Istanbul im Wandel der Jahrhunderte

Istanbul im Wandel der Jahrhunderte

Organisatoren
Institut für Geschichte und Kultur des Nahen Orients sowie Turkologie; Volkswirtschaftliche Fakultät der Istanbul Universität; Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Istanbul Universität
Ort
München
Land
Deutschland
Vom - Bis
27.01.2005 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Yavuz Köse, Institut für Geschichte und Kultur des Nahen Orients sowie Turkologie, Ludwig-Maximilians-Universität

Anlässlich der Eröffnung des Online-Archivportals „OTURKDIJITAL“ am Institut für Geschichte und Kultur des Nahen Orients sowie Turkologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München fand am 27.01.2005 das Symposium „Istanbul im Wandel der Jahrhunderte, 18. – 20. Jahrhundert“ statt.

Das in deutscher und türkischer Sprache abgehaltene Symposium befasste sich mit der Stadt Istanbul vom 18. bis zum 21. Jahrhundert. Dabei wurde der Versuch unternommen, sich der heute mit ca. 16 Mio. zu den größten Städten der Welt zählenden ehemaligen Hauptstadt des Osmanischen Reiches aus unterschiedlichsten Perspektiven zu nähern.

Das dichte Programm begann mit der ersten Sitzung unter der Leitung des Dekans der Volkswirtschaftlichen Fakultät der Universität Istanbul Prof. Mithat Dinçer. Den Auftakt machte Oliver Jens Schmitt mit seinem Beitrag über die Levantiner, der am „wenigsten erforschten ethno-konfessionellen Gruppen der osmanischen Stadtgesellschaft“.1 Diese stark durch die katholische Konfession, Familienbande und gemeinsame wirtschaftliche Interessen bestimmte, supranationale Gruppe, so Schmitt, stand im Schnittpunkt zweier gesellschaftlicher Systeme, denen sie zwar im Grunde nicht angehörten, sich aber „virtuos“ ihrer Vorteile zu bedienen wussten. Auf der einen Seite wurden sie nicht als Teil der osmanischen Gesellschaft wahrgenommen, auf der anderen ihnen, trotz des von den europäischen Mächten zugesicherten Schutzes, nicht selten von europäischen Diplomaten und Schriftstellern die schlechtesten Eigenschaften "von Abend- und Morgenland" (Vgl. Anm. 1, S. 13) zugeschrieben. Entsprechend wurden sie als "Halborientalen" bezeichnet. Ihr besonderer (rechtlicher) Status, die durch die Kapitulationen gewährten wirtschaftlichen Privilegien, und vor allem ihr supranationaler, die katholische Konfession betonender, Charakter zeichnen sie vor allen anderen gesellschaftlichen Gruppen im Osmanischen Reich aus. Ihre transmittierende Rolle geriet allerdings ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als von osmanischer wie europäischer Seite gleichermaßen eine Ethnisierung der Identität betrieben wurde, ins Wanken. Spätestens im Jahre 1914, als die Kapitulationen von den Osmanen einseitig aufgehoben wurden, war ihrer wirtschaftlichen Position die Grundlage entzogen. Jedoch, so Schmitt, anders als bei manch anderen (ethno-) konfessionellen Gruppen, war das Verschwinden dieser Gruppe weniger auf Gewalt, als auf politischem und vor allem wirtschaftlichem Druck begründet. In der sich ethnisch (-konfessionell) neu ausrichtenden Republik war kein Platz mehr für jene, die sich nunmehr einzig auf ihre katholische Konfession berufen konnten.

