Fußball in der nationalsozialistischen Gesellschaft: Zwischen Anpassung, Ausgrenzung und Verfolgung

Fußball in der nationalsozialistischen Gesellschaft: Zwischen Anpassung, Ausgrenzung und Verfolgung

Organisatoren
KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Unterstützung des Hamburger Sportbundes
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
04.02.2016 - 06.02.2016
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Von
Marie Stahlfeld, Studienzentrum, KZ Gedenkstätte Neuengamme; Marcel Lohmann, Christian-Albrechts-Universität Kiel

Sport und Fußball im Besonderen galten lange als unpolitisch und ideologiefrei. Noch heute müssen beispielsweise Fan-Initiativen, die sich gegen Rassismus, Antisemitismus oder Homophobie in Fußballstadien wenden, gegen diese verbreitete Annahme anarbeiten. Die historische Forschung hat erst in jüngerer Zeit begonnen, die Geschichte einzelner Vereine und Sportverbände im Nationalsozialismus und das Schicksal verfolgter Sportler in den Blick zu nehmen. Die Tagung „Fußball in der nationalsozialistischen Gesellschaft: Zwischen Anpassung, Ausgrenzung und Verfolgung“, vom 4. bis 6. Februar 2016 von der KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit Unterstützung des Hamburger Sportbunds ausgerichtet, knüpfte zum Abschluss der Ausstellungspräsentation „Hamburger Fußball im Nationalsozialismus. Einblicke in eine jahrzehntelang verklärte Geschichte“ an diese jüngeren Forschungen an.

Die Tagung begann mit einem öffentlichen Abendvortrag von DIETRICH SCHULZE-MARMELING (Münster), der die Politik des deutschen Fußballs in den Jahren 1933 bis 1945 und die Geschichte der Aufarbeitung am Beispiel des Deutschen Fußballbunds (DFB) überblicksartig skizzierte. Er stellte heraus, dass beim DFB keine von außen erzwungene „Gleichschaltung“ nötig gewesen sei, dieser vielmehr mit der NS-Politik konform gegangen sei und beispielsweise 1933 in vorauseilendem Gehorsam Juden ausgegrenzt habe, ohne dass es dazu eine Anweisung gegeben hätte. Schulze-Marmeling verwies auf personelle Kontinuitäten nach 1945 und zeigte auf, dass der DFB seine NS-Geschichte erst sehr spät, um die Jahrtausendwende, aufzuarbeiten begonnen habe. Er schloss seinen Vortrag mit dem Hinweis auf einen Widerspruch in der Politik des FC Bayern, sich einerseits auf jüdische Vereinstraditionen zu beziehen, andererseits aber sportliche und geschäftliche Beziehungen zu Katar zu pflegen, einem islamisch geführten Staat, der offenem Antisemitismus bereitwillig eine Bühne biete. In der Diskussion wurde deutlich, dass die Aufarbeitung der NS-Geschichte in Verbänden und Vereinen oft erst aufgrund von äußerem Druck oder durch die Initiative von Fanszenen entstanden sei und entstehe.

DETLEF GARBE (Hamburg), Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, und ANGELA BRAASCH-EGGERT (Hamburg), Vizepräsidentin des Hamburger Sportbundes, stellten zu Beginn des folgenden Tages in ihren Grußworten heraus, dass Sportvereine wichtige Bindeglieder in der Gesellschaft seien. Deshalb seien sie auch in den Fokus der Nationalsozialisten gerückt, die die Chance gesehen hätten, ihre Ideologie wirksam zu verbreiten. Es stelle sich die Frage, welche Erkenntnisse über die Gesellschaft im Nationalsozialismus die Auseinandersetzung mit Fußball ermögliche.

Zu Beginn des ersten Panels zum Thema Fußball als Teil der NS-Gesellschaft, gab LORENZ PEIFFER (Hannover) einen Überblick über die Geschichte des jüdischen Fußballs in Hamburg in den 1920er- und 1930er-Jahren. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten habe sofort eine systematische Ausgrenzung jüdischer Funktionäre und Mitglieder aus den bürgerlichen Vereinen eingesetzt. Diese sei häufig auf Eigeninitiative verantwortlicher Akteure erfolgt, die mit der „Gleichschaltung“ und „Arisierung“ der Vereine Hitler „entgegenarbeiteten“ (Kershaw). In Folge dessen hätte es einen hohen Zulauf zu bestehenden sowie neu gegründeten jüdischen Vereinen gegeben. Der jüdische Sportbetrieb habe jedoch mit vielen Widrigkeiten kämpfen müssen: Es hätten Wettkampfstrukturen sowie Betreuer und Trainer gefehlt und kommunale Sportplätze seien nur selten an Juden vergeben worden. Nach dem Novemberpogrom 1938 seien die jüdischen Vereine schließlich aufgelöst worden.

