50 Jahre Gedenkstätte Ravensbrück

50 Jahre Gedenkstätte Ravensbrück

Organisatoren
Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/ Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten
Ort
Ravensbrück
Land
Deutschland
Vom - Bis
11.09.2009 - 13.09.2009
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Von
Katharina Täufert, Universität Potsdam

Fünfzig Jahre Gedenkstätte Ravensbrück. Dieses Jubiläum nahm die Einrichtung vom 11.-13. September 2009 zum Anlass für einen kritischen Rückblick auf ihre Geschichte der Einrichtung. In Lesungen, Vorträgen und Podiumsgesprächen ging es zum einen um das Engagement von Überlebenden für die Errichtung einer würdigen Stätte zur Erinnerung an den nationalsozialistischen Terror, den Widerstandskampf und die Leiden der Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück. Zum anderen galt es, die geschichtspolitischen Funktionen der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte im Rahmen des staatlichen Antifaschismus der DDR in den kritischen Rückblick einzubeziehen. Dass sich diese beiden Ziele im Verlauf der Veranstaltung nicht immer leicht vereinbaren ließen, dürfte kaum jemanden überrascht haben. Zur Bandbreite der erörterten Themen gehörten die Vorstellungen der Überlebenden in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die Durchsetzung staatlicher Vorgaben ebenso wie die damaligen Ziele der Gestalter der Anlage, der Landschaftsarchitekten des Architektenkollektivs Buchenwald.

Insbesondere der Auftakt mit einer „Langen Nacht der Lesungen“ trug dazu bei, das Interesse an unterschiedlichen Zugängen zur Geschichte des Lagers und der Gedenkstätte zu wecken. Sechzehn Autorinnen skizzierten jeweils eine Biographie einer Überlebenden des Konzentrationslagers bzw. engagierter Frauen, die sich wie Fanny Mütze-Specht für die Errichtung der Gedenkstätten einsetzten.

Am konkreten Beispiel der Biografien fanden solch umstrittene Themen wie das Verhältnis der Mithäftlinge zu den Funktionshäftlingen ebenso Erwähnung wie die viele „Ravensbrückerinnen“ vereinende Sorge, das unvorstellbare Grauen der Konzentrationslager würde in Vergessenheit geraten, im schlimmsten Fall angezweifelt oder geleugnet werden. Dabei sparten die Autorinnen auch biografische Brüche im Verhältnis zur Staatsmacht und Reibungen der Frauen innerhalb der Lagerarbeitsgemeinschaft nicht aus. Hier warf vor allem das von der US-amerikanischen Historikern CAROLYN GAMMON gezeichnete Portrait der ehemaligen „Ravensbrückerin“ Johanna Krause ein zwielichtiges Bild auf den Umgang mit NS-Täterschaft in der DDR: Nachdem Johanna Krause in der gemeinsam mit ihrem Ehemann im sächsischen Striesen geführten Gaststätte in dem SED-Parteisekretär den ehemaligen deutschen SS-Offizier Herbert Ossmann, der sie in der NS-Zeit vergewaltigt und zu ermorden versucht hatte, erkannte, geriet sie in Konflikt mit der Staatsmacht. Während Ossmann später offenbar für den sowjetischen Geheimdienst arbeitete, blieben sämtliche Versuche der Anklage erfolglos. Johanna Krause und ihr Ehemann wurden verhaftet und verloren die Betriebskonzession für die Gaststätte. Die Lagerarbeitsgemeinschaft distanzierte sich von Johanna Krause. Das Verhältnis blieb – wie Carolyn Gammon aus eigener Erfahrung zu berichten wusste – bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 angespannt.

So zufällig die Auswahl der Biografien nach Auskunft der Autorinnen auch gewesen sein mögen, so vermochten sie doch einen guten Eindruck von der Unterschiedlichkeit der Frauen, ihren verschiedenen Vorstellungen von einer Gedenkstätte zu Ehren ihrer ermordeten Kameradinnen sowie ihren Handlungsstrategien gegenüber den Vorstellungen der Staatsmacht zu vermitteln. Allerdings – dies sei ebenfalls nicht verschwiegen – erschien dann die „Lange Nacht“ mit ihrer insgesamt vierstündigen Lesung doch etwas allzu lang. Dass insbesondere die Überlebenden bis zuletzt interessiert zuhörten und auch am nächsten Tag der Veranstaltung pünktlich erneut vor Ort waren, hat bei vielen Teilnehmenden Bewunderung und Respekt hervorgerufen.

