Das Meer. Maritime Welten in der Frühen Neuzeit

Das Meer. Maritime Welten in der Frühen Neuzeit

Organisatoren
Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im VHD
Ort
Wolfenbüttel
Land
Deutschland
Vom - Bis
05.10.2017 - 07.10.2017
Url der Konferenzwebsite
Von
Hannes Ziegler, German Historical Institute London; Brendan Röder, Historisches Seminar, Ludwig-Maximilians-Universität München

Vor über achtzig Jahren ergründete John Holland Rose, damals Vere Harmsworth Professor for Imperial and Naval History an der University of Cambridge, den Fortschritt der Menschheit im Spiegelbild des Meeres: „Philosophers and theorists may dispute whether on land progress is a reality. Those who study man`s relations to the sea need harbour no doubts.“1 Seitdem hat sich weit mehr aus der Geschichtswissenschaft verabschiedet als nur die Idee eines stadienweisen Fortschritts der Menschheit. Geblieben aber ist Holland Roses Überzeugung, dass die Geschichte des menschlichen Verhältnisses zum Meer weitaus mehr Erklärungskraft besitzt als das Studium von Seefahrtstechniken und Handelsrouten nahelegt. „Historians of oceans characteristically stake a claim on world history, for better or worse”, schrieb noch vor Kurzem Alison Bashford, die derzeitige Vere Harmsworth Professorin.2 Tatsächlich scheint diese Überzeugung in der aktuellen Hochkunjunktur maritimer Geschichtsschreibung eher noch zugenommen zu haben. Wie sehr dies auch und vielleicht im besonderen Maße für die Frühneuzeitforschung gilt, war kürzlich in Wolfenbüttel eindrucksvoll zu beobachten.

Über „Das Meer. Maritime Welten in der Frühen Neuzeit“ verhandelte vom 5. bis 7. Oktober die Arbeitsgemeinschaft Frühe Neuzeit im VHD auf ihrer 12. Arbeitstagung, in diesem Jahr ausgerichtet von der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel. In ihren einleitenden Worten machten PETER BURSCHEL (Göttingen/Wolfenbüttel) und SÜNNE JUTERCZENKA (Göttingen) deutlich, in welcher Weise die Frühneuzeitforschung an der Untersuchung maritimer Geschichte teilhat und von ihr profitieren kann. Besonderen Fokus legten sie dabei auf zwei Aspekte. Erstens stellten sie die Wahrnehmung des Meeres und die Interaktion mit dem Meer in den Vordergrund. Wie definierten Menschen – durch Nutzung von Ressourcen und Begegnung von Gefahren – ihr Verhältnis zum Meer? Zweitens betonten sie die Bedeutung des Meeres als Medium des Austausches, der Bewegung und der Verbindung – sei es im Sinne friedlicher Kooperation oder bewaffneter Konflikte. Zugleich situierten sie mit der damit einhergehenden Hinterfragung von Grenzen und der gleichzeitigen Betonung des Lokalen die Erforschung maritimer Lebenswelten im Zentrum globaler Geschichtsschreibung.

Nahezu allen Sektionen der Konferenz war ein zugleich junger wie internationaler Zuschnitt eigen. Damit stand die Tagung ganz in der Fortführung bisheriger Entwicklungen der Arbeitstagung, im Entstehen begriffene Forschungsarbeiten in den Mittelpunkt zu stellen, und zugleich auch den außerhalb des deutschsprachigen Raumes diskutierten Zugängen ein Forum zu bieten. Dadurch, wie auch durch die Breite der repräsentierten Themen war die Tagung auch jenseits der einzelnen Vorträge ein guter Ort für wissenschaftlichen Austausch. Selbst in der thematischen Vielfalt der Sektionen ließen sich allerdings einige gemeinsame Nenner identifizieren. Die Vorträge konzentrierten sich häufig auf bestimmte Orte (Häfen, Küsten, Schiffe), bestimmte Akteursgruppen (Freibeuter und Missionare, Kaufleute und Sklaven) und verschiedene Objekte und materielle Kulturen. Ein deutlich erkennbares Interesse lag zudem auf Formen des Wissens, und zwar einerseits in einer Art Reflexion als Wissen über das Meer (etwa im Sinne geographischen und hydrographischen Wissens), andererseits aber auch als Wissen im Medium des Meeres (im Sinne von Transformationen und Austauschprozessen). Wenn im Folgenden nur einige wenige der Sektionen und Vorträge direkt angesprochen werden, so ist das einerseits der großen Anzahl an Sektionen geschuldet und folgt andererseits schlicht den Interessen der Berichterstatter.

