Parteipolitik oder Neue Soziale Bewegung? Zur Durchsetzung geschlechterdemokratischer Ansprüche im 20. Jahrhundert

Parteipolitik oder Neue Soziale Bewegung? Zur Durchsetzung geschlechterdemokratischer Ansprüche im 20. Jahrhundert

Organisatoren
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte; in Kooperation mit dem Arbeitskreis historische Frauen- und Geschlechtergeschichte
Ort
digital (Münster)
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.03.2021 - 12.03.2021
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Von
Sandra Holtrup, Historisches Seminar, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Das 20. Jahrhundert brachte verschiedene Formen emanzipatorischer Politiken hervor: Während zu Beginn des Jahrhunderts der politische Raum von Parteien und Parlamenten auch für Frauen geöffnet wurde, formierten sich ab den 1960er-Jahren sozialpolitische Bewegungskulturen, die bewusst mittels alternativer Politikmodelle in außerparlamentarischen Kontexten agierten. Dabei regten Frauenbewegungen mit ihren Themen, Forderungen und Theorien immer wieder auch Debatten in beiden Politikfeldern an.

In welcher Weise die Impulse sowohl die Binnenstrukturen wie auch die politischen Inhalte dieser Arenen der Demokratie beeinflussen konnten und inwiefern das in ihnen eingeschriebene Gleichheitsversprechen zum Maßstab einer Politik der Geschlechtergerechtigkeit wurde, waren Leitfragen einer (Online-)Tagung des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte in Münster. In Kooperation mit dem Arbeitskreis historische Frauen- und Geschlechtergeschichte (AKHFG e.V.) und rund 60 überaus engagierten Teilnehmer:innen standen insbesondere die Neuen Sozialen Bewegungen im Mittelpunkt der Diskussionen, die von vier thematischen Zugängen strukturiert wurden.

Einleitend erinnerte JULIA PAULUS (Münster) in ihrer Tagungseinführung daran, dass es zunächst die Neuen Frauenbewegungen waren, die mit der Parole „Das Private ist politisch“ die Politisierung des alltäglichen Lebens einforderten. Erst danach adaptierten Gruppierungen der Neuen Sozialen Bewegungen diese Forderung als Motto auch für ihre Themen und setzten (zumindest in der Theorie) ein – den Alltag wie die Politik bestimmendes – geschlechterdemokratisches Handeln auf ihre Agenda. Fragen nach dem Einfluss von Frauen(gruppen) auf die und in den Neuen Sozialen Bewegungen, nach Hindernissen und Ausgrenzungen, denen Frauen ausgesetzt waren und wie sie diese analog ihrer Stellung in den traditionellen Parteien zu überwinden suchten, stellen jedoch immer noch Leerstellen in der Forschung dar. Gleichzeitig gelte es, den auch in alternativen Bewegungsmilieus dominanten Vorstellungen von Frauen als Opfer mehrfacher Benachteiligung und Diskriminierung nachzugehen, nach der sie sowohl in besonderer Weise gefördert werden sollten, denen aber auch gerade deswegen eine Katalysatorfunktion für Modernisierungs- und Demokratisierungserscheinungen zugschrieben wurde. Hier ließe sich die These aufstellen, so Paulus, dass es dabei häufig eher zu einer Re-Konstruktion statt zu einer De-Konstruktion von Geschlechterstereotypen kam, die letztlich neue Formen sozialer Ungleichheit(en) produzierten. Ein wesentliches Ziel der Tagung war es daher, gängige Bewegungsnarrative ‚gegen-den-Strich‘ zu lesen, um grundsätzlich der Frage nachzugehen, welche Bedeutung der Kategorie ‚Geschlecht‘ in den jeweiligen Protest- und Sozialen Bewegungen zukam.

