Das Thema der 42. Technikgeschichtlichen Tagung konnte für eine historische Tagung aktueller nicht sein. Nicht nur ist die Rohstoffproblematik ein Kernbestandteil der Klimadebatte, auch die Covid-Pandemie hat bewusst gemacht, dass die globale Logistik hinter der Gewinnung, Verarbeitung, und Vermarktung von Rohstoffen und deren Endprodukten keine Selbstverständlichkeit darstellt.
Friedrich Steinle, (Berlin), Gisela Hürlimann (Dresden) und Reinhold Reith (Salzburg) zeichneten für die Auswahl der Beiträge verantwortlich. Das Programm widerspiegelte den fachlichen, konzeptionellen und methodischen Pluralismus, dem die Tagung seit der ersten Austragung vor 43 Jahren verpflichtet ist. In der Tat steckten die diesjährigen Beiträge nicht nur vielfältige thematische, sondern auch weite geografische Räume ab. Die Vorträge nahmen die Zuhörenden im Lauf der Tagung mit auf eine Reise von den Kupferminen in Tirol und den Lausitzer Braunkohlegruben über die Bakuer Erdölfelder und die Zinkberge der chinesischen Frontier-Provinz Guizhou bis zu den Kautschukwäldern im Amazonas, im Kongo und in Malaya, und sogar zu den Manganknollenfeldern in der pazifischen Tiefsee.
Das erste Panel befasste sich mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Metallen in der Frühen Neuzeit, wobei der Vortrag von REINHOLD REITH (Salzburg) zum Umgang mit Rohstoffen und der Ressourcennutzung in der Geschichte vor der Schaffhauser Vortragsgemeinschaft am Vorabend aufgrund des umfassenden Überblicks und Einstiegs in das Thema als Eröffnungsreferat gelten kann.
TINA ASMUSSEN (Bochum ) beschäftigte sich mit den kulturellen Vorstellungen zu Blei in der Frühen Neuzeit. Wie die übrigen damals bekannten Metalle fügte sich Blei in ein ganzheitliches Weltbild, in dem die göttliche Vorsehung auch die entferntesten Kreaturen der natürlichen Schöpfung, die Planeten am Himmel und die Metalle in der Erde miteinander verband. Blei wurde beispielsweise mit dem Planeten Saturn assoziiert. Man glaubte, die siderischen Kräfte des äußersten Giganten der inneren Planeten ließen das Schwermetall im Boden sprießen. Auch die Menschen ordneten sich in dieses elementare Raster ein. Sowohl das Metall Blei wie auch der Planet Saturn galten in der humoralen Theorie als kalt und trocken, und deswegen neigten die „Kinder des Saturns“ zur Melancholie und Magerkeit. Aber auch Ingeniosität und Reichtum standen unter dem Zeichen des Saturn, und in dieser Ambivalenz sahen frühneuzeitliche Kommentatoren eine Analogie zum Bergwesen. Wie Asmussen betonte, beeinflussten diese Vorstellungen auch den Abbau und die Verwertung von Rohstoffen: Händler hielten sich zum Beispiel an den Rat von astrologischen Kalendern, um die beste Zeit für ihre Metalltransaktionen festzulegen. Asmussen begleitete ihren Vortrag mit gut ausgewählten Bildern von frühneuzeitlichen Bergbauszenen.
HAILIAN CHEN (Leipzig) referierte über die Zinkindustrie im China der Qing-Zeit. Mithilfe einer Commodity-Chain-Analyse legte sie dar, wie die lokale Zinkproduktion in Guizhou in die chinesische und globale Wirtschaft des 18. Jahrhunderts eingebunden war. Zink war aufgrund des chronischen Kupfermangels ein kritischer Rohstoff für die Prägung der imperialen Währung in China. Mit den intensivierten Handelsbeziehungen nach Übersee fanden Messinggüter (Messing ist eine Legierung von Zink und Kupfer) in Form von Kerzenständern und Knöpfen vermehrt auch Absatz auf den südasiatischen und europäischen Märkten. Die strategische Bedeutung des Erzes und die Lage der Hauptvorkommen in gebirgigem Grenzland führte zu einer intensiven, auch konfliktträchtigen Zusammenarbeit zwischen den kaiserlichen Magistraten, privaten Kaufleuten und der einheimischen Bevölkerung im Abbau der Reserven. Chen rechnete eindrücklich die hohen Umweltkosten dieser jahrhundertelangen Unternehmung zusammen. Der Holzkohleverbrauch beim Ausschmelzen des Zinks aus dem Erz belastete die Wälder der Provinz, und das Bevölkerungswachstum aufgrund der Einwanderung von Arbeitskräften überbeanspruchte Boden und Wasser. Bemerkenswert ist, dass Guizhou in der heutigen Bilanz der Mineralreserven Chinas weit unten rangiert. Der frühneuzeitliche Boom hat die Vorkommen der Provinz nahezu ausgeschöpft.
