In jüngerer Zeit wenden sich auch Historiker/innen zunehmend dem Gesundheitswesen im 20. Jahrhundert und der einschneidenden Rolle von HIV/AIDS zu. Was die europäische Geschichte angeht, stehen sie allerdings noch am Anfang. Hier setzten Peter-Paul Bänziger, Martin Lengwiler und Daniel Zürcher (alle Basel) an, als sie im Oktober 2016 nach Basel einluden. Auf dem Workshop entspann sich eine erfrischend offene Diskussion, die zugleich explorativ und zielführend war. Der Ertrag bestand erstens in der Eröffnung einer weitwinkligen Perspektive auf historische Gesundheitspolitiken, welche die Rolle von Aktivist/innen und Sozialen Bewegungen hervorhebt. Zweitens lud der Workshop zur vergleichenden Betrachtung europäischer Länder ein (Türkei, Schweiz, Westdeutschland, Niederlande und Großbritannien). Schließlich fiel er passenderweise mit dem Start des HERA-Forschungsprojekts Disentangling European HIV/AIDS Policies: Activism, Citizenship and Health (EUROPACH) zusammen. Gleich mehrere Gruppenmitglieder stellten ihre Zugänge und Vorhaben zur Diskussion.
Zunächst umriss PETER-PAUL BÄNZIGER die sozialwissenschaftlichen Beobachtungen zur Verschiebung vom „Old“ zum „New Public Health“-Paradigma, das die Selbstregulierung verantwortungsvoller Bürger/innen voraussetzte, verlangte und förderte und selten direkt vom Staat ausgehe. In den 1970er- und 1980er-Jahren entwickelten sich im Umfeld der Homosexuellen- und AIDS-Bewegungen distinkte gesundheitsbezogene Selbstorganisationsformen. Ihnen gelang es – im Gegensatz zu Drogenaktivist/innen und organisierten Junkies – Aufmerksamkeit, Unterstützung und Mitspracherechte zu erkämpfen und medizinische Forschungsergebnisse anzufechten. Ob und inwieweit dies exemplarisch für eine liberale Wende im Gesundheitswesen war, müsse empirisch geprüft werden. Im Weiteren setzte sich Bänziger kritisch mit zeithistorischen Meistererzählungen auseinander: Drogen und AIDS zeigten, dass Prozessbegriffe wie Pluralisierung, Individualisierung oder Liberalisierung die komplexe Genealogie einer „european health policy“ eher verschleiern als entschlüsseln helfen.
Einblicke in das EUROPACH-Gemeinschaftsprojekt bot die Doppelpräsentation von TODD SEKULER (Berlin) und ZÜLFUKAR ÇETIN (Basel). Im Zentrum des Projekts stehen die HIV/AIDS-bezogenen politischen Auseinandersetzungen, Entwürfe und Praktiken europäischer Netzwerke und institutioneller Gremien in Deutschland, Polen, dem Vereinigten Königreich und der Türkei. EUROPACH interessiert besonders, wie die Reflektion über den früheren Umgang mit HIV/AIDS darauf Einfluss nahmen. Anschließend nahm Çetin die Türkei unter die Lupe, wo HIV/AIDS erst nach der Jahrtausendwende zu einem eigenständigen Thema gemacht wurde. Çetin skizzierte die Prävalenz der Erkrankung, Aufklärungs- und Bekämpfungsstrategien und die wichtigsten türkischen AIDS-Bewegungsorganisationen. Der türkische Fall bilde eine Kontrastfolie zum romantisierenden Normalisierungs- und Erfolgsnarrativ der AIDS-Bekämpfung im Westen. Sie stelle die Allgemeingültigkeit von Definitionskriterien sogenannter Risikogruppen infrage und rege dazu an, Betroffene je kontextspezifisch zu bestimmen.
ROGER COOTERs (London) Kommentar und die anschließende Diskussion drehten sich um die Sonderstellung der türkischen Entwicklung und um Methodenfragen des EUROPACH-Vorhabens. Intensiv diskutiert wurde, warum HIV/AIDS in der Türkei anscheinend kaum mit Homosexualität verknüpft werde. Das stand im krassen Gegensatz zu westlichen Vergleichsfällen, weise aber laut MAGDALENA BELJAN (Berlin) eine interessante Parallele zur DDR auf, wo AIDS weniger als „schwule“ denn als „westliche Krankheit“ galt.
