Commemorating Migrants and Migrations

Commemorating Migrants and Migrations

Organisatoren
Netzwerk Migration in Europa e.V. in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut Paris, der Heinrich Böll Stiftung und Génériques
Ort
Paris
Land
France
Vom - Bis
15.11.2004 - 16.11.2004
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Von
Jenny Pleinen, Universität Trier

Migration ist ein alltäglicher Bestandteil der politischen Debatte in ganz Europa: Häufig werden Einwanderer jedoch ausschließlich als „Problem“ des zwanzigsten Jahrhunderts thematisiert, deren Integration die Aufnahmegesellschaft ökonomisch, sozial oder kulturell nicht gewachsen sei. In kollektive Vergessenheit versinkt dabei die lange Migrationsgeschichte Europas, die sowohl Phasen der Einwanderung als auch der Auswanderung kannte. Diese öffentliche Debatte bleibt oftmals von der historischen Behandlung des „Normalfalls Migration“ unberührt. Eine Verbindung zwischen diesen Diskussionssphären zu schaffen und einen Schritt auf dem langen Weg hin zu einer europäischen Geschichte zurückzulegen, die Migrationsprozesse als selbstverständliche Bestandteile beinhaltet, war Ziel einer Konferenz, die am 15. und 16. November 2004 im Deutschen Historischen Institut (DHI) in Paris stattfand. Die Tagung “Commemorating Migrants and Migrations: Towards New Interpretations of Eu-ropean History”, veranstaltet vom Netzwerk Migration in Europa e.V., der Heinrich Böll Stiftung, Génériques sowie dem DHI Paris, brachte knapp 30 Wissenschaftler zusammen, um die Ergebnisse ihrer Forschungen vorzustellen und darüber zu diskutieren. Gefördert wurde die Veranstaltung von der Werner Reimers Stiftung.

Nach der Begrüßung durch Werner Paravicini, Direktor des DHI Paris, lieferten Driss El Yazami und Rainer Ohliger eine kurze Einführung in die allgemeine Thematik und die Bedeutung der Migration für Geschichte und Gegenwart. In seinem Eröffnungsvortrag warf der französische Sozialhistoriker Philippe Rygiel einige provozierende und kritische Fragen auf, die in den folgenden zwei Tagen immer wieder aufgegriffen wurden: Wie steht es mit Nachteil und Nutzen der Bindestrichdisziplin Migrations-Geschichte? Wie sieht ihr europäischer Kontext aus und wie die disziplinäre Einbettung? Welche methodischen und inhaltlichen Herausforderungen bedeutet die Migrationsgeschichte in Europa für den historischen Vergleich?

Die erste Sektion der vorrangig auf das 20. Jahrhundert fokussierten Konferenz beschäftigte sich mit Migrationsprozessen während der frühen Neuzeit: Zunächst beleuchtete Alexander Schunka den Fall der böhmischen Lutheraner in Sachsen. Diese Gruppe ist heute, so der Autor, anders als z.B. die Hugenotten, weitgehend dem historischen Vergessen anheim gefallen. Obwohl sie sich von anderen religiösen Flüchtlingen durch ihre Heterogenität unterschieden, prägte ein gemeinsam retardierter Mythos von Verfolgung und Schicksal über lange Zeit die Identität dieser Gruppe. Hanna Helena Sonkajärvi ging in ihrem Vortrag der Frage nach, wie und aus welchen Gründen Menschen als Fremde kategorisiert und stigmatisiert werden. Sie stellte die Ergebnisse ihrer mikrohistorischen Studie über das Straßburg des 18. Jahrhunderts vor und vertrat dabei die These, dass die Nationalität bei Exklusionsprozessen von geringerer Bedeutung gewesen sei als die Religion oder die soziale Zugehörigkeit. Der Ausschluss aus bestimmten gesellschaftlichen Bereichen durch die soziale Klassifizierung als Fremder sei vorwiegend von den Interessen bestimmter sozialer Gruppen abhängig gewesen.
Klaus Weber beschäftigte sich mit der hugenottischen Migration nach Hamburg, die im Gegensatz zu jener nach Preußen nicht in erster Linie als Erfolgsgeschichte religiöser Toleranz gelesen werden könne. Weber betonte, dass aus seiner Sicht sozio-ökonomische Gründe für diese Wanderung verantwortlich gewesen seien. Die lutherische Mehrheit in Hamburg reagierte mit Xenophobie und Abwehr auf die Zuwanderung der Hugenotten. So wurden Umstände der Diskriminierung geschaffen, die jenen im Herkunftsland Frankreich ähnelten. Gegen die Lesart einer religiös motivierten Flucht spreche zudem, dass die hugenottische Gemeinde Hamburgs erst zu einem Zeitpunkt konvertiert sei, als ihr im Zuge der Reichseinigung volle Religionsfreiheit zugestanden worden sei. Es seien vor allem die niedrigeren Gewerbe- und Produktionskosten in Hamburg gewesen, die den französischen Hugenotten Wettbewerbsvorteile boten und sie zur Migration veranlassten. Die sich an diese Sektion anschließende Diskussion drehte sich zunächst um die Frage, wer das sich erinnernde Subjekt in den jeweiligen historischen und historiographischen Zusammenhängen sei. Dabei wurde problematisiert, wie weit Gruppenidentitäten tragen. Es wurde betont, dass sich im Bereich der kollektiven Identitäten vom Ancien Regime zum modernen Nationalstaat ein fundamentaler Wandel vollzogen habe. Dies ließe sich beispielhaft an den Begriffen Nationalität, Bürgerrechte und Fremder aufzeigen.