Vom Stapel lief die Tagung mit einer Sektion von MICHAEL NORTH (Greifswald), der in seiner Hinführung die Verbundenheit der Meere in den Vordergrund stellte und sich damit gegen eine begrenzende Sichtweise auf einzelne Meeresräume (etwa den Atlantik) wandte. Dem entsprechend referierte JARI OJALA (Jyväsklä) zunächst sehr grundsätzlich neuere Trends in der maritimen Geschichtsschreibung mit besonderem Fokus auf Ort und Zahl der Publikationen. HIELKE VAN NIEUWENHUIZE (Greifswald) schloss daran Beobachtungen zu personellen Verbindungen an, indem er die Präsenz und zeitweilige Dominanz niederländischer Steuerleute und Kapitäne auf den Schiffen anderer Nord- und Ostseeanrainer analysierte. Schließlich untersuche WERNER STANGL (Graz) die ambivalente Wahrnehmung und Repräsentation des Atlantiks in den Korrespondenzen europäischer Emigranten. Überzeugend band Stangl diese Wahrnehmung an die unterschiedlichen narrativen Absichten der Schreiber.

In einer wissensgeschichtlichen Sektion fragten DAMIEN TRICOIRE (Halle an der Saale) und SIMON KARSTENS (Trier) nach dem Schicksal transozeanisch erworbenen Wissens in europäischen Gesellschaften der Frühen Neuzeit. Mit einem ersten zeitlichen Schwerpunkt im 16. und frühen 17. Jahrhundert (Karstens) und damit im Kontext der „scientific revolution“ und einem zweiten Schwerpunkt im 18. Jahrhundert (Tricoire) vor dem Hintergrund der Aufklärungsbewegung war die Anlage der Vorträge dabei durchgehend kritisch konzipiert. Konkret suchten Tricoire und Karstens ein Narrativ zu hinterfragen, das von einer fundamentalen Veränderung europäischer Wertvorstellungen und Wissensbestände als Reaktion auf das überseeisch erworbene Wissen ausgeht. In ihren Vorträgen wurde dementsprechend deutlich, dass ein einfaches Modernisierungsschema der Ablösung alter Wissensbestände durch neu erworbenes Wissen nicht trägt, sich vielmehr in vielen wissens- und wissenschaftsgeschichtlichen Kontexten Prozesse der Amalgamierung von Wissensbeständen absehen lassen. So mussten selbst Akteure, die verändertes Wissen persönlich erworben hatten, dies häufig in die Deutungskategorien europäischer Traditionen rückübersetzen, um es vermittelbar zu machen. In einem Kommentar zur Sektion warf ARNDT BRENDECKE (München) zum einen die Frage auf, ob nicht auch diese Sicht letztlich erneut ein Modernisierungsparadigma stütze und regte außerdem an, den verwendeten Wissensbegriff weiter zu differenzieren.

Als ein Zugriff auf den Ort des Hafens war eine Sektion von Eva Brugger (Basel) und Isabelle Schürch (Konstanz) konzipiert. Grundsätzlich ein Ort des Transits, thematisierte diese Sektion den Hafen zugleich als einen (möglichen) Ort der Transformation der dort verschifften Güter, Tiere und Menschen. ISABELLE SCHÜRCH verdeutlichte dies zunächst am Beispiel Sevillas und mit einem besonderen Fokus auf die Verschiffung von Pferden nach Neu-Spanien. Sie zeigte dabei einerseits die logistische Herausforderung, verdeutlichte zugleich aber auch die veränderte Bedeutung des Pferdes im Raum der Neuen Welt und im Kontext ihrer Eroberung. MICHAEL TALBOT (Greenwich) nahm dagegen den Hafen von Istanbul in seinem logistischen und infrastrukturellen Profil in den Blick und zeigte am Beispiel der osmanischen Flotte und ihrer Schutzpatrouillen im östlichen Mittelmeerraum die gewaltigen administrativen Herausforderungen der Verproviantierungen der Flotte. FELIX SCHÜRMANN (Kassel) betrachtete schließlich den (im Gegensatz zu Sevilla oder Istanbul) jungen Hafen von Jamestown auf St. Helena. Im Hinblick auf die amerikanische Walfangflotte hob auch er einerseits die logistischen Probleme der Flottenversorgung hervor und betrachtete andererseits die alltäglichen Begegnungen und Bedürfnisse der Seeleute im Hafen.

