Einen Überblick über die thematische Breite des Faches und eine Zwischenbilanz zum ‚spatial turn‘ hatte sich Christine Roll (Aachen) erhofft, als sie das Thema der achten Arbeitstagung der Frühneuzeithistoriker und -historikerinnen „Grenzen und Grenzüberschreitungen. Stand und Perspektiven der Frühneuzeitforschung“ ausschrieb. In den elf Sektionen der Tagung war dann tatsächlich beides vertreten, wenn auch nicht immer miteinander vereint: Die Beiträge eröffneten allesamt interessante Einblicke in die aktuelle Frühneuzeitforschung, nicht jeder aber kam über die rein metaphorische Verwendung des Grenzbegriffs hinaus. Somit trugen nicht alle Sektionen gleichermaßen dazu bei, Rolls anfänglich aufgestellte These zu erhärten, dass die Frühe Neuzeit als eine Epoche besonders komplexer und dynamischer Grenzen zu gelten habe. Gleichwohl war während der zweieinhalb Tage in Aachen über die Spezifik der Frühen Neuzeit vieles und viel Neues zu erfahren, wenn auch nicht immer aus der Perspektive des ‚spatial turn‘.
Der Herausforderung eines einführenden Beitrags stellte sich CORNEL ZWIERLEIN (Bochum), indem er frühneuzeitliche Vorstellungen von Räumen und Grenzen mit jenen der „Moderne“ verglich. Als Charakteristika der Frühen Neuzeit strich er zum einen das in den Klimatheorien fassbare Zusammendenken von biologischen und kulturellen Grenzen heraus, zum anderen hob er auf einen spezifischen Umgang mit der Dialektik von Globalem und Lokalem ab, der anders als die heutige „Glokalisierung“ in einer Verschärfung globaler wie lokaler Grenzen bestanden habe. Ergänzt wurden Zwierleins Ausführungen durch den Beitrag von THOMAS MÜLLER (Aachen), der einen wissenschaftsgeschichtlichen Überblick über die deutsche Raumforschung des 19. und 20. Jahrhunderts lieferte.
Die Fruchtbarkeit umwelthistorischer Fragestellungen auch und gerade im Hinblick auf den ‚spatial turn‘ stellte die nachfolgende erste Sektion unter Beweis. MARTIN KNOLL (Darmstadt) machte anhand der Donau und ihrer bayerischen Nebenflüsse deutlich, in welchem Maß fließende Gewässer die Raumvorstellungen der Frühen Neuzeit konstituierten. Den frühneuzeitlichen Kosmo- und Topographen bescheinigte er eine außergewöhnliche „hydrographische Sensibilität“, die aber bezeichnenderweise mit einer imaginären Zähmung der fluvialen Dynamik einhergegangen sei. ACHIM LANDWEHR (Düsseldorf) wies am Beispiel oberitalienischer Gebiete einen nach 1650 einsetzenden Wandel in den Praktiken frühneuzeitlicher Grenzziehung nach, den er überzeugend als einen Übergang vom „Grenzen Finden“ zum „Grenzen Machen“ beschrieb. Diese Gegenüberstellung wurde in der Folge mehrfach für andere Themenfelder aufgegriffen und kritisch hinterfragt. Ebenfalls anhand italienischer Fallbeispiele illustrierte CHRISTIAN WIELAND (Freiburg) die Rolle von Flüssen in frühneuzeitlichen Grenzkonflikten, während MARTIN SCHMID (Wien) die im frühen 18. Jahrhundert entstandene Donaubeschreibung des habsburgischen Grenzkommissars Luigi Ferdinando Marsigli als Beobachtung „sozionaturaler Schauplätze“ deutete.
