Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist geradezu ubiquitär geworden: In Politik, Unternehmen und Zivilgesellschaft ist allenthalben von der Orientierung am Leitbild der Nachhaltigkeit die Rede. Warum ist der Begriff in unserer Kommunikation so zentral geworden, und mit welchen Diskursen und Praktiken verband sich die Zeitgeschichte der Nachhaltigkeit seit den 1970er-Jahren? Mit diesen Ausgangsfragen beschäftigte sich das Verbundprojekt „Geschichte der Nachhaltigkeit(en)“, welches das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) gemeinsam mit der Universität Augsburg – dem Wissenschaftszentrum Umwelt und dem Lehrstuhl für Europäische Regionalgeschichte / Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte –, dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung (Marburg) und der RWTH Aachen bearbeitete. Seit 2017 wird dieses Projekt von der Leibniz-Gemeinschaft gefördert. Das Verbundprojekt verknüpfte transnationale und vergleichende Perspektiven, um eine zeithistorische Kontextualisierung der verschiedenen Dimensionen von Nachhaltigkeit zu erfassen. Dabei baute es auf vorliegenden Forschungen zu Nachhaltigkeitsverständnissen des 18. und 19. Jahrhunderts auf. Im Rahmen einer internationalen Abschlusstagung diskutierten die Projektpartner wichtige Ergebnisse und Erkenntnisse mit einem interdisziplinären Publikum und Referentenkreis. Zugleich bot die Konferenz die Möglichkeit, die längeren Entwicklungslinien des Nachhaltigkeitsbegriffs seit dem 18. Jahrhundert in seiner Mehrdimensionalität aufzuzeigen.
Im Namen des IfZ begrüßte JOHANNES HÜRTER, Leiter der Forschungsabteilung München, zunächst die Teilnehmenden und betonte, dass das Projekt die Arbeiten des IfZ-Forschungsclusters „Transformationen in der neuesten Zeitgeschichte“ stark bereichert habe. In ihrer Einführung erläuterte Projektleiterin ELKE SEEFRIED (Aachen) Ausgangsüberlegungen, Konzept und methodologische Grundlagen des Projekts. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ sei oft mit dem Namen von Hans Carl von Carlowitz verbunden worden, doch damit sei auch ein nationales deutsches Narrativ generiert worden. Ziel des Verbundprojekts sei es hingegen, die Genese des Diskurses, die Ordnungsmuster und Interessen zu analysieren, die im Reden über Nachhaltigkeit fassbar wurden, damit auch die inneren Spannungsfelder und Inszenierungen von Nachhaltigkeit auszumachen und zugehörige Praktiken und Handlungsmuster von Akteuren in Politik, Wissenschaft, zivilgesellschaftlichen Bewegungen und Unternehmen in den Blick zu nehmen. Vergleichende und transnational angelegte Einzelstudien loteten die Wechselwirkungen zwischen lokalen, nationalen und globalen Diskurs- und Handlungsebenen aus. Die Ausgangshypothese des Projekts war, dass zunehmend verschiedene Nachhaltigkeitsverständnisse miteinander konkurrierten. Entscheidend für den Projektzuschnitt sei es gewesen, so Seefried, nicht nur die zuletzt umweltgeschichtlich intensiv diskutierte Phase der „ökologischen Revolution“ (Johannes Radkau) der 1970er- und 1980er-Jahre zu fokussieren, sondern auch die Zeit seit dem Ende des Kalten Krieges, die im Projekt umwelt-, politik-, sozial- und wissensgeschichtlich genauer vermessen worden ist. Abschließend betonte sie die hohe Bedeutung der Interdisziplinarität des Projekts.
Das erste Panel beschäftigte sich mit den Wurzeln der Nachhaltigkeit im forstwirtschaftlichen Kontext seit dem 18. Jahrhundert. RICHARD HÖLZL (Göttingen) stellte forstliche Nachhaltigkeitskonzepte zwischen kleinräumiger Verdichtung und imperialer Expension im 18. und 19. Jahrhundert dar. Akklimatisierungsbemühungen zeigten, dass imperiale und globale Verflechtungen immer mitgedacht wurden. Dies sollte auch industriellen Interessen dienen. Eingriffe in die Umwelt seien daher schon immer Teil einer internationalen öko-kulturellen Vernetzung gewesen.
