Gibt es tatsächlich eine erneuerte Kriminalitätsgeschichte, wie sie der Titel der Tagung in Bern ankündigte? Dies muss vor dem Hintergrund der typischen Merkmale der deutschsprachigen Kriminalitätsgeschichte, wie sie sich seit den 1990er-Jahren als Subdisziplin formierte, betrachtet werden. Die von mikrohistorischen und hermeneutisch-dechiffrierenden Ansätzen geprägte deutschsprachige Forschung konzentrierte sich lange auf die Vormoderne und überließ die Zeit nach 1800 diskurstheoretischen Ansätzen sowie der mehrheitlich auf sozialwissenschaftliche und quantitative Methoden zurückgreifenden internationalen Forschung.
Das Tagungsprogramm des 8. Kolloquiums zu Kriminalität und Strafjustiz in der Frühen Neuzeit und der Moderne bot auf den ersten Blick bekannte Themen, wie Polizei und politische Ordnung, Gefängnisse und Haft, Strafrecht und Strafprozesse sowie Gewalt und Männlichkeitskonzepte. Aber das Neue zeigte sich in vielfältiger Ausprägung: Am augenfälligsten in den untersuchten Perioden: Das Spätmittelalter – das Untersuchungsfeld vieler Pioniere der Kriminalitätsgeschichte – wurde gar nicht berücksichtigt, während der Blick der Forscher:innen weit ins 20. Jahrhundert vordrang – lange Zeit terra incognita der Kriminalitätsgeschichte und viel genanntes Desiderat.
Zur Einordnung der Beiträge erwies sich der Eröffnungsvortrag von GERD SCHWERHOFF (Dresden) von großem Nutzen, der einen Rückblick im Wissen um die Grenzen der Selbsthistorisierung und eine Bilanz der deutschsprachigen Kriminalitätsgeschichte bot. Eine neue Generation Historiker:innen, im Arbeitskreis Kriminalitätsgeschichte gut und vor allem horizontal vernetzt, war in den 1990er-Jahren angetreten, um den Rückstand der Kriminalitätsgeschichte im deutschen Sprachraum gegenüber der internationalen Forschung aufzuholen und eigenen Konzepten und Thesen Gehör zu verschaffen; Thesen, die anhand von Sozial- und Kulturgeschichte verbindenden Fallstudien entwickelt wurden.1 Um Bilanz zu ziehen, nahm Schwerhoff die neueren Publikationen in der Reihe „Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven“ im Universitätsverlag Konstanz sowie die Beiträge der Zeitschrift „Crime, History and Societies / Crime, Histoire et Sociétés“ unter die Lupe, um Trends und Stellenwert der deutschsprachigen Kriminalitätsgeschichte im internationalen Vergleich zu prüfen. Die Teildisziplin habe alle turns der Geschichtswissenschaft aufgegriffen, sei aber aktuell nicht mehr ein Innovationstreiber und bleibe im internationalen Umfeld, das von quantitativer Gewaltforschung dominiert werde, weiterhin unterrepräsentiert.
Vor dem Hintergrund dieses Forschungsrückblicks wurde im Laufe der Vorträge auch klar, dass die klassischen Methoden der Kriminalitätsgeschichte um neue Elemente ergänzt wurden. Globale und transnationale Perspektiven, Konzepte der Politikwissenschaft und kulturhistorisch informierter Wirtschaftsgeschichte sowie queere und wissensgeschichtliche Ansätze wurden in den Beiträgen gewinnbringend eingesetzt, um kriminalitätshistorischen Fragestellungen auf den Grund zu gehen.
Einige Beiträge verfolgten weiterhin klassische, jedoch alles andere als ausgetretene Pfade. CLARISSA YANG (Geneva) untersuchte Gewaltpraktiken und Männlichkeitskonzepte und stellte einen Anstieg von verhandelten Gewaltfällen vor Genfer Gerichten im Laufe des 18. Jahrhunderts sowie standesspezifische narrative Strategien der Angeklagten fest. ANNA CLARA BASILICÒ (Padua) untersuchte anhand der Inquisition im frühneuzeitlichen Sizilien die Formen der Folter, die eher eine Strafform darstelle als der Wahrheitsfindung gedient habe. Mit dem Aufkommen anderer Strafformen hätte die Anwendung von Foltermethoden abgenommen, da die Gefangenen nach dem Urteil der Zwangsarbeit zuführt werden sollten. PERICA HADŽI-JOVANČIĆ (Dublin) drang mit seinem Beitrag zum Königreich Jugoslawien der Zwischenkriegszeit in das 20. Jahrhundert vor und stellte Zivilisierungseffekte durch Modernisierung in Frage. BERND DOLLINGER, KIRA KESSLER, MICHAEL ROCHER (Siegen) nahmen sich der Differenzierung der Wahrnehmung von Kriminalität und Delinquent:innen in der Entwicklung eines spezifischen Verständnisses von Jugendkriminalität in Preußen um 1800 an. RICHARD WETZELL (Washington) untersuchte die europäischen Debatten über Strafrechtsreformen um 1900. Die beiden letztgenannten Beiträge verfolgten einen grosso modo diskurstheoretischen Ansatz, den Wetzell um eine transnationale Perspektive ergänzte.