Den Beiträgen zu Blei und Zink stellte MATTHIAS BAUMGARTL (Bamberg) einen über Kupfer zur Seite. Aufgrund ausführlicher Quellenstudien von Geschäftsbüchern aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert schilderte er, wie zwei Kupferhändler – der Augsburger David Gauger und der Bozner David Wagner – den Widrigkeiten des Kupferhandels trotzten. Neben dem Abbau und der Verarbeitung leisteten auch der Transport und Vertrieb ihren Beitrag, um Materie erst in einen Rohstoff zu verwandeln. Ob Baumgartls Händler sich für ihre Geschäfte an astronomischen Kalendern orientierten, müssen zukünftige Arbeiten beantworten. Sie hätten sich jedenfalls nach dem Kupferplaneten Venus richten müssen.
Alle drei Beiträge stellten die Frage nach der ökonomischen Auswirkung des Ressourcenabbaus. Durch den Bergbau gelangte Aushubmaterial in die Flüsse und konnte insbesondere im Fall des Silber- und Bleiabbaus als Schwemmmaterial ganze Gegenden kontaminieren. Die Böden des Wiesentals bei Basel weisen wegen des historischen Bergbaus im Schwarzwald bis heute erhöhte Schwermetallwerte auf. Spannend wäre es auch gewesen, der Frage nachzugehen, wie solche Kontaminationen in das frühneuzeitliche Weltbild passten. Wie erklärte man es sich, wenn das harmonische Weltgefüge aus den Fugen geriet?
Das zweite Panel bestätigte den Eindruck, dass das Thema Rohstoff für unser Verständnis von Mensch und Natur weitreichende Folgen hat. Die Beiträge behandelten zeitlich weit voneinander entfernte Perioden. LENA ASRIH (Bochum) referierte über ihr Projekt, das mittelalterliche Wissen zur Prospektion zusammenzutragen. MARTIN BAUMERT und TORSTEN MEYER (Bochum) behandelten die Bemühungen um die Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften in der frühen DDR. Gerade wegen des zeitlichen Kontrastes stachen thematische Gemeinsamkeiten und Unterschiede besonders hervor. An erster Stelle steht als thematische Gemeinsamkeit die zyklische Natur vieler Ressourcengeschichten. Ob ein Stoff als Rohstoff oder als Abfallstoff angesehen wird, hängt größtenteils von historischen Verhältnissen ab und und kann sich je nach Lage schlagartig ändern. So zum Beispiel in der Nachkriegs-DDR, wie Baumert und Meyer aufzeigen. Aufgrund der Bestrebungen der DDR-Regierung nach größtmöglicher Autarkie suchte man die Landflächen der Nation bestmöglich zu nutzen. Der offene Braunkohleabbau mit den „liegenden Eifeltürmen der Lausitz“ fraß viel fruchtbare Böden weg und legte saure, unbrauchbare Tertiärböden frei. Ab den 1950er-Jahren wurde aufgrund von Landschaftsdiagnosen die Wiederurbarmachung der Bergbaufolgelandschaften im Niederlausitzer Braunkohlerevier anvisiert. Wilhelm Knabe, Egon Brüning und andere leisteten Pionierarbeit in der Entwicklung verschiedener innovativer Verfahren zur Aufwertung der Böden und zur Sicherung der Böschungen. Die Bergbaufolgelandschaften – Abfallflächen aus der Gewinnung des Rohstoffs Braunkohle – verwandelten sich dadurch in die Ressource Landwirtschaftsboden.
Als zweite thematische Gemeinsamkeit stach hervor, wie verschiedene Weltanschauungen das Ressourcenverständnis prägen. Asrihs Forschungsprojekt macht sich das vormoderne Umweltverständnis zunutze, um das damalige Prospektionswesen besser zu erfassen. So wird angenommen, dass sich älteres Knowhow und Erfahrungen mit Bodenschätzen und Ressourcen in mittelalterlichen Fundsagen und Bergmannssagen reflektieren. Auf ähnliche Weise kann man altertümliche Praktiken der Opferschau deuten. So wird beim Eingeweidelesen nicht nur der Wille der Götter erkannt, sondern möglicherweise auch gesundheitsschädigende Umwelteinflüsse – ein denkbar wichtiger Faktor bei der Gründung einer neuen Stadt. In der Weltanschauung der Klassischen Antike – wo Nayaden und Dryaden Wälder und Flüsse bevölkerten – sind der Wille der Götter und die empirische Umwelterfahrung eng miteinander verbunden.