Anna Lipphardt eröffnete das zweite Panel mit einem Vortrag zur kollektiven Erinnerung von Überlebenden des Holocausts. Sie wählte dafür das Beispiel der jüdischen Gemeinde der Stadt Vilnius und des kulturpolitischen Engagements der Überlebenden (und Zwangsmigranten) in der Diaspora. Dovilé Budryté beschäftigte sich im folgenden Vortrag mit dem politischen Nutzen, der aus der kollektiven Erinnerung an Zwangsmigration für den Prozess des „nation building“ in den drei Baltischen Republiken nach der Unabhängigkeit von 1991/92 gezogen worden war. Sie beleuchtete den Umgang demokratischer Gesellschaften mit der Erinnerung an die (Zwangs-)Migrationspolitik der Sowjetunion, die zum so genannten „baltischen Holocaust“ geführt habe. Dieser Begriff wurde ebenso wie der Topos der baltischen Nation als kämpfender, leidender Held von baltischen Emigranten in den USA geprägt und im Zuge der Lobbypolitik für ein Erinnerungsmuseum verwendet. Beide Deutungsmuster aus der Zeit des Kalten Krieges wurden in den politischen Diskurs der neuen und demokratischen baltischen Gesellschaften übernommen. Sie bergen bis heute ein erhebliches Konfliktpotenzial.

Manuela Bojadžijev und Michael Esch stellten mit ihrem gemeinsamen Paper das Ergebnis einer experimentellen Zusammenarbeit vor. Beide Referenten vertraten verschiedene Ansätze der Migrationsgeschichtsschreibung, waren sich aber einig in ihrer radikalen Kritik an der bisherigen Historiographie. Im Zentrum ihrer Überlegungen stand die Annahme, dass Migranten nicht nur Opfer seien, sondern auch handelnde Akteure, die Spielräume ausloteten. Migrationsprozesse seien immer von sozialen Konflikten und Verteilungskämpfen um Ressourcen geprägt. Diese Tatsache werde von der Aufnahmegesellschaft häufig als mangelnde Integration von Migranten und nicht als Kampf um Teilhabe umgedeutet. Ziel einer neuen Migrationsgeschichte müsse es daher sein, Migranten als Akteure ernst zu nehmen, aber dennoch ihre Verhaltens- und Deutungsmuster im Kontext der sozialen und politischen Zwangsmechanismen zu untersuchen. Neu an diesem Ansatz, so Bojadžijev und Esch, sei seine Strukturbezogenheit und der Versuch, einen Ausgleich zwischen Mikro- und Makrogeschichte zu finden. Auch die Diskussion im Anschluss an die zweite Sektion wurde von der Frage nach dem sich erinnernden Subjekt und seinen Absichten geprägt. Lipphardt argumentierte, dass diese Frage für den von ihr bearbeiteten Fall zwei Dimensionen und Zielrichtungen habe: zum einen stünden die Einwohner des heutigen Vilnius, zum anderen die jüdischen Akteure in Israel und den USA im Zentrum des Geschehens und der Erinnerung. Anhand der Erinnerungskonzepte der vorgestellten Fallstudien wurde die allgemeine Frage diskutiert, wie Historiker mit der Herausforderung umgehen (sollen), Geschichte für ein nicht-wissenschaftliches Publikum verständlich zu machen. Auf diese Frage wurde zwangsläufig keine abschließende und allgemeine Antwort gefunden. Der wiederkehrende Hinweis auf den so genannten Spielberg-Effekt historischer Darstellung verwies auf einen Pol, durch den historische Erinnerung ausgestaltet wird. Es wurde argumentiert, dass es gelte, einen Ausgleich zwischen wissenschaftlichem Anspruch, Unterhaltung, Wissensvermittlung und Empathie zu finden, ohne dabei die Pluralität der Erfahrungen einzuebnen.