Weitere diskursorientierte Beiträge drangen weiter ins 20. Jahrhundert vor. VOLKER ZIMMERMANN (München) untersuchte die Migration deutschsprachiger Flüchtlinge aus östlichen Gebieten nach Deutschland nach dem 2. Weltkrieg. Anhand ihrer Wahrnehmung als Kleinkriminelle können auseinanderklaffende Diskurse in Wissenschaft und Gesellschaft herausgearbeitet werden. Die Wissenschaft hätte die Flüchtlinge wesentlich wohlwollender betrachtet als die Bevölkerung, die sie, wie alle anderen Zuwandernden, als Konkurrenz um Ressourcen und Arbeit angesehen habe. SARAH FRENKING (Erfurt) und NORA LEHNER (Wien) verbanden in ihren Untersuchungen zu Mädchenhandel und Prostitution am Übergang zum und im 20. Jahrhundert diskursanalytische Methoden mit der Untersuchung tatsächlicher gesellschaftlicher Praktiken der Akteur:innen und übertrugen damit die hermeneutischen Methoden der Kriminalitätsgeschichte auf das 20. Jahrhundert.
Noch konsequenter taten dies weitere Beiträge. JONATHAN VOGES (Hannover) will anhand des Falles des Mörders Rudolf Pleil eine Kulturgeschichte der deutschen Teilung und der Nachkriegszeit schreiben. ELWIN HOFMAN (Utrecht) betrachtete moderne Untersuchungsmethoden und -protokolle sowie ihre Wirkung auf die Interaktionen während des Verhörs im Berlin der Zwischenkriegszeit aus einer phänomenologischen Perspektive. Eine besondere Rolle nahm die Schreibmaschine als Ausdruck des technischen Wandels ein, die zu einer Belastung der Befragten geworden sei.
Andere Wege wurden in den Vorträgen zur Frühen Neuzeit beschritten. LENA FREWER (Gießen) wandte politikwissenschaftliche Ansätze auf das klassische Thema der Kriminalitätsgeschichte „Landfriedensbruch“ an, um neue Erkenntnisse für Funktionsweisen der Justiz zu gewinnen. HANNES ZIEGLER (München) schlug eine Brücke zwischen Vormoderne und Moderne anhand des frühneuzeitlichen common informing im englischen common law, das eine Auslagerung von Polizeiaufgaben zu privaten Akteur:innen darstelle. Dieses Instrument wurde in England zwar 1951 abgeschafft, um die Jahrtausendwende sei das Phänomen aber in neuem Gewand als whistleblowing wieder aufgekommen. MARIANNA MURAVYEVA (Helsinki) setzte Konzepte der queeren Kriminologie ein, um familiäre Gewalt besser zu verstehen. Anhand von Fällen vor russischen Gerichten, die auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften, wenn auch nicht als rechtlich legitimierte so doch zumindest als nicht gerichtlich verfolgte Formen des Zusammenlebens, akzeptierten, explorierte sie die Tragfähigkeit queerer Ansätze.
Als Dauerbrenner erwies sich der Themenbereich Gefängnis und Haft. STEPHAN SCHEUZGER (Lichtenstein / Zürich) entwickelte in seinem Werkstattbericht eine Globalgeschichte des Gefängnisses, in welcher er das Globale sowohl als Perspektive als auch als Untersuchungsgegenstand betrachtet. ALIX HEINIGER (Fribourg) drang mit dem gleichen Thema in die Zeitgeschichte vor und untersuchte Gefängnisse sowie Haftbedingungen in der Westschweiz ab den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Die damals neu erbauten Modellgefängnisse hätten Probleme der Isolationshaft verschärft. Es herrsche eine Kontinuität der Klagen der Inhaftierten seit der Etablierung der Freiheitsstrafe als wichtigste Strafform, die jedoch neuerdings von Unterstützungsgruppen in die Öffentlichkeit getragen würden und gesellschaftliche und folglich auch politische Relevanz erlangt hätten. RICCARDA SUITNER (München) wendet wissensgeschichtliche Ansätze auf Gefängnisse des frühneuzeitlichen Venedigs an und beschrieb diese als Orte, an welchen Ideen, in diesem Falle der diskriminierten Täuferbewegung, zirkulierten und auch wieder nach außen drangen. NATHALIE DAHN-SINGH (Lausanne) betrachtete die Geschichte des Gefängnisses aus der Perspektive materieller Aspekte, welche die Praktiken der Haft wesentlich mitgestaltet hätten.