Den Abendvortrag hielt NEIL SAFIER (Providence), Direktor der John Carter Brown Library. Passend zum Veranstaltungsort stellte Safier die Bedeutung von Sammlungen in Bibliotheken für die Erforschung der maritime history heraus. Die John Carter Brown Library ist im Besitz von etwa 50.000 Büchern (gedruckt vor ca. 1825) und Manuskripten und hat einen besonderen Schwerpunkt in der Geschichte der frühen Amerikas. In seinem Vortrag illustrierte Safier die bunte Reichhaltigkeit dieser Sammlung und warf anhand von Karten die Frage auf, inwiefern „Meta-Geographies“ als Vorstrukturierungen des Raumes unser Denken über Land- und Wassermassen bestimmen. Gegen eine strikte Trennung von Land und Wasser hob Safier deren Verbundenheit hervor.

Der Frage nach geeigneten Narrativen und der Modellbildung für imperiale Expansionen widmete sich eine Sektion von Vitus Huber (München/Paris) und Benjamin Steiner (Konstanz). Sie war konzipiert zu erkunden, wie sich die Entstehung, Persistenz und Wandlung von Imperien beschreiben lässt, wenn im Lichte jüngerer Theorien und Geschichtsschreibung lokale und indigene agency stärker einbezogen werden sollen und ohne starke Hierarchien zwischen Zentrum und Peripherie operiert werden soll. REGINA GRAFE (Florenz) betonte die Rolle von institutioneller Diversität im Aufbau kolonialer Imperien. Die Europäer hätten weniger die jeweils besseren „Rezepte“ in verschiedenen Handlungsfeldern gehabt, als vielmehr sehr erfolgreich variieren können. PEDRO CARDIM (Lissabon) stellte das von ihm und anderen Forscher/innen am Beispiel der iberischen Imperien entwickelte Modell der polyzentrischen Monarchien vor. Beide Vorträge schilderten Trends der Ablösung von älteren Modellen, etwa die Betonung der Beteiligung lokaler Eliten im Aufbau der Kolonialreiche und zugleich, welche Kritik und Sensibilitäten diese Rekonzeptualisierungen hervorriefen und noch hervorrufen. Der Kommentar von GIUSEPPE MARCOCCI (Oxford) griff einige Punkte der beiden Vorträge auf und fragte, inwiefern die darin unterstrichene Diversität und Improvisation das Resultat imperialer Strategien war oder eher auf externe Faktoren, etwa lokale Gegebenheiten und Wissensbestände, zurückzuführen sei.

Vom Meer wie vom Wasser überhaupt drohte auch in der Frühen Neuzeit die Gefahr des Ertrinkens – die Feststellung mag zunächst banal erscheinen. Dass der gesellschaftliche, wissenschaftliche und kulturelle Umgang mit dem Ertrinken in seiner Dynamik aber einer historischen Untersuchung wert ist, zeigte die von Alexander Kästner (Dresden) geleitete Sektion zur Geschichte des Ertrinkens und der Lebensrettung besonders im 18. Jahrhundert. Kästner thematisierte in seinem Vortrag den Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert und zeichnete die Entwicklung einer Traktatliteratur zum Sektionsthema nach. Für die erfolgreiche Regulierung der Lebensrettung war, neben praktischem Wissen, vor allem die Verortung im normativen, insbesondere christlichen Horizont entscheidend. Hier ergaben sich ausgeprägte Widerständigkeiten, tangierte die Lebensrettung doch perzipierte Gefahren und Körpertabus. DAVID LEDERER (Maynooth) befasste sich mit der weitverbreiteten und insofern transnationalen Etablierung spezialisierter Gesellschaften für Lebensrettung im 18. Jahrhundert, die über Aufklärungsinitiativen und Anreizmechanismen wie Medaillen breitere Wirkung zu erzielen suchten. Zugleich konnten wohlhabende Bürger, so Lederer, in diesen philanthropischen Organisationen effektvoll ihre Wohltätigkeit demonstrieren. Ein ganz entscheidender Aspekt in der Dynamik von Wasserrettung und der Wahrnehmung des Ertrinkens war die, wenn nicht linear-progressive, so doch zunehmende Medikalisierung im 18. Jahrhundert, wie MARIA TERESA BRANCACCIO (Maastricht) sie für einige italienische Staaten beziehungsweise Städte behandelte. RICHARD BELL (College Park) verfolgte die Geschichte der Wasserrettung, ihrer Institutionalisierung und Implementierung zum Abschluss der Sektion schließlich in die Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts.