Der Vortrag von Alexander Freund zu Beginn der dritten Sektion beschäftigte sich am Beispiel deutscher Emigrantinnen in Kanada, die in den fünfziger Jahren als Dienstmädchen in größtenteils jüdischen Haushalten arbeiteten, mit der Verarbeitung der Nazi-Vergangenheit und ihrer Auswirkung auf interkulturelle Beziehungen. Den Untersuchungen des Referenten zufolge beeinflusste die NS-Erinnerung der Befragten ihre interkulturellen Beziehungen in erheblichem Maße. Ihre Erinnerungsmuster erfuhren hingegen kaum Anpassungen. Somit wurde auch keine gemeinsame Version der Vergangenheit konstruiert. Daniel Cohen analysierte dann den Fall der „displaced persons“ (DP), die er als Objekt der Verwaltung und nicht als Subjekt der Geschichte bezeichnete. Diese Gruppe habe nie eine kollektive Identität entwickelt: Die Zuschreibung „DP“ war mit Machtlosigkeit und Passivität verbunden, so dass sie von den Akteuren zugunsten nationaler Zugehörigkeiten verdrängt und bis in die 1980er Jahre auch nicht zur Grundlage von Gruppenrepräsentationen gemacht worden sei. Pierre de Trégomain schilderte hingegen mit den Siebenbürger Sachsen, die aus Rumänien in die Bundesrepublik einwanderten, einen Fall, in dem Gruppenidentität und Zuschreibung eines Status’ zu eindeutiger Lobbypolitik genutzt worden sei. Es zeigte sich ein doppelter bzw. sich wandelnder Diskurs. Die zunächst vorherrschende Betonung der siebenbürgisch-sächsischen Tradition wurde im Laufe der Zeit für eine Repräsentation als „siebenbürgische Deutsche“ aufgegeben.

Der zweite Konferenztag begann mit einem Panel zur öffentlichen Erinnerung an Migration. Enrica Capussotti schilderte den Umgang der italienischen Gesellschaft mit verschiedenen Migrationsprozessen und der Rolle von Selbst- und Fremdbildern bei der Entstehung kollektiver Erinnerungsmuster. Sarah Losego untersuchte die Geschichte eines Piratenradiosenders, der während massiver Arbeitskämpfe im Frankreich der späten siebziger Jahre auf lokaler Ebene zu einem Sprachrohr für Migranten wurde. Im Mittelpunkt ihrer Analyse standen die Diskurse über Assimilation und Integration, die in den Sendungen geführt wurden. Lavinia Snejana Stan untersuchte ebenfalls die Aufarbeitung und Repräsentation von Migration durch Medien, jedoch auf nationaler, nicht auf regionaler Ebene. Die Referentin analysierte den Diskurs über Exilanten in der rumänischen Öffentlichkeit seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes. In der anschließenden Diskussion dominierte die Frage, warum und wie sich kollektive und öffentliche Erinnerung an Migration artikuliert und etabliert. Ein Aspekt dieser Frage war, wie Denk- und Deutungsmuster der Fremd- und Selbstzuschreibung tradiert werden, und warum sie im Gegensatz zu anderen möglichen Deutungen den Diskurs dominieren.

