Sakralbauten und Moscheekonflikte. Zur Formgebung religiöser Freiheit

Sakralbauten und Moscheekonflikte. Zur Formgebung religiöser Freiheit

Organisatoren
Kulturwissenschaftliches Institut (KWI) Essen und frei04-publizistik, Stuttgart
Ort
Essen
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.05.2008 - 06.05.2008
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Von
Dariuš Zifonun

Wenn in einer bundesdeutschen Stadt publik wird, dass eine Moscheegemeinde den Bau einer Moschee plant, ist Ärger vorprogrammiert. Über die Formgebung islamischer Sakralbauten zu informieren und über Moscheekonflikte aufzuklären war Ziel einer Tagung, zu der am 5. und 6. Mai Architekten, Stadtplaner, Kulturwissenschaftler, Juristen und politische Entscheidungsträger in Essen zusammengekommen waren.

Zu Beginn der Tagung erläuterte der Direktor des mit veranstaltenden Kulturwissenschaftlichen Instituts (KWI) Essen, CLAUS LEGGEWIE, die besondere Themenstellung der Tagung, wie sie im Untertitel der Veranstaltung knapp formuliert ist. Nicht religiöse Inhalte stünden zur Diskussion, sondern deren Form: Der Sakralbau als gebaute Form und der Konflikt als Form der (inter-)religiösen Verhandlung über Religion. Dabei liege das besondere Problempotential religiöser Konflikte darin, dass es sich bei ihnen um nicht teilbare Konflikte handle, in denen es „um’s Ganze“ gehe – Moschee ja oder nein – also ein Kompromiss nicht möglich sei. Sie in teilbare Konflikte zu verwandeln – das heißt in solche, in denen um ein mehr (Parkplätze) oder weniger (Höhe des Minaretts) verhandelt werden kann –, so seine Überzeugung, müsse das vornehmliche Ziel der Konfliktparteien sein. Unter der Voraussetzung klarer Schlichtungsprozeduren seien religiöse Konflikte nützlich, da sie zu einem Motor gesellschaftlichen Wandels würden.

Die zweite Veranstalterin, URSULA BAUS, frei04-publizistik Stuttgart, münzte diese These in ihrer Einführung auf die Rolle der Architektur in der Gesellschaft um. Architektur sei nicht nur in Bezug auf die Problematik islamischer Sakralbauten konfliktträchtig. Auseinandersetzungen seien vielmehr im Nachbarschaftsraum wie in der Stadtgesellschaft und mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Leistung der Architektur immer gegeben. Aufgabe der Architektur sei es nicht, allein Wohlgefühl auszulösen, sondern einen Beitrag zur ständigen Erneuerung und Verständigung der Gesellschaft zu leisten.

Derart eingestimmt kam es BRUN-OTTO BRYDE und MATTHIAS KOENIG zu, in ihren Grundsatzreferaten zwei Teilaspekte der Thematik hervorzuheben: Bundesverfassungsrichter Bryde befasste sich mit den Folgen der Ausdehnung des Islams in Deutschland für die juristische und politische Ausgestaltung des Rechts auf die Religionsfreiheit. Bryde verdeutlichte anhand eines Abrisses der höchstrichterlichen Entscheidungen der Nachkriegszeit, dass dem Bundesverfassungsgericht lange Zeit das Selbstverständnis der Gläubigen als entscheidendes Kriterium für die Legitimität einer religiösen Praxis galt. Die Definitionshoheit lag damit auf Seiten der Gläubigen und außerhalb des staatlichen Interventionsbereichs. Der Staat kann nach diesem Rechtsverständnis nicht über die Regeln der Religionsgemeinschaften bestimmen. Derzeit stelle sich die Frage, so Bryde, ob diese extensive Rechtsauslegung auch auf den Islam angewendet werde, oder aber ein „Abendlandsvorbehalt“ für Religionsfreiheit bestehe. Ob also juristisch und politisch andere Maßstäbe an die Freiheit der Religionsausübung angelegt würden, wenn es um den Islam geht.