Das Highlight der diesjährigen Tagung war der Besuch der KUBRIX-Ziegelfabrik in Schlatt. Die haushohen Lehmhaufen vor der Fabrik in verschiedenen Grau-, Blau-, und Rottönen bezeugten eindrücklich, dass Rohstoff nicht gleich Rohstoff ist. Wie Betriebsleiter David Hartmann erklärte, werden in der hiesigen Ziegelfabrik drei Tonarten als Grundlagenstoff vermengt: Der weiße Paradieser Seebeckenton aus der eignen Grube, der kalkhaltige untere Süßwasserton aus Eglisau und Schweizer Opalinuston, dessen Eisenoxide für die rote Färbung der Ziegel sorgt. Auch hier zeugen die Bezeichnungen von „magerem“ und „fettem“ Ton von vorwissenschaftlichen Erfahrungs- und Klassifizierungsmethoden von Rohstoffen. Bei der Besichtigung des Werks kam man von dem Gedanken nicht los, dass hier trotz aller Technik und Rationalisierung schlussendlich Alchemie betrieben wird. Es sind elementare Prozesse am Werk, die den Ton zerkleinern, vermischen, befeuchten, entlüften, ruhen lassen, rösten, pressen und trocknen. Die Ziegel werden schließlich im über 100 Meter langen Gasofen unter sehr hohen Temperaturen gebrannt. Die Feuer des Ofens sind zwar wie in der biblischen Hölle rund um die Uhr in Betrieb, aber dank moderner Technik vollautomatisiert. Die Führung zeigte auf eindrückliche Weise, dass auch in einem so natürlichen Produkt wie einem Ziegelstein unzählige Verarbeitungsschritte und viel Kunstfertigkeit stecken, die ihn von seinem natürlichen Ausgangsrohstoff abheben. Bezeichnend ist dafür auch die filigrane Ziegelarchitektur des neusten Produkts der Fabrik. Wabenartige, 3mm dünne Innenwände machen diese Ziegel zu Selbstisolierern. So wird mit lokalen Naturalien und in lokaler Produktion ein Beitrag gegen den Klimawandel geleistet.
Im dritten Panel drehte sich alles um die Rohstoffbeschaffung; es ging um Erdöl, Stahl und Plastik. EGOR LYKOV (Zürich) sprach über die Geschichte des Bakuer Erdöls im vorrevolutionären Russland. Dabei ging er darauf ein, wie innovativ russische Unternehmer und Ingenieure wie Bary und Shukhov mit den Eigenheiten des schweren russischen Öls umgingen. Shukhov entwickelte ein Verfahren zur Pulverisierung des Öls, so dass es als sauberes Brennmittel für Lokomotiven verwendet werden konnte. Später soll Thomas Urquhart diese Technologie im Westen als seine eigene verkauft haben.
JØRGEN BURCHARDT (Assens) griff die zyklische Thematik der früheren Vorträge mit einer Untersuchung der Rohstoffbeschaffung für das dänische Stahlwerk Det Danske Staalvalsevaerk wieder auf. In Dänemark wurde Altstahl vom Abfallprodukt zum Ausgangsprodukt von Gussstahl für den Schiffbau.
In einem Beitrag aus der gegenwärtigen Praxis berichteten UGO VENNI und EDWARD YANCHEVSKI (Schaffhausen) von ihrer Tätigkeit im Global Procurement Team für GF Piping Systems. Ihre Aufgabe besteht darin, die weltweiten Produktionsstätten von GF Piping Systems mit ihrem Ausgangsrohstoff – hauptsächlich Polyethylen- und Polypropylen-Pellets – zu versorgen. Dabei zeige gerade die aktuelle Pandemie, welche Schwierigkeiten hinter der Aufrechterhaltung von globalen Versorgungsketten stecken. Nicht nur die pandemiebedingten Nachfrageeinbrüche, die eingeschränkte Erdölversorgung und die zerrüttete Hochseeschifffahrt, sondern auch schwere Wetterereignisse forderten die Planer heraus – Probleme, die wohl auch Baumgartls Kupferhändlern bekannt vorgekommen wären.