Der Einstieg in die Tagung erfolgte zunächst über ein Panel, das sich mit (möglichen) Alternativen innerhalb traditioneller Parteienstrukturen beschäftigte, wobei insbesondere das Konzept einer eigenständigen Frauenpartei im Mittelpunkt stand. Die bereits in der bürgerlichen Frauenbewegung der Weimarer Republik geführte Debatte über die Idee einer Frauenpartei skizzierte LEONIE KEMPER (Münster). Angesichts des stetig abnehmenden Anteils weiblicher Parlamentsabgeordneter verwandelte sich die anfängliche durch das Frauenwahlrecht ausgelöste Euphorie und die damit verbundene Hoffnung auf eine gleichberechtigte Mitarbeit in den ‚Männer-Parteien‘ zunehmend in Enttäuschung und Ernüchterung. Strategien, um den Frauenanteil in den Parteien und Parlamenten zu erhöhen, wurden vor allem im Bund deutscher Frauenvereine (BDF) immer wieder diskutiert. Eine eigene Frauenpartei wurde zwar durchaus in Erwägung gezogen, aber der überwiegende Teil der bürgerlichen Frauenbewegung lehnte die Idee ab, weil ihrer Ansicht nach allein die Geschlechtszugehörigkeit als Parteienbasis nicht ausreiche. Auch der Vorschlag, Frauenlisten innerhalb der bestehenden Parteien aufzustellen, fand im BDF keine Mehrheit.

Im zweiten Beitrag zum Thema des Panels „Frauenparteien als Kompromiss oder Alternative?“ widmete sich anschließend BERNHARD GOTTO (München) zwei Projekten, die die Idee, eine ‚Frauenpartei‘ zu gründen, Ende der 1970er-Jahre umsetzten. Am Beispiel des von Hannelore Mabry (München) 1976 initiierten ‚Förderkreis zum Aufbau einer feministischen Partei‘ und der von Eva Rath (Kiel) 1979 gegründeten ‚Frauenpartei‘ machte Gotto deutlich, dass es sich als schwierig erwies, Forderungen der Neuen Frauenbewegungen mit parteipolitischen Strukturen zu vereinen. Obgleich die Initiativen von Mabry und Rath viele thematische Schnittpunkte zu den autonomen Feministinnen aufwiesen, erfuhr ihr Anliegen heftige Kritik. Weder fanden ihre Konzepte eines systemimmanenten, eigenständigen (Parteien-)Instrumentariums breite Zustimmung noch ihre jeweiligen inhaltlichen Ausrichtungen, die mehr und mehr als autoritäre Ein- (bzw. Zwei-)Frau-Initiative(n) wahrgenommen wurden. Ähnlich argumentierten Rath und Mabry, nachdem sie nach einer Reihe von Zusammenstößen mit der Frauenbewegung den Schluss zogen, dass das alternative Milieu „heuchlerisch und undemokratisch“ sei. Beide Projekte waren innerhalb der feministischen Bewegung letztlich erfolglos und scheiterten am gegenseitigen Unverständnis.

Inwiefern die aus den Neuen Sozialen Bewegungen hervorgegangene Partei ‚Die Grünen‘ mit ähnlichen Vorbehalten seitens der Frauenbewegungen zu kämpfen hatte und in welcher Weise sich dennoch Frauen in ihr engagierten, war Thema des zweiten Panels unter dem Titel „Aktivistin = Feministin?“. Das Interesse von ASTRID KIRCHHOF (Berlin) galt hierbei Petra Kelly, der Gallionsfrau der ‚Grünen‘, die zu den bekanntesten Atomkraftgegner:innen und Friedensaktivist:innen gehörte. Kirchhof veranschaulichte, wie sich in Kellys politischem Engagement für Natur, Umwelt und Frieden öko- und differenzfeministische Denkansätze vermischten. Kelly kritisierte die patriarchalisch-kapitalistische Ausbeutung von Natur und Frauen und argumentierte unter Rückgriff auf vermeintlich biologisch eingeschriebene Geschlechterunterschiede, dass Frauen naturverbundener und friedfertiger seien als Männer. Durch diese Positivierung und Idealisierung von Frauen schrieb sie dem Differenzfeminismus ein für die Umweltbewegung emanzipatorisches Potential zu, was von ihren parteiinternen (vornehmlich männlichen) Kritiker:innen gerne zum Anlass genommen wurde, Kellys Position grundsätzlich als eine zu emotional aufgeladene Haltung zu marginalisieren und schließlich zu diskreditieren. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass eine systematische Untersuchung zum Umgang mit weiblichen Führungspersonen innerhalb von Sozialen Bewegungen und Parteien ein noch uneingelöstes Desiderat darstellt, insbesondere was deren Wahrnehmung und Zuschreibung betrifft.