In einem etwas überraschenden Zugriff widmeten sich Susanne Friedrich (München) und Tina Asmussen (Zürich) „Kontingenzbewältigungen auf See und im Berg“. Was auf den ersten Blick gegensätzlich aussah, entpuppte sich als eine kluge Gegenüberstellung von zwei Räumen, die aufgrund ihrer hohen Risikoaffinität in gleichem Maße (und in gewinnbringender Weise auch vergleichend) geeignet waren, um den Übergang von der Gefahr zum Risiko in der Vormoderne zu untersuchen. Zugleich verfolgten die Sektionsleiterinnen dabei auch das Ziel, diesen modernisierenden Plot zu hinterfragen und nach unterschiedlichen Ausprägungen des Risikos in der Vormoderne zu suchen. BENJAMIN SCHELLER (Duisburg-Essen) untersuchte das Entstehen eines Risikoverständnisses zunächst einmal begriffsgeschichtlich, ehe er sich dem (in erster Linie) kaufmännischen Umgang mit dem Risiko und verschiedenen Möglichkeiten seiner Einhegung (etwa durch Versicherungen) widmete. SUSANNE FRIEDRICH zeigte dagegen am Beispiel der niederländischen Ostindienkompanie, wie sehr gerade im Bereich des Fernhandels Risiken zu verarbeiten waren, die auf europäischer Seite häufig nicht einmal versicherbar waren und die nicht zuletzt aus dem Nichtwissen um geographische und politische Gegebenheiten (und Veränderungen) entstanden. MARK HENGERER (München) begann seinen Vortrag ebenfalls zunächst mit konzeptionellen Überlegungen zum Problem des Risikos, insbesondere im frühneuzeitlichen Hafen. Die Wahrnehmung von Risiken und den konkreten Umgang mit Risiken verdeutlichte er anschließend am Problem der Seuchen in den französischen Mittelmeerhäfen und dem politischen Instrument der Quarantäne. TINA ASMUSSEN schließlich zeigte eindrucksvoll, in welchem Maße im frühneuzeitlichen Bergbau ähnliche Gefahr- und Risikovorstellungen vorherrschten wie in der frühneuzeitlichen Wahrnehmung des Meeres. Diese häufig bereits von Zeitgenossen hergestellte Verbindung konkretisierte sich vor allem in der sowohl dem Bergbau als auch der Seefahrt inhärenten Abwägung zwischen möglichem Gewinn und potentieller Gefahr.

Die von Dorit Brixius (Florenz) geleitete Sektion „Of Islands, Knowledge, and Mediators: Eurasian Interactions in the Indo-Pacific“ führte in die philippinisch-malayische Inselwelt. Die beiden Beiträge von ESTHER HELENA ARENS (Köln) and GENIE YOO (Princeton) gingen von der Person des niederländischen Reisenden und Naturforschers G.E. Rumphius aus. Arens widmete sich der geographischen Hierarchisierung, der Zuschreibung von (ökonomischem) Wert und der Generierung von Interesse für bestimmte Gebiete am Beispiel von Papua und Seram. Yoo fragte nach Rumphius' Wegen der Informationsgewinnung anhand eines komplexen, kriegerischen Konflikts zwischen lokalen Akteuren mit niederländischer Beteiligung. Ein wichtiger Aspekt war die sprachliche Vielfalt der Region, wobei die Präsenz bestimmter Begriffe bei Rumphius wiederum auf seine Informationsquellen schließen lässt. DORIT BRIXIUS behandelte französische Versuche im 18. Jahrhundert, an den Gewürzen der Molukken als wichtigen Handelsgütern zu partizipieren und betonte dabei die entscheidende Rolle, die Kalküle der einheimischen Bevölkerung und damit deren Kooperationsbereitschaft oder Kooperationsverweigerung spielten. Die Sektion fokussierte somit insgesamt die Interaktion zwischen Europäern und einheimischen Akteuren und den Einfluss von Mediatoren.