Dem Zusammen- und Gegenspiel konfessioneller und territorialer Grenzen und damit einem originär frühneuzeitlichem Forschungsfeld wandte sich die nachfolgende Sektion zu. BETTINA BRAUN (Mainz) zeichnete die sicht- und unsichtbaren Grenzen in gemischtkonfessionellen Domstiften nach, die seltener überschritten wurden, als es eine idealisierende ältere Forschung wahrhaben wollte. Mit einem kleinen Grenzverkehr der besonderen Art befasste sich JOHANNES WISCHMEYER (Mainz) am Beispiel des Vogtlandes, wo sich die geistlichen Besitzstände nicht mit den Territorien des albertinischen Sachsen und der Markgrafschaft Brandenburg-Kulmbach deckten. SILKE MARBURG (Dresden) entwirrte das dichte Netz von Interessen und Befindlichkeiten, das den Konflikten um die Gottesdienste katholischer Gesandter in der sächsischen Residenzstadt Dresden zugrunde lag. Aus Sicht der Kartographie stellte ANDREAS KUNZ (Mainz) schließlich dar, wie bei der Erstellung von Geschichtskarten mit dem Problem unklarer Grenzverläufe der Frühen Neuzeit umgegangen werden kann.
Um die grenzüberschreitende Mobilität verschiedener gesellschaftlicher Gruppen ging es der dritten Sektion, der ANDREAS RUTZ (Bonn) eine instruktive Einleitung voranstellte. Rutz thematisierte die „vergleichsweise geringe Materialität“ territorialer Grenzen in der Frühen Neuzeit, die durch symbolische Handlungen aufgefangen worden sei. Seine Mutmaßung, dass sich die mangelnde Dinglichkeit der Grenzen auch in den Reisebeschreibungen der Frühen Neuzeit widerspiegele, da diese Axel Gotthard zufolge kaum Grenzübertritte erwähnten1, fand in der nachfolgenden Diskussion allerdings keine Zustimmung. STEFAN EHRENPREIS (München) relativierte am Beispiel einer niederländischen Kaufmannsfamilie die Bedeutung territorialer Grenzen für das Wirtschaftsleben, während STEPHAN LAUX (Düsseldorf) auf die alltägliche Ausgrenzung der Juden aufmerksam machte, die sich in zahlreichen Maßnahmen räumlicher Abgrenzung bis hin zur Ausweisung niedergeschlagen habe. Als erfahrene und gleichsam berufsmäßige Grenzgänger stellte PIETER MARTENS (Leuven) die vorwiegend italienischen Festungsbaumeister vor, die im 16. Jahrhundert im Dienst der Habsburger und der Valois standen, und FRANK POHLE (Aachen) verwies abschließend die Annahme einer unbeschränkten Mobilität von Jesuiten und Franziskanern ins Reich der Legenden.
Mit einem rein metaphorischen Grenzbegriff arbeitete die von CHRISTOPH KAMPMANN (Marburg) geleitete vierte Sektion, die sich dem Tod des Herrschers „als Grenze und Übergang“ zuwandte und nach der „normativen Funktion der Herrschermemoria“ fragte. Kampmann äußerte dabei einleitend die Vermutung, dass dem Bemühen um einen möglichst raschen Vollzug des institutionellen Übergangs eine eigentümliche Ausweitung des Übergangs in der Memoria gegenüberstehe. Dieser anregende Gedanke wurde jedoch in den Einzelbeiträgen, die sich durchaus fundiert mit dem Funktionswandel der Herrschermemoria in politischen Krisensituationen auseinander setzten, leider nicht aufgegriffen. So war von KERSTIN WEIAND (Marburg), ULRICH NIGGEMANN (Marburg), MARIA GOLOUBEVA (Riga) und GUDRUN GERSMANN (Paris) zwar viel Interessantes und manch Unterhaltsames über die postume Verehrung Elisabeths I., Wilhelms III., Leopolds I. und Ludwigs XVI. zu erfahren, um Grenzen und Grenzüberschreitungen ging es dabei allerdings kaum.