Im dritten Vortrag des Panels analysierte HANNAH ELIZABETH KERSHAW (Manchester) die visuelle Darstellung von HIV-Tests in britischen Kindermedien. Sie fragte, was die Gesundheitsaufklärung von Kindern von derjenigen für Erwachsene und Jugendliche unterschied. Aufklärungsmedien hoben bei Erwachsenen auf Testresultate und Vertraulichkeit ab, erwähnten aber auch mögliche Stigmatisierung und medizinische Unsicherheiten. Bei Jugendlichen vermieden sie den Hinweis auf Ungewissheiten und betonten die Handlungsfähigkeit der Heranwachsenden. Kindern gegenüber spielte man die potentielle Stigmatisierung via HIV-Test herunter und stellte sie als lösbares Problem dar. Cooters Kommentar bezog diese Befunde auf ideologische Grundströmungen in Thatchers Großbritannien und fragte nach der Ausblendung von Homosexualität in den Kindermedien. Kernpunkte der gemeinsamen Aussprache waren dann der schulpraktische Umgang mit den Materialien sowie die Auseinandersetzungen um Sexualität, Handlungsfähigkeit und Verantwortlichkeit der kindlichen Adressaten.
GEMMA BLOK (Amsterdam) eröffnete die drogenhistorische Sektion mit einem Beitrag zu Lebensgeschichten niederländischer Heroinkonsument/innen. Blok konfrontierte weitverbreitete Darstellungen der „Heroin-Epidemie“ mit der Perspektive (ehemaliger) Drogennutzer/innen, die sie über Interviews gewonnen hatte. Erstere porträtierten Konsumierende als verzweifelte Junkies und Drogen als Gesundheitsproblem, das über Schadensminderungsstrategien erfolgreich bekämpft worden sei. Demgegenüber hob Blok das Selbstverständnis der user und die Kontinuitäten hervor, welche zwischen Subkultur, psychedelischem Drogenkonsum und Heroingebrauch bestanden beziehungsweise hergestellt wurden: Hier wie dort standen Abgrenzung und Suche nach Authentizität, Selbsterkenntnis und Kreativität im Zentrum der Selbstentwürfe.
ARJAN NUIJTEN (Amsterdam) wandte sich der städtischen Drogenpolitik in Arnheim seit den 1980er-Jahren zu. Er beleuchtete die lokalen Reaktionen auf die Verbreitung von HIV/AIDS sowie auf die Einwände und Proteste von Anwohnern und Stadtöffentlichkeit. Nuijten legte seinen Focus auf die Konflikte, die um Heroin ausgetragen wurden und auf die Drogenpolitiken, die Strategien der harm reduction mit einer Verdrängung öffentlicher Drogenszenen und Marginalisierung ausgewählter Gruppen – insbesondere Sexarbeiter/innen – verband. Der Vortrag rückte das ambivalente Ineinandergreifen neuer und altbekannter, liberaler und repressiver Prohibitionsmethoden in den Vordergrund.
Der Räumung einer offenen Drogenszene widmete sich auch NINA KUNZ (Zürich). Sie erkundete die polizeiliche Schließung der Zürcher Heroinszene auf dem Letten-Areal 1995. Kunz kam zu dem Ergebnis, die Polizei hätte weniger auf eine Eliminierung des Drogenhandels als auf eine Invisibilisierung der Drogenszene abgezielt. Dementsprechend habe sie die Drogenhändler vor Ort stigmatisiert und ausgewiesen. Dealer und Konsumierende wurden eingeteilt in Schweizer und Ausländer einerseits, Zürcher und Auswärtige andererseits. ‚Letten 1995‘ verquickte somit stadt-, drogen- und migrationspolitische Strategien und griff auf Exklusions- und Einkerkerungsmaßnahmen zurück, die sich an ethnischen Kategorien orientierten.
Den Kommentar des erkrankten MALTE THIESSEN (Oldenburg) verlas Martin Lengwiler. Thießen hob auf den Nutzen komparativer und verflechtungsgeschichtlicher Perspektiven für drogen- und gesundheitsgeschichtliche Fragestellungen ab. Vergleiche wiesen auf die lokal spezifischen Entwürfe sogenannter Problemgruppen hin und zeigten verschiedene Reaktionen auf ähnliche Problemkonstruktionen auf. In der Plenumsdiskussion stand zur Debatte, auf welchen Ebenen Vergleiche von Drogenszenen und Drogenpolitiken ansetzen sollten. Strittig war auch der Denkrahmen ‚Stadt‘ und wie man damit umgeht, wenn historische Akteure sich in Prohibitionsmaßnahmen auf Städtevergleiche beriefen. Außerdem regte Beljan an, Emotionen wie etwa die Ängste vor AIDS nicht einfach als Erklärungsmittel zu verstehen, sondern ihren strategischen Einsatz in Gesundheitspolitiken herauszuarbeiten.
