Konversionsszenarien in Rom in der Frühen Neuzeit / Scenari di conversione a Roma nella Prima Età Moderna

Konversionsszenarien in Rom in der Frühen Neuzeit / Scenari di conversione a Roma nella Prima Età Moderna

Organizer(s)
Ricarda Matheus (Rom); Elisabeth Oy-Marra (Mainz); Klaus Pietschmann (Mainz); Deutsches Historisches Institut (DHI) Rom
Location
Rom
Country
Italy
From - Until
27.05.2010 - 28.05.2010
Conf. Website
By
Sebastian Becker, Historisches Seminar - Neuere Geschichte, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Am 27. und 28. Mai 2010 fand am Deutschen Historischen Institut in Rom die von Ricarda Matheus (Rom), Elisabeth Oy-Marra (Mainz) und Klaus Pietschmann (Mainz) organisierte zweitägige deutsch-italienische Tagung „Konversionsszenarien in Rom in der Frühen Neuzeit“ statt. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Etablierung der Konversionsforschung als eigenständigem Forschungsfeld innerhalb der Frühneuzeitforschung verfolgte die Tagung zwei Hauptanliegen: Zum einen sollte sie Austausch und gegenseitige Reflexion deutscher und italienischer Forschungsergebnisse ermöglichen. Zum anderen sollten durch die prononciert interdisziplinäre Ausrichtung die vielfältigen Untersuchungsebenen und Ansatzpunkte der Konversionsthematik in den Fokus eines erweiterten Blickfeldes genommen werden.

Räumlich-thematisch konzentrierte sich die Tagung auf die Stadt Rom, wo – so einführend RICARDA MATHEUS – „Konversionspolitik im großen Stile“ gemacht wurde. Dass Konversionen in der Stadt des Papstes eine zahlreiche soziale und kulturelle Gruppen betreffende Thematik waren, wurde in den vielseitigen Beiträgen unterschiedlicher Fachvertreter immer wieder deutlich. Die Fokussierung auf „Konversionsszenarien in Rom“ war somit einleuchtend und hilfreich, verhinderte sie doch eine gewisse thematische Zerfaserung, an der interdisziplinäre Tagungen zuweilen leiden. Gerade die systematische Umgestaltung Roms im 16. und 17. Jahrhundert bot dabei fruchtbaren Boden für fächerübergreifende Fragegestellungen. Insbesondere die Beiträge der Musik- und Theaterwissenschaftler sowie der Kunstgeschichte, die die bildlich-ästhetische Strahlkraft Roms aus der Perspektive ihres Faches betrachteten und die Konversionsthematik in ein breiteres – historisch-kulturwissenschaftliches – Licht setzten, bereicherten die Tagung in hohem Maße. Dadurch wurde deutlich, welchen Stellenwert die Konversionsthematik in Rom einnahm.

In einer Sektion „Zielgruppen und Institutionen“ präsentierte MARINA CAFFIERO (Rom) Ergebnisse zur Bildung neuer Identitäten der sich in Rom aufhaltenden Konvertiten. Zentral für einen Identitätswechsel waren demnach der symbolische und soziale Wert des Konversionsaktes. Deutlich wurde dabei, dass sich den Konvertiten vollkommen neue, vormals verschlossene Wege der Integration öffneten. Caffiero konzentrierte sich vor allem auf den mit der Taufe verbundenen Namenswechsel des Konvertiten sowie auf die Möglichkeit (gemischt)konfessioneller Ehen im Sinne der Hochzeit eines Konvertiten mit einem/er Katholiken/In. Gerade der neue Name ermöglichte die „Unsichtbarkeit“ in der Gesellschaft und verdeutlichte so geradezu die Assimilation des neuen Glaubensbruders. Der Zusammenhang von Name und Sozialisation, Sicht- und Unsichtbarkeit, muss dabei insbesondere bei Juden und Muslimen eine erhebliche Rolle gespielt haben. Eine ähnliche Wirkung bezüglich der Aufnahme in die römische Gesellschaft kam der „gemischten“ Ehe zu. Sie war für den Konvertiten nicht nur ein Weg in die Gruppe der Glaubensbrüder, gleichzeitig wurde seine religiöse Glaubwürdigkeit dauerhaft durch den neuen Ehepartner kontrolliert.