Ralf Elgers Vortrag befasste sich mit einer anderen Gruppe, die allerdings, obwohl keine Istanbuler, doch seit dem 16. Jahrhundert Teil der osmanischen Gesellschaft waren, den Bewohnern der arabischen Länder des Maschrek. Für sie bedeutete die Einverleibung ihrer angestammten Gebiete ins osmanische Territorium u.a. eine radikale Veränderung der beruflichen Karrieremöglichkeiten. So spielte fortan Istanbul eine tragende Rolle für jeden arabischen Intellektuellen, der in seiner Heimat als Kadi arbeiten wollte. Jeder Anwärter auf einen Posten hatte eine bestimmte Zeit in Diensten eines Patrons – im Idealfalls eines hochrangigen Gelehrten - in Istanbul zu verbringen, was oft Jahre währen konnte, „bevor er vielleicht durch Vermittlung dieses Patrons ein Amt erhielt.“

Jedoch kam nicht jeder Reisende aus dem Maschrek mit dem Ziel, einen lukrativen Posten zu ergattern, nach Istanbul, bzw. nicht jeder, der wieder die Stadt verließ, ergatterte auch tatsächlich den angestrebten Posten. Das Istanbul-Bild der hier exemplarisch von Elger anhand von Ego-Dokumenten vorgestellten Personen ist daher auch relativ individuell geprägt. Die Palette reicht von Herrschaftskritik, der Kennzeichnung Istanbuls als Sündenpfuhl, Ort des Lasters, bis hin zur eher nüchternen, objektiven Beschreibung der Hauptstadt. Trotz der Unterschiede lassen die Ausführungen dennoch eine gewisse Distanz zur Dynastie der Osmanen und ihrer Hauptstadt erkennen. Elgers Ausführungen boten aber darüber hinaus die Möglichkeit, sich die unterschiedlichen Ausprägungen arabischer (Schrift-) Kultur unter osmanischer Herrschaft zu vergegenwärtigen.

Saban Kizildag zeichnete in seinem Vortrag die Entwicklung des Stadteils Eminönü von osmanischer Zeit bis ins Jahr 2003 nach. Dabei stand die Frage nach der Familie und ihrer historischen und aktuellen sozioökonomischen Situation im Zentrum. Basierend auf der Auswertung eines von 700 Haushalten (im Durchschnitt aus 4 Personen bestehend) ausgefüllten Fragenkatalogs, kommt er zu einem recht entmutigendem Schluss: Die derzeit auf ca. 55 000 geschätzte Einwohnerzahl ist rückläufig. Die Bewohner selbst kommen meist aus ökonomisch unterentwickelten, ländlichen Gegenden der Türkei. Da sich ihre Hoffnung auf bessere Beschäftigung meist nicht erfüllt, stellt Eminönü lediglich einen weiteren sozialen urbanen Raum dar, dessen Einwohner einer immer schneller fortschreitenden „Slumisierung“ zum Opfer fallen. Kizildags wichtiger Vortrag verdeutlichte zwar anschaulich diesen Prozess der Ent-Urbanisierung, blieb aber letztlich in der Erklärung, wie dieser Prozess gestoppt werden kann, recht vage.

Den zweiten Vortragsblock begann Ahmet Kala mit seiner Darstellung der Istanbuler Zunft und ihrer Bedeutung für die Entwicklung des osmanischen Zunftwesens. Ahmet Kala tat sich insbesondere mit der Edition von zahlreichen Quellen zur osmanischen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, insbesondere für das 18. Jahrhundert hervor. In seinem Vortrag spielten daher auch die Entwicklungen dieser Phase im Istanbuler Zunftwesen eine wichtige Rolle. Er hob vor allem die Monopolstellung der Zünfte hervor, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts Kontrollmechanismen des Staates regelrecht außer Kraft zu setzen drohte und ihn zwang, die ursprünglich den Zünften zugestandenen Monopolrechte wieder zu entziehen. Kalas Anspruch, die Bedeutung der Istanbuler Zunft für das gesamte Osmanische Reich aufzuzeigen, ließ allerdings viele Fragen ungestellt. Gerade weil die Entwicklung des Zunftwesens sich nach wie vor im wissenschaftlichen Nebel befindet, wären gerade Fragen oder Antworten, wie sie sich etwa aus bestimmten Professionen (Handwerk) Zunftvereinigungen bilden konnten bzw. die Rolle des Staates und der Zeitpunkt von dessen Einwirken auf die Zunftorganisation wichtig gewesen.