Als sehr vielversprechend zeigten sich Ansätze der kulturhistorisch informierten Wirtschaftsgeschichte. Eigentumsdelikte und betrügerische Praktiken wurden schon länger nicht mehr kriminalitätsgeschichtlich untersucht.2 PAUL FRANKE (Marburg) zeigte anhand des Kunstmarktes, dass eine strikte Trennung von legalen und illegalen Wirtschaftspraktiken kaum möglich und sogar für die Erforschung wirtschaftlichen und potenziell delinquenten Handelns kontraproduktiv sei. MAURICE COTTIER (Fribourg) stellte eine neues Forschungsprojekt zu Drogen- und Wirtschaftskriminalität in der Schweiz vor, welches das kriminalitätshistorische Paradigma in Verbindung mit Diskursanalyse auf die Zeitgeschichte überträgt. Die These einer Verschiebung der Sicht auf die kriminalisierten Akteur:innen von einer eher medizinischen Perspektive zu einer ökonomischen Sichtweise hin soll überprüft werden und die Aushandlungsprozesse über die Grenze von legalen und illegalen wirtschaftlichen Praktiken in den Blick genommen werden.
Offensichtlich waren die Innovationen im Panel zu den digitalen Methoden und Hilfsmitteln, die für die Forschung nutzbar gemacht wurden. TINA ADAM (Bern) präsentierte die Forschungsumgebung nodegoat und ihre Erfahrungen, die sie damit im Laufe ihres Dissertationsprojekts zur Konstruktion von Ungleichheiten durch Justiz im 17. Jahrhundert machte. Neben einer relationalen Datenbank, die mit strukturieren und unstrukturierten Daten umgehen könne, biete nodegoat eine Vielzahl von Hilfsmitteln zur Aufbereitung und Visualisierung der Forschungsdaten sowie Schnittstellen, die eine Anbindung weiterer digitaler Hilfsmittel ermöglichen. So lassen sich Transkriptionen aus Transkribus einlesen und weiterverarbeiten. Adam präsentierte Visualisierungsmöglichkeiten, die nicht nur Netzwerke, aber auch Itinerare erfasster Delinquent:innen veranschaulichten. CHRISTA SCHNEIDER (Bern) demonstrierte anhand der Berner Turmbücher, wie grosse Quellenkorpora mit computergestützten Hilfsmitteln, die auf machine learning und künstlicher Intelligenz basieren, effizient und gewinnbringend verarbeitet und ausgewertet werden können. Die präsentierten Auswertungsbeispiele, insbesondere der Versuch der Anwendung der sentiment analysis, sorgten für kontroverse Diskussionen im Plenum, die eine starke Skepsis gegenüber denjenigen computergestützten Methoden offenbarte, die Entscheidungen Algorithmen überlassen. Schneider relativierte, dass ihre Ansätze in erster Linie der Exploration des großen Quellenbestandes dienten. Problematisiert wurde zudem die Verwendung proprietärer Softwarelösungen für die Forschung und ihre Konsequenzen für die Nachhaltigkeit und Nachnutzung. Bei nodegoat erwiesen sich diese Fragen als unproblematisch. Konsens bestand immerhin darin, dass digitale Hilfsmittel im Datenmanagement unverzichtbar sind und auch heute noch ähnliche Herausforderungen wie in den Anfangszeiten der Informatisierung bestehen. Die Entwicklung der Datenmodelle stellt die Forschenden weiterhin vor große Probleme – der technische Fortschritt nimmt dies den Forscher:innen noch nicht ab.
Ähnliches lässt sich zur Arbeit mit den Quellen feststellen. EMMANUEL BERGER (Lissabon) untersuchte die Auswirkung der Emanzipation jüdischer Bürger:innen Frankreichs durch die Französische Revolution. Die Identifikation jüdischer Täter:innen machte umfangreiche Quellenkritik zur Absicherung der Quellengrundlage nötig. Auf dieser Basis konnte Berger gesicherte erste Resultate seiner Untersuchung präsentieren: Insgesamt seien Juden und Jüdinnen wie andere Bürger:innen beurteilt worden. Durch die Emanzipation seien sie jedoch erstmals in der Geschichte der Neuzeit auch als Richter und Juror:innen aufgetreten und hätten im Prinzip Christen zum Tode verurteilen können.
