Geschichtspolitik und kollektives Gedächtnis. Rückblick, Kritik, Perspektiven

Geschichtspolitik und kollektives Gedächtnis. Rückblick, Kritik, Perspektiven

Organisatoren
Forschungsgruppe „Geschichtspolitik in Schleswig-Holstein seit 1945 (im Vergleich mit Südjütland)"
Ort
Kiel
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.10.2008 - 18.10.2008
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Von
Friederike Steiner, Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte

Vom 16.10. bis zum 18.10.2008 veranstaltete die Forschungsgruppe „Geschichtspolitik in Schleswig-Holstein seit 1945 (im Vergleich mit Südjütland)“ im Kieler Stadtmuseum und im Internationalen Begegnungszentrum (IBZ) der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) die Tagung „Geschichtspolitik und kollektives Gedächtnis. Rückblick, Kritik, Perspektiven“. Ziel der Tagung, die in Kooperation mit der CAU, dem Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte an der Universität Flensburg (IZRG), Schleswig, der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte e.V. und dem Kieler Stadtmuseum durchgeführt wurde, war eine Bestandsaufnahme geschichtspolitischer und gedächtnishistorischer Studien. In drei Sektionen und zwei Abendvorträgen standen die Konzepte „Geschichtspolitik“ und „kollektives Gedächtnis“ im analytischen Fokus. Nach etwa zwanzig Jahren wissenschaftlicher und öffentlicher Auseinandersetzungen mit diesen Ansätzen zog man in Kiel Bilanz und eröffnete neuere Zugänge zum Forschungsgegenstand.

In seinem temperamentvollen Abendvortrag im gutbesuchten Kieler Stadtmuseum setzte sich ETIENNE FRANÇOIS (Berlin) zur Tagungseröffnung mit den Begriffen ‚Geschichte’ und ‚Gedächtnis’ und ihrem Verhältnis auseinander. Der Begriff ‚Gedächtnis’ habe in den letzten beiden Jahrzehnten eine enorme Aufwertung erfahren, so dass man heute sogar von einem Zeitalter des Gedenkens sprechen könnte. Für die Historikerinnen und Historiker stelle dies eine enorme Herausforderung dar, der sie nur begegnen könnten, indem sie das Gedächtnis zum Objekt der historischen Forschung erklärten. François stellte die These auf, dass der scheinbare Gegensatz ‚Geschichte’ und ‚Gedächtnis’ nur ein Teil der Realität sei. So hätten beide Begriffe eine ähnliche Einstellung zur Vergangenheit: Beide würden versuchen Stellung zu nehmen und hätten eine entsprechend elementare Einteilung von Zeit. Beide Komplexe könnten individuell und kollektiv sein und beide würden Interpretationen der Vergangenheit liefern. Diese Ähnlichkeiten würden erklären, warum der Versuch, die Begriffe scharf voneinander zu trennen, zum Scheitern verurteilt sei.

Sektion I: Zur Genese der Konzepte „Geschichtspolitik“ und „kollektives Gedächtnis“

HEIDEMARIE UHL (Wien) musste ihr Erscheinen kurzfristig absagen, so dass Harald Schmid das Manuskript ihres Referats verlas. Als Ausgangspunkt für ihre Überlegungen zum Zusammenhang von ‚Gedächtnis’ und ‚Gesellschaft’ diente die Transformation der Gedächtnislandschaft Berlins. Dieser Zusammenhang ergebe sich aus zwei Aspekten: Zum einen stehe die Genese von ‚Gedächtnis’ als Leitbegriff der kulturwissenschaftlichen Wende in den Geisteswissenschaften (Aleida Assmann) in engem Zusammenhang mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen im ausgehenden 20. Jahrhundert und zum anderen seien den theoretischen Grundlagen des ‚Gedächtnis’-Paradigmas unterschiedliche Vorstellungen von Gesellschaft eingeschrieben, die vor allem bestimmte Praxisformen im Handlungsfeld ‚Gedächtnis’ erfassten. ‚Gedächtnis’ sei von Prozessen und Logiken einer sozialen „mémoire involontaire“ beeinflusst, für die Uhl den Begriff ‚Palimpsest’ vorschlug. Die Präsenz bestimmter historischer Bezugspunkte im Funktionsgedächtnis von Gesellschaften beziehungsweise das Verschwinden anderer im Speicher der Geschichte hänge offenkundig damit zusammen, dass die Logiken im Feld des Gedächtnisses nicht allein durch intentionale Handlungsformen der kulturellen Pflege bestimmt werden, sondern auch durch die Dimension des Emotional-Affektiven.