Wie komplex sich das Verhältnis von Grünen-Politikerinnen generell zu den Neuen Frauenbewegungen gestaltete, zeigten FRIEDERIKE BRÜHÖFENER (Rio Grande Valley) und STEPHEN MILDER (Groningen), indem sie die Selbstpositionierungen grüner Parlamentarierinnen im Verlauf ihrer politischen Tätigkeit in den ersten Jahren nach der Parteigründung untersuchten. Dabei machten Brühöfener und Milder deutlich, dass nur wenige Politikerinnen sich explizit der Frauenbewegung zurechneten und dabei verschiedene feministische Standpunkte und frauenpolitische Strömungen in der Fraktion vertraten. Zudem stellten sie fest, dass sich die Beziehung der Politikerinnen zu den Frauenbewegungen durch ihre parlamentarische Arbeit nicht einfach abschwächte, wie es oft beschrieben wird, sondern eher (ver-)änderte. Zwar distanzierten sich weibliche Fraktionsmitglieder durchaus von der Bewegung – wie es Waltraud Schoppe von sich beschrieb –, bei anderen Parlamentarierinnen hingegen führte die Arbeit im Bundestag zu einer Stärkung feministischer Standpunkte. Nicht zuletzt diese Politikerinnen waren häufig die Transmissionsriemen zwischen Parlament und Bewegung, um frauenpolitische Projekte und geschlechterdemokratische Inhalte voranzubringen. Weitergehende Analysen, so Brühöfener und Milder, seien allerdings noch notwendig, um Verknüpfungen der Grünen-Partei zu den Neuen Frauenbewegungen, aber auch allgemein zu alternativen Bewegungen offenlegen zu können. Darüber hinaus, so zeigte die anschließende Diskussion, sei es sinnvoll und notwendig, den unterschiedlichen ‚Feminismen‘, die in der Grünen-Partei repräsentiert wurden und werden, nachzugehen.

Das dritte Panel thematisierte mit der Geschlechterperspektive auf das Mensch-Natur-Verhältnis unter der Überschrift „Naturschutz und Geschlecht“ eine zentrale Thematik sozialer Bewegungskulturen, die zugleich Ängste, Proteste, Identifikationen und Engagement hervorrief. ANNA-KATHARINA WÖBSE (Gießen) beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit dem Verhältnis von Macht, Naturschutz, Frauen und Raum. Sie stellte die These auf, dass aus den bürgerlich-elitären, männlich besetzten Netzwerken des am Sammeln und Bewahren orientierten, szientistischen Naturschutzes erst mit dem Eintritt und der Aktivität von Frauen eine politikrelevante Bewegung entstehen konnte. Möglich wurde dies, da sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts insbesondere durch die Vogelschutzverbände neue Betätigungsfelder und damit Partizipationsmöglichkeiten für bürgerliche Frauen entwickelten, deren Themenfelder – wie die Kritik an Luxuskonsumgütern oder allgemein an der ‚Putzsucht‘ – sich problemlos in das traditionelle Frauenbild integrieren ließen. Gleichwohl waren es Frauen wie Lina Hähnle, die durch medienwirksame Kampagnen und ihre herausgehobene gesellschaftliche Position den Naturschutz zu einem gesellschaftlich sichtbaren und politisch wirksamen Gegenstand machten. Wie in vielen Bereichen kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst zu einem großen ‚Vergessen‘ auch dieser Traditionszusammenhänge. Erst mit der Ökologin Rachel Carson in den USA und der Natur- und schließlich Umweltaktivistin Klara Enss aus Sylt wurden Verbindungen zwischen den traditionellen Naturschutznetzwerken und den Neuen Sozialen Bewegungen hergestellt. In der anschließenden Diskussion wurde nochmals betont, dass sich hier bereits der späterhin auch im Ökofeminismus virulente dualistische Natur-Kultur-Ansatz zeigt, durch den Frauen über die ihnen zugewiesenen Reproduktionsaufgaben eine bewahrende Funktion (Care-Arbeit) zugeschrieben wurde, die es ihnen schließlich erlaubte, sowohl Teil des Natur- wie des Umweltschutzes zu werden. Im Gegensatz dazu steht die massive Ausgrenzung von Frauen aus diesen Zusammenhängen, wenn sie über (wissenschaftliche) Expertise und/oder persönliches Charisma verfügten und somit aus ihrer ‚Rolle‘ fielen.

