Dynamiken der Viktimisierung. Opferschaft in historischer Perspektive (16.-20. Jahrhundert)

Dynamiken der Viktimisierung. Opferschaft in historischer Perspektive (16.-20. Jahrhundert)

Organisatoren
Harriet Rudolph, Lehrstuhl für Neuere Geschichte, Universität Regensburg; Isabella von Treskow, Lehrstuhl für Französische und Italienische Literaturwissenschaft, Universität Regensburg
Ort
Regensburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.10.2017 - 14.10.2017
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Von
Anne Mariss, Universität Regensburg; Fanny Romoth, Universität Rostock

Seit einiger Zeit kommt der Auseinandersetzung mit Opferschaft in den Geisteswissenschaften verstärkte Aufmerksamkeit zu. Die disziplinübergreifende Bedeutung des Themas und ein gemeinsames Forschungsinteresse von Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Disziplinen an der Universität Regensburg gaben Anlass für die internationale Tagung „Dynamiken der Viktimisierung. Opferschaft in historischer Perspektive (16.-20. Jahrhundert)“, die vom 12. bis 14. Oktober 2017 in Regensburg stattfand. Im Rahmen von acht Sektionen wurden in einer dezidiert interdisziplinären Perspektive unterschiedliche theoretische Konzepte, Imaginationsformen und Diskurskontexte von Opferbegriffen diskutiert und dabei soziale und politische Aushandlungsprozesse von Opferschaft herausgearbeitet, die je nach Akteursgruppen, Medien und historischen Rahmenbedingungen unterschiedliche Dynamiken aufweisen können. Die Vorträge zu Opfersemantiken in Geschichte, Literatur und Kunst widmeten sich Entwicklungen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, um die starke Konzentration der Forschung auf die Themen Krieg und Totalitarismus im 20. Jahrhundert zu hinterfragen, aktuelle Deutungsmodi zu problematisieren und nach der Persistenz oder Reaktualisierung vormoderner Opferdimensionen in der Moderne zu fragen.

In der Sektion I „Opferkonzeptionen in den Geisteswissenschaften“ umriss HARRIET RUDOLPH (Regensburg) Begriffe, Themen und Thesen der historischen Forschung, die sich erst jüngst der Analyse von Opferdiskursen zugewendet habe. Dabei verwies Rudolph auf das methodische Problem, dass die Arenen, Inhalte und Verfahren politischer Diskurse durch Eliten dominiert werden, die auch über die Parameter der Generierung von Überlieferung entscheiden. Der Begriff der Viktimisierung sei zudem in der Geschichtswissenschaft kaum als analytisches Konzept verwendet worden, vielmehr beschreibe er den fundamentalen Wandel von Opferkonzepten im 20. Jahrhundert, der sich auf die Formel from sacrifice to victim bringen lasse und sich durch eine starke „Pluralisierung und Partikularisierung von Opferdiskursen“ (Constantin Goschler) auszeichne. Aus der Perspektive der Literatur- und Kulturwissenschaft stellte ISABELLA VON TRESKOW (Regensburg) erstens die konkret gemeinte Frage, wie Literatur aus vergangenen Zeiten, der ein bestimmter (literatur-)historischer Opferbegriff unterliegt, aus heutiger Sicht mit den aktuellen Modellen von Begriff und Beurteilung von Opferschaft interpretiert werden könne. Als problematisch kennzeichnete sie aus kulturwissenschaftlicher Sicht Ansätze wie den des Literaturwissenschaftlers Daniele Giglioli, der in seinem Essay „Critica della vittima“ (2014) den Opferbegriff polemisch auflädt. Diese Polemisierung sei symptomatisch für aktuelle Debatten und insofern wichtiger Anstoß sowohl literatur- wie kulturwissenschaftlicher Überlegungen. Davon ausgehend stellte Rudolph eine zweite grundlegende Frage, und zwar, wie der Opferbegriff wissenschaftlich wertfrei, aber zugleich so zu benutzen sei, dass kein Missbrauch vorliege. Für die Rechtswissenschaft, die den Begriff der Viktimisierung konzeptionell entwickelt hatte, demonstrierte der Strafrechtler HENNING ERNST MÜLLER (Regensburg), welche Umwertungen der Opferbegriff in den Rechtswissenschaften seit der Nachkriegszeit erfahren habe. Frühe kriminologische Ansätze, nach denen man das Opfer nicht mehr als passives Objekt, sondern als aktives Subjekt anzusehen habe, das in unterschiedlicher Form selbst an der Tat beteiligt sei, wären durch die feministische Forschung kritisiert und in die Forderung umgemünzt worden, die Bedürfnisse von Opfern im Rahmen von Strafprozessen stärker zu berücksichtigen. Die Definition, wer ein Opfer ist und wer nicht, hänge aus aktueller Perspektive primär davon ab, welche Verhaltensformen der Gesetzgeber als strafbar erkläre. Damit erweist sich Opferschaft aus juristischer Sicht als ein in starkem Maße normativ aufgeladenes Konstrukt.

