Historische Perspektiven auf die Essentialisierung und Biologisierung von Geschlecht

Historische Perspektiven auf die Essentialisierung und Biologisierung von Geschlecht

Organisatoren
Arbeitskreis Historische Frauen- und Geschlechterforschung; Ruhr-Universität Bochum
Ort
Bochum
Land
Deutschland
Vom - Bis
06.07.2017 - 07.07.2017
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Von
Steffi Grundmann, Alte Geschichte, Bergische Universität Wuppertal

Ein zentrales Feld der Frauen- und Geschlechterforschung ist von jeher die Auseinandersetzung mit der Essentialisierung und Biologisierung von Geschlecht. Schon Simone de Beauvoir hat hervorgehoben, dass Weiblichkeit nicht natürlich gegeben ist, sondern – von uns selbst – hergestellt wird.1 Dies gilt nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für historische Gesellschaften; so ergibt sich die Frage, ob und wie Geschlecht in der Vergangenheit essentialisiert und biologisiert worden ist und welche Schlüsse daraus zu ziehen sind.

Diese Überlegungen bildeten den Ausgangspunkt der Tagung im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets in Bochum. Sie wurde unter anderem durch den Margherita-von-Brentano-Preis der Freien Universität Berlin finanziert, der dem AKHFG sowie seinen Gründungsmitgliedern Karin Hausen und Gisela Bock 2015 verliehen wurde. Die Vorträge behandelten Themen im Zeitraum von der griechisch-römischen Antike bis zum 20. Jahrhundert und widmeten sich so unterschiedlichen Bereichen wie der Medizin, der Biologie, der Astrologie, der Wirtschaft, dem Bergbau, der Rechtssprechung, der Organisationsforschung und der Philosophie. Ziel war es dabei zum einen, die Essentialisierung, Biologisierung und Naturalisierung von Geschlecht aus historischer Perspektive zu hinterfragen. Zum anderen bildete die Auseinandersetzung mit den aktuellen, häufig polemischen Angriffen auf die Geschlechterforschung, in denen ihr die Wissenschaftlichkeit abgesprochen wird, den Ausgangs- und Schlusspunkt der Tagung. Denn diese Debatten unterstreichen, wie wichtig die Diskussion und Kritik von essentialistischen und naturalisierenden Geschlechtervorstellungen gerade auch in der Gegenwart ist.

In der Moderne ist die Biologisierung des Geschlechtsunterschiedes die häufigste Form, die Geschlechterhierarchie zu essentialisieren und auf diese Weise zu legitimieren. Aber zu anderen Zeiten und an anderen Orten – sowie in gegenläufigen Diskursen – sind Essentialisierung und Biologisierung keinesfalls stets ebenso eng aneinander gebunden. Die Geschlechterordnung kann schließlich auch durch die Aufzählung gesellschaftlich geprägter Verhaltensweisen oder anderer geschlechtstypischer Zuschreibungen bekräftigt werden. Insofern wurden auf der Tagung nicht nur verschiedene Biologisierungen rekonstruiert, sondern auch essentialisierende Modelle von Geschlecht betrachtet, Kritik daran diskutiert und Perspektiven jenseits der Essentialisierung eröffnet. Die Struktur dieses Tagungsberichts orientiert sich an dieser analytischen Perspektive, statt die Vorträge chronologisch vorzustellen.

