Geschichte der Gegenwart – Gegenwart der Geschichte

Geschichte der Gegenwart – Gegenwart der Geschichte

Organisatoren
Reinhild Kreis, Universität Siegen; Philipp Kröger, Universität Siegen
Ort
Siegen
Land
Deutschland
Fand statt
In Präsenz
Vom - Bis
17.11.2022 - 19.11.2022
Von
Flemming Falz, Kulturwissenschaftliches Institut, Essen

Was heißt Geschichte der Gegenwart? Wie ist das Verhältnis von Geschichte und Gegenwart? Was grenzt die Geschichte der Gegenwart von der Zeitgeschichte ab? Worin bestehen ihre besonderen Herausforderungen? Was sind ihre Probleme? Aber auch: Welche Funktion hat, ja muss diese Geschichte in unserer Gegenwart haben? 2021 wurde Reinhild Kreis auf die Siegener Professur für die „Geschichte der Gegenwart“ berufen – und nun lud sie zusammen mit Philipp Kröger zur unvoreingenommenen Selbstverständigung über diese in Deutschland einzigartige Denomination und die damit verbundene Disziplin. An drei Tagen, in fünf thematischen Panels mit 19 Vorträgen umkreisten die Tagenden oben skizzierte Grundfragen. Dass eine solche Selbstverständigung nicht in eindeutige Feststellungen mündete, erklärt sich von selbst, und doch gelang im Modus der Problematisierung eine Annäherung an die Konturen einer Geschichte der Gegenwart.

REINHILD KREIS (Siegen) eröffnete die Tagung mit einer prägnanten Exposition, die den oben formulierten breiten Fragehorizont absteckte. Die Konferenz werde die „Schnittstelle von Geschichte und Gegenwart“ aus einer „Doppelperspektive“ betrachten: „Geschichte der Gegenwart – Gegenwart der Geschichte.“ Es gehe also auf der einen Seite um eine Positions-, Gegenstands- und Nutzenbestimmung der Geschichte der Gegenwart. Auf der anderen aber auch um die Geschichte in der Gegenwart, die Präsenz der Vergangenheit im Gegenwärtigen sowie die Rolle gegenwärtiger Problemlagen für und bei der Geschichtsschreibung.

Das erste Panel verhandelte Abgrenzungsfragen der Geschichte der Gegenwart. NICOLAI HANNIG (Darmstadt) klopfte dazu den Containerbegriff „Anthropozän“ auf seine Tragfähigkeit als Leitkonzept ab, bezweifelte im Ergebnis aber selbst für die Umweltgeschichte der Gegenwart dessen konzeptionelle Eignung. Der Begriff sei zu verheddert in zeitgenössische Narrative, von der Katastrophen- bis hin zur Transformationserzählung. Ausgehend von seinen Erfahrungen mit der Geschichtsschreibung in Echtzeit während der Corona-Pandemie fragte MALTE THIESSEN (Münster), ob die Untersuchungsgegenstände der Geschichte der Gegenwart diese nicht zwangsläufig zur „Geschichte ohne Ende“ mache, ob es hier nicht um etwas inhärent Fragmentarisches gehe, was freilich nicht nur Potentiale berge, sondern auch Problem sei. Etwa betreffe das die Quellenlage, die die Historiker:innen zu Quellensammlern in der Gegenwart mache. THOMAS ETZEMÜLLER (Oldenburg) rief den Teilnehmenden dagegen eindrücklich in Erinnerung, dass Geschichte immer „Gegenwartswissenschaft“ sei. Wie sich Geschichte immer erst in einer spezifischen Gegenwart konstituiere, machte er an der langen Debatte über die Hochmoderne deutlich. Um die in diese eingeschriebene Dichotomie zwischen Demokratie und Autoritarismus zu dekonstruieren, führte er die skandinavischen Demokratien und insbesondere die Geschichte ihrer Sozialstaatlichkeit ins Feld, in der es vor Ambivalenzen nur so wimmele.