Den ersten Tag beschloss CINDY PATTONs (Vancouver) Abendvortrag zu Gesundheitskliniken in der US-Schwulenbewegung. Patton plädierte für einen Rückgriff auf Pierre Bourdieus Ausführungen zum Staatsgeist und zur Genese des bürokratischen Feldes. Klinikmitarbeiter nahmen eine Doppelrolle als Szenenangehörige und professionelle Mediziner oder Wissenschaftler ein. Sie kämpften gleichzeitig gegen Homophobie und für gesundheitliche Besserung. Dabei arbeiteten und argumentierten sie auf wissenschaftlicher, nicht auf identitätspolitischer Basis. Diese Strategie untermauerte Legitimitäts- und Objektivitätsansprüche gegenüber staatlichen Stellen und medizinischen Akteuren. Sie trug aber auch zum Resonanzverlust bei, den dieser Gesundheitsaktivismus innerhalb und außerhalb der Homosexuellenbewegung erlitt. Trotz der Relevanz der Kliniken würde ihr Stellenwert bis heute durch ACT UP und andere radikale, öffentlichkeitswirksame Bewegungszweige überschattet.
Die Präsentationen des dritten Panels widmeten sich HIV/AIDS in der Schweiz. In JAQUELINE MARTINELLIs (Zürich) Paper standen Präventions- und Werbekampagnen der Aids-Hilfe Schweiz (AHS) im Zentrum. Die AHS brachte 1985 über die „Hot Rubber Company“ ein Kondom speziell für mann-männlichen Sex auf den Markt. Poster und Broschüren spielten mit Bildern lustbetonter Sexualität, schwuler Subkulturen und mit Schweizerischen Nationalsymbolen wie dem Matterhorn. Hot Rubber setzte auf Wissensvermittlung, Qualitätskontrollen und -siegel, um die anvisierten Nutzergruppen zu Kauf und Vorsorge zu bewegen. Safer Sex wurde zum Verkaufsargument. Genau wie die parallel vom AHS lancierte „Stop Aids!“-Kampagne orientierte sie sich an verhaltensökonomischen Konzepten des Social Marketing. In den Kampagnen gingen also pädagogische und ökonomische Wissen, Interessen und Verfahren eine bemerkenswerte Mischung ein.
Im Anschluss stellte DANIEL ZÜRCHER sein Promotionsprojekt vor, das die Auswirkungen von Aidsbekämpfungsstrategien auf die Schweizer Schwulenbewegung nachzeichnet. Zürcher fahndete nach Organisationen, persönlichen Werten und Normen, und spezifischen Formen von „Biosozialität“ (Paul Rabinow). Mit diesem Konzept erkundete Zürcher, wie biomedizinisches und pharmazeutisches Wissen einerseits, Stigmatisierungen und Gesundheitspolitiken andererseits die Selbstverständnisse, Sozialbeziehungen und Agenda der Schwulenbewegung prägten und veränderten. In der Schweiz, so ein erstes Ergebnis, habe sich eher eine Biosozialität aller von HIV/AIDS betroffenen Gruppen herausgebildet, als eine Biosozialität der Schwulenbewegung.
BEATE BINDERs (Berlin) Kommentar und mehrere Diskussionsteilnehmer/innen erkundigten sich nach der zeiträumlichen Spezifik der präsentierten Befunde und nach der Einordnung von AIDS, Kondomen und Sexualitätsdiskursen in größere Zeitbögen. Besondere Aufmerksamkeit erfuhren dabei Safer Sex-Praktiken: Die Unsicherheiten, die sie auslösten, ihr Zumutungscharakter, der vielerorts auf Ablehnung stieß und die praktischen Fertigkeiten, die der richtige Kondomgebrauch erforderte.