Wie die Essentialisierung von Geschlecht im 19. Jahrhundert als Biologisierung hervorgebracht wurde, veranschaulichte BETTINA BOCK VON WÜLFINGEN (Berlin) am Beispiel der Hierarchisierung männlicher und weiblicher Arbeit im 19. Jahrhundert. Dabei ging sie von den zeitgenössischen biologischen Vorstellungen über die geschlechtliche Arbeitsteilung in der Zelle aus und verband sie mit dem damaligen juristischen Diskurs über die eheliche Gemeinschaft und das Erbrecht, da die Argumentation der Rechtsgelehrten sich explizit auf die Theorien der Biologie bezogen habe. KATJA SABISCH (Bochum) gab zunächst einen Überblick über die Entwicklung der wissenschaftlichen Beschreibung der Geschlechterdifferenz seit dem 18. Jahrhundert und rekonstruierte auf diese Weise die spezifische Ausprägung der modernen Zweigeschlechtlichkeit. Im zweiten Teil des Vortrages zeigte sie auf, wie diese vormals wissenschaftlichen Ideen die Vorstellungen heutiger Ärztinnen und Ärzte prägen, die mit Intersexuellen arbeiten. Abschließend hob sie hervor, dass dieser aktuelle medizinische Denkstil sich vor allem aus Alltagswissen und Politik speise – nicht aber aus der Wissenschaft selbst – und gleichermaßen normierend wie emanzipatorisch wirken könne. Die Persistenz geschlechtsstereotyper Erwartungen und Verhaltensweisen stellte CLAUDIA KEMPER (Hamburg) exemplarisch anhand der Vergeschlechtlichung einer Nicht-Regierungs-Organisation vor. Die Aktivitäten der „International Physicians for the Prevention of Nuclear War“ seien in den 1980er-Jahren durch traditionelle Hierarchisierungen und Zuschreibungen geprägt gewesen, die auf das zeitgenössische männliche Ärztebild zurückzuführen seien. Andererseits bestanden auch Assoziationen mit typischerweise Frauen zugeschriebenem Verhalten. Dieser Aspekt wurde insbesondere im Anschluss an den Vortrag diskutiert. Während die bisher vorgestellten Beiträge vor allem rekonstruierten, dass und wie die Geschlechterdifferenz in westlichen modernen Gesellschaften unhinterfragt als fundamental gegeben vorausgesetzt wurde und wird, zeigten andere Vorträge gegenläufige Tendenzen im Quellenmaterial auf und hinterfragten ihre Biologisierung auf diese Weise.

Zum Auftakt der Tagung hatte HEINZ-JÜRGEN VOSS (Merseburg) bereits einen Überblick über die historische und kulturwissenschaftliche Forschung zu biologischen Vorstellungen von Geschlecht seit der Antike gegeben. Während Sabisch sich auf den hegemonialen Diskurs der vergangenen Jahrhunderte konzentrierte, nahm Voß nicht nur eine längere Zeitspanne in den Blick, sondern präsentierte auch gegenläufige Denkweisen. An diesen Perspektivwechsel anknüpfend forderte er zur interdisziplinären Zusammenarbeit auf. Indem sie neue Impulse setze und weiterführende Einsichten eröffne, ermögliche sie es, den Differenzierungen nachzugehen und Verallgemeinerungen zu unterlassen. Für eine solche vernetzte Kooperation seien außerdem terminologische Präzision und Reflexion unerlässlich. Im Anschluss legte BRUNO WIEDERMANN (Tübingen) am Beispiel der mittelalterlichen Laienastrologie dar, wie biologische und medizinische Kategorisierungen in andere Wissenschaften und populäre Diskurse eingingen. Dabei spielte der Körper jedoch eine untergeordnete Rolle, da seine Gestalt und Beschaffenheit nicht als Grundlage der Geschlechterdifferenz angesehen worden sei. Vielmehr setzten Wiedermanns Quellen auch ohne eine solche Biologisierung Geschlecht als essentialistische Kategorie voraus.

Eine ähnliche Trennung von Essentialisierung und Biologisierung konstatierte auch LARS BLUMA (Bochum) für den Bergbau unter Tage – ein ausschließlich männliches Tätigkeitsfeld – aus der Perspektive der Versicherungsgesellschaften, die seit dem Ende des 19. Jahrhundert Anteil an der Vergesellschaftung des Körpers hatten. Dabei zeigte er nicht nur die Bedeutung dieser Prozesse für die Konstruktion der Männlichkeit der Arbeiter auf, sondern unterstrich auch ihr Potential, Biologisierungen und Essentialisierungen zu hinterfragen. So könne die Annahme, Frauen seien für die Tätigkeit unter Tage nicht geeignet, einerseits als Naturalisierung, andererseits jedoch gleichermaßen auch als soziale Argumentation gedeutet werden. In der Diskussion dieses Vortrages wurde die Hierarchisierung typischerweise von Männern bzw. von Frauen ausgeführter Arbeitsformen hervorgehoben und das Konzept der Vergesellschaftung des Körpers diskutiert: Sie könne zwar als De-Ontologisierung von Geschlecht gedeutet werden, gerade das Vorgehen der Versicherungsgesellschaften sei jedoch ein Einfallstor für Biologisierungen. Außerdem kam die Frage auf, ob hier nicht eher Naturalisierungsprozesse zu beobachten seien als Essentialisierungen. Auch anhand dieses Beitrages wurde deutlich, wie wichtig und herausfordernd die klare Verwendung zentraler Begriffe für jenen interdisziplinären und epochenübergreifenden Austausch ist, den Voß zu Beginn der Tagung angeregt hatte.

