Sport – Gesundheit – Biopolitik. Historische Perspektiven

Sport – Gesundheit – Biopolitik. Historische Perspektiven

Organisatoren
Universität Siegen
Ort
Siegen
Land
Deutschland
Vom - Bis
21.10.2016 - 22.10.2016
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Von
Laura-Elena Keck / Stefan Offermann, Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig

Foucaults Konzept der Biopolitik wird in einigen Bereichen der Geschichtswissenschaft und verwandter Disziplinen bereits seit längerem fruchtbar diskutiert.1 In der Sportwissenschaft und -geschichte hingegen stellen biopolitisch informierte Ansätze bislang eine Ausnahme dar, obwohl der Bereich des Sports – so Stefan Scholl in seiner kurzen Einführung – geradezu prädestiniert sei für eine solche Perspektive. Die Tagung in Siegen sollte einen Beitrag zur Schließung dieser Lücke leisten: Anhand eines breiten Feldes konkreter empirischer Gegenstände wurde die Tragfähigkeit biopolitischer Ansätze für den Bereich des Sports ausgelotet und der Versuch unternommen, das Konzept zu dynamisieren. Das Interesse der Teilnehmer/innen war vielfältig und galt neuen Wissensformen und Methoden der Wissensproduktion ebenso wie Körperpraktiken, Subjektivierungsweisen und Formen der Anrufung, aber auch Brüchen in biopolitischen Praktiken. Zudem wurde der Blick dezidiert auch auf illiberale Systeme gerichtet.

NOYAN DINÇKAL (Siegen) eröffnete die Tagung mit einem Vortrag zum Sportdiskurs in der Weimarer Republik, der sich vor allem um die Pole Leistung und Produktivität drehte. Sport sollte nicht als bloßes Freizeitvergnügen betrieben werden, sondern galt als Lösungsstrategie für verschiedenste Problemstellungen der Moderne und diente damit einem „biopolitischen Verwertungsinteresse“, das vor allem auf Produktivitätssteigerung zielte. Dabei erfüllte Sport eine Doppelfunktion: Er trainierte Eigenschaften wie Reaktionsschnelligkeit oder Konzentrationsfähigkeit, die für die moderne Arbeits- und Lebenswelt erforderlich waren; gleichzeitig gab er als „Lebensprobe“ Aufschluss darüber, in welchem Maße ein Individuum den Anforderungen der Moderne gewachsen war. Dinçkal zeigte anhand verschiedener Quellenbeispiele, wie einflussreich das Produktivitätsparadigma vor allem auf der Expert/innenebene war und wie eng Sportwissenschaft und Arbeitsphysiologie zusammenarbeiteten. Gleichzeitig betonte er, dass aus der Dominanz eines biopolitischen Programms nicht automatisch auf dessen flächendeckende Durchsetzung geschlossen werden könne. Es habe im Feld des Sports durchaus auch alternative Konzepte der Sinnzuschreibung gegeben.

In zumindest implizit modernisierungstheoretischer Perspektive fokussierte der Vortrag von RUDOLF MÜLLNER (Wien) auf zwei in der Körpergeschichte momentan als besonders relevant diskutierte Umbruchszeiten, nämlich die Phase um 1900 sowie jene der 1970er-Jahre. Müllner argumentierte, dass es sich bei Fitnesssport und Bewegungskulturen im Kern um spezifisch moderne Machbarkeits- und Optimierungsideologien handle. Um 1900 habe sich – zuerst in GB – die Grundstruktur gegenwärtiger Fitnesskulturen herausgebildet, wobei die Verwissenschaftlichung des Trainings als ein zentrales Element herausgestellt wurde. Anhand der österreichischen „Fit-Läufe“ bzw. „Fit-Märsche“, die sich an der westdeutschen „Trimm-dich-Kampagne“ orientierten, profilierte Müllner eine weitere Übergangsphase. Einerseits verharrte dieses Programm mit seinem „staatsbürgerlichen Verpflichtungsethos“ in der Tradition der Semantik der „Volksgesundheit“, andererseits verweise es mit den Adressierungsformen des Appells und dem Ziel der Aktivierung auf individualisierte post-fordistische bzw. postmoderne Formen der Selbstoptimierung.