Mit seinem Vortrag leistete HARALD SCHMID (Kiel/Hamburg) einen Beitrag zur Historisierung des Forschungskonzeptes Geschichtspolitik. Er problematisierte vor allem die Normalität, mit der sowohl in den Zeitungen, als auch im politisch-historischen Diskurs von ‚Geschichtspolitik’ gesprochen würde, obwohl es bislang kaum Forschungen zu der Frage gebe, woher Idee und Begriff der ‚Geschichtspolitik’ stammen, welche allgemeinen Bedingungen die Prägephase bestimmten und was seinen Weg in die Forschung prägte. Der Aufstieg des Begriffs ‚Geschichtspolitik’ sei Teil eines breiten politisch-kulturellen Paradigmenwechsels zwischen den 1970er- und 1990er-Jahren, der durch kulturkämpferische Auseinandersetzungen um Geschichte als Mittel der Politik vorbereitet wurde. Als analytisches Raster stellte Schmid fünf Kernbereiche des ‚Geschichtspolitik’-Konzepts zur Diskussion, auf die keine Studie zum politischen Umgang mit Geschichte verzichten könne: - Formen und Mittel (Wie); - Inhalte und „Produkte“ (Was); - Funktionen (Wozu); - Akteure (Wer); - Normative Kontexte (Warum). Die Diskussionen um ‚Geschichtspolitik’ als Teilströmung ließen sich in wissenschaftlicher Hinsicht als Teilströmung jenes interdisziplinären Paradigmas verstehen, das sich um die Kategorien ‚Erinnerung’ und ‚Gedächtnis’ gebildet habe.

Mit ihrem Referat leitete SABINE SCHINDLER (Halle/S.) bereits zum empirischen Teil der Tagung über. Schindler diagnostizierte, dass seit den 1980er-Jahren die Beschäftigung mit ‚Geschichtspolitik’ stark zugenommen habe. In den USA habe man im Zuge dieser Bewegung versucht, die Aussagen von Holocaust-Zeitzeugen zu bewahren. In der multi-ethnischen Einwanderungsgesellschaft stelle sich die Frage nach einem kollektiven Gedächtnis mit aller Schärfe. Die Besonderheit der Vereinigten Staaten, die von der Pluralisierung der Partikulargedächtnisse geprägt seien, stelle in diesem Zusammenhang die Geschichtsdarstellungen in Gedenkorten dar, in denen Geschichte auf die Entwicklung von Freiheit reduziert werden würde. Schindler sprach in diesem Kontext von „prothetischer Erinnerung“, die durch die physisch fühlbare Komponente und die Austauschbarkeit gekennzeichnet, jedoch nicht automatisch richtig sei und appellierte an das hohe empathische Potenzial, das in der medialen Vermittlung stecke.

Sektion II: Bilanz und Kritik

KNUD ANDRESEN (Kiel) legte in seinem Vortrag exemplarisch dar, dass der Spatial Turn für die Analyse von ‚Geschichtspolitik’ einen fruchtbaren Ansatz darstellt. ‚Geschichtspolitik’ bestehe aus zwei Ebenen, der Erinnerungskultur und der politischen Handlungsebene. In diesem Zusammenhang sei die signifikante Schieflage der Analysen zu bemängeln. So würden beispielsweise Denkmäler, Geschichtsbilder oder Geschichtskulturen im Mittelpunkt stehen, während sowohl die Akteure und Rezipienten als auch die Rahmenbedingungen ihres Handelns und ihrer Kommunikationsmöglichkeiten unterschlagen würden. Als Beispiel führte Andresen die geschichtspolitische Skandalisierung des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Filbinger an, dessen Rücktritt nicht allein aus dem geschichtspolitischen Diskurs über seine NS-Vergangenheit als Richter resultierte. Als entscheidende Komponente sei hinzugekommen, dass die CDU in dieser Zeit ihr Image wandeln wollte und Filbinger durch seinen Einsatz bezüglich des Radikalenerlasses als hinderlich wahrgenommen wurde. Andresen forderte deshalb eine diachrone Betrachtungsweise. Durch die Zusammenschau ergäben sich dann Rückschlüsse über den Status und das Wirken der Akteurin und des Akteurs im sozialen Raum und damit auch Aussagen über den möglichen Erfolg ihrer und seiner ‚Geschichtspolitik’.

