Mittelalter in Kanon und Populärkultur 2. Studientag des Arbeitskreises Mittelalterrezeption

Mittelalter in Kanon und Populärkultur 2. Studientag des Arbeitskreises Mittelalterrezeption

Organisatoren
Arbeitskreis Mittelalterrezeption; mit der Staatlichen Bibliothek Passau
Ort
Passau
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.10.2009 - 11.10.2009
Url der Konferenzwebsite
Von
Simon Maria Hassemer, Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte II, Historisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität

Dass das Mittelalter Konjunktur habe, ist ein in letzter Zeit häufig anzutreffendes Postulat. Bestätigung hat es unter anderem durch die starke Resonanz des call for papers erfahren, das zur zweiten Tagung des Arbeitskreises für Mittelalterrezeption in Kanon und Populärkultur ausgeschrieben wurde. Die mediävistischen Kulturwissenschaften der Germanistik, Geschichte und andere bemühen sich mittlerweile verstärkt um eine Untersuchung der populärkulturellen Adaptionen dieser Epoche. Mittelalter-Rezeption beschränkt sich jedoch nicht auf diese kulturelle Sphäre in einem multimedialen Kommunikationszeitalter. Bereits mit dem ausgehenden Mittelalter setzte eine Zeit ein, in der mittelalterliche Texte kanonisiert und popularisiert, vergessen und wiedergefunden, rekonstruiert oder konstruiert wurden.

Diesem Forschungsfeld widmete sich bereits zum zweiten Mal der Arbeitskreis Mittelalterrezeption um die Germanisten STEFAN KEPPLER-TASAKI (Berlin) und MATHIAS HERWEG (Karlsruhe) in der Staatsbibliothek Passau. Das Mittelalter, so Herweg, gewinne als Reservoir des kulturellen Gedächtnisses zunehmend an Bedeutung, wobei es gattungs- und epochenübergreifend zu beschreiben und auszuwerten gelte, welche „faszinierend-frappierende“ Verbindungen die je zeitbedingten Medievalismen eingingen. Spielte bei der ersten Tagung in Berlin im Oktober 2008 die Mittelalterrezeption (oder -kontinuität?) in der Frühen Neuzeit eine stärkere Rolle, beschäftigte man sich diesmal eingehender mit literarischen Adaptionen der Populärkultur. Damit trat zugleich ein grundlegendes Problem auf, welches Keppler-Tasaki im Verlauf der Diskussionen pointiert umriss: „Wenn die Akademie von Populärkultur spricht, hat sie selten eine Ahnung, wovon sie spricht.“ Obwohl – oder gerade weil die kulturwissenschaftliche Auseinandersetzung mit Populärkultur in der deutschen Forschungslandschaft seit einigen Jahren en vogue ist, kann von einer terminologischen Trennschärfe kaum die Rede sein.1 Begriffe wie „Volkskultur“ als ein frühes Konzept der Romantik müssten dabei, wie Keppler-Tasaki in seinen einleitenden Worten umriss, von jüngeren wie der Massenkultur mit dem Verdacht auf Entfremdung in einer depressiven Gesellschaft und demjenigen der Populärkultur seit den 1960er-Jahren unterschieden werden. Dem Mittelalter käme im 19. Jahrhundert eine Schlüsselfunktion für Volkskultur und Popularität zu. Intertextuelle Bezüge zwischen Kanon und Populärkultur gälte es hierbei zu berücksichtigen.

Der Tagungsablauf bildete eine kulturhistorische Chronologie vom Ende des Mittelalters bis zu aktuellen hoch- und populärkulturellen Produkten der Mittelalterrezeption. Zwei Vorträge zur germanistischen Mittelalterdidaktik beschlossen die Tagung. Die Reihenfolge ist im Folgenden beibehalten.

So stellte MICHAEL RUPP (Chemnitz) Texte von Ende des 15. Jahrhunderts vor, die auf zu ihrem Zeitpunkt noch lebendige Traditionen zurückgriffen. Die humanistischen Autoren Samuel Karoch von Lichtenberg und Paulus Niavis rezipierten dabei volkssprachliche Erzählstoffe, die sie selbst nicht als historisch fern verstanden und übertrugen sie ins Lateinische. Obwohl Boccaccios Decamerone Karochs ironische Epistola iucunda (um 1492) beeinflusst hätten, handele es sich um keine Variation der Vorlage, sondern um Stoffe der eigenen Erzähltradition. Die Charakterzeichnung in seiner Geschichte De comite quodam ex Sopheya (um 1480) beispielsweise, sei eine andere als etwa diejenige Petrarcas. Auch Niavis‘ Historia occisorum in Kulm (um 1490) sei nicht als imitatio italienischer Vorbilder zu verstehen, sondern als emulatio: man wollte in einen Wettstreit treten und Erzählstoffe der eigenen Kultur mit denen der italienischen Renaissance gleichstellen. Die anschließende Diskussion ergab, dass obwohl den Drucken keine Zweitauflage vergönnt war, multiple Rezeptionsvorgänge der Stoffe ein Weiterleben bis in die Romantik garantierten.