Der Göttinger Soziologe Koenig verortete das derzeitige Aufkommen von Religionskonflikten im Kontext des Formwandels nationalstaatlicher Ordnung. So sei der Nationalstaat, entgegen säkularisierungstheoretischer Annahmen, nicht durch eine rigide Trennung von Politik und Staat gekennzeichnet, sondern – auf länderspezifisch je unterschiedliche Weise –„religiös imprägniert“. Diese nationalen Arrangements, die wiederum in bereichsspezifische Regelungen etwa beim Tierschutz, der Bekleidung oder eben des Moscheebaus zerfielen, gerieten neuerdings, so Koenig, unter Druck. Und dieser Druck sei so nachhaltig, weil er auf Instanzen beruhe, die jenseits der Gestaltungshoheit des Nationalstaats liegen: So seien Menschenrechtspolitiken, derer sich religiöse Aktivisten bedienen, transnational verankert. Bei Moscheekonflikten handle es sich um kollektive Formen von Gleichstellungsforderungen, die einerseits kaum zurückgewiesen werden könnten, andererseits aber auf eine Umstellung der symbolischen Ordnung der Gesellschaft zielten und damit besonders gewichtig seien. Von allen Referenten der Tagung folgte Koenigs am stärksten den Diskursregeln seiner akademischen Subdisziplin. Gerade Koenigs routinierter Umgang mit dem makrosoziologischen Dreisatz aus Kritik (an der mangelnden Erklärungskraft einer ‚Theorie’) - Formulierung einer eigenen ‚Gegentheorie’ - empirischer Validierung durch den gesamtgesellschaftlichen Vergleich - offenbart die methodologischen Schwächen dieses Vorgehens. Gerade weil es nicht klar genug zwischen Theorie und Empirie, zwischen Idealtypen und Einzelfällen trennt, kann es beide nicht sinnvoll in Bezug setzen. Argumente wie Gegenargumente lassen sich so fast beliebig finden, wie dies die Diskussion um postnationale Staatsbürgerschaft (Soysal 1994; Joppke 1999) belegt, auf die Koenig implizit anspielte.

Diesem ersten Teil der Tagung war am Nachmittag eine Exkursion vorausgegangen, an der ein Teil der Referenten und der Tagungsbesucher teilgenommen hatte. Im Essener Stadtteil Altendorf plant die lokale DITIB-Gemeinde die Einrichtung einer Moschee in einem ehemaligen Industriegebäude. So waren es denn auch die typischen Themen und Probleme, die sich um lokale Moscheebauprojekte entspinnen, die den ersten Referenzrahmen der Diskussionen des zweiten Tagungstages bildeten: Der Vorwurf der Intransparenz und der Rücksichtslosigkeit, wie er von Seiten ‚besorgter Anwohner’ vorgebracht wird, Fragen der Gestaltung (Kuppel und Minarett), Befürchtungen, es mangle an Parkplätzen, die Vermutung, die Ansiedlung einer ‚repräsentativen’ Moschee hätte die Abwertung des Stadtteils zur Folge, schließlich der Vorwurf mangelnden Engagements der lokalen Politik.

Den anderen Bezugsrahmen bildeten professionsspezifische Probleme der Architektur, wie sie heute gegeben sind. So hatte Ursula Baus bereits in ihrer Einführung darauf hingewiesen, dass die Architektur nicht mehr über ein unmissverständliches Formenvokabular verfüge. AXEL SOWA konstatierte, dass auf dem globalisierten Architekturmarkt die Formensprache entgrenzt sei und bisweilen den Anschein der Beliebigkeit erwecke. Seine Rede von den „unreinen Formen“, die Ausdruck eines befreiten Spiels seien, wurde von anderen Rednern dankbar aufgegriffen. Unübersehbar blieb aber auch, dass die Frage des architektonischen Selbstverständnisses nach der Moderne damit noch nicht beantwortet ist.

Zunächst jedoch zeichnete der Augsburger Architekt ALEN JASAREVIC im ersten Impulsreferat des zweiten Veranstaltungstages im gut gefüllten Festsaal der Essener Philharmonie den Weg zur Moschee nach, den er und der Bauherr zu gehen hatten, als sie das Islamische Zentrum im bayrischen Penzdorf errichteten. Eindrücklich beschrieb er die Schwierigkeiten, bei seinen Auftraggebern das Bild der osmanischen Moschee als einzig wahrem Moscheetypus aufzubrechen und den Formenreichtum der islamischen Architektur als Chance und Anreiz zu nutzen, mittels dessen eine für den Ort und Zweck passende gestalterische Lösung gefunden werden kann. Neben der Notwendigkeit einer intensiven Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber, betonte Jasarevic den langen Anerkennungsprozess in der städtischen Öffentlichkeit, der, so seine Einschätzung, trotz der Dialogbereitschaft des Moscheevereins ohne die Unterstützung der politischen und administrativen Spitzen nicht erfolgreich geendet hätte. So stellt sich das heutige Bauwerk als Kompromiss dar, in dem der ‚Deal’ zwischen skeptischer Öffentlichkeit und gestaltungswilligem Bauherrn zu einer ästhetisch überzeugenden Formgebung gerann. Sinnbild dafür ist die offene Wandgestaltung des Gebetsraums, die in ihrer kiemenartigen Struktur dem vorbeifahrenden Anwohner einen kurzen Blick in die Moschee erlaubt – „der normale Penzdorfer schätzt das sehr“ – und die das Gebäude zugleich mit indirektem Licht versorgt und so zur besonderen Raumatmosphäre beiträgt. Inwieweit ‚der Islam’ sich an dieser Stelle bereits enttradiert hat, mag daran abgelesen werden, dass er sich dem Originalitätsideal der westlichen Moderne stellt und, statt aus lokalen oder aus den Heimatländern der Migranten mitimportierten Formgegebenheiten zu schöpfen, nach ‚neuen’ Antworten auf die Frage nach dem gottgefälligen Sakralbau sucht.

