Frauen in der Geschichte Leipzigs. 150 Jahre Allgemeiner Deutscher Frauenverein

Frauen in der Geschichte Leipzigs. 150 Jahre Allgemeiner Deutscher Frauenverein

Organisatoren
Susanne Schötz, Technische Universität Dresden / Projektgruppe Stadtgeschichte; Beate Berger, Stadtarchiv Leipzig / Projektgruppe Stadtgeschichte / Leipziger Geschichtsverein; Ilse Nagelschmidt / Britta Borrego, Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Leipzig; Sandra Berndt, Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e. V.; Georg Teichert, Gleichstellungsbeauftragter der Universität Leipzig
Ort
Leipzig
Land
Deutschland
Vom - Bis
15.10.2015 - 17.10.2015
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Von
Vera Bianchi / Claudia Dietze / Robert Badura, Institut für Geschichte, Technische Universität Dresden

Vom 15. bis 17. Oktober 2015 fand in Leipzig die Internationale wissenschaftliche Tagung „Frauen in der Geschichte Leipzigs – 150 Jahre Allgemeiner Deutscher Frauenverein“ statt, auf der einerseits die spezifischen Lebenswelten und Leistungen von Frauen in Leipzig vom Spätmittelalter bis zur Frühen Neuzeit untersucht wurden und andererseits des organisatorischen Anfangs der bürgerlichen Frauenbewegung Deutschlands gedacht wurde. Organisiert wurde die Tagung von Beate Berger (Stadtarchiv Leipzig) und Susanne Schötz (Technische Universität Dresden) in Kooperation mit der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V., dem Leipziger Geschichtsverein e.V., dem Gleichstellungsbeauftragten der Universität Leipzig und dem Zentrum der Universität Leipzig für Frauen- und Geschlechterforschung.

Nach der Tagungseröffnung durch Susanne Schötz und Beate Berger und den Grußworten von Michael Faber, Leipziger Bürgermeister für Kultur, Sandra Cegla vom Deutschen Staatsbürgerinnen-Verband e.V. und Anja Nordmann vom Deutschen Frauenrat eröffnete SABINE TANZ (Leipzig) den ersten Teil der Tagung, „Frauen vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Weibliche Handlungsspielräume in der Bürgerstadt Leipzig“. Anhand des Wirkens von Katharina von Siena (1347–1380) und Birgitta von Schweden (1303–1373) widerlegte Sabine Tanz das Klischee vom frauenfeindlichen Mittelalter. Beide Frauen hätten durch ihre Visionen Einfluss auf Politik und Gesellschaft ausgeübt. Weibliche mystische Autorität sei im Mittelalter akzeptiert worden und habe mitunter zu größeren Handlungsspielräumen für Frauen als in der Neuzeit geführt.

THOMAS KRZENCK (Leipzig) stellte heraus, dass eine Regentin im Spätmittelalter drei Voraussetzungen für eine Akzeptanz ihrer Herrschaft benötigt habe: eine testamentarische Bestimmung ihrer Herrschaft durch den Ehemann, ein gutes Verhältnis zur Verwandtschaft zu Beginn der Regentschaft und eine überzeugende Persönlichkeit. Anhand der Briefe Katharinas der Streitbaren (1395–1442) zeige sich, wie diese beim Übergang von der Reiseherrschaft zur Residenzherrschaft die sächsischen Landesinteressen im Kampf gegen die Hussiten verteidigt habe und so als Regentin akzeptiert worden sei.

ANTJE J. GORNIG (Leipzig) untersuchte geistliche Frauengemeinschaften in Leipzig, zu denen es trotz guter und bereits edierter Quellenlage keine größere wissenschaftliche Publikation oder Forschung gebe. Während im Nonnenkloster St. Georg Nonnen und als Kostkinder zehn weltliche Mädchen in Klausur lebten, gab es zwei Beginenhöfe, in denen die geistlichen Frauen keine Jungfrauen waren und nicht in Klausur lebten. Der soziale Stand der Beginen sei nicht am Rande gewesen, sondern oberhalb verheirateter Frauen; die geistliche Gemeinschaft habe Frauen die Möglichkeit geboten, finanziell abgesichert seelsorgerisch tätig zu sein, ohne einem Ehemann zu unterstehen.