Die fünfte Sektion machte Verwandtschaft als ein historisch variables Konstrukt entlang von Grenzen der Dazugehörigkeit sichtbar. Einer Neukonzeptualisierung der Verwandtschaft im Laufe des 15. Jahrhunderts entsprach nach SIMON TEUSCHER (Zürich) der Wechsel von einer Semantik des Fleisches zu einer Semantik des Blutes, wie sie sich in den sogenannten ‚arbores consanguinitatis‘ spiegelte. MARGARETH LANZINGER (Wien) arbeitete aus österreichischen Dispensgesuchen, die um die kirchliche Erlaubnis zur Verwandtenehe baten, die Entkopplung von kirchlichem und staatlichem Recht heraus. Waren danach nur Ehen zweiten Grades dispenspflichtig, wurden bis ins 19. Jahrhundert weiterhin Gesuche an die Diözesen für den dritten und vierten Verwandtschaftsgrad gestellt. Die konflikthafte Konstituierung einer Familie, deren Nachfahren sich nicht nur auf Kontinente verteilen, sondern auch entlang von rassischen Zuschreibungen trennen, präsentierte KIRSTEN RÜTHER (Hannover). Die Aufspaltung der Familie in einen ‚coloured‘ und einen ‚white part‘ geht, so Rüther, einher mit den unterschiedlichen Formen von europäischer Familie und afrikanischen kinship-Beziehungen. Insgesamt vermittelte die Sektion erhellende Einsichten über die Konstruktivität von Verwandtschaft; diese wurden allerdings nicht durch eine Reflexion des Grenzbegriffs vertieft.
Über die Grenzen Europas hinaus wagte sich die sechste Sektion, die den Indischen Ozean als Kontaktzone zwischen den Kulturen in den Blick nahm. Welche Vorstellungen und Hoffnungen das lateinische Europa mit dieser Region verband, noch bevor es sie selbst erschloss, stellte FELICITAS SCHMIEDER (Hagen) dar. Der Beitrag von JÜRGEN G. NAGEL (Hagen) machte demgegenüber deutlich, in welchem Maß die Integration der Europäer in diesen Raum bis zum Ende der Frühen Neuzeit voranschritt. RALPH KAUZ (Wien) erinnerte daran, dass der Indische Ozean nicht nur als Kontaktzone zwischen Asien und Europa, sondern auch zwischen Ost- und Westasien wahrgenommen werden müsse, und STEPHAN CONERMANN (Bonn) dachte ausgehend vom Mogulreich grundlegend über die Schwierigkeiten einer „Connected History“ nach.
Als eine methodische Grenzüberschreitung verstand sich die siebte Sektion, die unter Anleitung von RALF PRÖVE (Potsdam) die Militärgeschichte der Ritual- und Performanzforschung öffnete und sich mit den ‚rites de passage‘ der Militärgesellschaft befasste. Pröve klärte in seinem einführenden Beitrag nicht nur die theoretischen Voraussetzungen dieses Ansatzes, sondern ließ auch deutlich sein Anliegen erkennen, die Militärgeschichte als anerkanntes kulturgeschichtliches Forschungsfeld zu etablieren. Die Anwendbarkeit der von Pröve vorgestellten Theorie überprüften CARMEN WINKEL (Potsdam) und ANGELA STRAUSS (Potsdam), indem sie den Eintritt in das bzw. den Austritt aus dem Militär als Übergangsritus zu lesen versuchten. JUTTA NOWOSADTKO (Hamburg) analysierte die militärische Strafpraxis des Spießrutenlaufs als gemeinschaftsbildendes Ritual, während MAREN LORENZ (Hamburg) ausgehend von ihren Forschungen zur soldatischen Gewaltanwendung nach dem Dreißigjährigen Krieg die alleinige Erklärungskraft der Ritualtheorie eher in Frage stellte.