Nimmt man diese ausgewählten Eindrücke der Tagung zusammen, lässt sich freilich fragen, ob die Tagung sich im eigentlichen Sinne um das Meer drehte, ob, mit anderen Worten, maritime Geschichtsschreibung tatsächlich im Mittelpunkt stand. In den bisweilen metaphorischen, manchmal vagen Bezügen auf die Ozeane als gestaltende Faktoren frühneuzeitlicher Gesellschaften entstand vielmehr an manchen Stellen der Eindruck, als gerate das Meer gleichsam zur nicht weiter konkretisierten Chiffre für bestimmte Formen frühneuzeitlicher Globalisierung. In diesen allgegenwärtigen, unterschiedlich spezifischen Bezügen auf das Meer liegt letztlich die Gefahr, dem Gegenstand eine Beiläufigkeit beizumessen, die produktive Fragestellungen in nicht weiter hinterfragten Selbstverständlichkeiten erstickt. Das Meer bliebe so weiterhin Statist hinter anderen, „eigentlicheren“ Themen und Forschungsagenden. Trotz dieses Bedenkens hat die Tagung aus Sicht der Berichterstatter eindrucksvoll deutlich gemacht, dass die Beschäftigung mit dem Meer zu Recht einen ganz zentralen Raum im derzeitigen Trend zur Globalgeschichte in der Frühneuzeitforschung einnimmt. Gerade in jenen Beiträgen und Sektionen, die ihre Fragen gezielt auf das Meer als Möglichkeitsraum, Widerstand und Medium richteten oder nach der Wahrnehmung des Meeres durch frühneuzeitliche Gesellschaften fragten, war dies vielfach beeindruckend zu sehen. Es bleibt lediglich zu hoffen, dass diese Beschäftigung mit dem Meer in der Frühneuzeitforschung auch dann bestehen bleibt, wenn der Trend zur Globalgeschichte einmal nachlassen sollte.

Konferenzübersicht:

Sektion I-a Verbundene Meere – Connected Seas/Oceans
Leitung/Chair: Michael North (Greifswald)

Jari Ojala (Jyväskylä): Ships and Commodities: New Evidence from the Danish Sound
Maria Fusaro (Exeter): Connecting Oceans and Seas: Maritime Laws and Customs in the Early Modern Globalization
Hielke van Nieuwenhuize (Greifswald): Meeting Point Amsterdam: How Sailors in Dutch Service Connected and Perceived the Seas
Werner Stangl (Graz): ʻThe Sea Doesn’t Kill Anyone whose Time has not yet Come’ – The Ocean as Connector and Barrier in Spanish Emigrants’ Correspondences, 1500–1824

Sektion I-b Meereserfahrung als Gotteserfahrung. Der Pietismus auf See
Leitung: Julia A. Schmidt-Funke (Jena)/Gisela Mettele (Jena)

Julia A. Schmidt-Funke (Jena): Meeresbilder und Meereslektüren im Pietismus
Markus Berger (Halle/Saale), Mark Häberlein (Bamberg): „Die See ist … einer großen ungeheuren Gegend gleich“. Das Meer in der Korrespondenz hallescher Pastoren in Nordamerika (1742–1786)
Gisela Mettele (Jena): Das Schiff als Gemeinort. Ozeanüberfahrten der Herrnhuter Seegemeine
Aaron Spencer Fogleman (DeKalb): Two Troubled Souls. Ein pietistisches Streiterpaar auf hoher See
Ulrike Gleixner (Wolfenbüttel): Kommentar

Sektion I-c Mehr als Zucker und Hofmohren – Aktuelle Forschungen zu den „German Hinterlands“
Leitung: Rebekka von Mallinckrodt (Bremen)

Arne Spohr (Bowling Green): Frei durch Zunftmitgliedschaft? Zur rechtlichen und sozialen Position schwarzer Hoftrompeter im Alten Reich
Rebekka von Mallinckrodt (Bremen): DienerIn, SklavIn oder Leibeigene/r? Verschleppte Menschen in Gerichts- und Verwaltungsprozessen des 18. Jahrhunderts
Sarah Lentz (Bremen): SklavereigegnerInnen in den „German Hinterlands“ und die atlantische Abolitionsbewegung im Zeitalter der Spätaufklärung
Jutta Wimmler (Frankfurt/Oder): Amerikanische Drogen und Farbstoffe im Alten Reich – „Unsichtbare“ Produkte von Sklaverei?

Sektion II-a Wissenstransformationen durch transozeanische Erfahrungen? Das Meer als Grenze zwischen Wissensräumen in der Frühen Neuzeit
Leitung: Damien Tricoire (Halle an der Saale)/Simon Karstens (Trier); Chair: Andreas Pečar

Simon Karstens (Trier), Damien Tricoire (Halle an der Saale): Einleitung
Simon Karstens (Trier): Traditionen und transozeanische Empirie. Muster der Wissensvermittlung um 1600
Damien Tricoire (Halle/Saale): Transozeanische Erfahrungen, Aufklärung und Wissensgenerierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
Arndt Brendecke (München): Kommentar

Sektion II-b The Eastern Mediterranean and Early Modern Scholarship
Leitung: Richard Calis (Princeton)