GERTRUD PFISTER (Berlin/Kopenhagen) richtete in ihrem Vortrag über die Geschichte des Frauenfußballs ihren Blick nicht allein auf Deutschland, sondern schloss England und Frankreich mit ein, wo sie die Anfänge des Frauenfußballs verortete. In England gründete sich 1895 das erste Frauenfußballteam, und in Frankreich nahm die erste Frauenliga 1918 ihren Spielbetrieb auf. In Deutschland habe es 1930 in Frankfurt erste Versuche gegeben, ein Frauenteam zu etablieren, dies sei jedoch an gesellschaftlichen Konventionen gescheitert. Auch während des Nationalsozialismus habe es aufgrund der Reduktion der Frau auf ihre Rolle als Mutter keinen Platz für Frauenfußball gegeben. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe sich Frauenfußball erst langsam und gegen gesellschaftliche Widerstände etabliert. Nach dem Verbot des Frauenfußballs durch den DFB 1955 entwickelte sich ein vom DFB akzeptierter und organisierter Ligabetrieb erst wieder ab 1970. In der Diskussion wurden aktuelle Geschlechterkonstruktionen in Bezug auf Sport problematisiert.

RUDOLF OSWALD (Würzburg) zeigte auf, dass die Fußballstadien aufgrund des regelmäßigen Ligabetriebs mit großen Zuschauer_innenzahlen Orte von Gemeinschaftsinszenierungen gewesen seien und die NSDAP die Fußballspiele somit als Propagandainstrument habe nutzen wollen. Eine symbolische und personelle Präsenz der NSDAP-Aufmärsche vor Spielbeginn, Fahnenappelle im Stadion, gemeinsamer Gesang, anwesende Parteifunktionäre und das Huldigen von Adolf Hitler – hätten den Fans im Stadion das Gefühl geben sollen, Teil des „Volkskörpers“ zu sein. Die nationalsozialistische „Volksgemeinschaft“ sollte auf diese Weise spür- und erfahrbar werden. Laut Oswald sei diese Idee aber in der Realität nicht aufgegangen. Gemeinschaftsinszenierungen seien häufig an einem Publikum gescheitert, das Fußballspiele als Raum für individuelle Bedürfnisbefriedigung, die Verehrung bestimmter Spieler und – in wenigen Fällen – als Ort genutzt hätte, um gegen bestimmte Entscheidungen des Fußballverbandes zu protestieren. Gemeinschaftsinszenierung, so ergab die Diskussion, habe sich im Fußball im Übergang der Friedens- in die Kriegsgesellschaft geändert. Im Krieg sei jenseits des erstrebten Erlebens der „Volksgemeinschaft“ der Sieg propagandistisch relevant geworden.

RALF KLEE (Lauenburg) wies darauf hin, dass es sich beim „Betriebssport im Nationalsozialismus“ um ein bisher unzureichend erforschtes Feld handele und weitere Quellenrecherchen, u.a. in Firmenarchiven, notwendig seien, um gesicherte Erkenntnisse zu erhalten. Die Betriebssportbewegung habe in der Weimarer Zeit vor allem zur Gesundheitsförderung und Verletzungsprävention in den Betrieben gedient und sich großer Beliebtheit erfreut. Sie sei von den Unternehmern als Gegenpol zur Arbeitersportbewegung betrachtet und gefördert worden. Die Nationalsozialisten hätten sich von Beginn an bemüht, die pluralistische Vielfalt innerhalb des Betriebssportverbandes durch dessen Gleichschaltung aufzuheben. Eine besondere Rolle hätten dabei die Verbandsfunktionäre mit häufig leitenden Funktionen in den Betrieben gespielt. Diese hätten zur Radikalisierung des Betriebssportverbands beigetragen. Die formelle „Gleichschaltung“ des Verbandes sei durch dessen Angliederung an die „Deutsche Arbeiterfront“ erfolgt.

