Die Beiträge der 25. Konferenz der Prinz-Albert-Gesellschaft beruhten auf der Auswertung von Ergebnissen, die ein Forschungsprojekt der Gesellschaft in den Sammlungen und Archiven in Windsor und Coburg erzielt hat. Ziel dieses Projektes war, an beiden Orten die gemeinsame Überlieferung vornehmlich aus der Zeit Prinz Alberts und seiner Familie zu identifizieren und die Beziehungen der unterschiedlichen Sammlungen an beiden Orten zueinander herauszuarbeiten.
Die Berichte der Tagungsreferenten gaben einen genauen Überblick über den momentanen Stand des Projektes und boten neue Einblicke in die deutsch-britischen Beziehungen im 19. Jahrhundert, wobei drei Themenschwerpunkte behandelt wurden: Sammlungen, Beziehungen, Beeinflussungen.
Die einleitende Sektion der Konferenz befasste sich mit den Sammlungen und Archiven in Windsor und Coburg. Pamela Clark, Registrar of the Royal Archives (Windsor), referierte unter dem Titel "Common Heritage as reflected in the Royal Archives at Windsor" über die Geschichte und Entwicklung der Royal Archives und stellte deren Gliederung und Bestände im Einzelnen vor. Sodann referierte Dr. Klaus Weschenfelder (Coburg) über "Repräsentation und Wissenschaft – die Sammlungen in Coburg und ihre Entwicklung unter dem Einfluss von Ernst und Albert". Er machte deutlich, dass sich Prinz Albert auch nach seiner Heirat mit Königin Victoria in hohem Maße für seine Coburger Heimat interessierte und die dortigen Sammlungen bereicherte. Ende der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts war es allein dem Widerstand der englischen Familienmitglieder zu verdanken, dass Herzog Ernst II. daran gehindert wurde, die Sammlungen zu veräußern.
Einen anschaulichen Einblick in die Sammeltätigkeit der beiden Prinzen Ernst und Albert gewährten vier Vorträge. Silvia Böckings (Coburg) Vortrag "Die Begründung der Autographensammlung durch die Prinzen Albert und Ernst" war die Einführung zu der im Rahmen der Konferenz eröffneten Ausstellung der Autographensammlung der Kunstsammlungen der Veste Coburg. Frau Böcking, die die Ausstellung wissenschaftlich erarbeitet und den Katalog gefertigt hat, erklärte deren Entstehen und Wachsen als eine besondere Leistung Alberts, der die Sammlung Zeit seines Lebens durch neue Exponate erweiterte.
Frances Dimond (Windsor) sprach über "Prince Albert and the Beginning of the Royal Photograph Collection" und zeigte, dass das Photographieren am englischen Hof im Wesentlichen auf die Anstöße des Prince Consort zurückging, der ein ausgeprägtes Interesse für dieses neue Medium an den Tag legte und als Mittel der Repräsentation und der Dokumentation systematisch einsetzen ließ.
Dr. Thomas Brockmann (Bayreuth) referierte über "Die Coburger Luther-Bibliothek" auf der Veste Coburg, welche sich auf Initiative des Prinzen Albert zu einer der bedeutendsten Sammlungen der Stadt entwickelte, und verband dies mit einem umfassenden Überblick über die Coburger Luthermemoria.
Clementine Schack von Wittenau (Coburg) verfolgte schließlich mit ihrem Referat über "Die Herzog Alfred Sammlung – Kunstschätze aller Zeiten und Länder" die Sammelleidenschaft des Hauses Coburg in die den Prinzen Ernst und Albert nachfolgenden Generation, indem sie neben anderen faszinierenden Kunstgegenständen insbesondere die Glassammlung vorstellte, die von Herzog Alfred nach Coburg gebracht worden ist.
Eine zweite Sektion war Gestaltungselementen der dynastischen Beziehungen gewidmet. Prof. Dr. Elisabeth Koch (Jena) sprach über "Eherechtliche Beziehungen zwischen Angehörigen der Sachsen-Coburg-Gothaischen Dynastie" indem sie die Eheverträge vier ausgewählter Beispiele interpretierte, nämlich der beiden Ehen der Prinzessin Victoria von Sachsen-Coburg-Saalfeld, der Mutter der späteren Königin Victoria, der Ehe von Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Saalfeld mit der Erbprinzessin Charlotte Augusta von Großbritannien, der Ehe von Prinz Albert mit Victoria und schließlich der Ehe von Prinz Alfred von Sachsen-Coburg-Gotha, dem Sohn Victorias und Alberts, der in Coburg die Herrschaft übernahm.
Von den Finanzbeziehungen handelte der Vortrag von Dr. Oliver Walton (London): "Follow the money: die finanziellen Beziehungen zwischen dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha und dem britischen Königshaus, 1840-1907". Er beschrieb detailliert die finanziellen Verbindungen, die Prinz Albert nach Coburg unterhielt, und machte dabei gleichzeitig die vielfältigen Aktivitäten des Prinzen in Deutschland, respektive seiner Heimat Sachsen-Coburg-Gotha, deutlich.
Matthew Seeligmann (Northampton) verlas sodann in Vertretung für Martyn Downer (London) dessen Beitrag zur Erziehung "Educating Arthur: Life as a Military Govenor in the Court of Queen Victoria and the Prince Consort", in dem am Beispiel des Prinzen Arthur und seines Erziehers Major Howard Elphinstone ein Bild vermittelt wurde von den königlichen Erziehungspraktiken.
In einer dritten Sektion wurde schließlich nach Impulsen gefragt, die von den Beziehungen des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha ausgingen. Hier zeigte Michael Eckstein (Bayreuth) mit seinem Vortrag über "Die Musterfarm Callenberg" an einem konkreten Beispiel aus der Landwirtschaft der Musterfarm Callenberg den Vorgang des Kulturtransfers, der zwischen Großbritannien und Deutschland, bzw. Sachsen-Coburg-Gotha, stattfand. Er konnte zeigen, wie Prinz Albert technologische Neuerungen im Bereich der Landwirtschaft nach Coburg transferierte und umsetzen ließ und welche nahezu unüberwindlichen Schwierigkeiten sich dabei ergaben.
Den Abschluss bildete der Vortrag von Christa Jansohn (Bamberg) mit einem Vortrag über "Die Rolle des Tauchnitz Verlags für die englische Literatur". Ausgehend von der in der Landesbibliothek Coburg nahezu vollständig vorhandenen Collection of British Authors des in Coburg geadelten Verlegers Bernhard Tauchnitz zeigte sie, wie diese riesige Sammlung von Taschenbüchern die Nachfrage nach englischsprachiger Literatur in Deutschland bediente und auch britischen Reisenden zu Gute kam, die die in Großbritannien nicht vertriebene Reihe bei kontinentalen Aufenthalten kennen und schätzen lernten.
Die Konferenz zeigte durch alle Beiträge, wie eng der Austausch zwischen Windsor und Coburg im 19. Jahrhundert war. Die Sammlungen an jedem der beiden Standorte lassen sich sehr viel angemessener interpretieren, wenn man die Überlieferung des anderen Ortes mit heranzieht. Es wurde zudem deutlich, dass eine Reihe von Beständen in den Archiven noch der Erfassung und Auswertung harren und neue Perspektiven auf die deutsch-britischen Beziehungen eröffnen können.
Die Beiträge der Referenten werden in Band 25 der Prinz-Albert-Studien (Verlag K.G. Saur, München) im Jahr 2007 veröffentlicht.