JOHANN KIRCHKNOPF (Wien) untersuchte die Konstruktion von Geschlecht am Beispiel der österreichischen Gerichtspraxis im Umgang mit Intersexuellen im 20. Jahrhundert. Dabei sei auffällig, dass eine allgemeingültige Definition von Geschlecht gefehlt habe, dies aber nicht problematisiert worden sei. Insofern sei zwar eine praktische Essentialisierung von Geschlecht zu beobachten, diese sei aus queertheoretischer Perspektive jedoch begrenzt und unsystematisch geblieben. In ähnlicher Weise argumentierte auch CHRISTINA BENNINGHAUS (Gießen) in ihrer Analyse anatomischer Abbildungen des menschlichen Körpers in populären Gesundheitsratgebern um 1900. Diese ermöglichten es auch Laien, den ärztlichen Blick einzunehmen, und stellten Frauen- und Männerkörper zwar ähnlich dar, betonten die Geschlechterdifferenz jedoch auf andere Weise. So ergebe sich in den untersuchten Werken ein Nebeneinander von Essentialisierung und De-Essentialisierung von Geschlecht.

All diese Vorträge schrieben sich in die Tradition feministischer Kritik an der Biologisierung von Geschlecht ein, mit der sich auch zwei wissenschafts- bzw. theoriehistorische Vorträge auseinandersetzten. So ordnete CHRISTINA BRANDT (Bochum) Donna Haraways Arbeiten in ihren historischen Entstehungskontext ein und zeigte das ambivalente Verhältnis der Biologin sowohl zur Molekularbiologie als auch zu bestimmten Kritiken anhand deren Methoden. Haraways Arbeiten stellten die Biologisierung von Geschlecht anhand konkreter Beispiele aus dem Feld selbst heraus umfassend und profunde infrage. Dieser Vortrag und die anschließende Diskussionen regten dazu an, solche Beispiele für die feministische Wissenschaftskritik nicht nur zu tradieren, sondern auch selbst historisch zu untersuchen und zu kontextualisieren. Einen ähnlichen Appell richtete auch VOJIN SAŠA VUKADINOVIĆ (Zürich) an die Anwesenden, nachdem er in seinem Vortrag an die seines Erachtens vernachlässigte französische Tradition feministischer Anti-Essentialistinnen der 1970er- und 1980er- Jahre erinnert hatte.

Im Anschluss an diese berechtigten Kritiken der vielfältigen Formen der Biologisierung und Essentialisierung von Geschlecht stellt sich jedoch die Frage, ob und wie die Geschlechterdifferenz jenseits dieser Vorstellungen gedacht werden kann. Besonders überzeugend stellte ELSBETH BÖSL (München) die biologistische oder konstruktivistische Essentialisierung von Geschlecht infrage. Sie sprach über die Entwicklung und Zuverlässigkeit verschiedener Methoden der Geschlechtsbestimmung in der prähistorischen Archäologie und Anthropologie. Die Geschlechtsansprache erfolge anhand der Grabbeigaben, der Morphologie der menschlichen Überreste oder durch die molekulargenetische Analyse sogenannter Alter DNA. Wie der Vortrag zeigte, war und ist jedoch keines der Verfahren geeignet, einzelne Funde sicher einem Geschlechter zuzuordnen, obwohl dies in der Archäologie stets versucht werde. Die verschiedenen Verfahren seien wissenschaftlich weiterentwickelt und nacheinander auf dasselbe Material angewendet worden. Dieses Vorgehen habe allerdings häufig zu einander widersprechenden Befunden geführt. Bösls Rekonstruktion einer anthropologischen Forschungsdebatte stellte nicht nur die Deutungshoheit der Naturwissenschaften infrage, sondern entzog auch dem Mythos waffentragender Amazonen im Nordschwarzmeergebiet die archäologische Grundlage. In der Diskussion unterstrich Bösl auf Kirsten Heinsohns Nachfrage hin, dass eine Spannung zwischen dem Willen zur Eindeutigkeit und der mehrdimensionalen Analyse des Geschlechts bestehe, die eine Ambivalenz von Geschlecht erzeuge. Dieser Vortrag bestätigte einerseits das moderne Streben nach Biologisierung und Essentialisierung von Geschlecht: Die Zuordnung zu einem von genau zwei Geschlechtern wird als feststehend konstruiert und auf biologische Merkmale zurückgeführt. Andererseits verändern sich die naturwissenschaftlich produzierten Fakten und Wahrscheinlichkeiten in diesem Beispiel beständig, so dass der zentrale Anspruch der Naturwissenschaften, allgemein akzeptierte Wahrheit zu generieren, zumindest geschmälert wird.