Tiefer in die Frühe Neuzeit führende Rezeptionslinien präsentierte BIANCA HÄBERLEIN (Bochum). Anhand ausgewählter „Webstellen der Intertextualität“ entwirrte sie einzelne Diskursfäden religiöser und säkularisierter Motive. Ausgehend vom mittelhochdeutschen Wigalois seien diese im jiddischen Widuwilt, wie auch im Ammenmärchen Vom König Artus und dem bildschönen Ritter Wieduwilt für ihr jeweiliges Publikum umgestaltet worden. Die Frage, ob es sich bei der Wigalois-Rezeption weniger um eine Diskursbeteiligung als vielmehr Kulturbeteiligung in den zeitlichen wie religiös-kulturellen Kontexten handele (Karg), konnte in der Diskussionsrunde nicht abschließend geklärt werden.

Über die kulturgeschichtlich veränderte Konnotation des Begriffes „altdeutsch“ sprach NATHANAEL BUSCH (Marburg). Unter der vielseitigen attributiven Verwendung dieses Kunstworts seien bestimmte Aspekte vergangener Kultur verstanden worden, die im Kontext der Nationalbewegung im 19. Jahrhundert identitätsstiftend wirken sollten. Die Konstruktion einer altdeutschen Tracht sollte ein kulturelles Bewusstsein definieren. Ihr kam im Kontext des Wartburgfestes 1817 eine politische Bedeutung als neu, emanzipatorisch und revolutionär zu. Im Kontrast dazu wirke das altdeutsche Rückenschwimmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Chiffre für das Altbackene, Behäbige, zumal diese Technik mit den einsetzenden olympischen Spielen schnell als überholt begriffen wurde.

Einen Begriff vom „altdeutschen“, nicht aber vom Mittelalter, hatte auch der Romantiker Ludwig Tieck. Dessen Minnelieder-Übersetzungen von 1803 stellte STEFAN SCHERER (Karlsruhe) in den Kontext damaliger Popularisierungsdebatten. „Popularisierung“ meint hier nicht die historisch erst später fassbare Populärkultur. Vielmehr sollte mit Anspruch an eine Universalpoesie mittelalterliche Lyrik für den zeitgenössischen Leser verfügbar gemacht werden. Diese popularisierende Vergegenwärtigung der mittelalterlich-deutschen Literatur sei ein politischer Versuch der literarischen Kanonisierung gewesen. Philologische Genauigkeit einerseits und Popularisierungswille andererseits mündeten im Schlegelschen Konsens „nichts an dem eigentlichen Charakter der Gedichte und ihrer Sprache zu verändern“. Der Lautstand des Mittelhochdeutschen wurde bewahrt, auffällige Alterität jedoch abgemildert und angepasst. Wie in der Diskussion deutlich wurde, hatte Tieck kein Interesse am Mittelalter als Epoche. Es diente in dieser Rezeptionsweise als philologischer Faszinationsraum – als symbolischer Raum von Poetik.

Am anderen Ende dieses romantischen Raumes war man mit zwei Textkorpora des späten Joseph von Eichendorff angelangt. Im Beitrag von MATHIAS HERWEG (Karlsruhe) zu Eichendorffs Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands (1857) wurde deutlich, dass Eichendorff im Gegensatz zu Tieck einen sehr ausdifferenzierten Mittelalterbegriff hatte – und zwar den einer Anti-Antike. Damit ging keine blanke Verkennung des Altertums einher, jedoch die Überzeugung, „daß das Mittelalter uns noch häufigere und größere Vorbilder von Heldenmut, Freiheit und Tugend darbietet“. Kraftvolles germanisches „Urmittelalter“ und dessen Annahme des katholischen Christentums, formen bei Eichendorff eine ambivalente Epochenharmonie. Eine solche entwerfe, wie Stefan Scherer in die Diskussion einbrachte, jedoch nicht nur ein anti-antikes, sondern „auch ein anti-romantisches Mittelalterbild“. Eichendorff wende sich hier gegen das sinnliche Mittelalterbild der längst vergangenen Frühromantik und stehe mehr für den katholischen Geist der Epoche ein.