Erdem Kabadayi griff mit seinem Vortrag zu den Istanbuler Fabriken und ihren Arbeitern im 19. Jahrhundert ein bisher in der Osmanistik ebenfalls unbearbeitetes Thema auf. Die im Zuge des 19. Jahrhunderts gegründeten Fabriken in der Hauptstadt sieht Kabadayi als Versuch der Staatsgewalt, die vor allem im Bereich des Militärs angestrebten Reform- und Modernisierungsbestrebungen umzusetzen. Kabadayi versuchte, die Beschäftigungspolitik innerhalb dieser staatlichen Fabriken zu entschlüsseln. Hierbei untersuchte er vor allem die Feshane Fabrik, die im Gegensatz zu vielen staatlichen Fertigungsstätten nicht nur das Militär, sondern auch die Zivilbevölkerung (vor allem mit der Kopfbedeckung Fes) versorgte, d.h. sich damit auch der Konkurrenz auf dem Markt aussetzen musste. Gerade dieses Beispiel zeigt seiner Ansicht nach, dass man nicht pauschal der gängigen Annahme, alle staatlichen Fabriken arbeiteten unwirtschaftlich, zustimmen könne. Anhand bisher kaum benutzter Beschwerde- und Lohnbücher unterteilte Kabadayi die Beschäftigten nicht nur nach der Art der Beschäftigung in vier Gruppen, ihm ging es vor allem um die Differenzierung nach Ethnie und Geschlecht. Während weitestgehend in den ausgemachten vier Betätigungsfeldern sowohl Muslime als auch Nichtmuslime zu finden sind, wies Kabadayi auf einen, seiner Ansicht nach interessanteren Punkt hin, nämlich das Geschlecht als bestimmenden Faktor der Beschäftigungspolitik in der Feshane. Freilich könnten, berücksichtigt man die Forschungslage, seine Erkenntnisse für die Feshane nicht auf alle Fabriken Istanbuls bestätigt werden.

Unter der Sitzungsleitung von Hans Georg Majer wurde das Symposium mit dem Vortrag Suraiya Faroqhis fortgesetzt und um einen neuen Aspekt erweitert. Ihr Vortrag hatte zum Ziel, einen Forschungsüberblick zum Thema osmanisches Istanbul der Zeit 1453 – 1850 zu geben und dabei das Publikum auf die „verschlungenen Wege der Historiker“ mitzunehmen. Dabei unterschied sie drei Problem-Gruppen:
a) Die Hauptstadt eines legitimen neuzeitlichen Staates; b) Istanbul als Ort, an dem Menschen agierten; c) Wie man in Istanbul den Lebensunterhalt verdiente - oder auch nicht

Ihr Vortrag bot einen Literaturüberblick zu Istanbul. Dabei sollte es „nicht darum gehen, die Arbeiten derjenigen zu diskutieren, die über Istanbul geschrieben haben, weil sie die Stadt liebten, in ihr gelebt hatten oder in ihr lebten und, wie wir alle, von ihrer Schönheit bezaubert waren.“ Ihre Besprechung vorhandener Arbeiten wies vor allem auf folgendes hin: woran es nämlich in der Istanbul-Forschung vor allem noch ermangelt. Faroqhi findet es schon bemerkenswert, dass diejenigen Arbeiten, bei denen wirtschaftliche Probleme des Handels, der Geldwirtschaft und des Handwerks im Vordergrund stehen, in den letzten zwei Jahrzehnten in erheblich geringerer Zahl herausgekommen sind, als diejenigen, die sich mit Herrschaftslegitimation und Selbstdarstellung der Eliten befassen. Sie konstatierte ebenfalls eine Lücke in der Forschung zum Istanbuler Handwerk, um schließlich mit dem Hinweis auf die immerhin quantitativ doch in ausreichender Zahl zur Verfügung stehenden Quellen zu letzterem abzuschließen.