Mit der Phase um 1900 beschäftige sich ebenfalls der Vortrag von ANGELA SCHWARZ (Siegen), in dem sie sich mit von der englischen Mittelschicht getragenen „Besorgnisdiskursen“ über das neue Phänomen der Zuschauersportarten beschäftige. Fußball und Rennsportarten, die vor allem bei Männern aus der Arbeiterklasse beliebt waren, wurden gerade in dem Moment zu einem Problem, als man begann, sich Sorgen über die Zukunft des in Bedrängnis geratenen British Empire zu machen. Dabei kamen nicht nur deviante Verhaltensweisen wie übermäßiger Alkoholkonsum und Gewalt in den Blick kulturkritischer Deutungen, sondern auch und insbesondere die Praktik des Zuschauens. So wie einst die Römer/innen ihr Imperium kultureller Dekadenz und biologischer Degeneration ausgesetzt hätten, als sie nur noch anderen dabei zuschauten, wie sie für sie kämpften, so drohe auch England ein Herabsinken der nationalen Leistungsfähigkeit, was schließlich einem „Selbstmord der Rasse“ gleichkäme.

Der Beitrag von EDITH ARPS-AUBERT (Meggen, Schweiz) fragte nach Konzepten „sinnvoller körperlicher Betätigung“ außerhalb des Leistungsparadigmas. In der Gymnastik, so ihre These, fanden Konzepte wie Achtsamkeit oder Lebendigkeit ihren Raum, die im sonstigen Sportdiskurs fehlten. Unterstützt von Filmausschnitten und Fotografien, gab Arps-Aubert zunächst einen ausführlichen Überblick über die verschiedenen Gymnastiksysteme und -schulen der 1920er-Jahre. Gemeinsam war ihnen ein Interesse an harmonischen Körperhaltungen und Bewegungsabläufen, häufig mit Bezug auf antike Vorbilder. Die „Kraftgymnastik“ von Hans Surén hingegen verortete Arps-Aubert außerhalb der „eigentlichen“ Gymnastikbewegung; von Suréns Körperidealen zog sie eine direkte Linie zur nationalsozialistischen Ideologie. Im letzten Teil des Vortrags standen die Positionen und Konflikte im Zentrum, die den Deutschen Gymnastikbund zwischen 1926 und 1933 prägten. Unter anderem ging es dabei um die Frage, welche „Kulturaufgabe“ die Gymnastik zu erfüllen habe.

Der Betrieb als „Körperschule“ stand im Zentrum des Vortrags von DIANA WENDLAND (Köln). Auf der Grundlage von Werkszeitschriften arbeitete sie die biopolitischen Dimensionen des Werkssports in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus heraus. Seinen Höhepunkt erreichte der Werkssport erst nach 1933; davor stand der Vereinssport im Vordergrund. Als einen Grund für das Aufblühen des Werkssports im Nationalsozialismus nannte Wendland seine Milieuunabhängigkeit – er habe sich dadurch besonders gut als „Schule der Volksgemeinschaft“ geeignet. Gleichzeitig verfolgten die Betriebe auch unmittelbar produktivitätsorientierte Ziele, etwa die Verminderung des Unfallrisikos. Statt auf disziplinarische Maßnahmen setzten sie vor allem auf Appelle zum Mitmachen, die sich an die gesamte Belegschaft richteten: Die gesundheitlichen Vorteile des Sporttreibens wurden hervorgehoben, die Artikel und Fotoserien postulierten einen natürlichen Zusammenhang zwischen Sport und Arbeit und suggerierten durch die Darstellung alltagsnaher Szenen aus dem Betrieb die Erreichbarkeit der propagierten Körpernormen.

Mit starkem Fokus auf eine institutionen- und organisationsgeschichtliche Dimension beschäftigte sich LUKAS REHMANN (Münster) mit ausgewählten Aspekten der Sportmedizin und zentralistischen Gesundheitspolitik in der DDR. Vorgestellt wurde zunächst das ab 1953 aufgebaute Netz sportmedizinischer Beratungsstellen. Diese waren angetreten, um die sporttreibende Bevölkerung regelmäßig einer verpflichtenden, da für die Teilnahme an Wettkämpfen obligatorischen, sportmedizinischen Untersuchung zu unterziehen. Neben diesen als disziplinarisch zu kategorisierenden Regierungstechniken, widmete sich der Vortrag ebenfalls appellativen, auf die freiwillige Selbstführung zielenden Gesundheitsaufklärungsprogrammen. Sowohl die Fernsehsendung „Medizin nach Noten“, als auch die Herzkreislaufpräventionskampagne „Dein Herz dem Sport – Stark wie ein Baum“ sollte Wissen vermitteln und die Adressat/innen zum Mitmachen auffordern.