CHRISTIAN LOTZ (Gießen) erläuterte, dass sich im Rahmen von Fachzeitschriften und internationalen Kongressen im 19. Jahrhundert die grenzüberschreitende Rezeption forstwissenschaftlicher Konzepte und Begriffe intensivierte. Dabei entstanden in verschiedenen Fachsprachen verschiedene Leitbegriffe für ähnliche forstwissenschaftliche Konzepte. Gerade der Blick auf den Nord- und Ostseeraum zeige, dass die Bedeutung des Begriffs Nachhaltigkeit meist auf einen überschaubaren Raum zielte. Die anschließende Diskussion ging der Frage nach, in welchen Feldern Nachhaltigkeit global oder räumlich begrenzt konzeptioniert wurde und welche Bedeutung der Rolle und dem Selbstverständnis von Expertise zukam.
Im zweiten Panel ging es um Konzeptionalisierungen von nachhaltiger Entwicklung zwischen globalen und nationalen Kommunikationsräumen. STEPHEN MACEKURA (Bloomington) stellte die amerikanische und internationale Umweltpolitik der 1970er- und 1980er-Jahre und die Entstehung des Konzeptes sustainable development inklusive der involvierten Akteure vor. In den 1970er-Jahren sei die Idee des sustainable development von einem transnationalen Netzwerk aus führenden Umweltschutzorganisationen und Entwicklungsexperten generiert worden, die Umwelt- und Entwicklungsfragen zusammendenken wollten. Dies führte zur Verabschiedung der „World Conservation Strategy“ 1980. Jedoch mangelte es den involvierten Akteuren in den 1980er-Jahren an politischer und monetärer Macht.
BENJAMIN BEUERLE (Moskau) eröffnete den Zuhörenden die sowjetische bzw. russische Perspektive. Die sowjetische Regierung arbeitete 1989 die „Grundprinzipien der Konzeption ökologischer Sicherheit“ aus, die unter Verweis auf die Brundtland-Kommission ein System enger inter- und transnationaler Zusammenarbeit zur Verhinderung einer „ökologischen Katastrophe“ skizzierten. Während die spätsowjetische Regierung dem für 1992 in Rio geplanten Erdgipfel große Bedeutung zugemessen habe, sei die Beteiligung der russischen Delegation in einem eklatanten Missverhältnis dazu gewesen. In der Diskussion wurden die Rolle der Reagan-Administration und der US-Ölindustrie erläutert. Des Weiteren kamen die Differenzen zwischen der europäischen Position und der Bush-Regierung in Fragen der Nachhaltigkeit zur Sprache. Auf der anderen Seite wurde die Frage des Zusammenhangs zwischen der Abrüstung und dem vorgestellten sowjetischen Dokument besprochen.
ELKE SEEFRIED setzte das Panel mit einem Beitrag zur deutschen Rezeption der Rio-Konferenz der Vereinten Nationen 1992 fort. Für die „Erfolgsgeschichte“ des Nachhaltigkeitsbegriffs in Deutschland sei der Erdgipfel von zentraler Bedeutung. In den 1980er-Jahren sei es zunächst die SPD gewesen, die den Begriff sustainable development im Kontext der Brundtland-Kommission in die politische Sprache trug. Erstens hätten die Bundesregierung und die SPD im weltpolitischen Aufbruch am Ende des Kalten Krieges in der Konferenz einen Hebel gesehen, die gewachsene Verantwortung des vereinten Deutschlands in der Welt zu legitimieren. Zweitens wurde der Begriff der nachhaltigen Entwicklung zum Katalysator für Umweltverbände und die Grünen. Drittens ökonomisierte sich der Begriff in der Rezeption der Konferenz im marktwirtschaftlichen Sinne. Viertens setzte die „Agenda 21“ eine partizipative Dynamik von unten in Gang.
KAREN FROITZHEIM (Aachen), die im Rahmen des Leibniz-Projekts eine unternehmenshistorische Perspektive verfolgt, stellte Nachhaltigkeitsnarrative in vier britischen und deutschen Unternehmen seit den 1990er-Jahren vor. Sie konstatierte dabei vor allem Parallelen zwischen Unternehmen in beiden Ländern. In Bereichen, in denen Unternehmen bereits Praktiken implementiert hatten, ließen sich zunächst kaum innovative Momente durch die Einschreibung in den Nachhaltigkeitsdiskurs feststellen. Der „grüne Konsument“ bildete zwar ein wirkmächtiges Narrativ, habe jedoch in der Realität häufig eine marginale Rolle gespielt. In der Diskussion wurden die initiierende Rolle der Sozialdemokratie, der internationale Ursprung des nationalen Verständnisses von Nachhaltigkeit und die Kontexte von Globalität und Globalisierung in den 1990er-Jahren diskutiert. Zudem richtete sich der Fokus auf die Problematik der Verifizierung von Nachhaltigkeitsberichtserstattung und den Umgang der Unternehmen mit Kritik von den Aktionären, sobald die Nachhaltigkeitskonzepte der Konzerne nicht mit deren Erwartungen harmonisierten.