Mit Konversionen muslimischer Sklaven richtete NICOLE PRIESCHING (Münster) den Blick auf eine Einzelgruppe innerhalb der Konvertiten und fragte nach deren Motivation für einen Glaubenswechsel. Den Schwerpunkt ihrer Ausführungen bildete dabei die Frage, ob die Taufe für die Sklaven einen Weg in die Freiheit darstellte und hier ein zentrales Motiv für den Übertritt zum Katholizismus zu sehen sei. Anhand eines Vergleiches der Akten der päpstlichen Flotte im römischen Staatsarchiv (ASR) mit dem Taufregister der Casa dei catecumeni e neofiti, einer der zentralen Einrichtungen für die Vorbereitung von Konvertiten auf die Taufe, konnte sie jedoch zeigen, dass Neugetaufte durchaus auch weiterhin als Sklaven auf den Galeeren blieben. Taufe musste demnach nicht zwangsläufig zur Freiheit führen, konnte es jedoch sehr wohl. Entscheidend war dabei das Wohlwollen des Sklavenhalters, für den sich durch die Konversion die Gelegenheit bot, selbst als Förderer des wahren Glaubens zu erscheinen. Die sich aufdrängende Frage, ob konvertierten Sklaven eine bessere Behandlung auf den Galeeren zugekommen sei, musste aufgrund fehlender Quellen leider unbeantwortet bleiben. Deutlich wurde jedoch, dass Konversionen muslimischer Sklaven oder Konversionsdruck auf dieselben durchaus auch politisches Spannungspotential haben konnten, da immer mit Repressionen muslimischer Herrscher gegen christliche Sklaven gerechnet werden musste. Wohl auch deswegen ließen sich zahlenmäßig mehr Konversionen von Privat- als von Galeerensklaven nachweisen.

Einem sehr grundsätzlichen Problem wandte sich RICARDA MATHEUS zu: Der Antwort auf die Frage, warum Menschen zu einem anderen Glauben konvertierten. Zur Identifikation von Motivationstreibern und Einflussfaktoren protestantischer oltremontani auf die Konversionsentscheidung konzentrierte sie sich dazu auf die Quellen des Ospizio dei Convertendi, einer zentralen Einrichtung, die 1673 für die Aufnahme protestantischer Konversionswilliger geschaffen worden war. Anhand von Einzelschicksalen und Lebensgeschichten präsentierte sie exemplarisch Faktoren, die auf eine Entscheidung für oder gegen einen Glaubenswechsel Einfluss nehmen konnten. Mit Hilfe einer empirischen Inhaltsanalyse der Aufnahmeprotokolle des Ospizio konnte Matheus den kommunikativen Rahmen identifizieren, in dem sich die Konvertiten bewegten und durch den auf deren Motivation zurückgeschlossen werden konnte. Sechs Faktorengruppen, die sich auf eine Konversionsentscheidung auswirken konnten, rückten dabei in den Vordergrund. Mit Hilfe eines ellipsenförmigen Modells konstruierte sie einen „Entscheidungsraum Konversion“, in dem einzelne Faktoren je nach Individuum eine unterschiedlich starke Bedeutung einnahmen. Diesen stellte sie eine Reihe von Variablen gegenüber, die zwar einzeln keinen Einfluss auf die Konversionsentscheidung hatten, jedoch verstärkend auf die oben genannten Faktoren wirken konnten. So wurde das geistig-kulturelle und soziale Spannungsfeld visualisierbar, in dem sich der einzelne Konvertit befand.