Die Dimension der Selbstführung und der Selbsttechniken in einer illiberalen Gesellschaft geriet ebenfalls im Vortrag von KAI REINHART (Münster) in den Blick, wenngleich unter anderen Vorzeichen, denn er spürte „widerständigen“ Praktiken im Feld des Sportes nach. Vor dem Hintergrund einer staatlichen Programmatik, der zufolge Sport einer auf Arbeit und Wehrhaftigkeit ausgerichteten Dressur und Produktivmachung des Körpers dienen sollte, profilierte der Vortrag mit Freiklettern und Skateboarden zwei Felder gegenläufiger Bewegungen. Besonders hervorzuheben ist die originelle Quellenauswahl, denn Reinhart spürte den Wahrnehmungen und Erfahrungen der Zeitgenoss/innen nicht nur auf der Grundlage von Oral History-Interviews nach, sondern auch mit Gipfelbüchern, in denen die Kletterer kurze Sprüche hinterlassen hatten. Staatliche Stellen versuchten, diesen offenen Diskursraum selbst zu besetzen, jedoch nicht mit disziplinarischen Kontrollmechanismen, sondern durch die Publikation eigener, sozialistischer Gipfelsprüche, also mit appellativen Regierungstechniken. Analog reagierte der Staat auf die Do-it-yourself-Kultur der Skateboarder/innen, indem er ab 1986 ein „Rollbrett“ anbot.

STEFAN SCHOLL (Siegen) näherte sich dem Tagungsthema aus einer europäischen Perspektive: Er zeigte, wie sich in den 1960er- und 1970er-Jahren ein „Sport für Alle“-Paradigma herausbildete, das darauf abzielte, gerade die Menschen zu erreichen, die bislang noch keinen Sport trieben. Dieses Ziel wurde 1966 und 1976 auf der Ebene des Europarats verankert; spätestens seit den 1970er-Jahren waren in allen (west-)europäischen Staaten entsprechende Programme etabliert. Produktivistische Motive spielten für die Herleitung des Paradigmas nicht mehr die Hauptrolle, vielmehr standen Gesundheit und eine – zunehmend als Herausforderung verstandene – sinnvolle Freizeitgestaltung im Zentrum. Das biopolitische Programm sollte nicht durch Zwang, sondern durch Anleitung zur Selbstführung verwirklicht werden: Die Appelle richteten sich sowohl an den Staat, der aufklären und Möglichkeiten zum Sporttreiben bereitstellen sollte, als auch an das Individuum, das aufgefordert wurde, Freizeitgestaltung und Gesundheitssorge in die eigene Hand zu nehmen.

Der Vortrag von PIERRE PFÜTSCH (Stuttgart) beschäftigte sich in geschlechterhistorischer Perspektive mit den Entwürfen präventiver Selbsttechniken in der westdeutschen Gesundheitsaufklärung. Als Quellengrundlage dienten ihm die Apotheken-Umschau sowie Materialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Insbesondere letztere adressierte bis zur Aids-Krise in den 1980er-Jahren fast ausschließlich die bürgerliche und heterosexuelle Kleinfamilie. Als zentrale Umbruchszeit identifizierte jedoch auch Pfütsch die 1970er-Jahre, als im Rahmen der Durchsetzung des US-amerikanischen Risikofaktorenmodells männliches Übergewicht als Risikofaktor von Herzkreislauferkrankungen problematisiert wurde. Dadurch sei auch bei Männern der schlanke Körper zum neuen Ideal und Ausweis einer erfolgreichen Selbstführung avanciert, was unter anderen Vorzeichen bei Frauen bereits in den 1950er-Jahren der Fall war. Den Weg zur schlanken Figur, in der Gesundheit und Schönheit gekoppelt wurden, entwarfen die Kampagnen stark geschlechterdifferenziert: Frauen sollten vornehmlich beim Essen ansetzen, Männer sollten Sport treiben.