Bereits in seinem Jura-Examen beschäftigte sich der verhinderte Mittelalterhistoriker Eichendorff mit der politischen Gewalt des mittleren Zeitalters, was ANTONIE MAGEN (Augsburg) anhand seiner politischen Schriften aufzeigte. Auf der Grundlage fundierter Kenntnisse über mittelalterliche Rechtsprinzipien idealisierte Eichendorff das Lehnssystem, die gesamte Epoche als vergangenes Ideal einer ursprünglichen Ganzheit sowie als Indikator für die mangelhaften Zustände der Gegenwart.

In das erfolgreichste Medium der Mittelalterrezeption im 19. Jahrhundert, den Historienroman, führte STEFAN KEPPLER-TASAKI (Berlin) anhand von Gustav Freytags Monumentalwerk Die Ahnen (1872-1880) ein. Die Vorliebe für die germanische Frühzeit und das Mittelalter zeige sich nicht nur in der abnehmenden Qualität des Werkes, sondern auch in Selbstaussagen des Autors. Anleihen habe Freytag vor allem aus der angelsächsischen Literatur, namentlich bei Walter Scott, übernommen. Freytags Figur Heinrich II. beispielsweise sei stark nach der des Richard Löwenherz im Ivanhoe gestaltet. Der populäre Zuschnitt der Ahnen zeige sich vor allem in deren volkspädagogischen Absichten, die sich ständeübergreifend gerade an ein junges Publikum richten sollten. So wollte Freytag selbst nicht nur als Unterhaltungsschriftsteller, sondern pathetischer auch als „Dichter seines Volkes“ verstanden werden.

Das literarische Feld verließ ANDREA SIEBER (Berlin), die multimediale Erscheinungsformen der Alltagskultur in der Artussage in den Blick nahm. Ob in Playmobil-Spielzeug, Cyberpunk-Filmen, auf den Etiketten von Frühstückssäften oder Aphrodisiaka mit nur bedingt gelungenem Wortspiel (SEXcalibur) – König Artus lebt, jedenfalls insofern er in unserer Alltagskultur präsent ist. Von diesem diffusen Korpus ausgehend, stellte Frau Sieber für die epistemologische Basis des Arbeitskreises entscheidende Fragen: Sind Produkte Medien? Besteht ein enger Zusammenhang zwischen gegenwärtiger Mittelalterkonjunktur und den Medien? Und vor allem: Was ist Mittelalter-Rezeption? Die Definition von Rezeption als Praktiken des Wiedergebrauchs von Texten, Bildern, Artefakten, die bewusst in Szene gesetzt sind, und die von Mittelalterinszenierungen als popkulturelle Emergenzen („Alteritätsmaschine Mittelalter“) führte in der Diskussion zu der Einsicht, den Rezeptionsbegriff komplexer aufzufassen, etwa als „virtuellen Raum“ (Sieber). Denn nicht immer sei klar, ob Mittelalterliches rezipiert oder zeitgenössische Produkte und Prozesse intermedial vernetzt sind.

In diesem populärkulturellen Mittelalterdiskurs ist wieder der historische Roman von besonderer Relevanz. Nach einer ZDF-Umfrage von 2004 erreichte Ken Folletts Die Säulen der Erde Platz drei der Lieblingsbücher der Deutschen. CHRISTINE KNUST (Aachen) untersuchte Folletts Säulen und seinen neuesten Mittelalterroman Die Tore der Welt im Hinblick auf die Darstellung mittelalterlicher Lebensbilder. Gegenstand der Diskussion war vor allem der Wahrheitsanspruch und die historiografische Rückversicherung des vom Schriftsteller Recherchierten (wobei Frau Knust zu Recht nuancierte, dass Follett recherchieren lässt). Die Beteuerung des „Wahrheitsgemäßen“ aber sei eine, auch kommerziellen Interessen geschuldete Beglaubigungsstrategie (Scherer) und resultiere aus Folletts Interesse an Realismus und Symbolismus, was Kontingenz zulasse (Keppler-Tasaki). Offen blieb in der Diskussion die Frage, ob die Entscheidung bei der Aufnahme bestimmter Mittelalterbilder beim Verfasser oder beim Rezipienten liege.