Die Tagungsmacher bemühten sich, die Frage des Sakralbaus und des Konflikts um diesen nicht auf den Islam im Westen zu reduzieren. So verwies die Architektin RENA WANDEL-HÖFER aus Saarbrücken in ihrem Kommentar darauf, dass die Kernfragen der Integration religiöser Gemeinschaften in die Stadtgemeinde religionsunabhängig seien. Am Beispiel des Baus des jüdischen Zentrums in München argumentierte sie zudem, dass das Bauvorhaben nur durch die konsequente Unterstützung der politischen Spitze und dank des Durchhaltewillens des Oberbürgermeisters umgesetzt werde konnte.

REINHOLD ZEMKE von Contextplan Berlin wies schließlich darauf hin, dass die meisten Moscheeprojekte, aber eben auch das jüdische Zentrum in München, neben einem Gebetsraum weitere räumliche Angebote, vom Café über eine Bibliothek zu Veranstaltungs-, Frauen-, Jugend- und Freizeiträumen machten, also multifunktional angelegt seien.

Diesem Themenblock zu Funktionalität und Form von Sakralbauten folgte eine Diskussionsrunde über Moscheen in der Nachbarschaft und im Stadtbild, die von PAUL BÖHM eingeleitet wurde. Der Architekt der geplanten ‚Zentralmoschee’ in Köln Ehrenfeld beschränkte sich jedoch notgedrungen auf die Darstellung der Pläne für das noch nicht begonnene Bauvorhaben. Bezeichnenderweise machte sich dann allein an seinem Vortrag die Frage der Geschlechtertrennung im Islam fest, die von den einen als Stein des Anstoßes gewertet wurde, von anderen als unumstößlich, von den meisten aber scheinbar als Frage der Zeit.

MARKUS ALLMANN stellte anhand der von ihm gebauten spektakulär-unspektakulären Herz Jesu Kirche in München dar, dass auch im Fall christlicher Kirchen Konflikte nicht ausbleiben. So lehnte die betroffene Gemeinde den Bau zunächst ab, konnte dann in langen Kommunikationsprozessen dafür gewonnen werden und ist mittlerweile Stolz auf seine „LKW-Waschanlage“, die sich als Geldquelle erwiesen hat und durch die ein neuer Kundenstamm für die Gemeinde erschlossen werden konnte.

THOMAS LEMMEN, Referent für Islamfragen im Referat Dialog und Verkündigung des Erzbistums Köln, bekräftige in seinem Kommentar die Bedeutung des interreligiösen Dialogs und insbesondere der moderierenden Konfliktintervention durch die christlichen Kirchen. So habe der Kölner Fall gezeigt, dass in der Öffentlichkeit Argumente immer wieder passend gemacht würden, wenn es darum gehe, Moschebauten zu sabotieren.

ALEXA FÄRBER, Ethnologin aus Kiel, betonte schließlich, dass die Bewältigung von Moscheekonflikten bei den beteiligten Akteuren ein hohes Maß an urbaner Kompetenz erfordere, mithin also alles andere als voraussetzungsfrei sei. Die Bewältigung der Spannung zwischen der für den städtischen Raum kennzeichnenden Anonymität einerseits, der Nähe und Vertrautheit im Nahraum des Stadtquartiers andererseits, wie sie für Berliner „Kiezmoscheen“ besonders charakteristisch sei, stelle Nachbarschaft wie Moscheevereine regelmäßig vor große Herausforderungen.