Auf einen zentralen Einflussfaktor in Rahmen von Fürstenkonversionen konzentrierte sich ERIC-OLIVER MADER (München/Saarbrücken), der die Bedeutung des Ausbaus Roms zu einem „positiven Referenzrahmen“ für mögliche Konvertiten schilderte. Dazu stellte er die konkrete Instrumentalisierung der Stadt des Papstes im Zusammenhang mit den Romreisen deutscher Fürsten und deren erhoffter Konversion vor. Es wurde deutlich, dass die „Ausformulierung“ eines neuen Erscheinungsbildes Roms und die Veränderung der kurialen Strategien im Zusammenhang mit der Konversionsproblematik bereits zeitlich vor dem Beginn der fürstlichen Reisewelle und auch vor der „Konversionswelle unter den deutschen Fürsten“ erfolgten. Rom stand also schon früh „im Zentrum des Corporate Designs“ der katholischen Kirche, seine Bedeutung als „Referenzrahmen“ habe aber aufgrund der seit dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts immer beliebter werdenden Bildungsreisen nach Italien zugenommen. Durch positive Erfahrungen der Reisenden sollte nun ein positiver Eindruck von Italien, insbesondere vom Kirchenstaat und seiner Hauptstadt, generiert werden. Genutzt wurde dazu nicht nur die bildlich-ästhetische Wahrnehmung Roms. Auch auf den Einsatz der politischen Traditionen Italiens – so etwa durch das „katholisch gezähmte“ Werk Ragion di Stato Giovanni Boteros – sowie die direkte Einflussnahme durch römische Adelsfamilien auf mögliche Konvertiten, wurden erhebliche Hoffnung gesetzt. So zeigte das Beispiel Friedrichs von Hessen-Darmstadt, dass ein regelrechtes Umerziehungsprogramm eingeleitet werden konnte, um die Ziele der Kurie zu erreichen.

Päpstliche und kuriale Konversionspolitik war nicht auf das Zentrum der katholischen Kirche beschränkt. MATTHIAS SCHNETTGER (Mainz) zeichnete in der Sektion zu Strategien in Politik und Theologie die Entwicklung der kurialen Handlungsstrategien auf politischer Ebene nach. Zentrale Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Fürstenkonversion zu, da hier durch das ius reformandi Aussicht auf die Rekatholisierung des gesamten Territoriums bestand („Dominoeffekt“). Anhand von Fallbeispielen zeigte Schnettger, dass die Kurie trotz ausbleibender Erfolge und trotz veränderter politischer Rahmenbedingungen im 17. Jahrhundert weiterhin an ihrer hergebrachten Strategie festhielt. Wie bereits im vorhergehenden Vortrag Eric-Oliver Mader, betonte auch Schnettger die Bedeutung des theoretischen Konzepts Minucci Minuccis, dessen Nachlass im DHI Rom verwahrt wird. Die Beispiele machten zudem die propagandistische Instrumentalisierbarkeit der Fürstenkonversion durch Bauten, Schriften oder Vorbildfunktion für Standesgenossen deutlich. Im Falle der (wenigen) Erfolge versuchte die Kurie immer wieder, Einfluss auf die Konvertiten zu nehmen: etwa wegen der Einhaltung eines angemessenen Lebenswandels oder aber wegen des Ausbleibens der erhofften Förderung der katholischen Konfession im eigenen Territorium. Wichtig war es stets, den Anschein eines politisch motivierten Glaubenswechsels zu vermeiden, politische Bedeutung von Konversion war also stets immanent. Geistliche Ziele wurden dabei nie aus den Augen verloren, jedoch immer auch mit den Mitteln höchst weltlicher Politik verfolgt.