CORNELIA CAROLINE KÖHLER (Leipzig) verdeutlichte, dass es innerhalb des männlichen Kanons der Gelehrtenliteratur Möglichkeiten für Frauen gegeben habe, mit ihrem Werk akzeptiert zu werden. Durch das Erfüllen der Standards und Anpassung an geltende Regeln hätten sich Christiane Marianne Ziegler (1695–1760) und Sidonia Hedwig Zäunemann (1714–1740) eine Basis der Zustimmung geschaffen, von der aus Grenzüberschreitungen möglich gewesen seien. So schrieben sie über für Frauen neue Themen wie Frauenbildung, Frauenreisen, das Waffentragen von Frauen, Krieg, Philosophie und Erotik.

THERESA SCHMOTZ (Leipzig) beendete den von Beate Berger moderierten Teil mit der Vorstellung der Privatbibliotheken dreier gebildeter Leipziger Frauen. Bei einer Erbaufteilung wurde die Vormundschaftsstube gerufen, deren Vorsitzender die Wohnung versiegelte und den Besitz inventarisierte. Anhand der Bibliotheken von Luise Adelgunde Gottsched (1713–1762), Rahel Kunigunde Bretschneider (1685–1722) und Johanna Regina Auerbach (gestorben 1732) ließen sich Schlüsse auf deren Interessen ziehen; so lernte Rahel Kunigunde Bretschneider bei ihrem studentischen Untermieter Hebräisch. Weiblicher Buchbesitz ist bisher kaum erforscht; so befinden sich im Stadtarchiv Leipzig vermutlich noch weitere Inventare mit Büchersammlungen.

Mit Grußworten der Rektorin der Leipziger Universität, Beate Schücking, und der Vorsitzenden der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft, Sandra Berndt, wurde in der Ritterstraße 12 eine Gedenktafel enthüllt, die an die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) am 18. Oktober 1865 in der damals dort befindlichen Buchhändlerbörse erinnert. Im anschließenden Empfang im Alten Senatssaal des Rektorats der Universität Leipzig würdigte Beate Schücking die Gründung des ADF; ihr folgten die Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Elke Ferner, und die Sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration, Petra Köpping, vor der kulturellen Umrahmung mit Musik und Theater.

Den zweiten Tagungsteil, „Frauen im 19. Jahrhundert – Der Allgemeine Deutsche Frauenverein in seiner historischen Bedeutung“, eröffnete IRINA HUNDT (Schwielowsee) mit neuen Forschungen zur Vorgeschichte des ADF: Philipp Anton Korn (um 1810–1886) sei maßgeblich an der Gründung beteiligt, habe Louise Otto-Peters' (1819–1895) von der Notwendigkeit überzeugt, möglichst bald einen Frauenverein zu gründen, und die Konferenzvorbereitung vorangetrieben. Korn habe sowohl Anregungen aus den USA mitgebracht als auch das Prinzip der ersten organisierten deutschen Arbeiterbewegung auf die Frauen übertragen. Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt (1833–1902) hätten sich in einem Dilemma zwischen dem „Selbsthilfeprinzip“ (die Frau kann sich nur selbst befreien) einerseits und der Hilfe der Männer andererseits befunden; nach außen hätten sie das Selbsthilfeprinzip vertreten. Der ADF sei ein gemeinsames Projekt von Frauen und Männern – neben zehn Gründungsmüttern seien die sechs Gründungsväter stark inhaltlich und organisatorisch beteiligt gewesen.

KERSTIN WOLFF (Kassel) analysierte die Entwicklung des Casseler Frauenbildungsvereins (CFBV), der 1869 nach dem Vorbild des Leipziger Frauenvereins gegründet wurde und zunächst die Räume des Arbeiterfortbildungsvereins nutzen konnte. Durch die enge Zusammenarbeit mit Stadt und Regierung habe der CFBV die anfänglichen Vorbehalte gegen die von ihm gegründete Frauenschule zerstreut, so dass der CFBV nicht nur akzeptiert worden sei, sondern auch finanzielle Zuschüsse erhalten habe. Unter dem Vorsitz von Auguste Förster (1848–1926) habe der CFBV seine Angebote um eine Kochschule, eine Erzieherinnenausbildung, eine Stellenvermittlung und eine Rechtsberatung erweitert. 1894 habe der Verein ein eigenes Haus mit 53 Räumen und drei Sälen gehabt; um so verwunderlicher sei es, dass er sich 1919 undokumentiert aufgelöst habe, nachdem er 50 Jahre lang die Schulentwicklung und Vereinsbildung in Kassel maßgeblich geprägt habe.