Die Beiträge der Sektion II und III fokussierten Konstruktionen von Opferschaft in unterschiedlichen literarischen Gattungen. CHRISTIANE HANSEN (Freiburg i. Brsg.) analysierte Thomas Otways „The Orphan“ (1680) und Mary Pix’ „Ibrahim“ (1696). In diesen beiden ‚she-tragedies‘ stehe das sexualisierte Leiden einer Frau im Mittelpunkt der Handlung, wobei die bis dahin vorherrschende admirative Ästhetik des heroischen Dramas nicht mehr zum Tragen komme, denn sie stünden vielmehr beispielhaft für den Paradigmenwechsel hin zu einer aufklärerischen Poetik des Mitleidens mit dem Opfer. SIMON AEBERHARD (Basel) verglich die Opferkonzepte in Johann Wolfgang von Goethes „Iphigenie auf Tauris“ (1786) und Heinrich von Kleists „Penthesilea“ (1808). Beide Stücke erwiesen sich als noch stark durch tradierte Vorstellungen des selbstbestimmten Sacrificiums als Instrument der Sublimierung von Gewalt und nicht durch in anderen Kontexten bereits virulente Vorstellungen von passiver Opferschaft geprägt. Dabei biete die Frage nach möglichen Tätern kaum Erkenntnispotential, im Zentrum befänden sich stattdessen Opferfiguren, die ihr Schicksal ohne Mitleidsappelle an den Betrachter auf sich nähmen. URSULA REGENER (Regensburg) referierte über die Ökonomien soldatischen Lebens während der Befreiungskriege und deren Niederschlag in deutschen Soldatenliedern. Zentral in der Rhetorik der Kriegslyrik war die Priorisierung des kollektiven Kampfes gegen die Fremdherrschaft gegenüber dem Leben des Einzelnen, welche sich im Konzept des nationalen Pflichtopfers manifestiert habe, wobei das Kriegsopfer ausgeblendet worden sei. MATTEO GALLI (Ferrara) demonstrierte anhand der Darstellung von Opfer- und Täterfiguren in E.T.A. Hoffmanns Werk die literarische Verarbeitung der Unterschiede zwischen einem populär-literarischen, einem wissenschaftlichen und einem juristischen Täter-/Opferdiskurs, wobei der Fokus bei Hoffmann klar auf der literarischen Konstruktion der Täter liege, die allerdings sich selbst auch als Opfer begreifen und ihre Taten damit legitimieren konnten. SABINE KOLLER (Regensburg) verglich jüdische Opferkonzepte am Beispiel von Chaim Nachmann Bialiks „In der Stadt des Schächtens“ (1906) und Lamed Shapiros „Das Kreuz“ (1908) als Werke, die in Reaktion auf eine Welle an Pogromen in Russland entstanden und radikale Umdeutungen von Opfer-Täter-Konstellationen in die jiddische Literatur einbrachten: Während Bialiks Poem mit dem traditionellen jüdischen Opferkonzept Kiddush ha-Shem breche, indem es zur gewaltsamen Selbstverteidigung aufrufe, schlage das Opferbild in Shapiros Erzählung in ein monströses Täterbild um.