JOACHIM EIBACH (Bern) zog in seinem Resümee Bilanz mit Blick auf die Pionierzeit der deutschsprachigen Kriminalitätsgeschichte. Er stellte die Ablösung klassischer Theorien und Forschungskonzepte, die lange die deutschsprachige Forschung geprägt hätten, heraus. Makrotheorien, wie Sozialdisziplinierung und Zivilisationsprozess, und weitere klassische Konzepte der Kriminalitätsgeschichte, z. B. social crime und die violence-au-vol-These, spielten keine wesentliche Rolle mehr. Die Vorträge hätten auch, wie bereits in Gerd Schwerhoffs Beitrag für die rezente Forschung festgestellt, kaum mehr auf die früheren großen Leitfiguren der Forschung, wie Norbert Elias, Pierre Bourdieu und Michel Foucault, rekurriert. Aufgrund der breiten Herkunft der Teilnehmer:innen stellte Eibach eine Annährung von deutscher und internationaler Forschung fest, die durch weiteren Dialog vertieft werden sollte.
Unübersehbar waren der Generationenwechsel und die große Internationalität der Beiträger:innen. Die achte Austragung des Kolloquiums zu Kriminalität und Strafjustiz in der Frühen Neuzeit und der Moderne bot eine Auslegeordnung rezenter Forschung zur Geschichte der Kriminalität und wurde hauptsächlich von Nachwuchshistoriker:innen bestritten. Die zweisprachige Ausrichtung förderte die Teilnahme nicht-deutschsprachiger Forscher:innen, die u.a. aus Lissabon, Washington und Helsinki anreisten. Tatsächlich formiert sich mit einer neuen Generation europäischer Forscher:innen eine neue internationale Kriminalitätsgeschichte, die mit innovativen Methoden und Ansätzen, dabei verschiedene turns der Kulturgeschichte aufgreifend, weiterführende Erkenntnisse anstrebt und auch in die Zeitgeschichte vordringt. Auffallend war jedoch, dass die postkoloniale Perspektive an der Konferenz kaum vertreten war. Die Untersuchung von Eigentumsdelinquenz, das Massendelikt der Moderne, mit Konzepten der kulturhistorisch informierten Wirtschaftsgeschichte verspricht dieses brachliegende Potential für kriminalitätshistorische Untersuchungen zu erschließen. Zudem könnte sich anhand dieses von der bisherigen Forschung weitgehend vernachlässigten und damit unbelasteten Untersuchungsgegenstands auch eine Annäherung der deutschsprachigen und internationalen Forschung vollziehen.
Konferenzübersicht:
Eröffnungsvortrag / Opening Lecture
Gerd Schwerhoff (Dresden): Zurück in die Zukunft. Ein Rückblick auf die historische Kriminalitätsforschung in den deutschsprachigen Ländern seit 1989
Panel 1: Polizei und politische Ordnung in der Frühen Neuzeit / Policing and Political Order in the Early Modern Period
Moderation/Chair: Nathalie Dahn-Singh (Lausanne)
Lena Frewer (Giessen): Diskurse um Landfriedensbruch als politische Kriminalität an den Reichsgerichten im 16. Jahrhundert
Hannes Ziegler (München): Reading the Future in the Past: The Return of Early-Modern Crime Control in Modern Policing
Panel 2: Haft und Umgang mit Insass∗innen in der Frühen Neuzeit / Detention and Treatment of Inmates in the Early Modern Period
Moderation/ Chair: Alix Heiniger (Fribourg)
Anna Clara Basilicò (Padua): De manera que pueda ser util para remo.