Bereits in den Begrüßungsworten der Leiterin der Gedenkstätte INSA ESCHEBACH, der Ravensbrück-Überlebenden IRMA TRKSAK, der Ministerialdirektorin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien INGEBORG BERGGREEN-MERKEL und der Vorsitzenden der Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V. ANNEMARIE MÜLLER sowie von PETER PLIENINGER für den Internationalen Freundeskreis Gedenkstätte Ravensbrück e.V. sowie SIMONE ERPEL für die Dr. Hildegard-Hansche-Stiftung schien die Bandbreite an Deutungen der Geschichte der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück auf. Während Insa Eschebach und Ingeborg Berggreen-Merkel u.a. deren geschichtspolitische Funktion und die Behauptung der SED, in der DDR sei das Vermächtnis von Ravensbrück erfüllt worden, in den kritischen Blick nahmen, erinnerte sich Irma Trksak an bewegende Gedenkzüge bei ihrer Einweihung und Annemarie Müller betonte, welch würdevoller Ort des Gedenkens hier entstanden sei. Insbesondere das Engagement der ehemaligen Häftlinge bei der Aufspürung von NS-Tätern dürfe nicht in Vergessenheit geraten. Auch unterschiedliche Vorstellungen zur aktuellen Gestaltung schienen bereits in diesen ersten Wortbeiträgen auf.

In ihrem einführenden Vortrag erinnerte Insa Eschebach daran, dass es ehemaligen Häftlingen und Unterstützerinnen – allen voran der bereits erwähnten Fanny Mütze-Specht – zu verdanken sei, gegen den sorglosen Umgang mit dem Ort des Verbrechens in der Nachkriegszeit hinzuweisen. Die Nutzung des Geländes durch die Rote Armee hatte zur Folge, dass zur Zeit der Planungen der Gedenkstätte kaum noch bauliche Relikte vorhanden gewesen seien. Über deren konkrete Gestaltung sollten die Ansichten in der Folgezeit immer wieder auseinander gehen. Insbesondere die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der ehemaligen Häftlinge und deren Durchsetzungschancen warf ein interessantes Licht auf die politischen Rahmenbedingungen und Ziele der 1950er- und 1960er-Jahre.

Zu diesem Kapitel gehört die Funktion der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte innerhalb des staatlichen Antifaschismus, auf die Insa Eschebach in ihrem Vortrag ebenfalls dezidiert einging. Aus heutiger Sicht mute die Nutzung eines Ortes des Mordens und Sterbens für die öffentliche Demonstration der Waffenbrüderschaft mit der UdSSR durch Ehrenwachen und militärische Formationen zwiespältig an. Der Ort sei bis zum Ende der DDR von enormer geschichtspolitischer Bedeutung gewesen. Selbst als Mitte der 1980er-Jahre zunehmend Verfolgten- und Opfergruppen jenseits der kommunistischen Widerstandskämpferinnen einbezogen worden seien, sei dies unter dem wachsamen Auge der Staatssicherheit geschehen.

Die anschließenden Vorträge beleuchteten die Mahn- und Gedenkstätte aus verschiedenen Perspektiven und trugen dazu bei, ein differenziertes Bild der Einrichtung zu zeichnen. BÄRBEL SCHINDLER-SAEFKOW, Tochter der Widerstandskämpferin Aenne Saefkow, schilderte anhand von Fotografien eindrücklich ihre persönlichen Erinnerungen und Prägungen durch das Schicksal ihrer Mutter und deren Engagement für die Nationale Mahn- und Gedenkstätte.

RITA PAWLOWSKI hingegen widmete sich dem Verhältnis des Demokratischen Frauenbundes (DFD) als staatlicher Organisation und den ehemaligen Häftlingsfrauen von Ravensbrück. Die Referentin, selbst ehemalige Vorsitzende des DFD, führte selbstkritisch und überzeugend aus, dass es vor allem deshalb kaum Berührungspunkte zwischen den ehemaligen „Ravensbrückerinnen“ und dem Verbund gegeben habe, da dieser sich im Interesse der Steigerung der Mitgliederzahlen kleineren Funktionsträgerinnnen der NSDAP geöffnet und sich für deren Interessen eingesetzt habe. Während es also zu einer konkreten Zusammenarbeit nicht gekommen sei, sei die Gedenkstätte Ravensbrück im Unterschied zu den Einrichtungen in Buchenwald und Sachsenhausen zunehmend für die Propagierung der Frauenpolitik der SED genutzt worden.