Dass Moscheebau nicht nur eine immer wieder neu lokal zu beantwortende Frage baulicher Gestaltung ist, sondern ‚globale’ Implikationen hat, kam bei der Tagung auf zweifache Weise zur Sprache. Zunächst mit dem vergleichenden Blick auf Moscheebauten weltweit, den JÜRGEN ENGEL aus Frankfurt/Main durch die Vorstellung seines Moscheebauprojektes in Algier eröffnete. Dabei wurde deutlich, dass Projekte wie der Böhmsche Bau zu Köln, der wegen seiner Ausmaße und Formensprache als ‚repräsentativ’ gilt, den Islam in der Öffentlichkeit also sichtbar vertritt, im internationalen Maßstab kaum auffällig werden. Die Moschee in Algier wird einmal 20.000 Gläubigen Raum geben, ihr 200 Meter hohes Minarett eher einem Hochhaus gleichen. In seinem Kommentar betonte ROCHUS WIEDEMER (TU Dresden), wiederum mit Blick auf die internationale Szene, dass von einer progressiven Moscheearchitektur nicht auf einen progressiven Bauherrn rückgeschlossen werden könne, was umgekehrt mit Blick auf die bundesdeutsche Debatte auch heißen könnte, dass ein traditioneller Moscheebau nicht notwendigerweise auf eine rückwärtsgewandte Gesinnung hindeuten muss.

Dem bereits erwähnten Axel Sowa blieb es dann vorbehalten, auf die allzu harmonistische Rede von Integration hinzuweisen, die bis dahin die Tagung geprägt hatte. Der Architektur werde, so Sowas These, zugemutet, Probleme der gesellschaftlichen Einbindung zu lösen, die sie nicht zu lösen in der Lage sei, nicht nur, weil darin nicht ihre Funktion bestehe, sondern vor allem, weil die Architektur heute selbst fragmentiert, mithin desintegriert sei.

Die globale Dimension des Moscheethemas kam auch, auf andere Weise, im abschließenden Tagungsschwerpunkt zur Sprache. Im einzigen sozialwissenschaftlich dominierten Panel über Konflikt und Konfliktschlichtung argumentierte der Bielefelder Soziologie JÖRG HÜTTERMANN, in der religiösen Weltlage nach 9/11 seien der Islam zum Gegenpol der westlichen Welt stilisiert, der Moscheebau politisiert und zugleich Migranten in kulturelle und religiöse Subjekte transformiert worden. In einem Abriss der Einwanderungsgeschichte der Bundesrepublik zeichnete Hüttermann nach, wie die zu Beginn der Gastarbeitereinwanderung eindeutigen Rangordnungsunterschiede zwischen Außenseitern und Etablierten in den 1980er und 90er Jahren durch das Aufkommen ‚avancierender Fremder’ in Frage gestellt wurden. Der Wandel vom Ausweichverhalten zur Konfliktaustragung sei jedoch im neuen Jahrtausend durch die Kulturalisierung der Konflikte durchbrochen worden, wobei der interreligiöse Dialog, entgegen dem Selbstverständnis seiner Teilnehmer, weniger dazu diene, Unterschiede zu bearbeiten, als vielmehr Differenzen zu konstituieren.

Dieser Argumentation wollte RITA SÜßMUTH im politischsten Vortrag der Veranstaltung nicht uneingeschränkt folgen. Zwar wies sie zunächst auf die eklatanten Mängel und Versäumnisse der bundesdeutschen Einwanderungs(verhinderungs)politik hin. Sie sah jedoch die Leistung des Dialogs in der Anerkennung, die er dem gegenüber zolle.

GÖNÜL YERLI vom Islamischen Forum Penzberg, dessen Moscheebau Alen Jasarevic bereits zuvor dargestellt hatte, brachte schließlich die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen ihrer erfolgreichen Gemeindearbeit zur Sprache. Sie betonte unter anderem die Selbständigkeit der Gemeinde, verwies darauf, dass Angehörige aus elf Nationen an ihr beteiligt seien und dass grundlegende Deutschkenntnisse Voraussetzung sind für die Mitarbeit im Vereinsvorstand. Überdies hob sie die intensive Nachbarschaftsarbeit hervor, die man von Beginn an betrieben habe, insbesondere hinsichtlich der sensiblen Parkraumproblematik. Einmal mehr wurde auch von ihr die frühzeitige Einbindung der Stadtpolitik als notweniger Bestandteil erfolgreicher Moscheebaupolitik herausgestrichen.