Mit der Keynote der Mediävistin ANNETTE KEHNEL (Mannheim) endete der erste kurze Konferenztag auf einem politischen Ton. Die in Handlungsblockaden erstarrte Gegenwart, die auf die Klimakatastrophe zu rase, brauche eine Geschichte der Gegenwart als „Diversitätsforschung“, um mit den vorherrschenden Aufstiegsnarrativen der „Moderne“ zu brechen. Wie das gehen könnte, demonstrierte Kehnel mit verschiedenen Beispielen aus der Geschichte der Nachhaltigkeit im Mittelalter: Der „Mythos der Alternativlosigkeit“, der unsere Gegenwart lähme, zerfalle, wenn man sich die Verbreitung der Sharing Economy, von Recylingpraktiken oder Mikrokrediten schon im Mittelalter vor Augen führe – von bereits erfolgreich praktizierten nachhaltigen Alternativen also.

Ausgehend von zwei aufgeheizten öffentlichen Debatten thematisierte am nächsten Morgen das zweite Panel die Funktion der Geschichte zwischen „Bewahren“ und „Bewerten“. KRISTIN MEISSNER (Potsdam) nahm dazu den Konflikt um die Umgestaltung der Innenstadt von Berlin-Ost in den 1990er Jahren in den Blick und beschrieb kenntnisreich, wie die Interessen und Ideen der stadtplanerischen Eliten und der für Mitsprache und Beteiligung einstehenden Berliner Bürger:innen auseinanderfielen und welche Funktion das Historische, der Verweis auf die Berliner Stadtgeschichte, historische Architekturen usw. in der Diskussion hatte. Während sich bei den einen das Plädoyer für die Kritische Rekonstruktion mit Fragen nationaler Identität sowie ökonomischen Überlegungen verband, begannen sich die anderen mit den Bauten der DDR-Moderne überhaupt erst jetzt zu identifizieren, wo ihr Abriss drohte. LARS MÜLLER (Magdeburg) erörterte aus dem Blickwinkel des Museumsschaffenden die postkolonialen Restitutionsdebatten der Gegenwart. Hier lohne eine historisierende Herangehensweise, wie Müller argumentierte. Denn schon in den 1970er Jahren wurden Fragen rund um die Restitution kolonialen Raubguts scharf diskutiert – worauf in den heutigen Debatten fast gar nicht Bezug genommen würde. Die scharfen Auseinandersetzungen über die in der Ethnologischen Sammlung der Universität Göttingen verwahrten Tsantsa der Shuar, einem in Ecuador beheimateten indigenen Volk, aber lassen bereits die charakteristischen Dynamiken erkennen, die die heutigen Debatten prägten.