Einem weiteren Produkt zeitgenössischer Belletristik nahm sich ANNABELLE HORNUNG (Kassel) an. Aus einem genderorientierten Ansatz fokussierte sie ihre Untersuchung auf die Geschlechterzuschreibung der Gralssucherfiguren Langdon und Neveu in Dan Browns Sakrileg (bzw. Ron Howards Verfilmung als The Da Vinci Code), die dominante Rolle der Männer in der in Roman und Film dargestellten Prieuré de Sion und die dort auf Kunstwerke Da Vincis übertragene Fiktion von der Weiblichkeit des Lieblingsjüngers Jesu. Einig waren sich die Teilnehmenden darüber, dass Brown einen mittelalterlichen Mythos mitgestaltet – überraschenderweise kam man in diesem Zusammenhang nicht auf die im Roman exponierte Rolle des Tempelritterordens zu sprechen.

Wenn ANDREA SCHINDLER (Bamberg) am darauffolgenden Tag vom „Virus Parzival“ sprach, dann hatte dies nur indirekt mit Mittelalterdarstellungen in Computerspielen zu tun. Das Genre des MMORGP (Massively Multiplayer Online Role-Playing-Game) bildet nämlich die Basis für Tim Staffels Theaterstück Next Level Parzival. Eingebettet in das Setting einer LAN-Party Jugendlicher, die ein Computerspiel mit archetypischen Avataren aus dem Artusroman spielen, wird Parzivals Weg in die (Spiel-)Welt als eindringender Virus dargestellt. Zu diesem Hybrid zwischen virtueller Populärkultur (Medium Computerspiel) und Kanonliteratur (Wolframs Parzival als Rezeptionsvorlage) wurde in der Diskussion erörtert, dass Textkenntnisse der mittelhochdeutschen Vorlage zwar nicht zwingend für das Verständnis des Stückes notwendig sind, aber einen entscheidenden Mehrwert bedeuteten. Dagegen wurde argumentiert, dass man sich „von seinem Parzival lösen“ (Häberlein) und sich verstärkt auf die jugendkulturelle „Gamer-Szene“ mit ihrem eigenen Jargon (für den im Textheft ein eigenes Glossarium beigefügt ist) einlassen.

Die letzten beiden Vorträge widmeten sich gänzlich didaktischen Aspekten. IRIS MENDE (Göttingen) lieferte eine Bestandsaufnahme der Artusrezeption in Kinder- und Jugendbüchern. Die häufig klischeehafte Verwendung bekannter Sagenmotive und der eindeutig auf eine Identifikationsschablone von Kindern abzielende Impetus („Kamelot als Ritterinternat, in dem jeder Ritter ein anderes Fach unterrichtet“) gab Anlass zu einem Plädoyer für eine Didaktik, die zu kritischer Medienkompetenz anleitet.

Dass der Deutschunterricht im Bereich der mittelalterlichen Literatur und Sprache davon weit entfernt ist, machte INA KARG (Göttingen) anhand ausgewählter Unterrichtsmaterialien deutlich. In der Schule besäßen mittelhochdeutsche Texte allenfalls den Status von „exotischen Leckerbissen“. Zahlreiche amis faux in den Übersetzungen, unbedarfte Bebilderungen und Aufgabenstellungen wie „Hagen wird von einem Schüler in einer Talkshow gespielt, die die Klasse veranstalten soll zum Thema ‚Intrigant, Freund oder Schwein‘“ stellten sich als Materialien dar, mit denen man Unterricht halten könne, solange man nicht auf die Inhalte schaue. Solcher Klamauk versperre den Blick auf die eigentlichen Gegenstände. Alternativ solle durch Diagnose ein Bewusstmachen der Mittelalteralterität aufgebaut werden, in dem die Texte dann verortet werden könnten.