Einen transnationalen Ansatz wählte TIM VEITH (Siegen), der sich mit Körperbildern und Sportkonzepten in Zeitschriften für nicht-heterosexuelle Männer beschäftigte. Der Vergleich von deutschen, polnischen und italienischen Zeitschriften aus den 1980er- und 1990er-Jahren zeigt laut Veith die Herausbildung eines transnationalen männlichen Körperideals, das muskulöse, athletische Körper favorisierte, während andere Körperformen marginalisiert wurden. Dies konnte er besonders anhand der Coverbilder verdeutlichen. Auch in den Artikeln und Werbeanzeigen spielten Sport und Fitness im Allgemeinen sowie das Fitnessstudio als Ort eine wichtige Rolle, ebenso wie die Herstellung von athletisch-muskulösen – und damit als schöner bzw. besser bewerteten – Körpern. Bei aller Dominanz dieses Körperideals ließen sich aber auch einzelne kritischere Töne aufspüren, etwa in einem Artikel über Bulimie und den „Zwang zur Schönheit“ oder in einem Leserbrief, in dem der Wunsch nach Darstellungen von anderen Körpern laut wurde.

Im letzten Beitrag untersuchte MELANIE WOITAS (Erfurt), ob Jane Fondas Aerobic-Videos aus den 1980er-Jahren das Potential hatten, weibliche Körperideale und -normen zu hinterfragen. Die Videos boten Aerobic-Anhängerinnen erstmals die Möglichkeit, zu Hause zu trainieren. Schon darin lag ein gewisses Ermächtigungspotential, weil sie Rahmen und Ablauf des Trainings fernab vom Druck regulierender Blicke selbst bestimmen konnten. Zudem popularisierte Fonda mit dem Konzept des „aerobic body“ ein Bild des weiblichen Körpers, das Stärke und sichtbare Muskeln nicht als unweiblich markierte, sondern auch bei Frauen positiv bewertete. Andere Weiblichkeitsnormen hingegen wurden bestätigt: Kleidung und Frisur der Athletinnen spielten eine große Rolle, Hauptziel der Videos und Kurse war meist die Gewichtsreduktion und viele Übungen waren eher auf die Modellierung einzelner Körperregionen als auf deren Funktionalität ausgerichtet. Insgesamt attestierte Woitas den Videos zwar ein Ermächtigungspotential, dieses sei aber kaum genutzt worden.

Während sich Foucault insbesondere für Sexualität als Ansatzpunkt einer Politik des ‚Leben-Machens‘ interessierte, konnte die Tagung das Feld des Sports als zentralen Ort biopolitischer Interventionen und Auseinandersetzungen profilieren, an dem sich Individual- und Gesellschaftskörper stets miteinander verschränken. Eine gouvernementale Perspektive, die nach verschiedenen Formen und Techniken der Selbst- und Fremdführung fragt, erlaubte es, Institutionen, Praktiken und Diskurse im Feld des Sports präzise hinsichtlich ihrer Subjektivierungsweisen zu untersuchen.

Dabei ist hervorzuheben, dass sich einzelne Beiträge mit Sport in nicht-liberalen Gesellschaften beschäftigten und dort den Ansatz der Gouvernementalität erprobten. Dieser ist nicht nur in Auseinandersetzung mit (neo-)liberalen Gesellschaftsordnungen entstanden, sondern wurde bisher auch fast ausschließlich für die Analyse solcher Formationen verwendet. Mit Blick auf derartige innovative Forschungsvorhaben plädierte Claudia Kraft (Siegen) dafür, gerade nicht von allgemeinen kategorialen Unterscheidungen wie liberal versus illiberal auszugehen, sondern – und darin bestehe letztlich die Stärke einer an Foucault orientierten Körpergeschichte – bei konkreten alltagspraktischen Machtverhältnissen und -techniken anzusetzen. Nur auf dieser Ebene kann zudem die Frage nach der Widerspenstigkeit, dem Eigensinn oder der Widerständigkeit bestimmter Praktiken und Diskurse beantwortet werden – eine Frage, die in den Diskussionen immer wieder eine wichtige Rolle spielte, wie auch Stefan Scholl in seinem Schlussfazit feststellte. Vor dem Hintergrund dieser Fragestellung wurde ebenfalls die Bedeutung von Genüssen und Lüsten im Feld des Sports diskutiert. Es wurde deutlich, dass sie biopolitischen Bestrebungen der Pflege und Steigerung körperlicher Arbeitskraft nicht per se entgegenlaufen. Vielmehr kann auch hier nur eine genaue Fallanalyse die Positionierung dieser Affekte im Kräftefeld biopolitischer Taktiken erfassen.