Während bei Schnettger die geistlichen und theologischen Faktoren in den Hintergrund getreten waren, ging KLAUS UNTERBURGER (Münster) auf die Konfessionsproblematik aus theologischer Perspektive ein. Er machte deutlich, wie zentral dabei die Frage nach der Vernunft und der Legitimität von Glauben war. Konfessioneller Kampf war somit zunächst ein Kampf um die besseren Gründe, und genau daraus resultierten die erheblichen Herausforderungen, vor denen die katholische Theologie im Zusammenhang mit Konversionen stand: Der stringente Nachweis von Vernunftgründen rückte somit in den Vordergrund. Die Folge war ein transformatorischer Prozess theologischen Arbeitens, der gleichzeitig auch die Konfessionskultur beeinflusste. Gerade den Anspruch Roms als „wahre Kirche“ galt es zu verteidigen, da durch ihn die Legitimität der Institution zu belegen war. Für die Begründung des unbedingten Anspruchs von Glaube und Kirche reichte pure historische Kenntnis alleine jedoch nicht aus, um die notwendige Gewissheit zu erzeugen. Unterberger stellte dazu verschiedene Lösungsvorschläge katholischer Theologen für dieses Problem vor. Am Ende der Herausforderung des Umgangs mit Glaube, Zweifel und Gewissheit musste schließlich ein Weg gefunden werden, um die zwingenden und einleuchtenden Gründe für den Wahrheitsanspruch und die Universalität der katholischen Kirche auch allen Menschen zu vermitteln. Wissenschaftliche Theologie und seelsorgerische Praxis durchdrangen sich schließlich immer deutlicher.

Der interdisziplinäre Ansatz der Tagung rückte mit der dritten Sektion zur Konversionsthematik in Musik und Theater in den Vordergrund. KLAUS PIETSCHMANN schilderte die Rolle von Konversionssujets in römischen Oratorien und machte deutlich, welche Rolle Musik bei der gefühlsorientierten Vermittlung von Glaubensinhalten spielte und welche Gestaltungsmöglichkeiten sie dort eröffneten. Dabei ging es nicht nur um frömmigkeitsstiftende Wirkung, sondern auch um die Herbeiführung einer inneren Wandlung bei breiten Bevölkerungsschichten. Im nachtridentinischen Rom erlangte der Einsatz solcher Feierlichkeiten insbesondere im Rahmen der von Filippo Neri eingeführten Oratorien zentrale Bedeutung. Pietschmann präsentierte an drei Beispielen das weite Spektrum der unterschiedlichen Umsetzungsformen der Konversionsthematik. Dabei wurde deutlich, dass Text und Musik jeweils präzise aufeinander abgestimmt waren und somit einen zentralen Deutungsrahmen vorgaben. Von der edukativen Veranschaulichung klassischer Konversionen (Gio. Francesco Anerios Dialogo della Conversione di S. Paolo) über die differenzierte Nachzeichnung innerer Umkehrungsprozesse (Alessandro Scarlattis Il trionfo della gratia) bis hin zu der imaginierten Schilderung einer historischen Konversion (Antonio Caldaras La conversione di Clodoveo) führte Pietschmann Beispiele für das breite Spektrum des Sujets vor.

Während Musik in diesen Fällen also als Förderer von Konversionen diente, zeigte SEBASTIEN HAUCK (Leipzig), wie das römische Theater und seine Berufsschauspieler die Konversionsthematik für eigene Zwecke instrumentalisieren konnten. Vor dem Hintergrund der kritischen bis ablehnenden Haltung des römischen Klerus gegenüber der profanen Bühnenkunst war es gerade die Zurschaustellung der Konversionsthematik, die dem Berufsstand als Legitimationsmittel dienen konnte. Am Beispiel der Konversion der Heiligen Magdalena zeigte Hauck, wie Berufsschauspieler die verschiedenen Ebenen des Theaters zu diesem Zweck nutzen konnten. Ausgehend von der Heterologie der Bühne als zugleich realem und fiktivem Ort sowie dem Schauspieler als realer Gestalt und fiktiver Rolle konnte die gespielte Taufe oder Konversion als realer Akt des Berufsschauspielers gedeutet werden – ein Rückgriff auf die Legende des Heiligen Genesius. In einer Aufführung des Schauspielers Giovan Battista Andreini wurde so beispielsweise die Konversion der Magdalena symbolisch durch den Kleiderwechsel auf offener Bühne vollzogen. Durch das Ablegen der prächtigen Kostüme kam ein Büßergewand zu Vorschein. Unter dem Kostüm steckte sodann eine brave Christin, die wiederum eindeutig mit der Person der Schauspielerin identifiziert werden konnte. Innere Umkehr und Frömmigkeit waren nun auch mit ihr verbundene Eigenschaften.