In einer Tagungsreflexion fassten Gabriele Dietze und Bettina Wahrig die Vorträge resümierend zusammen und eröffneten weiterführende Perspektiven. GABRIELE DIETZE (Berlin) unterstrich, dass der Tagungstitel „Essentialisierung und Biologisierung von Geschlecht“ das Kerngeschäft der Geschlechterforschung umreiße. Biologisierung sei als moderne Form der Essentialisierung zu verstehen, die sich auch in anderer Weise zeigen könne. Dazu merkte Maren Lorenz für die Tagungsorganisation an, dass ‚Naturalisierung‘ für historische Diskussionen tatsächlich der bessere Begriff sei. Diese terminologische Reflexion veranschaulicht die offene Diskussionskultur der Tagung und ist nur ein Beispiel für den anregenden Austausch, zu dem an beiden Tagen breite Gelegenheit bestand. Dietze hob außerdem die hohe Selbstreflexivität vieler Beiträge hervor, die dazu angeregt hätten, Gewissheiten zu hinterfragen. Es sei unabdingbar, neue Herausforderungen zu erkennen und diesen entgegenzutreten. Als offenen Punkt nannte sie einen Diskussionsbeitrag im Anschluss an Katja Sabischs Vortrag. Sylvia Paletschek hatte kritisch reflektierend nachgefragt, ob es nicht auch zu einer feministischen Essentialisierung von Vielgeschlechtlichkeit kommen könne, was dies bedeute und wie die Frauen- und Geschlechterforschung dazu stehe. Darüber hinaus regte sie abschließend an, darüber nachzudenken, wie zentral die Verknüpfung von Bipolarität und Macht sei. BETTINA WAHRIG (Braunschweig) konstatierte den Fokus der Tagung auf Zweigeschlechtlichkeit und wies auf die historische Kontingenz wissenschaftlicher Erkenntnis hin. Dass die vordiskursive Natur unverfügbar sei, stehe der essentialistischen Behauptung, auf sie zugreifen zu können, entgegen. Wahrig regte eine Historisierung der Frauen- und Geschlechterforschung an, die auch Brandt, Vukadinović und Kemper eingefordert hatten. Die gegenwärtigen Angriffe auf die Gender Studies zielten zudem nicht nur auf diese, sondern mittelbar auf die Wissenschaftlichkeit von Geistes- und Gesellschaftswissenschaften insgesamt.

In einem weiteren Vortrag und der Abschlussdiskussion lag der Fokus auf diesen aktuellen Auseinandersetzungen, denen nach einhelliger Meinung der Anwesenden mutig und laut zu begegnen sei. KERSTIN WOLFF (Kassel) ging in ihrem Vortrag von der Feststellung aus, dass Anti-GenderistInnen ein Konstrukt bekämpften, das sie selbst geschaffen hätten: Ihre Angriffe richteten sich zwar gegen in der Geschlechterforschung vorgebrachte Thesen und daran anschließende feministische Forderungen, zu diesem Zweck griffen sie aber nicht die tatsächlichen Ergebnisse und Diskussionen innerhalb der Gender Studies an, sondern erfänden vielmehr ein eigens dazu konstruiertes Schreckgespenst, um dieses als Feindbild zu attackieren. Vor diesem Hintergrund zog Wolff die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm als Vorbild heran, um Strategien gegen aktuelle Gender-Diffamierungen zu entwickeln. Dohms Argumentation für das Frauenstudium und gegen Anti-Feministen habe maßgeblich auf einem spezifischen Umgang mit der Sprache beruht: Feminisierungen, Wortneuschöpfungen, Spott und Ironie prägten ihre Werke. Außerdem sei es erforderlich, die Gegenargumente ebenso zu popularisieren wie die anti-feministischen Äußerungen. Dabei könne die Überspitzung und das konsequente Zu-Ende-Denken der Thesen dazu genutzt werden, offensichtliche Unstimmigkeiten aufzuzeigen. Ein weiterer Weg sei die konkrete Auseinandersetzung mit all jenen Personen und Organisationen im eigenen Netzwerk, die sogenannte anti-genderistische Positionen stützten oder positiv aufgriffen. Dies erfordere Zeit, die sich alle Geschlechterforscher_innen auf jeden Fall nehmen sollten.