Ohne den durchweg positiven Gesamteindruck der Tagung zu schmälern, sei auf zwei Kritikpunkte bzw. mögliche Erweiterungen hingewiesen. Zum einen wäre mitunter eine stärkere intersektionale Differenzierung der angerufenen und agierenden Subjekte sinnvoll und aufschlussreich gewesen. Wer war denn tatsächlich gemeint (und wer nicht), wenn von „Sport für Alle“ oder „Volksgesundheit“ die Rede war? Zum anderen erscheint es hinsichtlich der behandelten Themen fruchtbar zu sein, verstärkt die Forschungen aus dem Feld der dis/ability studies und den critical ability studies aufzugreifen, die sich ebenfalls in vielfältiger Weise mit den Konzepten Biopolitik und Gouvernementalität auseinandersetzen.2 Auf diese Weise kann der gesunde, fitte und befähigte Körper als biopolitische Norm(alität) genauer reflektiert werden. Außerdem ließe sich anhand eines breiten Verständnisses von ability, das ganz unterschiedliche Formen geistiger und körperlicher Befähigungen umfasst, spezifischer danach fragen, was denn jeweils bei den untersuchten sportlichen Praktiken auf dem Spiel stand.

Konferenzübersicht:

Stefan Scholl (Siegen): Begrüßung und kurze thematische Einführung

Panel I: Diachrone Perspektiven

Noyan Dinçkal (Siegen): „Lebensproben“: Biopolitik, Arbeit und Leistungsdiskurse im Sport

Rudolf Müllner (Wien): Historische Aspekte der körperlichen (Selbst-)Optimierung im und durch Sport

Panel II: Biopolitische Akteure und Organisationsformen, 1900-1945

Angela Schwarz (Siegen): Zuschauen allein macht nicht fit – Sportbegeisterung und Kulturkritik in Großbritannien im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert

Edith Arps-Aubert (Meggen, Schweiz): Verkörperte Ideologien. Der Deutsche Gymnastikbund, 1926-1933

Diana Wendland (Köln): Werkssport in der Weimarer Republik und im NS

Panel III: Staatliche und medizinische biopolitische Initiativen nach 1945

Lukas Rehmann (Münster): Zwischen Hochleistung und Gesundheit – Aspekte der Biopolitik in der Sportmedizin der DDR

Kai Reinhart (Münster): „Bereit zur Arbeit und Verteidigung“ – DDR-Sport als Instrument der Biopolitik und der Widerständigkeit – Eine Analyse mit Michel Foucault

Stefan Scholl (Siegen): Europäische Biopolitik? Das Sport für Alle-Paradigma des Europarats in den 1960er und 1970er Jahren

Panel IV: Biopolitische Praktiken und Selbstverhältnisse nach 1945

Pierre Pfütsch (Stuttgart): Zwischen Gesundheit und Schönheit. Fitness als biopolitische
Praktik zur Modellierung des Körpers (1960er-1990er Jahre)

Tim Veith (Siegen): „Ich persönlich bevorzuge […] großformatige, muskulöse Männer“ – Sport, Gesundheit und Körper in Zeitschriften für nicht-heterosexuelle Männer, 1980-2000

Melanie Woitas (Erfurt): „Exercise teaches you the pleasure of discipline“ – Der weibliche
Körper in den Aerobic-Videos von Jane Fonda

Anmerkungen:
1 Als Beispiel für einen geschichtswissenschaftlichen Zugriff auf das Feld des Sports, der auch mit den Konzepten Biopolitik und Gouvernementalität operiert, vgl. die Ausgabe der Zeitschrift Body Politics zum Thema: Henriette Gunkel/Olaf Stieglitz (Hrsg.), Sport, in: Body Politics 2,3 (2014).
2 Vgl. Nina Mackert, „I want to be a fat man / and with the fat men stand”. US-Amerikanische Fat Men’s Clubs und die Bedeutungen von Körperfett in den Dekaden um 1900, in: Body Politics 2,3 (2014), S. 215-243, hier S. 219-223; Anne Waldschmidt, Macht - Wissen - Körper. Anschlüsse an Michel Foucault in den Disability Studies, in: Dies./Werner Schneider (Hrsg.), Disability Studies. Kultursoziologie und Soziologie der Behinderung, Bielefeld 2007, S. 55-77.