In der achten Sektion konnten hinsichtlich Nachbarschaft und der sozialen Ordnung in frühneuzeitlichen Gemeinden drei Grenztypen ausgemacht werden: Solche, die den physischen Raum definierten (Hausschwellen, Brunnen, Straßen etc.), weiterhin soziale Grenzen (Verwandtschaft, Zünfte) und ethisch-moralische Grenzen, die das Prinzip der „guten Nachbarschaft“ umfassten. STEFAN KROLL (Rostock) wies anhand einer Datensammlung zu 5.000 Haushaltsvorständen in Stade, Stralsund und Wismar die hohe räumliche Mobilität in der Stadt nach. Dabei wurden die sozialen Grenzen entlang der Stadtviertel gut erkennbar. Am Genter Beispiel zeigte HANNA SONKAJÄRVI (Duisburg-Essen) den Fall institutionalisierter Nachbarschaften, die feste Grenzen hatten und mit der Niedergerichtsbarkeit ausgestattet waren, auf. Langfristig, so hob sie hervor, verschoben sich die Kompetenzen policeylicher Kontrolle aber zugunsten des Magistrats, für dessen Belange die Nachbarschaften zunehmend eingespannt wurden. Damit vollzog sich ein Übergang von der kodifizierten Nachbarschaft zur Etablierung einer neuen Stufe der Verwaltung auf Mikroebene. INKEN SCHMIDT-VOGES (Osnabrück) fragte nach der Wahrnehmung von Grenzüberschreitungen vom öffentlichen zum häuslichen Bereich, dem Hausfriedensbruch wie auch nachbarlicher Intervention bei Streitigkeiten. Anhand von Zivilrechtsfällen konnte sie dabei einen engen Zusammenhang von Frieden, Sicherheit, Grenze und Ehre feststellen. Nachbarschaftliche Grenzen waren somit zentral für die Wahrung des städtischen Friedens.
Mit der „ständigen Grenzüberschreitung“ der europäischen Expansion befasste sich die neunte Sektion, eingeführt und geleitet von RENATE DÜRR (Kassel). Dazu beleuchteten FELIX HINZ (Kassel) und CHRISTOPH MARX (Essen) die komplexen Grenzziehungen kolonialer Herrschaft am Beispiel Lateinamerikas und Südafrikas, während ANNE-CHARLOTT TREPP (Göttingen) und ANTJE FLÜCHTER (Heidelberg) die Dynamiken von Annäherung und Abgrenzung in der protestantischen und katholischen Indienmission nachzeichneten.
Um Grenzen im übertragenen Sinn sowie um ihre räumlichen Entsprechungen ging es in der zehnten Sektion, die sich frühneuzeitlichen Geschlechtergrenzen widmete. CLAUDIA OPITZ-BELAKHAL (Basel) hob in ihrer Einführung hervor, dass diese Grenzen keinesfalls so statisch und undurchlässig gewesen seien, wie es eine ältere Frauengeschichte noch annahm. Vielmehr habe die jüngere Geschlechtergeschichte den Blick auf die „Grenzgänger/innen“ gerichtet und zudem die Geltung des „Zwei-Geschlechter-Modells“ für die Frühe Neuzeit relativiert. Aus der Perspektive der Kriminalitätsforschung hinterfragte JOACHIM EIBACH (Bern) die Gültigkeit der Geschlechtergrenzen im frühneuzeitlichen Strafrecht und plädierte abschließend für eine differenzierte Sicht, die die Frühe Neuzeit nicht lediglich „als Folie der Moderne“ benutze. EVA LABOUVIE (Magdeburg) maß in ihrem interessanten und sehr ausführlichen Beitrag den Raum aus, den verheiratete Frauen und Witwen in der frühneuzeitlichen Dorfgemeinschaft ausfüllten. DOROTHEA NOLDE (Bremen) befasste sich anhand deutscher und französischer Reiseberichte gleich in mehrfacher Hinsicht mit Grenzen und Grenzüberschreitungen, indem sie den Blick der Reisenden auf die Grenzen zwischen männlicher und weiblicher Sphäre in den Gesellschaften Spaniens und Italiens analysierte. Über die Grenzen der Geschlechtergeschichte selbst dachte schließlich MONIKA MOMMERTZ (Freiburg) am Beispiel von Frauen in den entstehenden Naturwissenschaften des 18. Jahrhunderts nach.