Im zweiten Vortrag dieses Panels untersuchte MERLE BÜTER (Berlin) die Nutzung von feminisierten Naturmetaphern im Umfeld der aktuellen Klima- und Umweltschutzbewegungen ‚Extinction Rebellion‘ und ‚Fridays for Future‘. Büter stellte fest, dass die Feminisierung von Natur wie auch die Naturalisierung der Frau in den Argumentationsstrategien sowohl von Aktivist:innen als auch von Klimakritiker:innen zu finden sind. So verwenden auf der einen Seite Gruppierungen von Extinction Rebellion symbolisch wirkmächtige Metaphern wie „Mutter Erde“ und „Mutter Natur“, wodurch sie jedoch die von ihnen eigentlich kritisierten patriarchalen Denkmuster reproduzieren und manifestieren. Gleichzeitig, so Büter, blieben generell Ungleicherfahrungen durch den homogenisierenden Charakter ihrer Agenda – ‚alle Menschen sind gleich‘ – unreflektiert, da keinerlei Bezug zu den unterschiedlichen Erfahrungswelten der von den Klimafolgen betroffenen Menschen vorgenommen wird. Anknüpfend an den Vortrag von Wöbse ging Büter auf die Denunziationsmechanismen gegenüber den weiblichen Fridays for Future-Aktivist:innen ein, indem sie deutlich machte, dass auch hier eine Koppelung von ‚Natur‘ mit ‚Geschlecht‘ stattfindet, die eine im hohen Maße toxische Reduktionshaltung zeigt, die (junge) weibliche Körper dämonisiert und Frauen als unberechenbare Hexen (und Huren?) erscheinen lässt.

Das letzte Panel, das überschrieben war mit „Die Neuen Sozialen Bewegungen und das Projekt einer geschlechtergerechten Gesellschaft“, wurde von SEBASTIAN KASPER (München) eröffnet, der sich mit den Frauengruppen der Sponti-Bewegungen beschäftigte. Hierbei ging er zunächst der These nach, dass die Frauenbewegungen auch durch eine wechselseitige Beeinflussung zu den Protestbewegungen nach 1968 entstanden waren. Zwar gründeten sich eigenständige Frauenorganisationen ab 1971 bewusst in Abgrenzung zu den männlich strukturierten Gruppierungen wie der Sponti-Bewegung, weil diese die geschlechtsspezifische Lage von Frauen vernachlässigten. Es finden sich aber zugleich vor allem während der Entstehungs- und Frühphase dieser Frauengruppen inhaltliche wie auch strukturelle Überschneidungen zu den Sponti-Gruppen, insbesondere im Zusammenhang mit Fabrikprojekten, in denen sich Feministinnen dezidiert auf die bislang als ‚Nebenwidersprüche‘ deklassierten Bedürfnisse von Arbeiterinnen konzentrierten. Andererseits, so Kasper, hätten die Sponti-Frauengruppen generell Teile ihres alternativen Bewegungsmilieus beeinflusst. So übernahmen Gruppierungen der Sponti-Bewegungen die grundsätzliche feministische Kritik der Frauengruppen an den patriarchalen Einstellungen und Verhaltensmustern gemischtgeschlechtlicher Gruppierungen in ihre Vorstellungen eines ‚guten Lebens‘, wenngleich dies in der praktischen Umsetzung nicht selten zu erneuten Konflikten führte.

Im zweiten Vortrag des Panels und letzten Beitrag der Tagung befasste sich KATHARINA HOFFMANN (Oldenburg) mit der gegenwärtigen Situation gelebter oder noch einzufordernder Geschlechtergerechtigkeit am Beispiel der (trans-)nationalen Bewegungen ‚Seebrücke‘ und ‚Fridays for Future‘. In Anlehnung an Jessica Horn betonte Hoffmann, dass soziale Bewegungen sowohl die Kontextabhängigkeit und Wandelbarkeit geschlechtlicher Konstruktionen als auch die Wechselwirkungen mit anderen ungleichheitsgenerierenden Kategorien berücksichtigen müssen. Hoffmann resümierte, dass die Geschlechterperspektive in den beiden von ihr untersuchten Bewegungen zwar thematisiert, aber auch hier nur begrenzt umgesetzt werde.

