge Revue passieren. Mit dem Hinweis auf empirische und methodologische Forschungslücken betonte er deshalb besonders den Wert eines solchen Kolloquiums, welches dazu anrege, die eigene Forschung unter diesen Gesichtspunkten zu intensivieren und grundlegende Konzepte und Definitionen in diesem Rahmen zu erarbeiten.
Anmerkungen:
1 Konferenzprogramm bei H-Soz-u-Kult siehe http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=4426