Das letzte Panel versammelte zwei Beiträge zur deutschen AIDS-„Krise“ in den letzten Jahren der Bonner und ersten Jahren der Berliner Republik. ULRIKE KLÖPPEL (Berlin) skizzierte den Analyserahmen ihres EUROPACH-Teilprojekts, der Ansätze aus Bewegungsforschung und Affekttheorie zusammenführt. Klöppel verfolgte das Anliegen, die Mobilisierung und Vernetzung, Formierung und Selbstdarstellung der AIDS-Aktivist/innen als genuine Soziale Bewegung zu verstehen. Es ging darum, Gefühle wie Angst, Trauer oder Wut als Motoren und Strukturierungsmomente der Bewegung zu begreifen. Außerdem will das Projekt die Diversität der Aktivist/innen und die Spannungen herausarbeiten, die sich aus Differenzen wie Geschlecht oder Migrationshintergrund, Klasse oder Behinderung ergaben.
CHRISTOPHER EWING (New York) analysierte anhand von Szenezeitschriften und Materialien der Deutschen Aids-Hilfe (DAH), wie HIV/AIDS das Verhältnis von homosexuellen Weißen Männern zu People of Color, zuvorderst zu muslimischen Männern, veränderte. In schwulen Communities seien die bestehenden Ängste vor Islam und Immigration im Zuge der AIDS-„Epidemie“ durch Ängste vor Tod und Marginalisierung überlagert worden. Wenige Jahre später habe die DAH in Informationsbroschüren Migrant/innen als Risikogruppe anerkannt und angesprochen. Im Focus dieser zweiten Phase stand aber das AIDS der „Afrikaner“ und „Afrikanerinnen“ – und damit eine Schwarz rassifizierte und heterosexuell imaginierte Risikogruppe. Verweise auf sie untermauerten das Argument, AIDS beträfe nicht nur schwule Männer, reproduzierten aber gleichzeitig Stereotype Afrikanischer Sexualität. Einer antirassistischen Position verpflichtete sich die DAH ab etwa 1987. Anlass waren drohende Zwangs-Tests für potentiell Erkrankte, speziell für einreisewillige und „ansteckungsverdächtige“ Personen, sowie Berichte, wonach AIDS-Ängste und rassistische Diskriminierungen einander beförderten. Als Angriffe auf Minderheiten mit der deutschen Wiedervereinigung zunahmen, räumte die DAH dann der geteilten Gewalterfahrung als Solidaritätsmoment größeren Raum ein.
Die Kommentare von CLAUDIA STEIN (Warwick) und THIERRY DELESSERT (Lausanne) und die Diskussion bemühten sich um konzeptionelle Klärung sowie die Einordnung in historische Linien und Forschungsdebatten. Einen Schwerpunkt bildete das Problem, vergangene Emotionen zu erfassen und außerhalb psychowissenschaftlicher Paradigmen und Redeweisen darzustellen. Erörtert wurde außerdem, in welcher Beziehung Ewings Ergebnisse und Thesen zu (post)kolonialen Phantasmagorien muslimischer Sexualität stehen. Produktiv sei hier, nach Orientalisierungen im Allgemeinen und nach deutschen Umgangsweisen mit Kolonialismus und Orientalismus im Besonderen zu suchen.
Der Workshop endete mit FLURIN CONDRAUs (Zürich) Konferenzrückblick. Condrau problematisierte zunächst Begriffskomposita wie „AIDS-Epidemie“. Krankheiten und Krankheitsbegriffe seien keine fixierten, sondern zirkulierende Entitäten, die sich auf ihren Reisen verändern. Diskussionswürdig sei zudem der Rückgriff auf Konzepte wie „Epidemie“ oder „Seuche“. Mit Blick auf das Kondom regte Condrau an, Fragestellungen zur Gesundheitsvorsorge stärker mit sexualitäts- und geschlechtergeschichtlichen Aspekten zu verschränken. Besonders die bildlichen Verbindungen von Kondomen und Männerkörperteilen böten hierzu augenscheinlich einen Zugang. Die Frage nach Männlichkeitsentwürfen brachte Condrau zur Forderung, das Geschlecht der Medizin(er) stärker einzubeziehen. Grundsätzlich beanstandete er eine Abwesenheit der Geschichte der Medizin und der klinischen Wissensproduktion auf dem Workshop. Hier müsse die Frage erlaubt sein, ob das auf Blindstellen zurückzuführen sei, die in „Public Health“-Konzepten angelegt sind.