In der Abschlussdiskussion appellierten Schnicke und Lorenz an die Anwesenden, sich ihre Position innerhalb etablierter Fächer zunutze zu machen und sich beispielsweise als Historikerin oder Historiker an diesen Diskussionen zu beteiligen, um die Gender Studies mit Hilfe der anderen Disziplinen zugeschriebenen Autorität zu stärken. Gleichzeitig betonte Lorenz die Notwendigkeit einer adäquaten Zielgruppenorientierung: Um in öffentlichen und populär(wissenschaftlich)en Diskursen zu überzeugen, sei es notwendig und hinnehmbar, Komplexität auf durchdachte Weise zu reduzieren, um verstanden zu werden. Daran anknüpfend warnte Kemper allerdings davor, die Komplexität des Themas zu verdecken, da häufig der Wunsch nach einfachen Antworten den Kern der Kritik an der Geschlechterforschung bilde. Geschlecht ist und bleibt jedoch, wie sie hervorhob, kompliziert.

Konferenzübersicht:

Begrüßung

Maren Lorenz (Ruhr-Universität Bochum)

Einführung

Falko Schnicke (DHI London)

Keynote
Heinz Jürgen Voß (Hochschule Merseburg): Wissen über antike Geschlechterverhältnisse zwischen den Disziplinen. Herausforderungen an die interdisziplinäre historische Arbeit

Sektion 1: Zweigeschlechtlichkeit

Bruno Wiedermann (Universität Tübingen): Biologisierung der Himmelskörper? Geschlechterdifferenzen in der spätmittelalterlichen Laienastrologie

Sektion 2: Körper als Investition

Lars Bluma (Deutsches Bergbau-Museum Bochum): Die Vergesellschaftung des arbeitenden (Männer-)Körpers. Biopolitik im industriellen Steinkohlenbergbau an der Ruhr
Bettina Bock von Wülfingen (HU Berlin): Geschlechtliche Arbeitsteilung und die Kernfamilie. Ökonomie in Zeugung und Vererbung Ende des 19. Jahrhunderts

Sektion 3: Institutionen

Johann Kirchknopf (Universität Wien): “Hermaphroditorum ejus sexus aestimandum, qui in eo praevalet.” Die Konstruktion von Geschlecht in der österreichischen Gerichtspraxis des 20. Jahrhunderts
Claudia Kemper (Hamburger Institut für Sozialforschung): Das Geschlecht der Organisation und die Organisation von Geschlechtern

Sektion 4: Wissenschaft

Katja Sabisch (Ruhr-Universität Bochum): Geschlecht als wissenschaftliche Tatsache. Widerstand und Wandel von Geschlechterkonzepten seit dem 18. Jahrhundert
Christina Brandt (Ruhr-Universität Bochum): Über Donna Haraway hinaus. Dekonstruktivistische und essentialistische Geschlechterzuschreibungen im Kontext der life sciences der 1970er Jahre

Sektion 5: Biologien

Elsbeth Bösl (Universität der Bundeswehr, München): „Beigabengeschlecht“, Morphologie, alte DNA: Zur Wissenschaftsgeschichte der Geschlechtsansprache in der Archäologie
Vojin Saša Vukadinović (Universität Zürich): „Natur-elle-ment“: Questions Féministes und die Entgründung von Natur, 1977ff.

Sektion 6: Populäres Wissen

Christina Benninghaus (Justus-Liebig-Universität, Gießen): Bodies in paper. Die visuelle Darstellung des Geschlechtskörpers in populären Gesundheitsratgebern, 1880-1914
Kerstin Wolff (Archiv der Deutschen Frauenbewegung, Kassel): Die Unfähigkeit von Frauen zu komponieren oder: Können wir aus der Lektüre von Hedwig Dohm Strategien gegen aktuelle Gender-Diffamierungen entwickeln

Tagungsbeobachtung

Gabriele Dietze (HU Berlin) / Bettina Wahrig (TU Braunschweig)

Abschlussdiskussion

Anmerkung:
1 Simone de Beauvoir, Le deuxième sexe. Band 1, Paris 1949, S. 285.


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