Im dritten Panel stellte zunächst DIETER SCHOTT (Darmstadt) Wege zur städtischen Nachhaltigkeit seit dem 19. Jahrhundert vor. Die Technisierung der Wasserversorgung und die Wende von erneuerbaren zu fossilen Energien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts seien geprägt gewesen vom Leitbild der hygienischen Stadt, inspiriert vom international hegemonialen Public-Health-Konzept. Die Vernetzung der Stadt durch Ver- und Entsorgungssysteme habe auf die akute Krise der Städte Mitte des 19. Jahrhunderts Antworten gesucht. In den Krisen der 1970er-Jahre sei das Ziel der modernen/funktionalen Stadt erheblich erschüttert worden, woraus ein Paradigmenwechsel der Stadtplanung resultierte.
NADJA HENDRIKS (Augsburg), die im Rahmen des Leibniz-Projekts in einer Dissertation lokale Nachhaltigkeiten in Bayern erschließt (1970er- bis 2000er-Jahre), präsentierte interkommunale Perspektiven des Themas. Die Ausgestaltung lokaler Nachhaltigkeitsprozesse sei in bayerischen Untersuchungskommunen nicht linear von oben nach unten verlaufen, sondern lokale Akteur:innen arbeiteten übergeordneten Politikebenen vielmehr von unten entgegen. In der anschließenden Diskussionsrunde kamen die imperiale Dimension der hygienischen Stadt sowie die Notwendigkeit des Generationenwechsels bei Paradigmenwechseln in der Stadtplanung zur Sprache. In Bezug auf Harare wurde auch die politische Dimension der Zusammenarbeit, besonders in Zeiten des Mugabe-Regimes, weitergehend betrachtet. Außerdem wurde der Ursprung der Lokalisierung globaler Umweltinitiativen genauer erläutert.
In seiner Abendvorlesung beschäftigte sich DONALD WORSTER (Lawrence, KS) mit der chinesischen Vorstellung einer ökologischen Zivilisation, die vorrangig auf einer vulgärmarxistischen Vorstellung der Naturbeherrschung in einem streng naturwissenschaftlichen Sinne beruhe. Worster betonte, dass ein solches Konzept ökologischer Zivilisation die Funktionalität von ökologischen Systemen schütze und zudem versuche, jene trotzdem für unser materielles Leben zu nutzen. Durch die Etablierung eines Konzepts der ecological civilisation versuche China auch seinen globalen Führungsanspruch zu unterstreichen. Nichtsdestoweniger sei China aktuell noch mit komplexen, auch ökologischen Problemen konfrontiert, die eine Bedrohung für diese Ziele darstellten. Inwiefern das chinesische Leitbild Vorbildfunktion für den Westen haben könne, wurde kontrovers diskutiert.
ORTWIN RENN (Potsdam) sprach aus soziologischer Perspektive über Dimensionen der Nachhaltigkeit. Die ursprüngliche Idee der Nachhaltigkeit beruhte auf der normativen Forderung, die maßgeblich durch ökologische Leistungen der Natur bestimmten Lebensbedingungen auch für die kommenden Generationen sicherzustellen. In der Folge sei der Begriff über die Einführung des Drei-Säulen-Modells bis hin zu einer überbordenden Multidimensionalität gesteigert worden, die auch die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung nicht gänzlich aus ihrer Inkommensurabilität befreien konnten.
Im Anschluss präsentierte KONRAD OTT (Kiel) das Nachhaltigkeitsverständnis des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU), in dem er selbst Mitglied war. Der Rat habe großen Einfluss auf die Entwicklung der Umweltpolitik Deutschlands besessen. Er hat die Konzepte der Retinität und der planetary boundaries eingeführt, folgte stets der Wissenschaft und habe weiterhin Einfluss auf die gegenwärtige Politik. In der Diskussion wurden die Ursprünge der Konzepte inter- und intragenerationellen Gerechtigkeit sowie der Komplexitäts- und Systemtheorien für Nachhaltigkeitskonzepte besprochen, die bisweilen eine Implementierungsproblematik mit sich brächten.