Die darauffolgenden beiden Panels standen unter dem Rubrum „Ausgrenzen und einbeziehen“ und diskutierten anhand ganz unterschiedlicher Themen die Grundfrage nach der Auswahl der Gegenstände und den Perspektiven historischer Forschung. Am Beispiel des Kassenschlagers „Red Dead Redemption“ machte MILAN WEBER (Siegen) sich für die genaue Analyse von Computerspielen mit historischen Bezügen stark, seien sie doch gerade wegen ihrer enormen Reichweite unter jungen Menschen für deren Geschichtsbewusstseinsbildung nicht zu überschätzen. Es lohne sich zudem, Computerspiele wie das populäre Wild-West-Spiel als „mediale Spiegel“ für den Stand aktueller Geschichtsdebatten zu untersuchen. So bildeten sich hier etwa auch aktuelle Diversity-Diskurse ab – ein Teil der Story spielt sich im „Wapiti Native American Reservation“ ab, wo die Spieler:innen an der Seite der Native Americans gegen das US-Bundesheer kämpfen müssen. Um die schrille gegenwärtige Kritik an emanzipatorischer Identitätspolitik zu historisieren, lenkte JÜRGEN MARTSCHUKAT (Erfurt) den Blick in einem historischen Dreischritt auf die Bedeutung weißer Identitätspolitik in der Geschichte der USA. Ob 1669, 1789 oder 1865 – „race“ spielte in jedem dieser drei für die US-Geschichte wichtigen Momente eine entscheidende Rolle. So war etwa John Lockes liberalen Grundsätzen eine fundamentale Unterscheidung vorgelagert: Die unveräußerlichen Rechte von „life, liberty, and property“ galten nur für Weiße. ANETTE SCHLIMM (Heidelberg) wandte sich in ihrem Vortrag dem öffentlichen Gespräch über den ländlichen Raum zu, das in neuer Schärfe geführt werde. Im Vergleich zu den Diskursen über „das Land“ in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in denen es, mal negativ, mal positiv, als nicht mehr gegenwärtige Vergangenheit in Erscheinung trat, dominiere seit einem Jahrzehnt das Motiv des Lands als „gegenwärtiger postapokalyptischer Zukunft“. Was sich hier dergestalt auf diskursiver Ebene manifestiere, spiegele eigentlich, so Schlimm, die (Teil-)Erschöpfung des neoliberalen Paradigmas – der staatliche Rückzug aus der Fläche sei gescheitert.

Standen mit Diversität, Identität und Peripherie historiographisch lange vernachlässigte Gegenstandsbereiche im Mittelpunkt des ersten Panelabschnitts, ging es im zweiten Schritt um die geschichtswissenschaftlichen Herausforderungen bei der öffentlichen Diskussion solcher nicht selten umstrittenen Themen. Anhand des von ihr geleiteten Forschungsprojekt zur ostdeutschen Erfahrungsgeschichte von 1989/90, das seine Ergebnisse nicht nur in Buchform vorlegte, sondern auf einer Tournee durch Ostdeutschland zur Diskussion stellte, schilderte KERSTIN BRÜCKWEH (Berlin) ihre Erfahrungen in der Wissenschaftskommunikation. Eindrücklich plädierte sie dafür, dass der Einsatz dafür endlich innerhalb der Wissenschaft anerkannt werden müsse. Gleichzeitig diskutierte Brückweh auch die Probleme, mit denen sich Historiker:innen bei den dabei unvermeidbaren Grenzübertritten in andere gesellschaftliche Systeme mit ihren eigenen Logiken konfrontiert sähen. In seinem Vortrag über den „Historikerstreit 2.0“ knüpfte JONAS KREIENBAUM (Rostock) daran an, indem er herausstellte, wie das disziplinäre Selbstverständnis von Historiker:innen in solchen politisierten Feuilleton-Debatten unter Spannung gerate. Dazu rekapitulierte er zwei Grundpositionen der Debatte über den deutschen Völkermord in Namibia und machte an ihnen deutlich, wie die politische Dynamik von öffentlichen Debatten das geschichtswissenschaftliche Ethos der Differenzierung unterhöhle.