MAGDALENA GEHRING (Dresden) kam in ihrer Untersuchung der Rezeption der US-amerikanischen Frauenbewegung durch die Zeitschrift des ADF „Neue Bahnen“ zu dem Schluss, dass einerseits die amerikanische Frauenbewegung als Vorbild funktioniert habe und andererseits bestimmte Themen komplett ignoriert worden seien, zum Beispiel coloured women und die equal-rights-Bewegung. Texte der US-Frauenbewegung seien von Studentinnen, Professorinnen und Medizinerinnen geschrieben und in den „Neuen Bahnen“ abgedruckt worden zu einem Zeitpunkt, als in Deutschland noch keine Frauen zum Studium zugelassen wurden. Die „Neuen Bahnen“ hätten zwar über die Frauenwahlrechtsbewegung in den USA geschrieben, aber aus politischen Gründen dies noch nicht für Deutschland gefordert, um die Bewegung nicht durch eine zu frühe Forderung zu gefährden.

Im letzten Vortrag des von Susanne Schötz moderierten Teils ging HEINER THURM (Leipzig) dem Einfluss des International Council of Women (ICW) auf den 1894 gegründeten deutschen Dachverband Bund deutscher Frauenvereine (BDF) nach. Er führte die Entwicklungen des 1888 gleichzeitig mit dem National Council of Women in den USA gegründeten ICW unter den beiden Führungspersönlichkeiten Lady Aberdeen und May Wright Sewall aus und charakterisierte deren Wirken. Anhand der Auswertung von Quellen wie der Vorstandskorrespondenz des BDF mit dem ICW beleuchtete Heiner Thurm deren Wechselwirkungen und kam zu dem Schluss, dass nach der Weltfrauenkonferenz 1893 eine wirkmächtige Ausstrahlung des ICW nach Europa und Australien begonnen habe.

Zu Beginn des von Ilse Nagelschmidt (Leipzig) moderierten Tagungsteils wandten sich die zwei Pionierinnen der historischen Frauen- und Geschlechterforschung, die sich im Tagungspublikum befanden, mit einem Grußwort an die ZuhörerInnen: Karen Offen (Stanford) und Gisela Bock (Berlin). Beide erzählten vom Beginn der Frauengeschichte Anfang der 1970er-Jahre und bekundeten ihre Freude über die vielfältige Frauenforschung und die Tagungsbeiträge.

GABRIELLA HAUCH (Wien) wandte einen weiten Intersektionalitätsansatz an, um Frauenbewegungen in der multi-ethnischen Habsburger Monarchie zu untersuchen. Am Beispiel von Therese Schlesinger (1863–1940) analysierte sie auf der Mikroebene das Ineinandergreifen verschiedener Differenzkategorien; als eine der wenigen unter den Befürworterinnen des Frauenwahlrechts habe sie aus einer jüdischen großbürgerlichen Familie gestammt, sei akademisch gebildet gewesen und deswegen diskriminiert worden. Hauch forderte auf, die eigenen blinden Flecken zu reflektieren; so habe sie in den 1980er-Jahren die Kategorie Nationalität vor allem bei kleinen unterdrückten Nationen gesehen statt bei den Deutschösterreicherinnen. Sie plädierte dafür, Geschlecht als relationale Kategorie in der empirischen Forschung anzuwenden, um Frauenbewegungen vielfältiger darstellen zu können.

ANGELIKA SCHASER (Hamburg) illustrierte die Rezeption der Ideen Louise Otto-Peters' durch die Frauenbewegung zwischen ihrem Tod bis zum Nationalsozialismus, sowohl in Bildern als auch in schriftlichen Bewertungen und Erinnerungen ihrer Ideen. So habe Gertrud Bäumer (1873–1954) Louise Otto-Peters für den nationalen Aspekt der Frauenbewegung verantwortlich gemacht; Gertrud Bäumer und Helene Lange (1848–1930) hätten die Geschichtsschreibung über die Frauenbewegung geprägt. Dass sie Louise Otto-Peters immer mit Auguste Schmidt verbunden hätten, habe noch auf unser heutiges Bild Auswirkungen. Die Hervorhebung von Auguste Schmidt hinge damit zusammen, dass sie wie Helene Lange und Gertrud Bäumer Lehrerin war; innerhalb der Frauenbewegung habe es eine innere Gruppe von ledigen Lehrerinnen gegeben. Die Rezeption der Werke Louise Otto-Peters beziehe sich immer auf ihre politischen Ideen; die Würdigung ihrer Schriftstellerei könne zum Beispiel in Briefen von Zeitgenossen untersucht werden.