Das Thema der konfessionellen bzw. religiösen Grenzen griff dann die elfte und letzte Sektion anhand der Hofgesellschaften des 17. und 18. Jahrhunderts wieder auf. Die von MATTHIAS SCHNETTGER (Mainz) geschilderten Annäherungen und Abgrenzungen der protestantischen Reichshofräte an den bzw. vom katholischen Kaiserhof in Wien schlossen in vielem an den Beitrag von Silke Marburg an. JAN KUSBER (Mainz) und ANDREAS FRINGS (Mainz) wiesen nach, dass den ,fremden‘ Herrschern Katharina II. von Russland und den polnischen Königen August II. und August III. im Interessengeflecht ihrer Höfe selbst nur begrenzte Möglichkeiten offen standen, Höflingen mit fremder Herkunft und anderer Konfession bzw. Religion einen Platz einzuräumen. Eine Gruppe der professionellen Grenzgänger stellte abschließend CHRISTIAN MAHNER (Mainz) mit den sogenannten Phanarioten vor, orthodoxen Griechen, die als Dolmetscher und Unterhändler im Dienst der Hohen Pforte standen.
Ihren Abschluss fand die Tagung mit einigen resümierenden Worten Christine Rolls, die andeutete, dass mancherorts doch eine stärkere Bezugnahme auf den ‚spatial turn‘ wünschenswert gewesen wäre, weshalb sie die Beiträger/innen des geplanten Tagungsbandes ermunterte, verstärkt über die „räumlichen Repräsentationen“ metaphorischer Grenzen nachzudenken. Welches Potential die geschichtswissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem ‚spatial turn‘ noch birgt und wie hoch die Gefahr ist, das Thema überzustrapazieren, wird sich in den nächsten Monaten verfolgen lassen, denn in ebenso erstaunlicher wie bezeichnender Übereinstimmung haben sich ihm sowohl die 2. Schweizerischen Geschichtstage2 als auch der 48. Deutsche Historikertag3 verschrieben. So ist zu hoffen, dass am Ende des Forschungsjahres 2010 wenigstens eins feststehen wird: welche Grenzen nämlich das Thema ‚Grenzen‘ selbst hat.
Konferenzübersicht:
Begrüßung
Theoretische Konzepte – Räume und Grenzen
Cornel Zwierlein (Bochum): Raumgrenzen, Epochengrenzen und Natur/Kultur-Grenzen zwischen Früher Neuzeit und Moderne
Thomas Müller (Aachen): Deutsche Raumforschung zwischen Politischer Romantik und Nationalsozialismus
Sektion I: „Natur ein-grenzen!“ Ein umwelthistorischer Zwischenruf
Leitung: Achim Landwehr (Düsseldorf)
Martin Knoll (Darmstadt): Fließende Grenzen. Zur Rolle von Flüssen bei der Repräsentation historisch-topographischer Räume der Frühen Neuzeit
Achim Landwehr (Düsseldorf): Die Zeichen der Natur lesen. „Natürliche“ Autorität im habsburgisch-venezianischen Grenzgebiet in der Frühen Neuzeit
Martin Schmid (Wien): Luigi Ferdinando Marsiglis „Danubius Pannonico-Mysicus“ (1726) als Beobachtung eines sozio-naturalen Schauplatzes
Christian Wieland (Freiburg): Grenzen an Flüssen und Grenzen durch Flüsse: Natur und Staatlichkeit zwischen Kirchenstaat und Toskana
Sektion II: Grenzgänge. Die Überschreitung konfessioneller und territorialer Grenzen in der Frühen Neuzeit
Leitung: Bettina Braun / Johannes Wischmeyer, Mainz
Bettina Braun (Mainz): Grenzen und Grenzgänge(r) in gemischt konfessionellen geistlichen Institutionen