Im fünften und letzten Panel des zweiten Tages standen Fragen der Repräsentation und der Vermittlung von Geschichte in der Gegenwart im Mittelpunkt. Den Auftakt machte BENJAMIN ROERS (Gießen), der das von ihm und einigen Mitstreiter:innen 2020 ins Leben gerufene „coronarchiv“ vorstellte. Das ehrenamtliche Projekt hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Fotos und Dokumente zu sammeln, die die Pandemie und den Umgang mit ihr dokumentieren. Indem das Abliefern von Zeugnissen als ‚Posten‘ gestaltet wurde, verwischen die Grenzen des Onlinearchivs hin zu den Social Medias – mit all den Implikationen für den Quellenwert der Sammlung. PAUL-MORITZ RABE (München) fragte am Beispiel des derzeit im Aufbau befindlichen Gedenkortes in Neuaubing, München, danach, wie ein Erinnerungsort am Ende von Pierre Noras „Zeitalter des Gedenkens“ zu gestalten sei. Es bedürfe vor allem Mut zur Flexibilität, und das könne etwa, so Rabe, gemischte Nutzung wie auch Aktualisierung bedeuten. Gerade die postmigrantische Gesellschaft mache es notwendig, einen Erinnerungsort weniger als Stätte des Gedenkens denn als Ort des Zusammenkommens und Lernens zu konzipieren. Wo auch hierbei die Fallstricke liegen könnten, beschrieb CHRISTIAN KUCHLER (Aachen) im Anschluss, der sich der Gretchenfrage annäherte, was denn Schüler:innen eigentlich von ihren Gedenkstättenbesuchen mitnehmen. Nach der Untersuchung eines umfangreichen Korpus von Schülerberichten über Fahrten nach Auschwitz (entstanden zwischen 1980 und 2010) ist er skeptisch. Nicht nur scheinen die Lerneffekte überschaubar gewesen zu sein, auch machten sich die Schüler:innen oft mit Erwartungen auf den Weg, die zwischen Angst und Hoffnung auf Katharsis changierten. Was das für die Lernsituation bedeutet, liegt auf der Hand – eine solche Erwartungshaltung ist nicht erkenntnisfördernd.

Die abschließende Sektion am Samstagvormittag thematisierte aus unterschiedlichen Blickrichtungen die gewandelten Produktions- und Konsumweisen von Geschichte in der Gegenwart. Herzstück historischen Arbeitens müsse weiterhin die Quellenkritik seien, so SILKE SCHWANDT (Bielefeld), doch die Bedingungen und das notwendige Werkzeug habe sich im Zeitalter der Digitalität fundamental gewandelt. Eine der größten Herausforderungen sah sie in der Algorithmizität, der Automatisierung der Informationsauswahl. Um kritikfähig zu bleiben, gehe es darum, so ihr eindringlicher Appell, die allgegenwärtigen Automaten, diese „Blackboxes“ zu verstehen. DOMINIK HÜNNINGER (Hamburg) führte die Teilnehmenden in die Methodik der performativen Wissenschaftsgeschichte ein und stellte am Beispiel der Erforschung frühneuzeitlichen Handwerks heraus, dass es dabei gerade ums Scheitern gehe: Was sind die Vorerfahrungen, die uns heute fehlen, damals aber vorhanden waren? TIM SCHANETZKY (Essen) befasste sich mit den heftigen Auseinandersetzungen um das Gedenken an den Unternehmer Friedrich Flick im Siegerland und deren längerfristigen geschichtskulturellen Auswirkungen. Wenn man hier genauer hinsehe, gerate, so Schanetzkys These, die Vorstellung ins Schwanken, dass diese Debatten uneingeschränkt erinnerungskulturellen Fortschritt hervorbrachten, und dass nur regelmäßige Aktualisierung notwendig sei, um diesen Fortschritt zu stabilisieren. Insbesondere die auf die Flick-Debatte folgende große Stille in den 2010er Jahren deutete vielmehr daraufhin, dass hier auch Versehrungen entstanden waren, etwa in der Dorfgesellschaft von Kreuztal, Flicks Geburtsort, die wiederum andernorts dem reflektierten Erinnern und dem Abrufen von Wissen über NS-Belastungen entgegenwirkten. BENNO GAMMERL (Florenz) setzte sich zum Abschluss nachdrücklich für „Diversifizierung als Signatur der Zeitgeschichte“ ein. Dabei ging es ihm gerade nicht um eine neue Meistererzählung, sondern um Diversifizierung als Modus der Zeitgeschichte im doppelten Sinne. Nicht nur ihrer Gegenstände und ihrer Erzählungen, sondern auch um die Diversifizierung ihrer Produktion. Nur so gelange man von den Gegensätzen zur „Auffächerung“, von Kontrasten zur „Bandbreite“.