Während das in Istanbul befindliche Staatsarchiv voll von unzähligen, bisher sogar unkatalogisierten Quellen ist, war nach Klaus Kreiser, dem zweiten Referenten am Nachmittag, Istanbul die einzige europäische Hauptstadt, „deren Plätze und Parks nicht von der statuomanie2 des ausgehenden 19. Jahrhunderts heimgesucht wurden.“ Erst im Jahr 1911 sollte die Stadt ihr erstes Freiheitsdenkmal, die „Abide-i Hürriyet“ bekommen, die wichtigste Gedenkstätte für die spätosmanischen Vorkämpfer konstitutioneller und nationaler Ideale. In einer Power-Point-Präsentation zeigte Klaus Kreiser nicht nur die Geschichte des Denkmals, dessen Standort und Aussehen, er spannte den Bogen wesentlich weiter, um auf die allgemeine Bedeutung von Denkmälern zu kommen und was ein Objekt eigentlich zum Denkmal macht, um schließlich auf die Formensprache und Funktion der Abide-i Hürriyet zu sprechen zu kommen. Nach ihm kam diesem Denkmal „zwischen den nichtfigurativen Erinnerungsorten der hamidischen Epoche und der ersten Istanbuler Atatürk-Statue (1926) ...eine bemerkenswerte Zwischenstellung“ zu. Klaus Kreisers Beitrag war ein Plädoyer dafür, den Blick des Forschers auf solche, bisher kaum beachteten Bauwerke und ihre Geschichte zu lenken.3

Unter der Leitung von Suraiya Faroqhi folgten schließlich die letzten drei Vorträge des Symposiums. Tevfik Güran präsentierte die Süleymaniye Stiftung als eine der wichtigsten Sultansstiftungen. Seine Untersuchung basierte auf Einkommens- und Ausgabestatistiken der Stiftungsrechnungsbücher, die, so Güran, nicht nur Aufschluss über Stiftungen böten, sondern ebenso als Quelle zur Kultur- und Sozialgeschichte genutzt werden könnten. Die beiden letzten Vorträge von Orhan Esen und Christoph K. Neumann verdienen ebenfalls nähere Erwähnung. Beide Referenten, obgleich ihre Untersuchungsgegenstände zeitlich ca. 100 Jahre trennen, interessierten sich für dieselbe Frage, nämlich welche Beziehung zwischen der Stadt (-Verwaltung) und ihren Bewohnern vorherrschte. Während Christoph Neumann dieser Frage nachging, indem er die Geschichte der in Anlehnung an Paris „Altinci Daire“ (6. Bezirk) genannten Stadtverwaltung ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nachzeichnete, ging Orhan Esen in seinem Beitrag auf die Sprachlosigkeit der Stadtbevölkerung angesichts der Entwicklungen in Istanbul (insbesondere städtebaulichen Aspekten) nach. Er konstatierte eine Kluft zwischen der wuchernden materiellen Produktion der Stadt und dem im Vergleich als stumm zu bezeichnenden, bzw. unproduktiven Diskurs über diese materielle Produktion. Ihm zufolge fehlt der Bevölkerung die geeignete Sprache, um sich über die seit den 1940ern zu beobachtende „gecekondu“isierung4, bzw. seit den späten 1980ern, der von Esen als postgecekondu Ära bezeichneten Phase, angemessen auszutauschen. Letztere generierte sich aus den zunächst illegalen, über Nacht gebauten „gecekondus“ und ließ sie zu neuen urbanen, ökonomisch wichtigen Standorten auswachsen. Bedenkt man, dass dieser Trend einhergeht mit der sukzessiven Verwahrlosung von klassischen Stadtteilen, wie dies etwa von Kizildag für Eminönü festgestellt wurde, so kann man Esen nur beipflichten, dass über die Produktion der Stadt unter Einbeziehung nicht nur der „post-islamistisch neuliberalen Gruppen“, sondern auch der im Zuge der Entwicklungen vom Produktionsprozess Ausgeschlossenen, oder an den Rand gedrängten, über die weitere Zukunft Istanbuls geredet werden muss.

Das OtürkDijital-Projekt wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Ahmet Kala vom Institut für Türkische Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Istanbul durchgeführt. OtürkDijital ist eine Online-Datenbank, die sowohl osmanische Archivdokumente und Kadiamtregister als auch osmanische Zeitungen und Drucke in Umschrift und im Original enthält.

Die für diese Datenbank eigens entwickelte Software (ArsivDijital) ermöglicht dabei die Recherche in den transkribierten Versionen der Originale. Sie bietet erstmals der breiten europäischen Öffentlichkeit bisher schwer zugängliche Quellen zur Geschichte und Kultur der Türkei. Die derzeit ca. 20000 Dokumente umfassende Datenbank wird im Laufe des Jahres 2005 auf ca. 50000 anwachsen.