Richard Calis (Princeton): Immortal Islands: Martin Crusius and the Topography of the Greek Mediterranean
Zur Shalev (Haifa): German Protestants and Mediterranean Sacred History
Asaph Ben-Tov (Erfurt): A View from Afar: The Mediterranean in Seventeenth-Century German Scholarship

Sektion III-a Das Tor zur Welt – der frühneuzeitliche Hafen als Ort von Transfer und Transformation
Leitung: Eva Brugger (Basel)/Isabelle Schürch (Konstanz)

Isabelle Schürch (Konstanz): Sevilla. Shipping Animals Between Spain and New Spain (1490–1550)
Eva Brugger (Basel): Projecting a New Colony? New Amsterdam as an Early Modern Staple Port
Michael Talbot (Greenwich): Provisioning the Guardians of the Sea: Naval Logistics and the Eighteenth-Century Ottoman Mediterranean Fleet
Felix Schürmann (Kassel): Jamestown (St. Helena) as a Transshipment Port for the American Whaling Fleet, c. 1775–1890

Sektion III-b Maritimer Kleinkrieg. Gewaltunternehmer in den Konfliktarenen zwischen Adria, Schwarzem Meer und östlicher Levante
Leitung: Markus Koller (Bochum)

Andreas Helmedach (Bochum): Adriapiraten. Küstennahe Freibeuterei an der Schnittstelle dreier Imperien vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
Arkadiusz Blaszczyk (Gießen): Bedingungen vom Aufstieg und Fall des schwarzmeertatarischen Warlords Kantemir
Ovidiu Olar (Bochum)/Ovidiu Cristea (Bukarest): War, Diplomacy and Trade in the Black Sea Region during the Long War (1593–1606)
Markus Koller (Bochum): Gewaltunternehmer im Osmanischen Reich ‒ Stand und Perspektiven der Forschung
Claudia Jarzebowski (Berlin): Kommentar

Sektion III-c Measuring the Seas: The Production and Transfer of Hydrographic Knowledge in the Long Eighteenth Century
Leitung: Lena Moser (Tübingen); Chair: Renate Dürr (Tübingen)

Margaret E. Schotte (Toronto): Hands-On Theory at the Royal Mathematical School ‒ Deptford, 1683
Lena Moser (Tübingen): Old Sea Dogs and Nautical Philosophers: Eighteenth-Century Sailing Masters as Amateur Hydrographers
Megan Barford (London): „My heart is in the Hydrographical Office“: Royal Naval Hydrography at the End of the Georgian Era
Rebekah Higgitt (Canterbury): Kommentar

Abendvortrag
Neil Safier (Providence): Oceans, Islands, Continents: Rethinking Maritime Meta-geographies in the Early Modern World

Sektion IV-a Bridging the Gap. The Genesis of ʻGlocalʼ Overseas Empires
Leitung: Vitus Huber (München/Paris)/Benjamin Steiner (Konstanz)

Vitus Huber (München/Paris), Benjamin Steiner (Konstanz): Introduction
Regina Grafe (Florenz): Institutional Diversity and Empire Building. Spanish Lessons
Pedro Cardim (Lissabon): Local Agency and Overseas Rule. Rethinking the Government of the Early Modern Iberian Monarchies
Giuseppe Marcocci (Oxford): Kommentar

Sektion IV-b Pirates Matter/Pirate Matters
Leitung: Claire Jowitt (Norwich)

Claire Jowitt (Norwich): Queer Pirates: Sex & the Sea in Thomas Middleton's The Phoenix (c. 1603/4)
Richard Blakemore (Reading): Pirates and Sailors: Violence and Warfare in Seafarers’ Careers in the Early Modern World
Sue Jones (London): Writing John Ward: Pirate, Apostate, Anti-hero
Daniel Lange (Berlin/Canterbury): X Marks the Spot: The Epistemic Dimensions of English Piracy in the Late Seventeenth Century

Sektion IV-c Hafenkulturen. Frühneuzeitliche Häfen als Kontaktzonen im Mittelmeer und an der Ostsee
Leitung: Alexander Denzler (Eichstätt)

Alexander Denzler (Eichstätt): Willkommen und Abschied? Häfen und die maritime Raumerfahrung von Reisenden im ‚langen‘ 16. Jahrhundert
Franz Fromholzer (Augsburg): Täglich ein ‚gezuckerts brotlein‘. Venezianische Verträge in Reiseberichten frühneuzeitlicher Jerusalem-Pilger
Gerda Brunnlechner (Hagen): Sicherer Hafen? Funktionalität von Küstenorten auf Portolankarten des 15./16. Jahrhunderts
Jörg Widmaier (Tübingen): Angelandet. Historische Hafenanlagen als Element einer Kulturraumanalyse auf der Ostseeinsel Gotland
Stefan Brakensiek (Duisburg-Essen): Kommentar