Das fünfte Panel widmete sich dem Thema Energie und Nachhaltigkeit. EVA OBERLOSKAMP (München), die im Leibniz-Projekt zur Geschichte der Energiewende in der Bundesrepublik und Großbritannien arbeitet, präsentierte Ergebnisse zu wirtschaftswissenschaftlichen Diskursen über Energie, Umwelt und Wettbewerb in den 1970er- und 1980er-Jahren und fragte, ob mehr Wettbewerb zu einem umweltfreundlichen Energiesektor geführt habe. Dabei unterschied sie zwischen einem marktliberalen Diskurs und einem umweltökonomischen Diskurs. Insgesamt attestierte Oberloskamp eine stärkere umweltökonomische Wirkkraft in Deutschland und eine stärker marktliberale Ausrichtung in Großbritannien.
FELIX LIEB (München) stellte Ergebnisse seiner an das Leibniz-Projekt assoziierten Dissertation zur sozialdemokratischen Umwelt- und Energiepolitik der 1970er- bis 1990er-Jahre vor. Die SPD habe die Idee einer „nachhaltigen Entwicklung“ maßgeblich vorangebracht. Die Wurzeln des sozialdemokratischen Nachhaltigkeitsdiskurses lagen, so Lieb, in den parteiinternen Auseinandersetzungen über die Energiepolitik seit den 1970er-Jahren. Hier sei beispielhaft der Zusammenhang zwischen ökologischer und ökonomischer Nachhaltigkeit diskutiert worden.
ODINN MELSTED (Innsbruck) berichtete von dem paradoxen Engagement von drei US-amerikanischen Erdölunternehmern, die sich in den 1970er-Jahren für Umweltfragen und eine ökologisch nachhaltigere Zukunft einsetzten. Maurice Strong, Architekt der UN-Umweltkonferenzen in Stockholm 1972 und in Rio 1992, habe sein Engagement mit der neuen Sichtbarkeit der Umweltschäden begründet. Robert Anderson, Chef des Ölriesen ARCO, brachte sich in die internationale Umweltbewegung ein. George Mitchell dagegen engagierte sich stärker in der Umweltforschung und förderte die Fracking-Methode. Aus diesen Fällen leitete Melsted einen erhöhten Forschungsbedarf zu diesem Thema ab. In der folgenden Diskussion wurde die Ambivalenz von Akteuren in der Nachhaltigkeitsgeschichte reflektiert. Hinzu kam die Reizfrage, ob Nachhaltigkeit in den verschiedenen Diskursen eher als Störfaktor für Wirtschaftsinteressen aufkam und damit entharmonisierend wirkte. Allerdings wurde festgehalten, dass dies u.a. abhängig sei von der jeweiligen politischen Kultur.
Das letzte Panel beschäftigte sich mit dem Zusammenhang von Klima(diskursen) und Nachhaltigkeit in zeithistorischer Perspektive. MATTHIAS HEYMANN (Aarhus) präsentierte Überlegungen zur internationalen Klimaforschung und ihrer Rolle für die Entwicklung von Nachhaltigkeitskonzepten in den 1970er-Jahren. Seit den späten 1960er-Jahren hätten Klimawissenschaftler wie Reid Bryson und Stephen Schneider wissenschaftliche Erkenntnisse zum Klimawandel und Debatten zu globaler Überbevölkerung und Hungerkrisen in Verbindung gesetzt. Klimawissenschaftler, so Heymann, nutzten Nachhaltigkeitsideen eher, um Aufmerksamkeit für den Klimawandel zu generieren.
PASCAL PAWLITTA (Aachen), der im Rahmen des Leibniz-Projekts die Entstehung der internationalen Klimapolitik im Spannungsfeld zwischen Wissenschaftsdeutung, Wirtschaftsinteressen und Nachhaltigkeitsdiskurs der 1970er- bis 1990er-Jahre untersucht, betonte ebenfalls, dass internationale klimawissenschaftliche Experten(netzwerke), deren Rezeption und die Funktionalisierung des generierten „Klimawandelswissens“ für die Ausgestaltung eines politischen Handlungsfeldes eine entscheidende Rolle spielten.
Schließlich sprach LAURA FASANARO (Rom) über den „climate sustainability nexus“ der Klima- und Nachhaltigkeitspolitik der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union. Die EU, so Fasanaro, werde oft als internationaler Vorreiter der Klimapolitik wahrgenommen. Dies habe u.a. darin gegründet, dass die EG/EU bereits seit den 1970er-Jahren Umweltpolitik zum Gegenstand europäischer Politik gemacht habe. Der politische Diskurs über Klima und Nachhaltigkeit ist mit der Entstehung der European Common Foreign and Security Policy (CFSP) zusammengefallen, und deshalb sei der Klimawandel in den 2010er-Jahren vermehrt als integraler Bestandteil der europäischen (Sicherheits-)Politik verstanden worden. Die anschließende Diskussion drehte sich darum, dass die Zeitgeschichtsforschung die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel lange Zeit getrennt voneinander betrachtet habe, und lotete aus, seit wann und in welchen diskursiven Zusammenhängen Nachhaltigkeits- und Klimapolitik tatsächlich verschränkt waren.