Das zweite Panel widmete sich der Funktion des Fußballsports in den nationalsozialistischen Lagern. HERBERT DIERCKS wies eingangs darauf hin, dass Fußballspiel in nationalsozialistischen Lagern verbreitet gewesen, dessen Funktion und Bedeutung aber noch wenig erforscht sei. MARCEL GLASER (Kassel) und ALEXANDER KRAUS (Wolfsburg) beschrieben anhand der Erinnerungen des französischen Zwangsarbeiters Jean Baudet die Situation in den Lagern der „Stadt des KdF-Wagens“, so der frühere Name des heutigen Wolfsburg, und die Bedeutung des Fußballs als Freizeitgestaltung. Beim Lagerfußball sei es vor allem um Abwechslung gegangen. Die Spiele seien ein öffentliches Ereignis gewesen, nicht abgeschottet, sondern in Kontakt mit der Bevölkerung. Das sei ein Hinweis darauf, dass die Präsenz von Zwangsarbeitern in der nationalsozialistischen Gesellschaft als völlig normal und alltäglich gegolten habe. In der anschließenden Diskussion wurden die Probleme bei der Beschaffung von Schuhen und Bällen in den Lagern thematisiert. Der Freiraum, Fußball zu spielen, habe sich zunächst von „unten“ entwickelt. Das Fußballspiel sei von den Lagerleitungen gefördert worden, um Gesundheit zu erhalten und die Arbeitsleistung zu fördern.

KATARZYNA WONIAK (Berlin) ging auf die „Ausländer-Sportfeste“ als Mittel ein, Zwangsarbeiter_innen zu belohnen, aber auch zu disziplinieren. Die Sportfeste seien verordnet gewesen und hätten eine Freizeitbeschäftigung geboten. Die Organisatoren der Feste, die Unternehmen, seien mit den Sportfesten der verbreiteten Sorge begegnet, Langeweile in den Lagern könne zu stärkerer Unzufriedenheit, Alkoholismus oder Spielsucht führen. Zugleich hätten sie ihre Kontrolle über die Zwangsarbeiter_innen auf deren Freizeit ausdehnen können. Ausbeutungspolitik und Freizeitgestaltung hätten sich auf diese Weise verschränkt, wobei die Trennung und Ungleichbehandlung nach Nationen entsprechend der NS-Rassentheorie in den Lagern und an den Arbeitsplätzen zumindest teilweise in Widerspruch geraten sei zur Praxis der Gleichbehandlung bei den Sportfesten.

Sport und hier besonders das Fußballspielen war in Kriegsgefangenenlagern, das zeigte ANDREAS EHRESMANN (Hamburg) am Beispiel des Stalag XB Sandbostel, ebenso Teil der durch die Genfer Konventionen zugesicherten Rechte wie angemessene Ernährung und Unterkunft. Demensprechend sei Sport auch häufig betrieben worden, wenn auch nicht von allen Gruppen von Kriegsgefangenen. Für Plätze und Equipment seien die Kriegsgefangenen selbst verantwortlich gewesen, es sei deshalb nicht immer gelungen, Fußballspielen zu ermöglichen. Fußball habe für die Lagerinsassen immer eine soziale Komponente über das Spiel hinaus gehabt, was sich in Kommentaren und Spiel-Auswertungen in der Lagerzeitung ausgedrückt habe. Ehresmann verdeutlichte, dass Fußballspielen ein Privileg gewesen sei, da es eine körperlich gute Verfassung voraussetzte – es habe große Unterschiede im nationalsozialistischen Lagersystem, z.B. zwischen Kriegsgefangenen- und Konzentrationslagern gegeben, aber auch bei der Behandlung einzelner Häftlingsgruppen in den Kriegsgefangenenlagern. So hätten Kriegsgefangene aus West- und aus Osteuropa (auch je nach Arbeitskommando) unterschiedliche Möglichkeiten gehabt, an Sportaktivitäten zu partizipieren.

An diese Beachtung knüpfte der Abendvortrag von VERONIKA SPRINGMANN (Berlin) über Fußball in Konzentrationslagern an. Fußball im KZ sage einiges aus: Über die Bedeutung von Körper und Männlichkeit, über Arbeitsfähigkeit, Lagerhierarchien und die unterschiedlichen Lebensbedingungen der Häftlinge. Am Beispiel einer Zeichnung aus dem Theresienstädter Ghetto verdeutlichte sie die interaktiven Komponenten des Fußballspiels zwischen Spielern und Zuschauern in den Lagern, in der für kurze Zeit die krassen Lebensbedingungen in den Hintergrund getreten seien. Springmann betonte aber, dass Fußball ein Privileg weniger Gefangener gewesen sei – jener, die körperlich überhaupt zum Spiel in der Lage gewesen seien und über gewisse Ressourcen verfügt hätten. Sport sei auch weit stärker als in den Kriegsgefangenenlagern vor allem als Instrument von Disziplinierung und Gewaltausübung genutzt worden. Fußballspielen im KZ-System sei stets in eine alltägliche Gewaltpraxis eingebettet gewesen.