Aus Platzgründen soll hier gar nicht erst der Versuch unternommen werden, die intensive Diskussion nach den einzelnen Panels, die jeweils von konzisen Kommentaren stimuliert wurde, nachzuzeichnen. Zweierlei sei hier deshalb nur herausgegriffen: Ein wiederkehrendes, heiß debattiertes Thema war das Verhältnis der Geschichte (der Gegenwart) zur Politik und zum Aktivismus. Einerseits dürfe sie sich nicht als gesellschaftliche Auftragsforschung verstehen, wie breit auch immer man dies fasse. Andererseits müsse gerade die Geschichte der Gegenwart aber auch auf besonders offensive Weise mit ihrem eigenen Standpunkt in der Gegenwart umgehen. Letztlich führte diese Debatte zur Frage nach dem Wissenschaftsverständnis der Geschichtswissenschaft und ihrem Geltungsanspruch in der Gegenwart. Damit eng verwandt war ein zweites wiederkehrendes Thema der Diskussionen: die Frage nach den Quellen einer Geschichte der Gegenwart und den Problemen bei ihrer Kritik. Hier zeigten sich die Gesprächsteilnehmer:innen tendenziell optimistisch: Geschichte der Gegenwart erschöpfe sich nicht in der historischen Erforschung der aller jüngsten Geschichte, sondern zeichne sich vielmehr durch den konsequenten Bezug auf gegenwärtige Problemlagen aus, wobei auch die analytischen Probleme einer sehr gegenwartsnahen Geschichtsschreibung in den Griff zu kriegen seien: In Archiven verwahrtes Material habe etwa seinen Rang erster Ordnung für die historische Forschung schon länger verloren. Unter den Bedingungen der Digitalität werde gewiss ein „Update der Hermeneutik“ notwendig, doch lasse sich auch dies erfolgreich durchführen.

Der Berichterstatter ist hier skeptischer. Er fragt sich, ob nicht der zeitliche Abstand zum Untersuchten eine Vorbedingung der historischen Quellenarbeit und Quellenkritik ist - und zwar gerade auch als Voraussetzung für die Ablagerung einer diversen quellenkritisch beurteilbaren Überlieferung, die zur Grundlage zu machen, das geschichtswissenschaftliche Arbeiten auszeichnet. Ein zweiter Punkt, den der Berichterstatter anmerken möchte, betrifft die, sieht man von einigen wenigen Ausnahmen ab, fast vollständige Abwesenheit des Kapitalismus. Dabei geht es nicht darum, zu beklagen, dass die Wirtschafts- und Sozialgeschichte in den Panels stärker hätte vertreten sein müssen – die Konferenz war ja produktiver Weise nicht entlang von konkreten Zeiträumen und Untersuchungsgegenständen organisiert. Und doch sticht diese Abwesenheit hervor, vor dem Hintergrund aktueller Problemlagen einerseits und den im letzten Jahrzehnt für die jüngste Zeitgeschichte erprobten Deutungen andererseits (Stichwort: nach dem Boom, Ko-Transformation usw.). Um es konkret zu machen: Besonders beschäftigte die Leerstelle den Berichterstatter etwa mit Blick auf die Keynote von Annette Kehnel, die ja nach den zerstörerischen Beharrungskräften in der Gegenwart fragte. Muss die Analyse von Narrativen hier nicht durch die von Institutionen ergänzt werden, und kommt dann nicht gerade die Kapitalismusgeschichte in den Blick? Dessen ganz unbeschadet: An drei intensiven Konferenztagen gelang es den Vortragenden und einem diskussionsfreudigen Publikum mit Blick auf eine einschüchternde Themenvielfalt, konzentriert über die Geschichte der Gegenwart, ihre Konzepte, Herausforderungen, Probleme und Potentiale zu diskutieren – ohne dass das Ganze dabei ins Spezialistische ausfranzte. Mehr davon.