Sektion V-a Between Worlds: Amphibious Boundaries in 18th- and Early 19th-Century Europe and Asia
Leitung: Roland Pietsch (Berlin)/Sünne Juterczenka (Göttingen)

Matthias van Rossum (Leiden/Amsterdam): Amphibious Crossings ‒ Strategies of Mobility and Control, the VOC, and its Global Maritime Workforce in 18th-Century Batavia
Roland Pietsch (Berlin): ʻA Rowling Stone never gathers Moss’: The Struggles and Desires of British Deep-Sea Sailors in the 18th and Early 19th Centuries
Margarette Lincoln (London): Trading Places: British Pirates and Merchants in the Late Seventeenth Century
Sünne Juterczenka (Berlin): Joseph Banks and the Meanings of Maritime Exploration in 18th-Century Europe
Michael Kempe (Hannover): Kommentar

Sektion V-b From the Shore and Under Water: A History of Drowning and Lifesaving in the 18th Century
Leitung: Alexander Kästner (Dresden)

Richard Bell (College Park): Saving Lives and Souls: Humane Societies and Suicide in America, 1760–1830
Maria Teresa Brancaccio (Maastricht): Rescuing the Drowned in Eighteenth-Century Venice and Other Italian States
David Lederer (Maynooth/Twickenham): Philanthropy and the Public Sphere in Britain and Holland
Alexander Kästner (Dresden): Ice Cold Miracles. The Intervention of 17th-Century Lifesaving Stories upon 18th-Century Emergency Medicine Discourse

Sektion V-c Transatlantische Transporte: Die iberoamerikanischen Küsten in spätkolonialer Zeit
Leitung: Martin Biersack (München)

Martin Biersack (München): Ausländische Kaufleute im kolonialen Buenes Aires als transimperiale Akteure
Melina Teubner (Köln): Reis aus Maranhão: Brasilianisch-portugiesische Handelsnetzwerke und ihre Akteure
Klemens Kaps (Wien): Milanese Merchants in Spanish Transatlantic Trade during the 18th Century
Sebastian Dorsch (Erfurt): Kommentar

Sektion VI-a Science in and of the Mediterranean
Leitung: Cornel Zwierlein (Bochum)

Cornel Zwierlein (Bochum): Introduction
Guillaume Calafat (Paris): The Battle of the Books in the Mediterranean: Jurisdictions and Legal Status of the Sea during the 17th Century
Cornel Zwierlein (Bochum): Imperial Unknowns. Commercial Networks and Science in the Mediterranean
Meike Knittel (Bern): Das Meer jenseits der Alpen: Rezeption und Wahrnehmung mediterraner Natur in der Schweiz
Fernando Clara (Lissabon): Southern Europe and the Advancement of Science During the Late Early Modern Period

Sektion VI-b Riskante Umgebungen: Kontingenzbewältigung auf See und im Berg
Leitung: Susanne Friedrich (München)/Tina Asmussen (Berlin)

Susanne Friedrich/Tina Asmussen: Einführung
Benjamin Scheller (Duisburg-Essen): Fortuna maris – und wie man ihr begegnete. Strategien des Umgangs mit den Gefahren des Meeres im Mittelmeerraum des 14. und 15. Jahrhunderts
Susanne Friedrich (München): [D]ie Schiffe laufen dadurch große Risiken. Zur Karriere eines Konzepts von Nichtwissen in der niederländischen Ostindienkompanie
Mark Hengerer (München): Risiko Hafen: Beobachtungen im Frankreich des 18. Jahrhunderts
Tina Asmussen (Berlin): Risiko und die Produktivität von Hoffnung im frühneuzeitlichen Bergbau

Sektion VI-c Madrid, Mexico, Manila – The Eighteenth-Century Spanish Empire and its Perceptions
Leitung: Sascha Möbius (Chihuahua)

Manuel Moreno Alonso (Sevilla): Maritime Strategy of the Spanish Monarchy: the Count of Floridablanca, 1777–1792
Ivan Valdez-Bubnov (Mexico City): Technology and Tactics: The Influence of Naval Doctrine on 18th-Century Spanish Warship Design
Sascha Möbius (Chihuahua): Honour, Faith and Professionalism. The Transfer of Military Values and Knowledge from Prussia to Spain in the 18th Century

Sektion VII-a Meutereien – zwischen Zusammenbruch der sozialen Ordnung an Bord und verbreiteter Strategie der Interessensdurchsetzung
Leitung: Patrick Schmidt (Rostock)