In der Sektion IV, die sich mit Staaten und Nationen als Gegenstand von Opferdiskursen beschäftigte, skizzierte zunächst RAINER LIEDTKE (Regensburg) die Entstehung eines griechischen Opfernarrativs, das ausgehend von der osmanischen Zeit über weitere historische Stationen wie die kleinasiatische Katastrophe in der Zwischenkriegszeit und vor allem die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg immer weiter fortgeschrieben und vor allem nach 2009 erneut reaktiviert und semantisch aktualisiert worden sei. MAREK NEKULA (Regensburg) demonstrierte für Tschechien an einem breiten medialen Spektrum, wie sich ein in die Frühe Neuzeit zurückreichendes ethnonationales Opfernarrativ mit starken christologischen und märtyrologischen Elementen von einem Diskurs über den ‚Tod‘ der tschechischen Nation im und nach dem Dreißigjährigen Krieg zu einem Diskurs ihrer ‚Auferstehung‘ im 19. Jahrhundert wandelte. Ausgehend von der Idee des American Exceptionalism, welche auch die Möglichkeit eigenen Scheiterns umschließe, argumentierte VOLKER DEPKAT (Regensburg), dass bestimmte Agency- und Opfervorstellungen in der US-amerikanischen Selbstwahrnehmung zentral seien, welche sich nicht zufällig in jüngster Zeit verstärkt in einer Paranoia vor realen oder imaginierten Feinden der USA spiegelten.

Die Referate der Sektion V widmeten sich Imaginationsformen des Opfers in der Kunst. RUTH S. NOYES (Middletown) demonstrierte anhand von Kupferstichen der zum Katholizismus konvertierten Künstler Mattheus Greuter und Philippe Thomassin Formen des Reenactments von Gewaltakten im Prozess der Produktion solcher Graphiken sowie vielfältige interkonfessionelle Beziehungen der Darstellung von Gewalt gegenüber Opfern konfessioneller Verfolgung, welche auf denselben ikonographischen Traditionen der Gewaltdarstellung aufbauten. FRANCISCO J. R. CHAPARROs (New York) Vortrag, der verlesen wurde, zeigte anhand der Visualisierung von Strafgefangenen, wie Francisco Goya (1746-1828) im Einklang mit der zeitgenössischen Kritik an Strafprozess und Sanktionsvollzug diese soziale Gruppe konsequent als Opfer inszenierte, wobei er die Gefängnisstrafe als schlimmer als den Tod charakterisierte. Wie auch im Rahmen seiner Serie „Die Schrecken des Krieges“ übertrug Goya traditionell religiöse Opferbilder dabei in einen weltlichen Kontext und machte die Betrachter/innen zu Zeugen. CHRISTOPH WAGNER (Regensburg) demonstrierte die Aktualität und Universalität der Opferimaginationen Goyas am Beispiel von Sigmar Polkes Werk „Liberté, Égalité, Fraternité“ (1988) und Anne Imhofs Performance „Faust“, die 2017 mit dem goldenen Löwen auf der Kunst-Biennale in Venedig ausgezeichnet wurde.

Die Sektionen VI und VII widmeten sich historischen Konstellationen mit spezifischem regionalem Fokus. IRÈNE HERRMANN (Genf) fragte, aus welchen Motiven heraus sich eine Nation wie die Schweiz, die aufgrund ihrer politischen Neutralität über keine eigenen Kriegsopfer verfügte, an humanitären Aktionen beteiligt habe. Die Gründung des Roten Kreuzes 1866 erscheint in dieser Perspektive als ein Akt, mit dem zwar Kriegsopfer außerhalb des Landes anerkannt wurden, Opfergruppen im eigenen Land jedoch marginalisiert blieben. SARAH THIEME (Münster) zeigte anhand des von Kommunisten erschossenen SA-Führers Paul Paßmann, wie Nationalsozialisten kurz vor der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler 1933 als Märtyrer inszeniert wurden. Dabei trugen die Presse, lokale Funktionsträger, aber auch die Kirche zur Sakralisierung solcher Opferkulte bei. NENA MOČNIK (Helsinki) präsentierte Opfernarrative von Frauen, die in den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien sexualisierte Gewalt erlitten. In Theater-Workshops mit ihnen beobachtete Močnik, dass sie je nach Zuhörerschaft häufig eingeführte Opfernarrative bedienten, um als Kriegsopfer gesellschaftlich anerkannt zu werden. Zudem lehnten sie auf eine vermeintlich bessere Gewaltverarbeitung zielende, akademische Umdeutungsversuche (vom victim zum survivor of violence) eher ab. ELENA SMOLARZ (Bonn) illustrierte, wie es an der südöstlichen Grenze Russlands im 19. Jahrhundert immer wieder zur Versklavung russischer Untertanen kam und welche Deutungsmuster sich im Hinblick auf das Leiden unter Zwangsmigration und Unfreiheit in unterschiedlichen Textgattungen finden lassen. Offenbar dienten die in diesem Kontext nachweisbaren Opfernarrative auch dazu, das Russische Reich mittels abolitionistischer und zivilisatorischer Argumente als einen modernen, von ‚barbarischen’ Orientalen umgebenen Staat zu inszenieren. JULIA HERZBERG (Regensburg/München) referierte über Opfervorstellungen im Kontext der Verbannung von Aleksandr Chudjakov (1842-1876), der am Kältepol Werchojansk Kältemessungen vornahm und sich in seiner Autobiographie sowohl als Opfer der Autokratie als auch als Held der Wissenschaft beschrieb, weshalb Viktimisierung und Heroisierung zusammenzudenken seien. TANJA PENTER (Heidelberg) verglich die miteinander verflochtenen Viktimisierungsprozesse in Russland und der Ukraine mit Blick auf Opferkonstruktionen im Kontext des Stalinismus, von NS-Verbrechen und nuklearen Unfällen. Sie konstatierte, dass sich in Russland unter Putin eine geschichtspolitische Wende vollziehe, die Opfer vor allem als ‚Kollateralschäden’ politisch notwendiger Entwicklungen deute, in der Ukraine hingegen eine deutlich pluralistische Erinnerungskultur zu beobachten sei.

