Die Römer in Asien / The Romans in Asia

Die Römer in Asien / The Romans in Asia

Organisatoren
Yale University
Ort
New Haven
Land
United States
Vom - Bis
06.10.2006 - 07.10.2006
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Von
Bernhard Weisser, Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

Während in Deutschland ein numismatischer Arbeitsplatz nach dem anderen dem Rotstift zum Opfer fällt, wurden in den letzten 4 Jahren an den amerikanischen Eliteuniversitäten Yale, Princeton und Harvard neue Kustodenstellen geschaffen bzw. wiederbesetzt. Schon jetzt gehen von diesen Orten wichtige Impulse für die Numismatik aus. Seit 2002 ist William E. Metcalf Kustos der über 100.000 Münzen und Medaillen umfassenden Universitätssammlung in Yale. Es gelang ihm vor zwei Jahren, die Münzsammlung von Peter Robert Franke für Yale zu erwerben. Peter Robert Franke, Doyen der antiken Numismatik in Deutschland, hat diese Studiensammlung mit vielen Besonderheiten über Jahrzehnte angelegt, um seinen Studenten in Saarbrücken die unmittelbare Anschauung originaler Münzen zu ermöglichen. Diesen Zweck erfüllt die Sammlung jetzt wieder in den Seminaren von Professor Metcalf. Einen Schwerpunkt der Forschung und Sammlung von Prof. Franke bilden die griechischen Münzen der römischen Kaiserzeit in Kleinasien.