Der 2. Studientag des Arbeitskreises Mittelalterrezeption stand ganz im Zeichen eines Bewusstwerdungsprozesses der mediävistischen Geisteswissenschaften, dass ihre Textkorpora nicht zwangsläufig mit von der Akademie selbst konstruierten Epochengrenzen enden müssen. Dass im Gegenteil auch gegenwärtige populärkulturelle Phänomene zu „Mittelalter“ ihre Aufmerksamkeit erfordern. Das Konzept des Arbeitskreises ist insofern maßgebend, da es mit der Mittelalterrezeption am Ausklang des Mittelalters ansetzt und so einerseits den Rezeptionsbegriff durch diese unmittelbar anknüpfenden Traditionslinien rechtfertigt und zum anderen den Topos einer Entdeckung oder Erfindung des Mittelalters in der Romantik abschwächt. Die starke disziplinäre Ausrichtung auf die Germanistik ist dabei nicht als Ignoranz interdisziplinären Forschens zu bewerten, denn für bestimmte Produkte, wie den historischen Roman, das Drama und auch den Film ist sie das methodisch entsprechend gerüstete Fach. Eine Vernetzung des Arbeitskreises Mittelalterrezeption mit anderen Kulturwissenschaften wie Geschichte, Kunstgeschichte, Musikwissenschaft aber auch der Theologie (Mathias Herweg sprach hier von bisher wenig beachteten „diskursive[n] Linien wie Religion und Frömmigkeit“) wäre wünschenswert, wenn man populärkulturelle und kanonisierte Mittelalteradaptionen in größerer Dimension erfassen will. Hier könnten sich Synergieeffekte ergeben, die auch die bisherigen neuralgischen Punkte des Arbeitskreises, wie etwa die Rezeptionsforschung zu den besprochenen populärkulturellen Produkten, die häufig in Pauschalurteile über das Rezeptionsverhalten der Konsumenten ausfransten, lösen helfen könnten. Dies und die Feststellung, dass das Gros der Vorträge auf eine Präsentation von bestimmten Erscheinungen mittelalterrezeptiver Produkte hinausliefen, die einem Großteil der knapp 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer noch relativ unbekannt waren (was insgesamt wenig Anlass für kontroverse Diskussionen lieferte), dürfen als Zeichen gewertet werden, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema erst begonnen hat – und lässt auf eine Fortsetzung hoffen. Der geplante Tagungsband wird auch die Beiträge der ersten Tagung Neue perspektiven der Mittelalterrezeption vom 11. Oktober 2008 in Berlin beinhalten.

Konferenzübersicht:

Michael Rupp (Chemnitz): Mittelalter humanistisch. Volkssprachliches Erzählgut im lateinischen Gewand

Bianca Häberlein (Bochum): Transformationen religiöser und profaner Diskurse im ‚Wigalois‘, ‚Widuwilt‘ und in ‚Vom Könige Artus und dem bildschönen Ritter Wieduwilt. Ein Ammenmärchen‘

Nathanael Busch (Marburg): Zur Logik des Altdeutschen

Stefan Scherer (Karlsruhe): Populäre Künstlichkeit. Tiecks ‚Minnelieder‘-Anthologie im Kontext der Popularisierungsdebatte um 1800

Mathias Herweg (Karlsruhe): Anti-antikes Mittelalter. Romantische Identitätssicherung auf den Schultern des Mittelalters in Eichendorffs ‚Geschichte der poetischen Literatur Deutschlands‘ (1857)

Antonie Magen (Augsburg): Von der „politische[n] Gewalt des Mittelalters“. Mittelalterrezeption in Eichendorffs politischen Schriften

Stefan Keppler-Tasaki (Berlin): Gustav Freytags ‚Die Ahnen‘. Literarische Reichseinigung im Zeichen des Mittelalters

Andrea Sieber (Berlin): Mittelalterrezeption, multimedial: Fallstudien zu König Artus

Christine Knust (Aachen): Sackleinen und starke Frauen. Zu Bild und Rezeption des Mittelalters in Ken Folletts Romanen ‚Die Säulen der Erde‘ und ‚Die Tore der Welt‘

Annabelle Hornung (Kassel): Der Gral decodiert? Produktive Rezeption eines mittelalterlichen Motivs im ‚Sakrileg‘ von Dan Brown

Andrea Schindler (Bamberg): Der Virus Parzival. Der Artusroman als Rollenspiel in Tim Staffels ‚Next Level Parzival‘

Iris Mende (Göttingen): „Der König, der war und der König, der sein wird“ – die Artusrezeption in der Kinder- und Jugendliteratur

Ina Karg (Göttingen): (Keine) Freude über die „Lebenszeichen“? Vermittlung von Mittelalter und seiner Literatur an die nachfolgende Generation

Anmerkung:
1 Siehe Hügel, Hans-Otto (Hg.): Handbuch Populäre Kultur. Stuttgart 2003, S. 1.


Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprache(n) der Konferenz
Deutsch
Sprache des Berichts