Mit der Umsetzung der Konversionsthematik in der Kunst des Barock befassten sich ELISABETH OY-MARRA und Kirsten Lee Bierbaum (Bonn). Elisabeth Oy-Marra stellte die propagandistische Nutzung der Konversionen in den bildenden Künsten vor. Während nur wenige Bilder Konvertitentaufen als solche darstellten, wurden individuelle Konversionen vor allem berühmter Konvertiten oder gar Heiliger häufiger genutzte Motive. Anhand des verbreiteten Bildsujets der Konversion des Saulus stellte sie an Gemälden von Parmigianino (Wien), Michelangelo (Vatikan) und Caravaggio (Rom, Santa Maria del Popolo) vor, mit welchen Mitteln und welchen Interpretationen die Künstler dessen Bekehrung als heftige innere Umkehr der Verhältnisse inszenierten. Gerade an der Gestaltung dieses Sujets stellte sich jedoch die Frage nach der eingangs beschriebenen unklaren Definition von „Konversion“. Ob die Darstellung der Bekehrung des Saulus alleine propagandistisch auf Andersgläubige zielen sollte wurde unter Verweis auf die 1643 durch Paul III. neu gestalteten Sala Paolina und die dortige Positionierung des Themas in Frage gestellt. Die Entscheidung Pauls III., gerade dieses Thema für seine Kapelle auszuwählen und es dabei dem Kreuzestod des heiligen Petrus gegenüberzustellen, deutete Oy-Marra als Zeichen, dass die Konversion des Saulus zum Paulus als Schlüsselszene der katholischen Kirche gewertet werden müsse. Berufung auf Tradition und Ursprung der wahren Kirche habe hier also im Vordergrund gestanden.

KIRSTEN LEE BIERBAUM stellte die unter Papst Urban VIII. erfolgte barocke Umgestaltung des Lateranbaptisteriums – neben St. Peter der vielleicht prominentesten Ort von Konvertitentaufen in Rom – vor. Als Ort der Taufe Konstantins des Großen durch Papst Silvester betrachtet, kam dem Baptisterium für die päpstliche Legitimation essenzielle Bedeutung zu. Dass bei der malerischen Ausgestaltung gerade die im Kontext des Ortes wichtigste Szene – die Taufe Konstantins – fehlte, führte die Referentin auf ein ausgeklügeltes Konzept symbolisch-sakraler Raumnutzung zurück. Mit Hilfe der Rekonstruktion des heute verlorenen Taufwannenziboriums mit der Darstellung der Konstantinstaufe in skulpturaler Form war die Taufe Konstantins sehr wohl Bestandteil des Zyklus und somit der Raumgestaltung. Die Neugestaltung durch die Barberini diente somit der Konsolidierung des Konstantinsmythos, indem durch die Installation ein dauerhafter Erinnerungsraum entstanden war. Die im Baptisterium stattfindenden (Konvertiten-)Taufen mussten demnach also wie eine Wiederholung der Konstantinstaufe erscheinen und den Triumph des Kreuzes aus der bildlich-skulpturellen Ebene in eine reale Ebene umwandeln. Wurde das Ziborium entfernt, so trat der Täufling an die Stelle Konstantins. Gerade im Zusammenhang mit dem vorhergehenden Beitrag Elisabeth Oy-Marras wurde hier die Kontinuität der Argumente und der Legitimationsdruck deutlich, der das Papsttum auf die Orientierung auf den eigenen Ursprung, ja seine ununterbrochene Kontinuitätsbelegung zurück zu Petrus, Paulus und Konstantin drängte.