Johannes Wischmeyer (Mainz): Cura animarum und Patronatsrecht im politischen Grenzraum als Faktoren innerkonfessioneller Konflikte
Silke Marburg (Dresden): Gesandte als Grenzgänger. Residenzstädtische Repräsentationskultur und die Konstruktion religiöser Exklaven
Andreas Kunz (Mainz): Probleme der Kartierung politisch-konfessioneller Grenzen in der Frühen Neuzeit
Sektion III: Grenzüberschreitungen im deutsch-niederländisch-französischen Grenzraum
Leitung: Frank Pohle, Aachen / Andreas Rutz, Bonn
Andreas Rutz (Bonn): Territoriale Grenzen in der historischen Forschung zwischen
Politikgeschichte, Landesgeschichte und Kulturwissenschaft
Stefan Ehrenpreis (München): Protestantische Kaufleute als Grenzgänger zwischen dem Rheinland und den Niederlanden im 16. und 17. Jahrhundert
Stephan Laux (Düsseldorf): Grenzüberschreitende Lebensbezüge von Juden in Nordwesteuropa in der Frühen Neuzeit
Pieter Martens (Leuven): Architects and Engineers in the Conflict Zone Habsburg-Valois
Frank Pohle (Aachen): Kloster – Territorium – Ordensprovinz. Zur Mobilität von Ordensleuten im Rhein-Maas-Raum in der frühen Neuzeit
Sektion IV: Der Tod des Herrschers als Grenze und Übergang. Die normative Funktion der Herrschermemoria in der Frühen Neuzeit
Leitung: Christoph Kampmann, Marburg
Kerstin Weiand (Gießen): Der englische Regierungs- und Dynastiewechsel 1603 im Spiegel der Funeralschriften Elisabeths I.
Maria Goloubeva (Riga): Diskurse um politische Kompetenz in den Leichenpredigten Kaiser Leopolds I.
Ulrich Niggemann (Marburg): Der mediale Umgang mit dem Tod eines umstrittenen Herrschers. Die Memoria Wilhelms III. zwischen „Glorious Revolution“ und Hannoverscher Thronfolge
Gudrun Gersmann (Paris): „Le Roi est mort, vive le Roi“? Ludwig XVI. und der Kult um die Revolutionsmärtyrer in der Restauration
Sektion V: Grenzen der Verwandtschaft in der Frühen Neuzeit
Leitung: Michaela Hohkamp, Berlin
Simon Teuscher (Zürich): Blutmischungen und die Grenzen der Verwandtschaft. Juristische Debatten am Übergang von Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit
Margareth Lanzinger (Wien): Grenzverschiebungen und Kontroversen im Kontext von Verwandtenehen: Perspektiven von Kirche, Staat und Brautpaaren im ausgehenden Ancien Régime
Kirsten Rüther (Hannover): Das lange 19. Jahrhundert der Wagemanns und der Winters: Eine Familie zwischen Preußen, Pommern, Transvaal und Bopedi
Sektion VI: Der Indische Ozean – Sichtweisen über die Grenzen der Kulturen und Epochen
Leitung: Jürgen G. Nagel / Felicitas Schmieder, Hagen
Felicitas Schmieder (Hagen): Lateineuropa und der Indische Ozean im Mittelalter: Wissen, Legenden, Hoffnungen
Ralph Kauz (Wien): Maritime Interaktionen zwischen China und Westasien bis in das 15. Jahrhundert
Stephan Conermann (Bonn): Der Indische Ozean aus der Sicht des Mogulreiches
Jürgen G. Nagel (Hagen): Der Indische Ozean als „Binnenmeer“ der Ostindienkompanien
Sektion VII: Biographische Grenz-Passagen: Initiationsrituale in der Militärgesellschaft
Leitung: Ralf Pröve, Potsdam
Ralf Pröve (Potsdam): Einführung: Die Lebenswelt „Militär“ in der Perspektive des „performative turn“