Die Abschlussdiskussion thematisierte die Periodisierungen der Nachhaltigkeit zwischen langen Linien und der Zeitgeschichte von Nachhaltigkeit und ging auf die Räume der Nachhaltigkeit zwischen Globalität, Nationalstaat und Lokalität ein, wobei gerade im Hinblick auf die Gegenwart eine starke Relokalisierung der Debatte betont wurde. Zudem bestätigte sich die These einer Pluralität des Nachhaltigkeitsdiskurses, von Begrifflichkeiten in Übersetzungen und sich wandelnden Bedeutungsdimensionen. Nachhaltigkeit war jedenfalls oft ein Legitimationsinstrument für politische Verfahren und Entscheidungen. Welche Formen die Kommunikation von Nachhaltigkeit annahm – zwischen Wissenschaft, Kultur und Politik –, bleibt genauer zu entschlüsseln.
Konferenzübersicht:
Johannes Hürter (München): Begrüßung
Elke Seefried (Aachen): Einführung
Panel 1: Wurzeln
Moderation: Lothar Schilling
Richard Hölzl (Göttingen): Aufforstung und Akklimatisierung: Forstliche Nachhaltigkeitskonzepte zwischen kleinräumiger Verdichtung and imperialer Expansion im 18. und 19. Jahrhundert
Christian Lotz (Gießen): Nachhaltigkeitsbegriffe und internationale Expertenkulturen. Verschiebungen der Begriffsbedeutung durch Übersetzungen und praktische Adaptionen im Nord- und Ostseeraum während des 19. Jahrhunderts
Panel 2: Konzeptionalisierung nachhaltiger Entwicklung: Vom globalen zum nationalen Kommunikationsraum
Moderation: Alina Cohnen
Stephen Macekura (Bloomington): The Rocky Road to Rio: U.S. International Environmental Policy, 1980-1992
Benjamin Beuerle (Moskau): Klimapolitik und Nachhaltigkeit in russischer Perspektive: Dokumente und Stellungnahmen aus spätsowjetischer und postsowjetischer Zeit
Elke Seefried (Aachen): Universalisierung der Nachhaltigkeit. Die Rio-Konferenz 1992 und ihre politischen Wirkungen in der Bundesrepublik und Europa
Karen Froitzheim (Aachen): Nachhaltigkeit in bundesdeutschen und britischen Unternehmen nach der Rio-Konferenz
Panel III: Glokalisierung
Moderation: Marita Krauss
Dieter Schott (Darmstadt): Wege zur städtischen Nachhaltigkeit seit dem 19. Jahrhundert
Nadja Hendriks (Augsburg): Von Waging am See bis Harare – Lokale Nachhaltigkeiten in interkommunaler Perspektive
Abendlesung
Donald Worster (Lawrence, KS): “Building the Ecological Civilization”: China’s Public Policy Commitment and the Global Sustainability Discourse
Panel IV: Interdisziplinäre Perspektiven
Moderation: Markus Vogt
Ortwin Renn (Potsdam): Dimensionen der Nachhaltigkeit: Vom eindimensionalen, zum dreidimensionalen bis zum systemischen Konzept der Nachhaltigkeit
Konrad Ott (Kiel): Das Nachhaltigkeitsverständnis des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU)
Panel V: Energie
Moderation: Christof Mauch
Eva Oberloskamp (München): Mehr Wettbewerb für einen umweltfreundlicheren Energiesektor? Bundesdeutsche und britische Diskurse der 1980er Jahre
Felix Lieb (München): Arbeit durch Umwelt? Ökologie und Nachhaltigkeit in Energiepolitik der SPD, 1970er- bis 1990er-Jahre
Odinn Melsted (Innsbruck): Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Zukunft: Das paradoxe Engagement dreier Ölbarone in Umweltfragen
Panel VI: Klima
Moderation: Christian Lotz
Matthias Heymann (Arhus): Climate Change and the Idea of Sustainability: Exploration into the 1970s
Pascal Pawlitta (Aachen): Klimawandel als Politikum – Anfänge internationaler Klimapolitik zwischen Wissenschaftsdeutung, Wirtschaftsinteressen und Nachhaltigkeitsdiskurs
Laura Fasanaro (Rom): Climate Policy and Sustainability in EC/EU Politics (1980s-2000s). Conceptualization, Politicization and International Negotiations within the Traditional Dilemma of Europe’s Intergovernmental vs. Supranational Integration
Schlussdiskussion