Im fünften Teil der Konferenz wurde die Debatte um öffentliche Erinnerung fortgesetzt: Myriam Cherti rekonstruierte die Geschichte marokkanischer Einwanderer in Großbritannien. Auf Grund der schwierigen Quellenlage stützten sich die Ergebnisse ihrer Untersuchung dieser unsichtbaren Migration hauptsächlich auf lebensgeschichtliche Interviews. Heike Bungert leistete anschließend einen Beitrag zur Neubestimmung der Geschichte deutscher Auswanderung in die USA. Hier dominierten (bis 1914) Feste, Feiern und Zeremonien die öffentliche Gedenk- und Repräsentationskultur und damit die Gruppenbildung. Die Referentin entwickelte ein Modell mit drei Kategorien „ethnischer Erinnerung“: die sprachlich-dialektale, die regionale sowie die legitimatorische, die je eigene Rollen für die (politische) Repräsentation der Gruppe gespielt hätten.
Der Vortrag von Jan Motte und Rainer Ohlinger beleuchtete den Anteil von Emigranten am sozialen Kapital der deutschen Gesellschaft. Ihr Ziel war es dabei, anhand einer Vielfalt von Quellen, darunter Straßennamen und Denkmäler, die Erinnerungsplätze der Einwanderungsgesellschaft aufzuzeigen. Ausgehend von ihrer Bewertung des Films „Solino“, der die Geschichte von zwei italienischen Brüdern in Deutschland erzählt, die kaum von der Migrationserfahrung bestimmt ist, entwickelte sich eine Diskussion darüber, ob Migranten das Recht haben, ihre eigene Geschichte eben nicht als Migrationsgeschichte zu schreiben oder ob dies eine Form des kollektiven Vergessens negativer Erfahrungen darstellt. In der Diskussion wurde eine weitere methodische Frage der Migrationsgeschichtsschreibung gestreift, nämlich welche Aussagekraft kollektive Repräsentation und Erinnerung für die historische Rekonstruktion und Realität haben.

Die sechste Sektion thematisierte den Prozess sozialer Erinnerung an Migration in Bezug auf die Geschichtsschreibung. Wladimir Fischer demonstrierte am Beispiel jugoslawischer Migration nach Wien um die Jahrhundertwende(19./20. Jh.) die methodischen Vor- und Nachteile der Netzwerkanalyse. Der Referent führte aus, dass auch diese Einwanderung vergessen worden sei. Es gebe weder eine kollektive Erinnerung daran, noch eine Geschichtsschreibung darüber. Fischer zielte mit seiner Untersuchung auf eine sehr schwierige Balance ab: einerseits seien Ethnien als soziale Konstrukte stets zu dekonstruieren, andererseits müsse jedoch das Handeln ethnischer Gruppen als konkrete soziale Praxis untersucht werden, was die Konstitution der Gruppe voraussetze.
Patrick Farges untersuchte die Erfahrungswelt deutscher Migranten, die seit Beginn des Nazi-Regimes nach Kanada geflohen waren. Die Tatsache, dass es sich dabei um zwei verschiedene Gruppen und somit auch verschiedene Fluchtmotive und Zeitpunkte handelte, habe die Identität und Denk- und Deutungsmuster der Akteure wie auch die Reaktionen der Aufnahmegesellschaft in erheblichem Maße beeinflusst. Während die aus dem agrarischen Sudetenland stammenden sozialdemokratischen Flüchtlinge geringe Probleme bei der (politischen) Integration gehabt hätten, mussten die häufig „assimilierten“ und urban sozialisierten jüdischen Flüchtlinge aus Deutschland erfahren, was es heiße, aus dem Erinnerungsraum ausgeschlossen zu werden. Die jüdischen Flüchtlinge aus Nazi-Deutschland hätten sich daher zu einer „stillen Generation“ formiert, die nicht in der Lage war, ihre traumatischen Erfahrungen (öffentlich) zu erinnern. Die sich anschließende Diskussion vertiefte methodische Fragen zu den Papers. So ging es unter anderem um das Verhältnis des Forschenden zu den erforschten Personen und die Validität von Erzählmustern. Dabei, so wurde argumentiert, bewegten sich Historiker wie so häufig in einem komplexen Spannungsfeld. Einerseits müssten die Migranten in ihren verschiedenen sozialen Rollen gezeigt werden, anderseits füge die eigene Sichtweise der Forschenden letztlich eine weitere (Meta-)Erzählstruktur hinzu.