Abschließend ging SUSAN HAGERFORST (Rotterdam) auf die Rolle der westeuropäischen Ravensbrück-Überlebenden ein und schilderte unter anderem die Schwierigkeiten, die sich während des Kalten Krieges in der Zusammenarbeit zwischen Kommunistinnen und anderen Verfolgtengruppen zugespitzt hätten. In der Gründung der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte wiederum sah sie ein integrierendes Moment, das die zum Erliegen gekommene Zusammenarbeit zumindest teilweise erneut zu beleben vermocht habe. Im Hinblick auf die Neugestaltung der Gedenkstätte seit 1990, so Susan Hagervorsts Blick in die Gegenwart, würden die Lagerarbeitsgemeinschaften zumeist die Auffassung vertreten, die durch die verschiedenen Komitees gestalteten nationalen Gedenkräume stünden für sich, seien Orte des Gedenkens und bedürften keiner historisierenden Erklärungstafel.

Gerade diese behutsame Kommentierung der Gedenkräume, die zumeist vor allem den kommunistischen Widerstandskampf der inhaftierten Frauen würdigen, war es jedoch, die die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur JOHANNA WANKA als nachfolgende Rednerin besonders positiv als reflektierten Weg der Auseinandersetzung mit dem staatlichen Antifaschismus hervorhob. Als Vertreterin der Landesregierung hob sie die besondere Bedeutung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück im Kontext der brandenburgischen Erinnerungskultur hervor. Sie sei selbstredend ein herausragender Gedenkort zur Erinnerung an den nationalsozialistischen Terror. Darüber hinaus zähle sie zu den wichtigsten Einrichtungen der historisch-politischen Bildungsarbeit, Dokumentation und Forschung des Landes. Besonderer Respekt gebühre den Verantwortlichen für die Auseinandersetzung mit NS-Täterschaft an diesem Ort – ein Thema, das sowohl in der Forschung als auch in den NS-Gedenkstätten erst allmählich in den Mittelpunkt des Interesses gerückt sei. Zudem sei die Gedenkstätte ein wichtiger Lernort für die Auseinandersetzung mit der NS-Alltagsgeschichte, indem sie sich dem Verhältnis der Stadt Fürstenberg und Konzentrationslager bzw. der Gedenkstätte widme. Nicht zuletzt habe sie mit der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Lagerbordelle und der Zwangsprostitution Tabus in der deutschen Erinnerungskultur gebrochen, die weiter und auch außerhalb Ravensbrücks hinterfragt werden sollten.

In die folgenden Podiumsdiskussion über regionale, nationale und europäische Erinnerungskulturen, an der darüber hinaus Ingeborg Berggreen-Merkel, der Bürgermeister der Stadt Fürstenberg ROBERT PHILIPP sowie Susan Hogervorst teilnahmen, begründete Wanka ihre Auffassung, von einer gesamteuropäischen Erinnerungskultur könne und solle nicht undifferenziert die Rede sein: Wo keine gemeinsamen Erfahrungen gemacht worden seien, könne keine gemeinsame Erinnerung eingefordert werden. Eine vereinheitlichende, homogenisierende Erinnerung trüge – so in Anlehnung an eine These des Direktors der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Volkhard Knigge – totalitären Charakter.

Der Bürgermeister der Stadt Fürstenberg Robert Philipp wiederum setzte sich mit dem schwierigen Verhältnis der Bewohner Fürstenbergs zu den ehemaligen Häftlingen und zur Gedenkstätte auseinander. Dies, so führte er aus, sei geprägt durch Gefühle wie Schuld, Scham und Zwang – Ambivalenzen, die bis heute anhalten würden.