Das Fazit zu diesem Panel: Damit Rohstoffe dem Menschen von Nutzen sind, müssen sie nicht nur materiell veredelt und raffiniert werden, sondern sich auch zur rechten Zeit am rechten Ort befinden. Das schwere Erdöl in den Steppen von Baku, der Altstahl auf den Schrotthalden Europas oder die Kunststoff-Pellets am anderen Ende der Welt – sie alle mussten erst logistisch bearbeitet werden, bis sie ihren Nutzen entfalten konnten.
ULRIKE KASTRUP (Zürich) von focusTerra beleuchtete am Beispiel ihrer erfolgreichen Ausstellung „BodenSchätzeWerte – Unser Umgang mit Rohstoffen“, wie das Thema Rohstoff ausstellungstechnisch angegangen werden kann und welche konzeptionellen Hürden dabei genommen werden müssen.
Das vierte Panel war globalgeschichtlich ausgerichtet. BASTIAN LINNEWEH (Göttingen) veranschaulichte anhand einer supply chain analysis, wie die Warenketten des Kautschuks in der Zwischenkriegszeit stärker unter staatliche Kontrolle gerieten. Zum Beispiel legte Großbritannien mit dem Stevenson-Komitee ein Kautschukkartell an, das einen Großteil der weltweiten Kautschukgewinnung kontrollierte. Längerfristig setzte dieses Kartell innovative Kräfte in Bewegung: Unabhängige Kleinbauern in Niederländisch-Ostindien expandierten auf Sumatra den Kautschukanbau mithilfe von chinesischem, indischem und arabischem Kapital. In den Vereinigten Staaten wurde hingegen die synthetische Gummientwicklung gefördert.
MATTHIAS HEYMANN (Aarhus) sprach über die Aarhus Oliefabrik und die dänische United Plantations Company in Malaysia und bewegte sich ebenfalls im südostasiatischen Raum. In Siam (heute Thailand) und Britisch-Malaya (heue Malaysia) entwickelte sich am Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund der Pionierarbeit des dänischen Ingenieurs Aage Westenholz eine starke dänische Präsenz in der Palmölindustrie, die bis heute andauert. Heynmanns Beitrag zeigte nicht nur auf, wie die industrielle Entwicklung eng mit der Entwicklung der Ressourcenbeschaffung zusammenhängt, sondern auch, wie unsere heutigen Rohstoffflüsse auf historische – genauer wohl kolonialhistorische – Entwicklungen zurückgehen. Die Rohstoffe fließen eben nicht auf natürlichen Bahnen von einem Weltteil in den anderen, sondern sie folgen Pfaden, die sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte eingekerbt haben.
In diesem Sinn beleuchtete OLE SPARENBERGs (Karlsruhe) Beitrag zur Manganknolle einen path not taken. Manganknollen wachsen in der Tiefsee im sogenannten Knollengürtel zwischen Hawaii und Mexiko. Sie wurden erstmals 1873 mit Schleppnetzen ans Tageslicht befördert und haben seither immer wieder die Vorstellung von Unternehmern und Staaten befeuert. Das Mangan, aber insbesondere die Kupfer-, Nickel-, und Kobaltanteile der Knolle weckten jeweils wieder von neuem das Interesse, wenn der weltweite Metallbedarf anstieg und die Versorgungssicherheit zum Thema wurde, so beispielsweise nach der Ölkrise von 1973 und auch wieder in unserer Zeit. Die Manganknolle erinnert auch stark an frühneuzeitliche Naturvorstellungen vom Wachstum der Erze durch die Einflüsse der Sterne. Denn die Knollen wachsen tatsächlich, mit einem Millimeter pro Millionen Jahren aber auf geologischen Zeitskalen.
Den Abschluss der Tagung bildete das Panel zur Nutzung tierischer Ressourcen. FLORIAN PREISS (München) vom Deutschen Museum hielt einen Vortrag zur industriellen Nutzung von Albumin im Hühnereiweiß. Es wurde ab dem 19. Jahrhundert zunächst in der Textilindustrie als Klebemittel für synthetische Pigmente im Kattundruck verwendet. Später fand es Verwendung als Bindemittel für lichtempfindliche Salze auf fotografischen Glasplatten und Filmpapier. Der Boom ging so weit, dass um 1900 in China Fabriken entstanden, in denen die massive Eierproduktion von Hühnern, Gänsen und Enten industriell verwertet wurde; das Trockeneiweiß wurde dann nach Europa exportiert. Die in der Produktion anfallenden Eigelbe wurden zur Eiernudelherstellung verwendet und trugen so zu deren Verbreitung bei. Sogar die Eierschalen fanden als Sanduhrensand und als Kalkdünger Verwendung.