:Konferenzübersicht:

Reinhild Kreis & Philipp Kröger (Siegen): Begrüßung und Einführung

Panel I: Abgrenzen und vorausschauen

Nicolai Hannig (Darmstadt): Willkommen im Anthropozän? Vom Nutzen und Unnutzen eines geologischen Konzepts für die Umweltgeschichte

Malte Thießen (Münster): Geschichte ohne Ende. Impulse der Coronapandemie für eine Geschichte der Gegenwart

Thomas Etzemüller (Oldenburg): Heroische, dynamische, ambivalente Hochmoderne. Geschichte als Gegenwartswissenschaft

Moderation und Kommentar: Nicole Kramer (Köln)

Keynote

Annette Kehnel (Mannheim): Wir konnten auch anders: Diachrone Diversitätsforschung statt Aufstiegsmythen

Panel II: Bewahren und bewerten

Kristin Meißner (Potsdam): Die Debatte um die Gestaltung der Berliner Innenstadt in den 1990er Jahren als lokaldemokratischer Konflikt

Lars Müller (Magdeburg): Postkoloniale Restitutionsdebatten und die koloniale Vergangenheit

Moderation und Kommentar: Silke Mende (Münster)

Panel III: Ausgrenzen und einbeziehen I

Milan Weber (Siegen): „You won’t find this story in the history books“ – Aktuelle Zugänge zu Geschichte in digitalen Spielen anhand des Beispiels Diversity

Jürgen Martschukat (Erfurt): Eine historisierende Betrachtung von Identitätspolitik

Anette Schlimm (Heidelberg): Zwischen Monokulturen und Funklöchern. Auseinandersetzungen über das „Problem Land“ in Zeiten des Neoliberalismus

Moderation und Kommentar: Daniela Mysliwietz-Fleiß (Siegen)

Panel III: Ausgrenzen und einbeziehen II

Kerstin Brückweh (Berlin): „Sie sind nicht auf unserer Linie“ – Wissenschaftskommunikation zur langen Geschichte der „Wende“

Jonas Kreienbaum (Rostock): Debatten um Kolonialismus und Holocaust. Erinnerungskonkurrenz, Multidirektionalität und die schwierige Rolle der Geschichtswissenschaft

Moderation und Kommentar: Philipp Gassert (Mannheim)

Panel IV: Lernen und vermitteln

Benjamin Roers (Gießen): „Sharing is caring“ – Wie das coronarchiv heute Quellen für die Geschichtsschreibung von morgen sammelt

Paul-Moritz Rabe (München): Zurück in die Zukunft? Neuer Erinnerungsort zwischen historischem Gedenken, Gegenwartsbezügen und Zukunftsimpulsen (Die Dependance des NS- Dokumentationszentrums München am ehemaligen Zwangsarbeiter:innenlager Neuaubing)

Christian Kuchler (Aachen): Lernen aus der Geschichte? Herausforderungen der Geschichtsvermittlung am Beispiel von Gedenkstättenexkursionen

Moderation und Kommentar: Matthias Kirchbach (Siegen)

Panel V: Produzieren und Konsumieren I

Silke Schwandt (Bielefeld): Geschichte unter den Bedingungen der Digitalität. Herausforderungen digitaler Medien und Quellen für Geschichtswissenschaft und Geschichtsvermittlung

Dominik Hünniger (Hamburg): Geschichte (nach)machen in Werkstatt, Labor und Museum – Performative Methoden und Wissensgeschichte

Moderation und Kommentar: Noyan Dinçkal (Siegen)

Panel V: Produzieren und Konsumieren II

Tim Schanetzky (Essen): Gegenwart statt Zeitgeschichte? Friedrich Flick und das Siegerland
Benno Gammerl, Florenz: Diversifizierung als Signatur der Zeitgeschichte? Queer-historische Perspektiven

Moderation und Kommentar: Reinhild Kreis (Siegen)

Abschlusskommentar und Diskussion: Philipp Kröger (Siegen)