Obwohl viele kontroverse Themen angerissen wurden, kam eine engagierte Publikumsdiskussion erstaunlicher Weise kaum in Gang. Allein der Vertreterin der Lagergemeinschaft Ravensbrück Annemarie Müller war es vorbehalten, auf eine entsprechende Frage hin zu erklären, für die in den Lagerarbeitsgemeinschaften organisierten Frauen habe es 1989 keinen Bruch gegeben. Vielmehr hätten sie sich immer schon für die Aufarbeitung des Nationalsozialismus eingesetzt. Zu einer anderen Sicht auf der Grundlage einer neu zugänglichen Quellenlage und bedeutend mehr Kenntnissen der Fakten ist es offenbar tatsächlich nicht gekommen. Dieser kurze Beitrag vermittelte einen Eindruck von den sich grundsätzlich und unvereinbar gegenüberstehenden Geschichtsdeutungen, die erst am Ende der Veranstaltung deutlicher zutage treten sollten.

Ein Gedenken am Ufer des Schwedtsees zu Fuße der Skulptur „Die Tragende“ von Will Lammert sowie ein bewegendes Konzert der Gruppe „Coincidence“ mit der Ravensbrück-Überlebenden Esther Bejarano und ihrer Tochter sorgten für einen würdigen Abschluss des an Vorträgen reichen Tages.

Der zweite Tag der Veranstaltung war vor allem der eigentlichen Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte gewidmet. In dem sehr inspirierenden und mit vielen interessanten Details gespickten Vortrag von KÄTHE DOST ging es um die Biografie und das Schaffen des Künstlers Will Lammert. Durch die Besetzung des anschließenden Podiums mit den damaligen Architekten des „Buchenwald-Kollektivs“ HUBERT MATTHES und LUDWIG DEITERS erhielt das Publikum die Gelegenheit zum Einblick in deren damaligen Intentionen und heutigen Sichtweisen. Ohne hier im Einzelnen auf ihre Argumentation eingehen zu können, so bleibt doch festzuhalten, dass die Architekten den Einfluss von politischen Vorgaben auf die Gestaltung heute kritisch einschätzen, letztendlich jedoch an der damaligen Gestaltungsidee festhalten würden.

Nachdem der Vertreter des Zentralrats der Juden PETER FISCHER den Vorschlag unterbreitet hatte, die sich heute in der Großen Hamburger Straße in Berlin befindende, ursprünglich jedoch für die Aufstellung am Fuße der „Tragenden“ vorgesehen Figurengruppe als Duplikat herzustellen und nach Ravensbrück zu bringen, wurde dieser Vorschlag interessiert aufgenommen und diskutiert.

Während die Beiträge zur Geschichte der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte und die kritische Bewertung ihrer Funktionen im Rahmen des staatlichen Antifaschismus bis zu diesem Zeitpunkt erstaunlich wenig Kontroversen ausgelöst hatten, so sollte sich dies bei der Abschlussveranstaltung grundsätzlich ändern: Thema des Vortrags von KATJA BAUMGÄRTNER war „Die Gedenkstätte im Medium der Einführungsfilme“. Sie präsentierte unter anderem Ausschnitte von im Auftrag des Komitees der Antifaschisten Widerstandskämpfer entstandenen DEFA-Filmen wie „Der Augenzeuge“ aus dem Jahr 1959 und „Das Vermächtnis“ von 1965 und versuchte, sie kritisch in ihren geschichtspolitischen Kontext einzuordnen. Davon abgesehen, dass die Präsentation der Ausschnitte deutlich zu lang geriet und die Bewertung der politischen Botschaften der Filme teilweise zu wenig argumentativ untermauert wurde, erstaunte doch die Vehemenz, mit der das Publikum auf diesen kritischen Blick auf den Antifaschismus reagierte. Die Folge war ein emotionsgeladenes Wortgefecht, indem Vertreter/innen des Freundeskreises das Vermächtnis der antifaschistischen Kämpfer und die Erinnerungskultur der DDR verunglimpft sahen. Insbesondere mit Blick auf die Einbindung ehemaliger Nationalsozialisten in das staatliche Gefüge der Bundesrepublik betonten die Verteidiger des Antifaschismus der DDR seine Bedeutung für die Überlebenden und für sie selbst als Nachgeborene.