Die Weimarer Republik ist bisher kaum unter dem Aspekt der ‚Erinnerungspolitik’ analysiert worden. Deshalb plädierte JANINA FUGE (Hamburg) in ihrem Vortrag dafür, erinnerungskulturelle und geschichtspolitische Fragen an die Zeit der Weimarer Republik zu stellen. In ihrer noch laufenden Dissertation untersucht sie das Hamburger Stadtgedächtnis in der Zeit von 1918 bis 1933 und geht unter anderem der Frage nach, ob Weimars Erinnerungskultur ein Anzeichen für Krisenhaftigkeit darstellte. Innerhalb der Gesellschaft der Weimarer Republik hätten sich zwei konträre Richtungen des Gedenkens gegenübergestanden: Zum einen sei es das „Reichsgedenken“ gewesen, das Ereignisse und Wegmarken der Geschichte des Deutschen Reiches in Szene setzte, zum anderen habe es das „republikanische Gedenken“ gegeben, das die geschichtlich neue Situation der ersten deutschen Republik zu fokussieren suchte. Für Hamburg in der Weimarer Republik sei grundsätzlich festzustellen, dass es ein starkes Bedürfnis nach historischer Grundierung der Gegenwart gegeben habe.

Mit Sigmund Freuds psychoanalytischem Konzept der Nachträglichkeit stellte CHRISTINE KIRCHHOFF (Berlin) eine differente Annäherung an das Tagungsthema vor. Obwohl es sich bei der Nachträglichkeit um eine aus dem Jahr 1895 stammende Theorie handelt („Entwurf einer Psychologie“), hält Kirchhoff sie für höchst aktuell. Der Nachträglichkeit zufolge stelle die individuelle Erinnerung einen Prozess des ständigen Übersetzens und Entübersetzens des Vergangenen dar. In diesem Zusammenhang sprach Kirchhoff von „Erinnerungsverfälschung“, da das, was wir erinnern, oftmals davon gelenkt würde, wie erträglich es sei. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich ihrer Meinung nach für die ‚Geschichtspolitik’ in Deutschland folgende Konsequenzen ziehen: Erinnerungsarbeit in Deutschland müsse es sich zur Aufgabe machen, populäre Übersetzungen zu kritisieren, Erinnerungen immer wieder zu entübersetzen und dem „Hang zur Synthese“ (Laplanche), dem Versuch, nachträglich die Geschichte zu einer sinnvollen Erzählung zu machen, zu widerstehen.

MARCEL VOM LEHN (Berlin) ging bei seinem Vortrag von seiner vergleichenden empirischen Untersuchung zu deutschen und italienischen Historikern und ihrem öffentlichen Engagement nach dem Zweiten Weltkrieg aus. Er machte sowohl auf die stark nationalgebundene Erforschung von ‚Erinnerungskulturen’ aufmerksam als auch auf die noch geringe Betrachtung der Wechselwirkungen zwischen gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Erinnerung an die Vergangenheit. Durch Untersuchungen, die mehrere ‚Erinnerungskulturen’ berücksichtigen, könnten neue Perspektiven eröffnet und Stereotype aufgebrochen werden. Dem hergebrachten Bild des deutschen Wissenschaftlers als Mandarin und dem des italienischen als Intellektuellen widersprechend, habe es von Lehns Erkenntnissen nach sowohl deutsche Historiker gegeben, die bewusst den Weg in die Öffentlichkeit gesucht hätten, um gezielt die gesellschaftliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen, wie auch auf der anderen Seite italienische Historiker bewusst auf öffentliche Praxis verzichtet hätten, weil ihnen eine für die breite Vermittlung ihrer Thesen notwendige Vereinfachung widerstrebt habe.