Das dritte Panel warf am letzten Tag einen Blick über 1945 hinaus bis in die Gegenwart. Wie wurde nach Kriegsende in Verbänden, Vereinen und seitens der Fans mit der nationalsozialistischen Geschichte, aber auch mit Kontinuitäten von Ressentiments umgegangen? JIM G. TOBIAS (Nürnberg) beleuchtete das Fußballspiel in Camps für jüdische Displaced Persons mit einem Fokus auf die amerikanische Besatzungszone. Die Ausübung von Sport habe in den DP-Camps, in denen ca. 200.000 jüdische Überlebende auf die Möglichkeit zur Auswanderung gewartet hätten, als Zeichen des Überlebens, der Widerstandsfähigkeit und des positiven Lebensgefühls eine wichtige Rolle gespielt. Es sei ein eigener Fußball-Ligabetrieb in der Besatzungszone eingerichtet worden. Die Gründung Israels habe zu einer Minimierung der Teams geführt, da die entstehende israelische Armee junge Männer in den Camps rekrutiert habe und sich teilweise ganze Teams zum Wehrdienst in Israel gemeldet hätten. Mit der fortschreitenden Auswanderung und der Schließung der DP-Camps in den früheren 1950er-Jahren sei ein wichtiges Kapitel des jüdischen Fußballsports zu Ende gegangen.

CHRISTOPHER KIRCHBERG und MARCEL SCHMEER (beide Bochum) richteten ihren Fokus auf den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit des VfL Bochum, dessen Entstehung auf eine Vereinsfusionierung 1938 zurückgehe. Die Fusionierung kleiner Vereine im Nationalsozialismus sei im nachträglichen Vereinsnarrativ auf Druck der NSDAP erfolgt. Kirchberg und Schmeer hingegen attestierten, es habe sich beim VfL Bochum nicht um eine Zwangsfusion gehandelt, vielmehr habe es nach 1945 eine apologetische Umdeutung dieser Vereinsgeschichte gegeben. Vielfach herrsche bis heute die Auffassung vor, Aufarbeitung schade dem Vereinsimage. Allerdings wandle sich diese Haltung derzeit bei vielen Vereinen. In diesem Kontext thematisierten die Referenten die Funktion von Traditionsbezügen (Slogan: „Unbeugsam seit 1848“) sowohl als Selbstvergewisserung der Fans als auch zur marketingtechnischen Verwertbarkeit und stellten die Frage, inwieweit Historiker_innen Teil einer Marketingstrategie würden, wenn sich Geschichtsbücher neben Fanschals im Shop wiederfänden.

KLAUS SCHULTZ (Dachau) zeigte im Anschluss die Verknüpfung von Fußball und Erinnerungsarbeit am Beispiel der Initiativen rund um das Gedenken an den ehemaligen jüdischen Präsidenten des FC Bayern München, Kurt Landauer. Schultz betonte die Relevanz antifaschistischer Fan-Initiativen beim Engagement gegen Neonazis im Stadion und bei der Wiederaneignung vergessener Aspekte der Vereinsgeschichte. So sei es die Ultra-Gruppierung „Schickeria“ gewesen, die im Februar 2014 mit einer Choreografie im Stadion die Geschichte um Kurt Landauer erstmals wieder ins Gedächtnis gerufen habe. Zuletzt stellte Schultz erinnerungspolitische Projekte der Evangelischen Versöhnungskirche an der KZ-Gedenkstätte Dachau vor, u.a. thematische Rundgänge mit Fangruppen und „Nie wieder! – Initiative Erinnerungstage im deutschen Fußball“.