Die Beiträge der Tagung machten die fruchtbaren Ansätze deutlich, die die Konversionsforschung derzeit verfolgt. Gerade die Diskussionen der in unterschiedlichen Fachtraditionen verwurzelten Teilnehmer ließen Forschungsperspektiven erkennen, die über die einzelnen Fachgrenzen hinausgehen. Wichtig erschien noch immer die Notwendigkeit einer Klärung der Begrifflichkeiten, insbesondere desjenigen der Konversion. Dass es sich dabei nicht nur um ein Übersetzungsproblem zwischen deutschen und italienischen Kollegen handelte, zeigten die unterschiedlichen Deutungsmöglichkeiten, denen sich auch die Referenten bedienten. Diskutiert wurde etwa, ob es sich bei Konversionen einzig um einen Wechsel von einem Glauben zum anderen, einer Konfession zur anderen handelte, oder ob innere Umkehr von Sündern und allgemeine Bekehrung nicht ebenfalls Formen der Konversion darstellten. Forschungspraktisch entstand daraus schließlich die Frage, ob es sich bei Sujets wie der Bekehrung des Saulus oder der Magdalena überhaupt um eine Konversion handelte. Es wird in Zukunft zu überprüfen sein, in wie weit die am römischen Beispiel etablierten Konzepte auch auf andere Fallbeispiele und Räume zu übertragen sein werden.

Konferenzübersicht:

Begrüßung und Einführung

Michael Matheus (Rom): Begrüßung
Mons. Sergio Pagano (Città del Vaticano): Grußwort
Ricarda Matheus / Elisabeth Oy-Marra / Klaus Pietschmann (Rom/Mainz): Einführung

Sektion I: Zielgruppen und Institutionen
Teil 1:
Presiede: Domenico Rocciolo (Rom)

Marina Caffiero (Rom): La costruzione di una nuova identità. Scenari di conversione degli ebrei a Roma in età moderna
Nicole Priesching: Taufe als Weg in die Freiheit? Konversionen muslimischer Sklaven im frühneuzeitlichen Rom
Diskussion

Teil 2:
Presiede: Irene Fosi (Chieti-Pescara)

Ricarda Matheus (Rom): Konversionen protestantischer oltremontani zum katholischen Glauben: Hintergründe, Kontexte, Lebensentwürfe.
Eric-Oliver Mader (München/Saarbrücken): Reiseziel, Referenzrahmen, Konversionsort: Rom und die deutschen Fürstenkonvertiten
Diskussion

Sektion II: Strategien in Politik und Theologie
Presiede: Alexander Koller (Rom)

Matthias Schnettger (Mainz): Politik und Diplomatie: Die Konversionsthematik an der römischen Kurie – die Fürstenkonversion
Klaus Unterburger (Münster): Glaube, Zweifel und Gewissheit: Das Ringen um Konversionen zur katholischen Kirche und die Ausbildung der theologischen Apologetik in der Frühen Neuzeit
Diskussion

Sektion III: Die Konversionsthematik in der Musik und auf der Bühne
Presiede: Arnaldo Morelli (L’Aquila)

Klaus Pietschmann (Mainz): Konversionssujets in römischen Oratorien
Sebastian Hauck (Leipzig): Comica del Cielo und Comica virtuosa: die Konversion der heiligen Magdalena und die Berufsschauspieler
Diskussion

Sektion IV: Konversionen und die Kunst des Barocks
Presiede: Elisabeth Kieven (Rom)

Elisabeth Oy-Marra (Mainz): Il punto di svolta nella vita di un individuo: la conversione di San Paolo allo specchio delle immagini figurative
Kirsten Lee Bierbaum (Bonn): Das Lateranbaptisterium unter Urban VIII. – Ein Ausstattungsprojekt vor dem Hintergrund nachtridentinischer Konvertitentaufen in Rom
Diskussion

Zusammenfassung und Abschlussdiskussion

Irene Fosi (Chieti-Pescara): Conclusioni
Abschlussdiskussion

Arnold Nesselrath (Berlin/Roma): Besichtigung der Cappella Paolina (nur für Referenten)


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