OtürkDijital kann von Institutionen, Universitäten, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen europaweit im Abonnentenverfahren gegen Gebühr genutzt werden.

Die gemeinsam vom Institut für Geschichte und Kultur des Nahen Orients an der LMU München sowie dem Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Istanbul veranstaltete Tagung bot einen guten Überblick zur aktuellen Istanbul-Forschung. Eine Reihe von Vorträgen präsentierte neuere Erkenntnisse zu klassischen Forschungsgebieten der Osmanistik (wie etwa Stiftungen oder Handwerk), die auf (staatlichem) Zentralarchivmaterial basieren. Dagegen wiesen die Beiträge von Oliver Jens Schmitt und Ralf Elger auf gesellschaftliche Gruppen hin, die bisher in der Istanbul-Forschung eher ein marginalisiertes Dasein hatten, und machten damit auch auf Quellenmaterial jenseits des Zentralarchivs aufmerksam. Ähnlich wie Klaus Kreiser, der unseren Blick auf eine bisher wenig beachtete dingliche Traditionsquelle, das osmanische Denkmal, lenkte. Während Suraiya Faroqhis Beitrag neben aktuelleren Studien vor allem auf noch zu vertiefende Bereiche hinwies (Handwerk), boten Christoph K. Neumann und Orhan Esen auf ein, sich über ein Jahrhundert jeweils in einem anderen Gewand präsentierendes Problem hin: das Verhältnis der "Istanbuler" zu ihrer Stadt.

Die zeitliche Begrenzung auf einen Tag und die vergleichsweise hohe Teilnehmerzahl ließ allerdings eine vertiefte methodische und theoretische Diskussion kaum zu. Es ist zu wünschen, dass der geplante Tagungsband dies leistet.

Anmerkungen:
1 eingehender behandelt in seiner kürzlich erschienenen Monographie: Oliver Jens Schmitt, Levantiner. Lebenswelten und Identitäten einer ethnokonfessionellen Gruppe im osmanischen Reich im "langen 19. Jahrhundert", München 2005
2 s. Maurice Agulhon, „La statuomanie et l’histoire“, in: Ethnologie française. - Paris. - Vol. 8 (1978), no 2/3, p. 145-172
3 In den letzten Jahren befasste sich der Referent eingehender mit Denkmälern. Vgl. z.B. Kreiser, Klaus: "Public Monuments in Turkey and Egypt, 1840-191 in: Muqarnas. An Annual on the Visual Culture of the Islamic World 14 (1997) S.103-117; ders. "Public Monuments in Kemalist and Post-Kemalist-Turkey", in: Journal of Turkish Studies 26/II (2002), S.43-60; "War Memorials and Cemeteries in Turkey", Beirut 2005 (im Druck); "Ottoman Clock towers: a preliminary survey and some general remarks on construction dates, sponsors, locations and functions", Istanbul 2005 (im Druck); "Denkmäler für Heroen des Geistes. Materialien zu einer osmanischen Obsession", München 2005 (im Druck)
4 "Das Wort gecekondu impliziert zunächst eine Landnahme von unten. Gece heißt "die Nacht" und kondu "gesetzt oder gelandet". Gecekondu heißt also über Nacht gelandet und führt uns somit auf die Spuren der Ansiedlung der ersten Migrationswelle [der 1940er bis 1950er Jahre, Anm. Yavuz Köse]. Es handelt sich um eine Art massenhafte Spontanaktion zur Lösung der Wohnungsfrage unter Bedingungen, wo das herkömmliche, konventionelle Modell einer individuellen Wohnungsproduktion in Zeiten rascher Landflucht und Industrialisierung nach dem Zweiten Weltkrieg schlicht versagte und weder der Staat fördernd und reglementierend noch das Kapital gewinnerzeugend in den Problembereich einzuschreiten vermochten oder gar konnten." Vgl. den eben erschienenen von Orhan Esen und Stephan Lanz herausgegebenen Band Self Service City: Istanbul, Berlin 2005, S. 37