Der siebte Teil der Konferenz thematisierte die Repräsentation von Migrationsgeschichte in Museen und Ausstellungen. Zunächst wurde das europäische Projekt eines historischen Migrationspfades vorgestellt, das ab dem Jahr 2005 vom Europarat gefördert wird. Das nationale Projekt eines französischen Migrationsmuseums wurde von Driss El Yazami erläutert; Die Eröffnung dieser Institution ist für das Jahr 2007 geplant. Auch wenn die Einrichtung dieses Museums als richtiger und wichtiger Schritt und als Versuch des französischen Staates gewertet wurde, seine koloniale Vergangenheit aufzuarbeiten, so übte Brigitte Jelen in ihrem Beitrag dennoch massive Kritik sowohl an der Konzeption als auch an dem gewählten Standort, dem früheren Kolonialmuseum in Paris. Das Konzept suggeriere trotz allen Fortschritts eine unüberwindliche Kluft zwischen Einwanderern und „richtigen“ Franzosen und richte darüber hinaus den Blick allein auf Einwanderer, während das Thema Auswanderung ausgespart bleibe. Dies könne zu einer einseitigen Wahrnehmung führen. Die sich anschließende Diskussion drehte sich um allgemeine Fragen der Museumskonzeption und der Zielrichtung und Zielgruppe historischer Repräsentation von Migration.

Die achte und letzte Sektion leitete Joachim Baur mit seiner Präsentation von drei verschiedenen Migrationsmuseen in New York City und ihrer Konzepte ein. Verglichen wurden das Ellis Island Museum, das Lower East Side Tenement Museum und das Museum of Chinese in the Americas. Obwohl alle drei Museen Migrationsprozesse des 19. und 20. Jahrhunderts ausstellten, repräsentieren sie sehr divergierende Konzepte musealer Vermittlung. Migration wird folglich auch unterschiedlich, nämlich als Ereignis, als Prozess oder als Zustand abgebildet. Dagmar Kift stellte in ihrem Vortrag das Westfälische Industriemuseum und sein Konzept der Repräsentation von Migranten vor. Als Beispiel diente die geplante Ausstellung zu Flucht und Vertreibung der Deutschen am und nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Kift hob hervor, dass Migrationsgeschichte als lokaler Vorgang gesehen und somit auch auf dieser Ebene repräsentiert werden müsse. Ein nationales Migrationsmuseum könne daher nur eine Ergänzung zur lokalen Museumslandschaft sein. Den Abschlussvortrag des Panels hielt Udo Gösswald, der die Ausstellung „Born in Europe“ und das dazu gehörende Konzept vorstellte. Seiner Ansicht nach sollte jedes Museum, das sich mit Migration beschäftige, auch auf die soziale Integration von Migranten abzielen. Die von ihm geleitete Ausstellung habe versucht, Migration im Kontext einer werdenden gemeinsamen europäischen Identität zu zeigen. Es sei unter anderem angestrebt worden, durch empathische Darstellungen beim Publikum eine Solidarisierung mit Migranten in Europa zu erreichen.

Den Abschluss der Konferenz bildete der Abendvortrag Dirk Hoerders über die Vielfalt europäischer Welten und ihrer weltweiten Wechselbeziehungen. Dabei spannte er einen weiten Bogen vom späten Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert und verdeutlichte nochmals die lange Geschichte räumlicher Mobilität und die bedeutende Prägung, die europäische Gesellschaften durch Migration erfahren haben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Konferenz für mich als Teilnehmerin sehr viele Denkanstösse bot. Deutlich geworden sind vor allem die methodischen und inhaltlichen Differenzen der dargestellten Forschungsperspektiven.

Kontakt

Rainer Ohliger

Netzwerk Migration in Europa e.V.

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