RUTH-ELLEN JOERES (Minneapolis) stellte vor, welche intersektionalen Ansätze sie im Werk Louise Otto-Peters' fand. In ihrer Schrift „Das Recht der Frauen auf Erwerb“ habe Louise Otto-Peters gender und class intersektional verwoben; sie habe „bürgerlich“ als die unmarkierte Kategorie verwendet und alle Frauen als eine Klasse betrachtet. Ruth-Ellen Joeres analysierte die Werke unter dem Blickwinkel des akademischen Schreibens und der Verwendung von particularities, Details. Diese fänden sich auch bei Louise Otto-Peters; so habe diese die Notwendigkeit einer Revolution in der reaktionären Zeit nach 1848 subtil angedeutet. Intersektional habe sie durch den Begriff der Arbeit die proletarische Frau mit der bürgerlichen Frau verbunden.

SUSANNE SCHÖTZ (Dresden) wandte sich erstmals dem von Louise Otto-Peters in den sogenannten Geniusbüchern (Der Genius des Hauses 1868, Der Genius der Menschheit 1870, Der Genius der Natur 1871) dargelegten Emanzipationskonzept zu. Bislang wurden die drei Bücher von der Forschung nur unzureichend zur Kenntnis genommen; ihnen kommt jedoch nach einer gegen Ende ihres Lebens vorgenommenen Selbstbewertung die Schlüsselrolle in Louise Otto-Peters' frauenemanzipatorischem Werk zu. Eine populäre Präsentation ihres Geschlechterkonzepts erreichte sie mit deren Veröffentlichung in einer populärwissenschaftlichen Reihe des renommierten Verlags von Adolf Hartleben in Pest/Wien/Leipzig. Louise Otto-Peters habe hier im wahrsten Sinne des Wortes ihr Emanzipationsprogramm popularisiert und eine ausführliche, argumentativ noch stärker unterlegte Darlegung der eigenen Position in der Frauenfrage geboten als im „Recht der Frauen auf Erwerb“.

Sandra Berndt (Leipzig) leitete den letzten Tag ein und gab die Schwerpunkte für den Abschluss der Tagung vor: Frauenbewegung vor dem Hintergrund zweier deutscher Staaten und die Frage, inwieweit man an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert auf dem Weg zu einer Geschlechtergerechtigkeit sei.

JESSICA BOCK (Dresden) ging auf den Rahmen von Frauenbewegungen in der DDR ein, die vor dem Hintergrund des Lebens in einer Diktatur sowie eines Patriarchats mit realsozialistischem Anstrich zu sehen seien, und erläuterte dies näher am Beispiel einer Fraueninitiativgruppe (fünf Initiatorinnen aus einem akademisch-kreativem Umfeld, darunter Petra Lux), die sich im Klubhaus „Jörgen Schmidtchen“ in Leipzig 1982/1983 gegründet hatte und schnell Zuwachs erhielt; insgesamt sei es der Gruppe um gegenseitige Sensibilisierung für Frauenprobleme in der DDR, Diskussionen, Animation zur Auseinandersetzung bzw. Veränderung der Lebenslage gegangen. Danach widmete sie sich der Reaktion des Stasi-SED-Komplexes auf die Frauenabende, unter Berücksichtigung der Okkupationsbestrebungen des staatlichen Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD). Nach vielfältigem Protest hätten viele Beteiligte resigniert, jedoch habe die Initiative auch ein Nachleben in der friedlichen Revolution 1989 gehabt. Im Ergebnis habe eine solche Einforderung des Rechts zu aktiver Mitgestaltung eine Sprengkraft entfaltet, das Machtmonopol der DDR in Frage gestellt und sie als ein patriarchales Regime entlarvt.

Die Vortragsrunde schloss UTE GERHARD (Frankfurt am Main) mit ihrem Beitrag zu Frauenbewegungen in Ost- und Westdeutschland. Sie erinnerte an die 1980er-Jahre, als sich die neue Frauenbewegung in Westdeutschland gründete – vorerst linksorientiert –, die bald die bürgerliche Frauenbewegung (wieder)entdeckte und aufgriff. Nach einer persönlichen Anekdote, wie sie selbst zum ersten Mal auf Louise Otto-Peters und ihre Frauenzeitung gestoßen war, beschrieb sie die unterschiedliche Entwicklung der Frauenbewegung in Ost und West während des Kalten Krieges. Seit den 1990ern fand das Thema Frauenbewegung und Frauenbewegungsforschung durch die amerikanisch-soziologischen Einflüsse Beachtung (vor allem unter dem Aspekt der Macht). Sie fragte, was aus der Frauenbewegung nach 1989 und der Wiedervereinigung als Beispiel patriarchaler Einmischung geworden sei, ob es eine gesamtdeutsche Frauenbewegung brauche und ob für uns ein neuer Feminismus notwendig sei. Mit Bezug auf eine Theorie der langen Wellen demonstrierte sie die Wichtigkeit des Themas Frauenbewegung und wie notwendig es sei, dass es im ständigen Diskurs bleibe.