In seinem Abendvortrag untersuchte JÜRGEN REULECKE (Gießen) Erinnerungskulturen in der Bundesrepublik. Zunächst definierte er die Begriffe ‚Generationalität’ und ‚Generativität’. ‚Generationalität’ gibt nach seiner Definition einen Hinweis darauf, dass Menschen sich unter Berücksichtigung ihrer erlebten Geschichte und der Kontexte, die sie umgeben, in ihrer Zeit selbst verorten und sich damit verbundene Sinnstiftungen vollziehen. Der Begriff der ‚Generativität’ ist aus der Entwicklungspsychologie übernommen und wird von Reulecke als Abfolge von Generationen definiert, die dann brisant wird, wenn eine Generation nach traumatischen Erlebnissen versucht, ihre Erfahrungen vor der nächsten Generation zu verheimlichen. In einem seiner ausgewählten Beispiele beschäftigte er sich mit Angehörigen der so genannten „Jahrhundertgeneration“, der Generation der männlichen, zwischen 1902 und 1912 geborenen Deutschen, die sich 1947 zum „Freideutschen Kreis“ zusammenschlossen. Kennzeichnend für diese Altersgruppe, die Sebastian Haffner als „eigentliche Generation des Nazismus“ bezeichnete, sei die mangelnde Bereitschaft zur Trauerarbeit. Laut Reulecke habe erst die Generation der um 1930 Geborenen für ein Umdenken gesorgt. Diese Altersgruppe habe die Mitglieder des „Freideutschen Kreises“ aufgrund ihrer Weigerung das Erlebte zu reflektieren, angeklagt und neue wissenschaftliche Ergebnisse geliefert.

Sektion III: Entwicklungsperspektiven der Forschung

In der Sektion III setzte sich zunächst HORST-ALFRED HEINRICH (Stuttgart/Gießen) aus der Sicht der Politikwissenschaft mit ‚kollektiven Erinnerungen’ auseinander. Im Mittelpunkt seines Vortrages stand die Frage nach der Bedeutung des Rückgriffs auf die Vergangenheit für die Konstituierung von demokratischer Stabilität, deren Beantwortung er sich mit Hilfe des Konzepts politischer Kultur annäherte. Einstellungen zur politischen Kultur, zum politischen Prozess und zu politischen Handlungen seien für die Stabilität demokratischer Ordnungen von Bedeutung. Die generalisierte Einstellung zum System - die die Einstellung zur politischen Gemeinschaft, zur politischen Ordnung und zu den politischen Handlungsträgern umfasse - habe in diesem Zusammenhang einen herausragenden Stellenwert. Die Identifikation mit der politischen Gemeinschaft (Nation) sei grundlegend für die Entstehung eines politischen Systems. Demnach müsse Geschichtsbewusstsein als zusätzlicher Faktor im Konzept politischer Kultur berücksichtigt werden. Laut Heinrich könnte sich die inhaltliche Ergänzung des Modells politischer Kultur um David Eastons Konzept des politischen Systems als lohnend für weitere Forschungen in der Geschichtswissenschaft erweisen.

Der Vortrag von CLAUDIA LENZ (Oslo) wurde von der Frage getragen, wie Vermittlung von Geschichte wirklich stattfindet. In einer Studie erforschte Lenz, wie Besucherinnen und Besucher der Daueraustellung im HL Senteret (Center for studies of Holocaust and Religious Minorities in Norway) in Oslo und der Gedächtnisstätte Falstad ihre Eindrücke in die ganz persönlichen Erinnerungstopografien mit einbauten. Sie kam zu dem Fazit, dass Individuen ihre persönlichen Vergangenheitsbezüge den dominierenden öffentlichen Narrativen und Deutungen nicht einfach anpassen, sondern sie vielmehr „passfähig“ zu ihren eigenen machen würden. Zumeist stehe ein Repertoire narrativer Elemente und Deutungsoptionen zur Verfügung, die konkret-abhängig aktivierbar seien. Die Wirkungen geschichtspolitischer und -pädagogischer Bemühungen seien demnach viel weniger linear und kontrollierbar als zumeist angenommen.