Carmen Winkel (Potsdam): Geburt und Eintritt. Der Übergang in die Militärgesellschaft
Jutta Nowosadtko (Hamburg): Exklusionen, Inklusionen. Militärrechtliche Passagerituale
Maren Lorenz (Hamburg): Soldatische Gewaltrituale: Symbolische Grenzziehung nach innen und außen
Angela Strauß (Potsdam): Abschied und Tod: Rituale am Ende vom Offiziersleben im 18. Jahrhundert
Sektion VIII: Nachbarn und Nachbarschaft. Grenzräume und Grenzerfahrung in der sozialen Ordnung frühneuzeitlicher Gemeinden
Leitung: Inken Schmidt-Voges / Siegrid Westphal, Osnabrück
Stefan Kroll (Rostock): Nachbarschaft und soziale Vernetzung in norddeutschen Städten des 17. und 18. Jahrhunderts
Hanna Sonkajärvi (Duisburg-Essen): Definition einer Beziehung. Die Nachbarschaften und der Magistrat von Gent im 17. Jahrhundert
Inken Schmidt-Voges (Osnabrück): Nachbarn im Haus. Grenzüberschreitungen und Friedenswahrung in der „guten Nachbarschaft“
Sektion IX: Grenzen kolonialer Herrschaft
Leitung: Renate Dürr, Kassel
Felix Hinz (Kassel): Topographische Grenzen als Grenzen kolonialer Herrschaft am Beispiel Lateinamerikas im 16. Jahrhundert
Christoph Marx (Essen): Die Grenze und die koloniale Herrschaft. Die „Frontier“ der Kapkolonie um 18. Jahrhundert
Anne-Charlott Trepp (Göttingen): Mission als Grenzüberschreitung: protestantische Missionare in Indien im 18. Jahrhundert
Antje Flüchter (Heidelberg): Mission als Grenzüberschreitung: katholische Missionare in Indien
Sektion X: Geschlechtergrenzen und ihre Infragestellung in der frühen Neuzeit
Leitung: Claudia Opitz-Belakhal, Basel
Joachim Eibach (Bern): Männer vor Gericht – Frauen vor Gericht: Ergebnisse der Historischen Kriminalitätsforschung
Eva Labouvie (Magdeburg): Probleme von Geschlecht und Status in der ländlichen Kultur der Frühen Neuzeit
Dorothea Nolde (Bremen): Aufbruch und Festschreibung: Zum Verhältnis von Geschlechtergrenzen, Standesgrenzen und kulturellen Grenzen auf europäischen Auslandsreisen der Frühen Neuzeit
Monika Mommertz (Freiburg): Gender – off limits? Geschlecht als „tracer“ in „geschlechtlosen“ Untersuchungsumgebungen am Beispiel der Wissenschaftsgeschichte
Sektion XI: Sichtbare Grenzen? Konfessionelle „Außenseiter“ an europäischen Höfen im 17. und 18. Jahrhundert
Leitung: Matthias Schnettger / Jan Kusber, Mainz
Matthias Schnettger (Mainz): Ist Wien eine Messe wert? Protestantische Funktionseliten am Kaiserhof des 17. und 18. Jahrhunderts
Jan Kusber (Mainz): Konfessionelle „Außenseiter“ am Petersburger Hof des 18. Jahrhunderts
Andreas Frings (Mainz): Katholiken und Protestanten am polnischsächsischen Hof der Wettiner
Hans-Christian Maner (Mainz): Dragoman – Großdragoman – Geheimer Rat – Fürst. Zur Karriereleiter von Christen an der Hohen Pforte
Anmerkungen:
1 Vgl. Axel Gotthard, In der Ferne. Die Wahrnehmung des Raums in der Vormoderne, Frankfurt am Main 2007.
2 Vgl. Call for Panels, URL: <http://www.sgg-ssh.ch/material/Geschichtstage/CallforPanels2010_Thema_de.pdf> (30.11.2009).
3 Vgl. Aufruf zur Einreichung von Sektionsvorschlägen für den 48. Deutschen Historikertag 2010 in Berlin, URL: <http://www.vhd.gwdg.de/pdf/2009-04-08-Historikertag-2010-CfS.pdf> (30.11.2009).