Abschließend fasste Julia Paulus die zentralen Ergebnisse der zweitägigen Tagung, deren Beiträge in einem erweiterten Sammelband dokumentiert werden sollen, zusammen: Die bisherigen Forschungsergebnisse zeigten, dass es sich lohnt den Ambivalenzen im Umgang mit der Forderung nach „Das Private ist politisch“ weiter nachzugehen. Oft genug sei diese Parole den engagierten Frauen im alltäglichen politischen Geschäft zum Verhängnis geworden. Nicht selten hätten sich auch hier wieder Parallelstrukturen entwickelt, die die Frauen als letztendlich Zuständige für ‚diese‘ Bereiche erneut marginalisierten. Ähnlich sei es mit der Thematisierung ‚des‘ Körpers und seiner Verletzbarkeit. Statt einer gleichberechtigten Teilhabe an der Definitions- und Entscheidungsmacht, sei ihnen die Verantwortung über ihren eigenen Körper zugestanden worden, dessen ‚Schutz‘ jedoch weiterhin einem (männlich kodierten) Staat vorbehalten blieb.

Trotz des coronabedingten Onlineformates gestaltete sich die Tagung zu einem diskussionsreichen Begegnungs- und Kommunikationsraum. Indem sowohl die verschiedenen Bewegungen und Protagonist:innen als auch alternative wie konventionelle Politikformen auf die Frage nach deren Verhältnis zur einer der Demokratie eingeschriebenen Forderung nach Geschlechtergerechtigkeit fokussiert wurden, zeigten sich umso deutlicher Kontinuitäts- und Verbindungslinien zwischen den Beiträgen. Vor allem kristallisierte sich ein ambivalentes Verhältnis von verschiedenen Bewegungsgruppierungen zu feministischen Forderungen und geschlechterdemokratischen Ansprüchen heraus. Wie immer wieder auf der Tagung betont wurde, sind die vorgestellten Untersuchungen und Diskussionen als Impulse und Anregungen anzusehen, die sich durch ein breites Spektrum an weiterführenden Fragestellungen ergänzen lassen – dies gilt nicht zuletzt auch hinsichtlich der gezogenen oder in Frage gestellten Parallelen zu den alten Frauenbewegungen und zu Vergleichen mit ostdeutschen und/oder transnationalen Frauenbewegungen. Dass in der bisherigen Forschung zur Bedeutung der Kategorie ‚Geschlecht‘ innerhalb der (Neuen) Sozialen Bewegungen immer noch Fragen zur Durchsetzung geschlechterdemokratischer Ansprüche offen sind, hat die Veranstaltung eindrucksvoll gezeigt.

Konferenzübersicht:

Panel 1: Frauenparteien als Kompromiss oder Alternative?

Moderation: Kerstin Wolff (Kassel)

Leonie Kemper (Münster): Gemeinsam gegen die Männerpolitik? – Die Diskussion über eine Frauenpartei im Kaiserreich und der Weimarer Republik

Bernhard Gotto (München): Frauenparteien in der Kritik der Neuen Frauenbewegungen

Panel 2: Aktivistin = Feministin?

Moderation: Kirsten Heinsohn (Hamburg)

Astrid Kirchhof (Berlin): Petra Kelly – Prominente Aktivistin der Anti-Atomkraft-und Friedensbewegung

Friederike Brühöfener (Rio Grande Valley) / Stephen Milder (Groningen): Grüner Feminismus? Kontaktpunkte zwischen den Grünen und den NSB in den 1980er Jahren

Panel 3: Naturschutz und Geschlecht

Moderation: Wiebke Neuser (Münster)

Anna-Katharina Wöbse (Gießen): Genderbasierte Natur-Raum-Beziehungen/Vorstellungen in den Naturschutzbewegungen

Merle Büter (Berlin): „Save Mother Earth“. Zwischen der Feminisierung von Natur, Vergeschlechtlichung von Körpern und toxischer Maskulinität. Eine Analyse der Agenda und öffentlichen Rezeption der Klimabewegungen Fridays for Future und Extinction Rebellion

Panel 4: Die Neuen Sozialen Bewegungen und das Projekt einer geschlechtergerechten Gesellschaft

Moderation: Julia Paulus (Münster)

Sebastian Kasper (München): „Frauen gemeinsam sind wir stark!!!“ Der Einfluss der Frauengruppen auf die Sponti-Bewegung der 1970er Jahre

Katharina Hoffmann (Oldenburg): Geschlechtergerechtigkeit


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