Der Kommentar schloss mit dem Manko, die Verknüpfungen von AIDS und Drogen seien zu kurz gekommen.1 Drogenhistorisch mag man weitere Anschlussfragen ergänzen. Der Workshop thematisierte Drogen fast ausschließlich in Heroinform und verhandelte Heroin als Problem öffentlicher Ordnung sowie als Chiffre und Krankheitsvehikel für HIV/AIDS. Was aber machte HIV/AIDS mit Fixern und wie verhielten sich die eingangs erwähnten Junkie-Aktivist/innen dazu? Gesundheitshistorisch aufschlussreich wäre, die Konjunkturen und Effekte mehrerer Substanzen und Rauschpraktiken zu erörtern – auch mit Blick auf den Wandel psychischer Gesundheitsverständnisse. Dann ließen sich der Wandel des Gesundheitswesens und die Geschichte von Drogengebrauch und Drogenabhängigkeit, Prohibition und Repression, Beratung und Therapie aufeinander beziehen. In welcher Beziehung, so könnte man fragen, steht die Genealogie des präventiven Selbst zu der des süchtigen Selbst?
Der Basler Workshop demonstrierte gewinnbringende Zugänge einer akteurszentrierten AIDS- und Gesundheitsgeschichte, die systematisch den Blickpunkt Sozialer Bewegungen und marginalisierter Gruppen aufsucht. Alle Beitragenden durchleuchteten Selbstorganisationsformen oder untersuchten Praktiken, welche Eigenverantwortung forderten und förderten. Der Clou bestand darin, dies weder unumwunden in eine Erfolgsgeschichte der HIV/AIDS-Krisenbewältigung einzuordnen, noch „New Public Health“-Ansätze allein als staatliche Seuchenpolitik mit anderen Mitteln zu begreifen oder unbesehen in die Genese gesundheitlicher Gouvernementalität „nach dem Boom“ einzuordnen. Die Herausforderung besteht jetzt darin, die Geschichte von AIDS, Drogen und Gesundheitsfürsorge eingehender zu sondieren und umfassender zu kontextualisieren – in europäischen Zusammenhängen wie innerhalb der Zeitgeschichte.
Konferenzübersicht
Introduction
Peter-Paul Bänziger, Martin Lengwiler, Daniel Zürcher (Basel)
Panel 1. HIV/AIDS: European Perspectives
Chair: Janina Kehr (Zurich)
Todd Sekuler and Zülfukar Çetin (Berlin/Basel): Disentangling European HIV/AIDS Policies: Citizenship and Health (EUROPACH Project Presentation)
Hannah Elizabeth Kershaw (Manchester): Depictions of HIV-antibody testing and HIV-positive identities in British children’s media, 1983-1997
Roger Cooter (Warwick): Comment
Panel 2. Drugs in the Netherlands and in Switzerland: Users and Policies
Chair: Peter-Paul Bänziger (Basel)
Gemma Blok (Amsterdam): The Drug User's View. The History of the Dutch “Heroin Epidemic” (1970-2000) from below
Arjan Nuijten (Amsterdam): Abolishing Needle Park. Changing Local Drug Policy and Drug Debates in the Netherlands after the Advent of HIV/AIDS. A Case Study of the City of Arnhem
Nina Kunz (Zürich): Letten 1995. The Closure of the Last Open Drug Scene in Switzerland as a Major Police Intervention
Malte Thießen (Oldenburg): Comment
Keynote Speech
Chair: Madeleine Herren (Basel)
Cindy Patton (Vancouver): Making “Gay Health” Public: 1970s Health Activism in the US
Panel 3: HIV/AIDS in Switzerland
Chair: Magdalena Beljan (Berlin)
Jacqueline Martinelli (Zürich): Swiss AIDS-Prevention: “The Hot Rubber” or how to sell Safer Sex
Daniel Zürcher (Basel): Biosociality in Times of HIV/Aids: The Swiss Gay Movement, 1980-2000
Beate Binder (Berlin): Comment
Panel 4: AIDS-Activism in Germany
Chair: Thierry Delessert (Lausanne)
Ulrike Klöppel (Berlin): “Don’t criminalize passion!” The AIDS Crisis and Political Mobilization in 1980s and early 1990s Germany
Christopher Ewing (New York City): Highly Affected Groups: Gay Men and Racial Others in the West German AIDS Crisis
Claudia Stein (Warwick): Comment
Final Discussion and Outlook
Chair: Martin Lengwiler (Basel)
Flurin Condrau (Zürich): Workshop Summary
Note:
1 Vgl. aber Peter-Paul Bänziger / Zülfukar Çetin, Die Normalisierung eines Ausnahmezustands? Geschichten der Aids- und der Drogenthematik in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1980er Jahren, in: Hannah Ahlheim (Hrsg.), Gewalt, Zurichtung, Befreiung. Individuelle „Ausnahmezustände“ im 20. Jahrhundert, Göttingen 2017, S.117-140.