FLORIAN SCHUBERT (Hamburg) richtete seinen Blick auf Kontinuitäten von Diskriminierung im Fußball. An keinem Ort außer im Stadion trete massenweise Abwertung so oft und so akzeptiert auf. Er beschrieb die Entwicklung in den Fanszenen seit den 1980er-Jahren mit zahlreichen Beispielen für die Allgegenwart von Rassismus, Antisemitismus und Sexismus sowie Bezügen auf den Nationalsozialismus auf Transparenten und in Gesängen im Stadion. Ein großes Problem seien die von der Öffentlichkeit kaum beachteten Geschehnisse in den unteren Ligen. In diesen fehlten wirkungsvolle Antirassismus-Konzepte. Schubert beendete seinen Vortrag mit der provokanten These: „Fußball ist diskriminierungstolerierend, wenn nicht gar -fördernd.“

Anschließend diskutierten auf dem Abschlusspodium NICOLE SELMER (Fußballmagazin ballesterer), ALEXANDER SCHMIDT („Kein Vergeben, kein Vergessen“ aus der Fanszene des FC St. Pauli) und NIKO STÖVHASE (Leiter HSV Museum), weshalb Fußball so anschlussfähig an menschenverachtende Ressentiments sei oder diesen so oft eine Plattform biete. Dabei waren sich einige aus konkurrierenden Vereinen stammenden Diskutierende einig, dass das „Fansein“ an sich durch die Ablehnung des „Anderen“ in gewisser Weise die Exklusion bereits in sich trage.

Konferenzübersicht:

Eröffnender Abendvortrag: Dietrich Schulze-Marmeling (Münster): Die Politik des deutschen Fußballs in den Jahren 1933 bis 1945. Der lange Weg zur Aufarbeitung der Geschichte

Grußworte von Dr. Detlef Garbe (Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme) und Angela Braasch-Eggert (Vizepräsidentin des Hamburger Sportbundes)

Panel I: Fußball und Gesellschaft im Nationalsozialismus
Moderation: Dr. Claudia Bade (Hamburg)

Prof. Dr. Lorenz Peiffer (Hannover): „Die Hamburger hatten ihren besten Mannschaftsteil in ihrem rechten Flügel“. Zur Geschichte des jüdischen Fußballs in Hamburg in den 1920er- und 1930er-Jahren
Prof. Dr. Gertrud Pfister (Berlin/Kopenhagen): Frauen, das schwache Geschlecht? Entwicklungen des Frauenfußballs in Deutschland 1900 bis 1970
Dr. Rudolf Oswald (Würzburg): „Siebzigtausend wie ein Volk“. Nationalsozialistische Gemeinschaftsinszenierung im Fußball 1933 bis 1944
Ralf Klee (Lauenburg): Betriebssport im Nationalsozialismus

Panel II: Die Funktion des Fußballsports in den nationalsozialistischen Lagern
Moderation: Herbert Diercks (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

Marcel Glaser (Kassel)/Dr. Alexander Kraus (Wolfsburg): „Das Tor habe ich geschossen mit der Wut der Verzweiflung.“ Der französische Zwangsarbeiter Jean Baudet und der Fußball in den Lagern der „Stadt des KdF-Wagens“
Dr. Katarzyna Woniak (Berlin): Kraft durch Fußball. Die „Ausländer-Sportfeste“ als Belohnung und Disziplinierung der Zwangsarbeiter
Andreas Ehresmann (Hamburg/Sandbostel): „Es bestehen 4 Fussballmannschaften, aber es fehlt der Fussball.“ Fußball im Kriegsgefangenenlager (Stalag) X B Sandbostel
Veronika Springmann (Berlin): Fairplay auf dem Appellplatz? Fußball in nationalsozialistischen Konzentrationslagern

Panel III: Erinnerungskultur, Antisemitismus und Rassismus im Fußballsport nach 1945
Moderation: Dr. Oliver von Wrochem (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

Jim G. Tobias (Nürnberg): Kicken für Erez Israel. Fußball in den jüdischen Displaced Persons (DP) Camps
Christopher Kirchberg und Marcel Schmeer (Bochum): „Unbeugsam seit 1848“? Traditionspflege, Marketing und die Rolle der NS-Vergangenheit in der Vereinsgeschichte des VfL Bochum
Klaus Schultz (Dachau): „Wie der FC Bayern München Kurt Landauer wieder entdeckte“. Fußball und Erinnerungsarbeit der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau
Florian Schubert (Hamburg): Antisemitismus und Diskriminierung in Fußballfanszenen seit den 1980er-Jahren

Podiumsdiskussion
Moderation: Marco Kühnert (KZ-Gedenkstätte Neuengamme)

Nicole Selmer (Fußballmagazin ballesterer), Alexander Schmidt („Kein Vergeben, kein Vergessen“ aus der Fanszene des FC St. Pauli), Niko Stövhase (Leiter HSV-Museum): Umgang mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und die Erinnerung an NS Verbrechen – Herausforderungen und Strategien