Auch im Vortrag von CLAUDIA FRÖHLICH (Berlin) ging es um Vermittlungsinstanzen. Sie beschäftigte sich mit der Bedeutung der Konstruktion von Geschichte im Internet. Das Internet mit seiner Möglichkeit zum Hypertext-Diskurs zeichne sich durch erkenntnisoffenes, nicht hierarchisches und selbstbestimmtes Lernen aus. Im Internet könne Geschichte mehrdimensional erfasst werden, die User würden eigenständig systematisieren und sich „produktiv verlieren“ können. Die Webseiten zum Thema Holocaust seien oft durch vier Merkmale gekennzeichnet: Erstens seien sie linear aufgebaut; zweitens seien sie kohärent; drittens seien sie interaktiv; und viertens sei Wissenschaft weitestgehend abwesend. Für Fröhlich macht die Kohärenzbildung im Internet eine Universalisierung des Themenkomplexes Holocaust und die Loslösung vom konkreten Ort möglich. Das Internet böte differenzierte ‚Erinnerungskulturen’ an. Daraus würden sich für die Historikerinnen und Historiker drei Perspektiven ergeben: Geschichtsforschung sollte im Internet präsentiert werden, die Reflexion Geschichte und Erinnerung erhielte eine neue Relevanz durch die Neuen Medien und die Analyse des Wissens zweiter Ordnung würde in Zukunft an Bedeutung gewinnen.

Die Kieler Tagung war in zweierlei Hinsicht weiterführend: Zum einen hat sie Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Disziplinen zusammengebracht, was zu einem fruchtbaren Austausch führte. Zum anderen konnten sich die Teilnehmenden produktiv in den Inhalten verlieren. Während der gesamten Konferenz stand der Grundgedanke der Tagung im Fokus. So wurden Fragen zur Genese der beiden Topoi ‚Geschichtspolitik’ und ‚kollektives Gedächtnis’ geklärt und theoretische und praktische Konzepte zur Umsetzung in diesem Forschungsfeld diskutiert. Neue Erkenntnisfortschritte könnten sicherlich das Konzept des diachronen Vergleichs und die Überwindung der nationalgebundenen Erforschung von ‚Erinnerungskulturen’ bringen.

Kurzübersicht:

Abendvortrag
Geschichte und Gedächtnis
Prof. Dr. Etienne François (Berlin)

Sektion 1: Zur Genese der Konzepte „Geschichtspolitik“ und „Kollektives Gedächtnis“
Kollektives Gedächtnis – Genese und Transformation eines theoretischen Konzepts
Univ.-Doz. Dr. Heidemarie Uhl (Wien)
20 Jahre „Geschichtspolitik“ – vom tagespolitischen Kampfbegriff zum Forschungskonzept
Dr. Harald Schmid (Kiel/Hamburg)
Wider den Essentialismus: Erinnerungstheoretische und -politische Ansätze der US-amerikanischen Memory Studies
Dr. Sabine Schindler (Halle/Saale)

Sektion 2: Bilanz und Kritik
Die Erforschung von Geschichtspolitik unter Aspekten des Spatial turn
Knud Andresen (Kiel)
„Bürgerkrieg der Erinnerungen“ oder Zwei-Fronten-Gedenken? Von der Notwendigkeit der erinnerungskulturellen Auseinandersetzung mit der Weimarer Republik
Janina Fuge, M.A. (Hamburg)
Zur Nachträglichkeit kollektiver Erinnerungsprozesse: Erinnerung als Entübersetzung
Dr. des. Christine Kirchhoff, Dipl.-Psych. (Berlin)
Die Historiker und ihr Umgang mit Nationalsozialismus und Faschismus in der Öffentlichkeit. Deutschland und Italien im Vergleich (1943/45-1960)
Marcel vom Lehn, M.A. (Berlin)

Abendvortrag
Die Zukunft der Vergangenheit: Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik nach dem Zweiten Weltkrieg
Prof. Dr. Jürgen Reulecke (Gießen)

Sektion 3: Entwicklungsperspektiven der Forschung
Sind kollektives und kulturelles Gedächtnis unabhängige oder intervenierende Variablen bei der Konstituierung sozialer Identität? Gedanken zur Weiterentwicklung eines theoretischen Konzepts
PD Dr. Horst-Alfred Heinrich (Stuttgart, Gießen)
Gedenkorte als Brenngläser von Geschichtspolitik, öffentlicher Erinnerung und individueller Sinnbildungsweisen
Dr. Claudia Lenz (Oslo)
Zwischen Universalisierung und Individualisierung – Erinnerung an den Holocaust und Geschichtspolitik im World Wide Web
Dr. Claudia Fröhlich (Berlin)