A Debate on the Risks of Judicial Torture in the Spanish Empire (16th Century)
Nathalie Dahn-Singh (Lausanne): Chains, Clothing, and Walls: Prison Crimes and Material Culture in 18th Century Switzerland
Panel 3: Kriminalität und Geschlecht (Transepochale Perspektiven) / Crime and Gender (Transepochal Perspectives)
Moderation/Chair: Jeannette Kamp (Oxford)
Clarissa Yang (Geneva): Plural Masculinities and Interpersonal Violence: Emotions, Narratives and Gender in Geneva (1650–1792)
Marianna Muravyeva (Helsinki): Queering History of Crime: Using Queer Criminology to Explain Family Violence
Panel 4: Kriminalitätsgeschichte als Digital History / Crime History as Digital History
Moderation/Chair: Elwin Hofman (Utrecht)
Tina Adam (Bern): Die Forschungsumgebung nodegoat als Datenmanagementtool für Gerichtsakten: Chancen und Grenzen
Christa Schneider (Bern): Historical Data Unlocked: Extracting Information from Premodern Trial Records with Machine Learning
Panel 5: Gefängnisse in der Moderne / Prisons and Modernity
Moderation/ Chair: Joachim Eibach (Bern)
Stephan Scheuzger (Lichtenstein / Zürich): Die Globalgeschichte des Gefängnisses im langen 19. Jahrhundert: Konzepte und Empirie
Alix Heiniger (Fribourg): Eine tödliche Moderne: Neue Gefängnisse und Isolationshaft in den 1970er-Jahren
Panel 6: Kriminalpolitik und Wissensproduktion / Crime Policies and Knowledge Production
Moderation/Chair: Sarah Bloch (Bern)
Riccarda Suitner (München): Kriminalitätsforschung und Wissensgeschichte in der Frühen Neuzeit am Beispiel der Stadt Venedig
Bernd Dollinger (Siegen) / Kira Keßler (Siegen) / Michael Rocher (Siegen): Kriminalisierung als Differenzierung: Jugendkriminalität in Preußen um 1800
Panel 7: Strafrecht und Strafprozesse (ca. 1870–1930) / Criminal Law and Criminal Proceedings (ca. 1870 –1930)
Moderation/ Chair: Bernd Dollinger (Siegen)
Richard Wetzell (Washington): European Penal Reform in Transnational Perspective, 1870–1914
Elwin Hofman (Utrecht): Experiencing Interrogations: A Phenomenological History of Criminal Investigation in Interwar Berlin
Panel 8: Kriminalität und soziale Krisen (20. Jahrhundert) / Crime and Social Crises (20th Century)
Moderation/Chair: Volker Zimmermann (München)
Perica Hadži-Jovančić (Dublin): Criminality and its Relationship to a Struggling Modernization in Interwar Yugoslavia
Jonathan Voges (Hannover): «Der Ruf der Grenze». Der Mörder Rudolf Pleil und die deutsche Nachkriegsgesellschaft
Panel 9: Kriminalisierung und Kontrolle von Prostitution (20. Jahrhundert) / Criminalization and Control of Prostitution (20th Century)
Moderation/Chair: Richard Wetzell (Washington)
Sarah Frenking (Erfurt): «Mädchenhandel» oder deviante Mobilität? Moral Panics, Polizeikooperation und Agency in transnationaler Perspektive (1920–1960)
Nora Lehner (Wien): Die Regulierung und Kriminalisierung sexueller Arbeit in Wien im Spiegel von «Personalakten» sich prostituierender Frauen – von Gesetzen des 19. zu Praktiken des 20. Jahrhunderts
Panel 10: Kriminalität und Alterität / Crime and 'Othering'
Moderation/Chair: Sarah Frenking (Erfurt)
Emmanuel Berger (Lissabon): Crime History and Jewish Studies during the French Era (1791–1814): A New Methodological Perspective
Volker Zimmermann (München): Von «kulturfremden» und «sozialtüchtigen» Zuwanderern. Diskurse über Migration und Kriminalität in Deutschland von der Jahrhundertwende bis in die 1960er-Jahre
Panel 11: Kriminalität als illegales ökonomisches Handeln / Crime as Illegal Economic Activity?
Moderation/Chair: Jonathan Voges (Hannover)
Paul Franke (Marburg): Warum also das hässliche Wort «Fälschungen»? – Der Kunst- und Antiquitätenmarkt des 19. und 20. Jahrhunderts als (il)legale Ökonomie
Maurice Cottier (Fribourg): «Criminal Entrepreneurs»: The Rise of the Economic Gaze on Crime in Switzerland, 1960–2000
Abschlussdiskussion:
Joachim Eibach (Bern): Resümee / Wrap-Up
Anmerkungen:
1 Vgl. Andreas Blauert / Gerd Schwerhoff (Hrsg.): Kriminalitätsgeschichte. Beiträge zur Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven, Bd. 1), Konstanz 2000, und Gerd Schwerhoff, Kriminalität & Geschichte in guter Gesellschaft. 20 Jahre Arbeitskreis „Kriminalitätsgeschichte“ an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, https://tu-dresden.de/gsw/phil/ige/fnz/ressourcen/dateien/forschung/20jahre-ak-krimi.pdf?lang=de (abgerufen am 19.8.2024).
2 Zuletzt Rebekka Habermas, Diebe vor Gericht. Die Entstehung der modernen Rechtsordnung im 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main / New York 2008.