Unter der Frage „Sind neue Wellen der Frauenbewegung notwendig?“ veranstalteten Ilse Nagelschmidt und Britta Borrego vom Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung (Leipzig) als Resümee der Tagung einen open space mit dem Schwerpunkt, mögliche Strategien zur Teilhabe von Frauen am städtischen Geschehen (hier Leipzigs) im 21. Jahrhundert zu erarbeiten. Mithilfe der Kategorien Förderung, Sichtbarkeit, Erweiterung wurden dabei vielfältige Verbesserungsvorschläge zu gegenwärtigen Problemen gemacht – darunter etwa effizientere Vernetzung sowie Vermeidung von Ausgrenzung/Alleingängen beteiligter Initiativen, Einbindung/Forderung staatlich-städtischer Akteure (vor allem Beseitigung von Unterfinanzierung) sowie verstärkte Bildungsarbeit – und für die TagungsteilnehmerInnen visuell festgehalten.

Mit dem Schlusswort bedankte sich Susanne Schötz bei den TeilnehmerInnen für die Zusammenführung unterschiedlicher Generationen von Frauen, die zum Thema Frauengeschichte geforscht haben. Die Tagung habe neue Impulse gesetzt, um Frauengeschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und neue Perspektiven für die Forschung (zum Beispiel Intersektionalität, Geschlecht als relationale Kategorie) zu eröffnen.

Konferenzübersicht:

Teil 1: Frauen vom 14. bis zum 18. Jahrhundert. Weibliche Handlungsspielräume in der Bürgerstadt Leipzig

Sabine Tanz (Leipzig): Sie mischten sich ein in diese Welt. Gegen das Klischee vom feindlichen Mittelalter.

Thomas Krzenck (Leipzig): Leipzig im Spiegel der Korrespondenz Katharinas „Der Streitbaren“ (1395-1442). Herrschaftsspielräume und Einflussmöglichkeiten von Kurfürstinnen im Spätmittelalter.

Antje J. Gornig (Leipzig): Weibliche Lebenswelten in Leipzig im 15. und 16. Jahrhundert.

Cornelia Caroline Köhler (Leipzig): Formen der Gelehrsamkeit von Frauen im Sachsen des 17. und 18. Jahrhunderts.

Theresa Schmotz (Leipzig): Leipziger Frauenbibliotheken im 18. Jahrhundert.

Teil 2: Frauen im 19. Jahrhundert – Der Allgemeine Deutsche Frauenverein in seiner historischen Bedeutung

Irina Hundt (Schwielowsee): Zur programmatischen Diskussion bei der Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.

Kerstin Wolff (Kassel): Respekt für die Provinz! Die ADF-Gründung in Leipzig und ihre Auswirkungen in Kassel.

Magdalena Gehring (Dresden): „Die Emancipierte, wie sie sein soll“ – Wahrnehmungen der deutschen und amerikanischen Frauenbewegung in den Neuen Bahnen.

Heiner Thurm (Leipzig): Zum Einfluss des International Council of Women auf den Bund Deutscher Frauenvereine Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg.

Gabriella Hauch (Wien): Geschlecht als relationale Kategorie: Frauenbewegungen in der Habsburger Monarchie.

Angelika Schaser (Hamburg): Louise Otto-Peters in den Erinnerungen der deutschen Frauenbewegung.

Ruth-Ellen Joeres (Minneapolis): Gender, Class und Louise Otto.

Susanne Schötz (Dresden): Überlegungen zu Louise Ottos Emanzipationskonzept.

Teil 3: Frauen im Leipzig im 20. und 21. Jahrhundert: Auf dem Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit?

Jessica Bock (Dresden): „Frauenfrage – keine Frage? Wir denken doch!“ Die ostdeutsche Frauenbewegung in Leipzig von 1980 bis 1990. Akteurinnen – Organisationen – Medien.

Ute Gerhard (Frankfurt am Main): 1989 als Zäsur: Frauenbewegungen in Ost- und Westdeutschland.


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