Der Kölner Konfliktmediator ROLAND SCHÜLER hob dagegen zum Abschluss hervor, dass aus seiner Sicht zunächst die lokale Anwohnerschaft für ein Bauvorhaben gewonnen werden müsse.
Eine vorschnelle Festlegung aller politischen Akteure zugunsten eines Moscheebaus könne dagegen nachteilige Effekte haben, da skeptische Nachbarn sich dann als stimmlos empfänden und ihre Skepsis infolgedessen in Resignation oder strikte Ablehnung kippe.

Es ist als Verdienst der Veranstalter zu werten, dass die Tagung, anders als dies beim Thema Moscheebau die Regel ist, weitgehend frei blieb von Bekenntnisreden und apodiktischen Urteilen über das Wesen dieser oder jener Religion. Die sorgfältige Auswahl der Referenten wie auch die Fokussierung auf Fragen der Form statt des Inhalts, sind dafür maßgeblich verantwortlich. Die Einzelbeiträge waren höchst informativ, das Gesamtergebnis der Tagung ist mehr als die Summe der Tagungsteile: hat die Veranstaltung doch einige Leitmotive zum Klingen gebracht und Fragen für weitere Diskussionen zu Tage gefördert.

So wird zukünftig über den Konfliktbegriff zu reden sein, der in nur eingeschränktem Sinne gebraucht wurde. So wertete Matthias Koenig Konflikte als „Schritte zur Einbeziehung“ und nannte Jörg Hüttermann Voraussetzungen dafür, dass Konflikte zu Integration führen könnten. Dass der Konflikt selbst eine Form der Integration ist und nicht nur Medium der Integration, blieb dabei unberücksichtigt. Vielleicht ist es ja gerade die ‚Dauerreflexion’ darüber, wie eine angemessene Moschee auszusehen hat, ob und wenn ja, wo sie zu bauen ist, oder auch welches ihre Aufgaben sind und nicht die Einigung in irgendeinem dieser Punkte, die die Beteiligten zusammenhält. Architektonisch mag in Paul Böhms Kölner Credo „maximale Öffnung bei gleichzeitiger Geschlossenheit“ der Schlüssel für eine symbolische Integration liegen, die sich als ästhetische Harmonisierung von Widersprüchen versteht. Schließlich ist in den Tagungsdebatten neben der gebauten Form und der Diskursform des Konflikts eine weitere Form zu Tage getreten, die im Kontext von Moscheebauprojekten von Bedeutung zu sein scheint. Religion scheint bisweilen auch marktförmig aufzutreten und der Moscheebau ein Markt zu sein, auf dem ein Wettbewerb um Aufträge, um Gemeindemitglieder und um gesellschaftliche Anerkennung herrscht.

Kurzübersicht:

Einführung
Ursula Baus (frei 04 Publizistik): Warum Architektur für Konflikte sorgt
Claus Leggewie (KWI): Warum Sakralbauten für Aufregung sorgen

Eröffnungsvorträge
Brun-Otto Bryde (Bundesverfassungsgericht Karlsruhe): Der deutsche Islam wird sichtbar
Matthias König (Universität Göttingen): Von den Grenzen des Politischen - Religionskontroversen in Westeuropa

I. Funktionalität und Form von Sakralbauten
Moderation: Ursula Baus

Impuls
Alen Jasarevic (Augsburg): Islamisches Zentrum in Penzberg und Moscheeprojekt in Berlin

Kommentare
Lamya Kaddor (Münster)
Rena Wandel-Höfer (Saarbrücken): Synagogen in Dresden und München
Reinhold Zemke (Contextplan Berlin)

II. Moscheen in der Nachbarschaft und im Stadtbild
Moderation: Claus Leggewie

Impuls
Paul Böhm (Köln): Zentralmoschee Köln-Ehrenfeld

Kommentare
Sabine Kraft (Marburg)
Markus Allmann (München): Herz Jesu Kirche München
Alexa Färber (Universität Kiel)
Thomas Lemmen (Köln)

III. Moscheen weltweit. Die internationale Szenerie
Moderation: Ursula Baus

Impuls
Jürgen Engel (Frankfurt/Main): 1. Preis Moschee Algier

Kommentare
Rochus Wiedemer (TU Dresden)
Volker Krech (Univesität Bochum)
Axel Sowa (RWTH Aachen)

IV. Konflikt und Konfliktschlichtung
Moderation: Claus Leggewie

Impuls
Jörg Hüttermann (Universität Bielefeld)

Kommentare
Rita Süßmuth (Berlin)
Gönül Yerli (Penzberg)
Roland Schüler (Köln


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