Patrick Schmidt (Rostock): Introduction
Michel Aumont (Caen): Die Meutereien an Bord der französischen Korsarenschiffe in der Frühen Neuzeit (18. Jh.)
AnnaSara Hammar (Stockholm): Intentional Mutineers or Drunken Troublemakers? The Swedish Admiralty Court and Disobedient Sailors in the 17th Century
Jann Markus Witt (Kiel): Meutereien auf frühneuzeitlichen Handels- und Kriegsschiffen. Ein Vergleich

Sektion VII-b Natur an Bord: Schiffstransport und frühneuzeitliche Wissensgeschichte
Leitung: Ruth Schilling (Bremen/Bremerhaven)

Charlotte Colding Smith (Bremerhaven): From the Deep to the Curiosity Cabinet: Transport and Display of the Whale in Early Modern Collections
Natascha Mehler (Bremerhaven): From the Margins of the Known World to the Courts of European Kings: The Hamburg Trade with Icelandic Gyrfalcons
Claudia Swan (Evanston): Of Ships and Specimens: Dutch Exotica in the Making
Ruth Schilling (Bremen/Bremerhaven): Between Transport and Transfer: Entanglements between the Maritime World and Knowledge History
Richard Drayton (London): Kommentar

Sektion VII-c Keine Helden, sondern Händler: Deutsche Kaufleute in europäischen Hafenstädten des 17. und 18. Jahrhunderts
Leitung: Magnus Ressel (Frankfurt/Main)

Magnus Ressel (Frankfurt/Main): Die deutschen Kaufmannskolonien in Livorno und Venedig
Jorun Poettering (München): Die Hansekaufleute in Lissabon im 17. Jahrhundert
Torsten dos Santos Arnold (Frankfurt/Oder), Klaus Weber (Frankfurt/Oder): Kaufleute, Bankiers, Sklavenhändler: die Deutschen in Cádiz, Nantes und Bordeaux
Margrit Schulte Beerbühl (Düsseldorf): Deutsche Kaufleute in London und die Verknüpfung Europas mit der außereuropäischen Welt

Sektion VIII-a Segensreiche Seenot
Leitung: Jürgen Beyer (Åbo/Tartu)

Charlotte Appel (Aarhus): Lutheran Piety Onboard? Devotional Literature for Mariners in Seventeenth-Century Denmark
Urban Claesson (Falun/Uppsala): Überstandene Seenot – vom Tod zu neuem Leben und einer neuen Gesellschaft am Beispiel von Olof Ekmans „Seenotsgelübde“ (1680)
Jürgen Beyer (Åbo/Tartu): Stiftung von Kircheninventar als Dank für Rettung aus Seenot

Sektion VIII-b Of Islands, Knowledge, and Mediators: Eurasian Interactions in the Indo-Pacific
Leitung: Dorit Brixius (Florenz)

Esther Helena Arens (Köln): The Place of Papua and Seram in the Dutch ‘Water Indiesʼ around 1700
Genie Yoo (Princeton): The Ambonese Rumphius and his Inter-Island Information Networks
Dorit Brixius (Florenz): Of Spi(c)es, Brokers, and Non-Botanists: The French Search for Nutmeg in the Malay World (1768–1772)

Sektion VIII-c Der Levantehandel als transkulturelle Schnittstelle bei Transferprozessen im Mittelmeer in der Frühen Neuzeit
Leitung: Evelyn Korsch (Erfurt/Venedig)

Evelyn Korsch (Erfurt/Venedig): Mobile Akteure und ihr maritimer Interaktionsraum: Armenische Luxuswarenhändler zwischen Venedig und der Levante
Heinrich Lang (Bamberg): Materielle Transferprozesse zwischen Levante und Ponente: Florentiner und süddeutsche Kaufmannbankiers im Handel mit dem östlichen Mittelmeer über Lyon während des 16. Jahrhunderts
Carlo Taviani (Rom): A Networked Company? The Casa di San Giorgio and the Genoese Merchants in the Black Sea (late 15th Century)
Salvatore Ciriacono (Universität Padua): Kommentar

Methodische Impulse und Perspektiven
Abschlusskommentar von Arndt Brendecke, Gisela Mettele und Michael North

Anmerkungen:
1 John Holland Rose, Man and the sea: stages in maritime and human progress, Cambridge 1935, S. 263.
2 Alison Bashford, Terraqueous histories, in: The Historical Journal 60/2 (2017), S. 253-272, hier S. 254.