LUISE ELSÄSSER (Florenz) untersuchte die Frage der Weiterverwertung von Arbeitspferden nach ihrem Ableben. Um 1900 zählte man allein in Großbritannien über drei Millionen Pferde. Die Tiere waren allgegenwärtig, beispielsweise in den Kohleminen, in der Landwirtschaft oder als Zugpferde in den Straßen der Großstädte. Die Liste der weiterverarbeiteten körperlichen Bestandteile ist lang: Aus dem Fell wurden Taxidächer, Sättel oder Bürotischbezüge hergestellt. Die Knochen wurden zu Kerzen, das Fett zu Lampenöl und die Sehnen und Hufe zu Leim verarbeitet. Der Schweif und die Mähne dienten zur Herstellung von Angelschnüren, Violinbögen und Matratzenpolsterungen. Nur mit dem Fleisch tat man sich zumindest in England schwer. Die Bevölkerung akzeptierte es nicht als Nahrungsmittel, sondern es wurde zu Katzen- und Hundefutter verarbeitet oder auf die kontinentalen Märkte verschifft.
INES PRODÖHL (Bergen) schloss die Konferenz mit einem Resumé ab, in dem sie darauf hinwies, dass bei der hohen Qualität der diesjährigen Beiträge die Geschichte weiblicher Akteure vernachlässigt blieb. Bei der Führung durch die Eisenbibliothek (Christopher Zoller-Blundell) wurde den Konferenzgästen ein weiteres Mal bewusst, wie die Rohstoffthematik alle Lebensbereiche erfüllt. Ob Pferdeleder einen der vielen Schätze der Bibliothek umhüllt, bleibt vorläufig offen.
Konferenzübersicht:
Franziska Eggimann: Begrüßung und Einführung
Reinhold Reith (Salzburg): Einführungsreferat
Panel I: Wirtschafts- und Sozialgeschichte von Metallen in der Frühen Neuzeit
Moderation: Friedrich Steinle (Berlin)
Tina Asmussen (Bochum): Arm, nützlich, giftig und verheißungsvoll. Eine Ressourcengeschichte von Blei in der Frühen Neuzeit
Hailian Chen (Leipzig): Zinc for coin and brass. A commodity-chain-analysis approach to studying resources in early modern Chinese history
Matthias Baumgartl (Bamberg): Kupfer als Handelsgut. Unternehmerische Herausforderungen und Chancen eines Rohstoffs um 1600
Panel II: Anfang und Ende der Produktionslinie
Moderation: Reinhold Reith (Salzburg)
Lena Asrih (Bochum): Prospektion im Mittelalter. Wissen um Lagerstätten
Martin Baumert und Torsten Meyer (Bochum): Nach der Ressourcenextraktion. Forschungen und Praktiken der Rekultivierung von Bergbaufolgelandschaften im Niederlausitzer Braunkohlenrevier (1950er–1980er Jahre)
Besichtigung Kubrix Ziegelfabrik, Paradies
Panel III: Rohstoffbeschaffung von Staaten und Unternehmen
Moderation: Gisela Hürlimann (Dresden)
Egor Lykov (Zürich): Wirtschafts- und Technikgeschichte des Erdöls, oder wie das „rückständige“ Russland den „Westen“ modernisierte
Jørgen Burchardt (Assens): Raw materials for iron works in a country without ore. The supplies of Det Danske Staalvalseværk, Denmark
Ugo Venni und Edward Yanchevski (Schaffhausen): In the pipeline. Raw materials procurement at GF Piping Systems
Panel IV: Tropen und Tiefsee: Zugriff auf globale Rohstoffe
Moderation: Marcus Popplow (Karlsruhe)
Bastian Linneweh (Göttingen): Kautschuk und die Herausforderungen globaler Märkte, 1900–1960
Matthias Heymann (Aarhus): Pioneering global fat. Aarhus Oliefabrik and United Plantations Company
Ole Sparenberg (Karlsruhe): Was sind eigentlich natürliche Ressourcen? Oder: die wechselvolle Geschichte der Manganknolle, 1872–2020
Panel V: Nutzung tierischer Ressourcen
Moderation: Gisela Hürlimann (Dresden)
Florian Preiss (München): Die technische Nutzung von Hühnereiern
Luise Elsässer (Florenz): Undertaking the full circle. The working horse's uses in the first half of the twentieth century
Schlusskommentar: Ines Prodöhl (Bergen)
Schlusswort: Franziska Eggimann