„The Romans in Asia“ hieß deshalb auch die Konferenz, mit der Yale vom 6. – 7. Oktober 2006 die Neuerwerbung feierte und sich zugleich eindrucksvoll als neue numismatische Forschungseinrichtung präsentierte. Greg Woolf (University of St. Andrews) eröffnete die Konferenz mit einem Vortrag, in dem er der Frage nachging, welche Bedeutung Kleinasien in den Augen der Römer spielte. Katherine Welch (Institute of Fine Arts, New York University) stellte die frühkaiserzeitliche Phase von Theater und Stadion in Aphrodisias vor. Sie führte die Neugestaltung des Bühnengebäudes mit einer hohen Front, das nun zum Statuenträger wurde, auf Vorbilder in Italien (Theater des Pompejus in Rom und Pompeji) zurück. Das Stadion wurde ebenfalls umgestaltet und für die durch Rom exportierten Gladiatorenspiele und Tierkämpfe hergerichtet. Peter Robert Franke (Professor emeritus von der Universität Saarbrücken) erklärte ausgehend von einer bislang unbekannten Münze aus Soloi-Pompeiopolis in Kilikien die Unterschiede der beiden aus diesem Ort stammenden Viri Illustres Aratos (315/305-3. Jh. v. Chr.) und Chrysippos (281/277 – 208/204 v. Chr.), die beide auf Münzen der Stadt dargestellt sind. Auf der neuen Münze sind beide zu sehen und eindeutig charakterisiert. Die Zeit zwischen 133/129 v. Chr. mit der Errichtung der römischen Provinz Asia und der Einführung der Octavian auf der Vorderseite zeigenden Münzen nach 30 v. Chr. ist noch wenig erforscht. François de Callataÿ (Cabinet des Médailles, Brüssel) diskutierte Zeugnisse römischer Präsenz in Kleinasien in genau diesem Zeitraum bis 63 v. Chr. Hierzu gehören Cistophoren mit römischen Namen, aber auch römische Namen auf Silbermünzen kleinasiatischer Städte wie etwa Stratonikeia in Karien. Stilistische Neuheiten wie punktförmige Verdickungen am Ende der Buchstabenhasten oder das nunmehr häufige Auftauchen von inkusen Fehlprägungen finden ihre Parallelen in der gleichzeitigen republikanischen Münzprägung. Die Präsenz der Römer in Kleinasien während der mithradatischen Kriege lässt sich an kriegsbedingt starken Münzemissionen von Städten nachweisen, die zuvor keine nennenswerte Münzproduktion besaßen. Hierfür führte er Statere von Oinoanda in Lykien von 83/82 v. Chr. als Beispiel an. W.E. Metcalf, Organisator dieser Konferenz in Yale, hatte denselben Zeitraum zum Thema, wobei er sich vor allem auf die Cistophoren konzentrierte, an denen der wachsende Einfluss Roms gut abzulesen ist. Ein deutliches Signal gegenüber den Provinzbewohnern nach Ende der Bürgerkriege war ein mit den ‚Pax’-Cistophoren zu verbindender und in der Reichsmünzstätte Ephesos geprägter Aureus des Augustus, dessen Umschrift die Wiederherstellung von Rechtssicherheit pries: LEGES ET IVRA RESTITVIT. 17 und 23 n. Chr. ereigneten sich schwere Erdbeben im Hermostal, bei denen 14 kleinasiatische Städte zerstört wurden. Bernhard Weisser
(Münzkabinett, Staatliche Museen zu Berlin) beschrieb die von Kaiser Tiberius veranlassten Hilfsmaßnahmen. Zum Dank ehrten die Städte den Kaiser auf vielfältige Weise. Zu den Ehrungen gehörte auch ein großes Monument auf dem Forum Iulium in Rom. Es bestand aus der Statue des Kaisers, umgeben von den 14 Stadtpersonifikationen der wiederhergestellten Städte. Dieselbe Art, mit der sich die Städte mit ihren guten Eigenschaften in Rom präsentierten, läßt sich in der Münzprägung dieser Städte in Kleinasien wiederfinden. Im griechischen Kulturraum konnten Menschen, die besondere Verdienste erworben hatten, zu Heroen werden und erfuhren kultische Ehren. Christopher Jones (Harvard University) behandelte den sich wandelnden Heroenbegriff vom Hellenismus bis in die Kaiserzeit. Der bekannteste Heros der Antike war Herakles, auf den Münzen finden sich aber neben anderen mythischen Heroen auch historisch bezeugte Stadtgründer als verehrte Heroen. Gelegentlich, wie im Fall der als Heroin bezeichneten Iulia Prokla in Mytilene ist der Grund für die Ehrenbezeichnung nicht bekannt. Ein berühmter neuer Heros der Kaiserzeit war Antinoos, der Liebling des Kaisers Hadrian, für den nach seinem Tod im Nil zwischen 130 und 138 n. Chr. zahlreiche Ehrenmonumente errichtet wurden. Michel Amandry (Bibliothèque Nationale, Paris), der nicht persönlich an der Konferenz teilnehmen konnte, ließ von Carmen Arnold-Biucchi (Kuratorin für Münzen an der Princeton University) eine Zusammenfassung seiner Arbeiten zu den Antinoos-Prägungen vortragen, für die er 400 Münzen zusammentragen konnte. Die Wiedergabe des Heiligtums der Aphrodite von Paphos auf Münzen von Sardis und Pergamon diskutierte D.O.A. Klose (Staatliche Münzsammlung München). Es gibt verschiedene Erklärungsmodelle für diese Münzen. In Frage kommen eine Vereinbahrung zwischen der Stadt und dem Heiligtum oder die Übernahme des Kultes der Aphrodite von Paphos in beiden Städten, wobei es auch für die genaue Ausgestaltung dieser Übernahme verschiedene Möglichkeiten gibt. Zusammenfassend lassen sich die Vorträge in zwei Gruppen einteilen: diejenigen, die den unmittelbaren Diskurs zwischen den Römern und den Kleinasiaten thematisierten (Woolf, de Callataÿ, Metcalf, Welch, Weisser) und diejenigen, die das eigenständige kommunale Leben in der Provinz unter den Bedingungen der Römerherrschaft unter verschiedenen Aspekten behandelten (Franke, Jones, Klose, Amandry). Es ist vorgesehen, die Kongressakten in den Yale Classical Studies zu publizieren.


Redaktion
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Region(en)
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Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch
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