So bestätigte sich im Verlauf dieser Diskussion, was in den Beiträgen zuvor immer wieder beschrieben worden war: In den Debatten über einen angemessenen Umgang mit den NS-Verbrechen und mit dem staatlichen Antifaschismus der DDR treffen die unterschiedlichsten Erfahrungen und Standpunkte aufeinander und sorgen bis heute für kontroverse Diskussionen. Dies an sich ist weder zu kritisieren noch zu überwinden. Die Diskussionen über die Neugestaltung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück – dies hat diese Veranstaltung auch gezeigt – werden anhalten und sicherlich auch weiterhin kontrovers geführt werden. Die mögliche Aufstellung der Figurengruppe aus der Großen Hamburger Straße in Berlin gehört genauso dazu wie die wiederholt geforderte Erschließung des Geländes des ehemaligen Männerlagers und sogenannten Jugendschutzhaftlagers Uckermarck.

Doch war es in diesem Fall erstaunlich, mit welcher Vehemenz, der Referentin jedes ehrliche Erkenntnisinteresse und jedes Bemühen um Objektivität abgesprochen wurde. Stattdessen vermutete ein Teil des Publikums, sie wolle die „Kämpfer gegen den Faschismus“ verunglimpfen. Dabei hätte nur ein kurzer Blick in das bei der edition ost bereits Ende der 1990er-Jahre erschiene Buch „Das kurze Leben der VVN“1 genügt, um zu sehen, das die KZ-Überlebenden spätestens 1953 durch ihre eigenen aus dem Moskauer Exil heimgekehrten Genossen entmachtet worden sind. Nach der sogenannten Selbstauflösung der VVN und der Gründung des „Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer“ – dem Auftraggeber der vorgestellten DEFA-Filme – war es mit dem Pluralismus der Organisation ein für allemal vorbei und bestimmten die „Moskowiten“ um Ulbricht das machtpolitische Terrain der DDR. Dies festzustellen, hat mit einer Verunglimpfung der KZ-Überlebenden gar nichts, mit der Rekonstruktion historischer Abläufe und der Würdigung ihrer Lebensläufe mit all ihren Brüchen umso mehr zu tun. Bis heute scheint der kritische Blick zurück jedoch Gefahr zu laufen, mit der Denunziation damaliger Überzeugungen und Gefühle verwechselt zu werden.

Es wird zukünftigen Tagungen, Workshops und Geschichtsprojekten vorbehalten bleiben, auch weiterhin die kontroversen Sichtweisen und Standpunkte in die Neukonzeption der ehemaligen Nationalen Mahn- und Gedenkstätte einzubeziehen

Konferenzübersicht:

Begrüßung
Insa Eschebach (Ravensbrück) / Irma Trksak (Wien) / Ingeborg Bergreen-Merkel (Berlin) / Annemarie Müller (Berlin) / Peter Plieninger(Fürstenberg/Havel) / Simone Erpel (Fürstenberg): Begrüßung

Insa Eschebach (Ravensbrück): „Die Geschichte der Gedenkstätte Ravensbrück im Kontext der deutschen Nachkriegszeit“

Bärbel Schindler-Saefkow (Berlin): „Die internationalen Initiatorinnen des Gedenkortes Ravensbrück“

Rita Pawlowski (Berlin): „Der Demokratische Frauenbund Deutschlands und die Entstehungsgeschichte der Gedenkstätte Ravensbrück“

Susan Hagervorst (Rotterdam): „Die Gedenkstätte und die Lagergemeinschaft. Einige Beispiele aus Westeuropa“

Johanna Wanka (Potsdam): „Die Gedenkstätte Ravensbrück im Kontext der brandenburgischen Erinnerungskultur“

Podiumsdiskussion: „Die Gedenkstätte Ravensbrück im Kontext der regionalen, nationalen und europäischen Erinnerungskulturen“
(Moderation: Dr. Martina Weyrauch, Potsdam)

Podium der Generationen
(Moderation: Matthias Heyl)
Gedenken am Seeufer
Konzert: Esther Bejarano und die Gruppe Coincidence

Käthe Dost: „Die „Tragende“ von Will Lammert. Geschichten zur Geschichte“

Podiumsdiskussion: „Die Gedenkstättenanlage, die „Tragende“ und ihre Skulpturengruppe(Ravensbrück/Berlin)“
(Moderation: Dr. Insa Eschebach)

Diskussion: „Die Gedenkstätte im Medium der Einführungsfilme“
(Moderation: Matthias Heyl)

Anmerkung:
1 Detlef Hansel, Elke Reuter: Das kurze Leben der VVN von 1947 bis 1953, Berlin 1997.


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