In der Sektion VIII wurden globale Opferdiskurse im Kontext (über-)staatlicher Institutionen beleuchtet. Während der Beitrag von CHRISTINA ULLRICH (Marburg) leider entfallen musste, thematisierte der Vortrag von LUCKY IGOHOSA UGBUDIAN (Uyo), der verlesen wurde, den Umgang mit Gewaltakten während der nigerianischen Militärdiktatur zwischen 1984 und 1998 auf der Grundlage von Zeugeninterviews und Presseanalysen. Dabei erwies sich seiner Analyse nach die Oputa Truth and Reconciliation Commission als unzureichendes Instrument einer Transitional Justice, welche die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen gegenüber Diktaturgegnern nicht angemessen aufarbeiten konnte. ROBERT UERPMANN-WITTZACK (Regensburg) verglich das internationale Behinderten- und Flüchtlingsrecht aus völkerrechtlicher Perspektive und zeigte dabei anhand dieser spezifischen (Opfer-)Gruppen, wie stark der juristische Umgang mit ihnen durch unterschiedliche Voraussetzungen geprägt wird. Während die erste Gruppe auf nationaler Ebene sehr gut organisiert sei und deshalb für eine rechtliche Verankerung ihrer Bedürfnisse sorgen könne, verfüge die zweite über erheblich schlechtere Einflussmöglichkeiten, zumal eine internationale Regelung des Flüchtlingsrechts noch ausstehe.

In der engagierten Schlussdiskussion standen zum einen disziplinäre Differenzen hinsichtlich von Fragestellungen, theoretischen Modellen und Untersuchungsmethoden, zum anderen überdisziplinäre Übereinstimmungen im Fokus. Während Historiker/innen im Rahmen von Opferdiskursen meist auch gleichzeitig existierende Gegendiskurse untersuchten, um die gesellschaftliche Geltungskraft spezifischer Opferkonzepte in bestimmten historischen Phasen beurteilen zu können, konzentrierten sich die literaturwissenschaftlichen Beiträge zumeist auf Täter-/Opferimaginationen in bestimmten Textgattungen, wobei sich hier ein Wandel von täterzentrierten hin zu opferzentrierten Darstellungen im 19. und vor allem im 20. Jahrhundert zeigt. Widmete sich die Geschichtswissenschaft mit Blick auf aktuelle Konzepte wie das der Agency zunehmend der Analyse komplexer Verflechtungsprozesse von Täter-/Opferrollen, so fordern Literatur und Kunst zur Diskussion über Opfervorstellungen und Viktimisierung auf, die sich durch bestimmte Formen der Ästhetisierung und Umdeutung von Opfer- und Täterkonstellationen auszeichnen. Von grundlegender Bedeutung für die Frage, welche Opfergruppen gesellschaftlich gehört und welche zum Schweigen gebracht wurden, erwiesen sich die politischen Machtverhältnisse. Einhellig herrschte die Auffassung, dass gesellschaftliche und politische Opferdiskurse zu in Literatur und Kunst entwickelten Opfervorstellungen in Wechselverhältnissen stehen, die künftige Untersuchungen zu Prozessen der Viktimisierung stärker zu berücksichtigen haben. Dabei bedürfen auch die zeitlichen Tiefendimensionen und die interkulturellen Aspekte von Opferdiskursen weiterer gezielter Forschung.

Konferenzübersicht:

Eröffnung durch die Organisatorinnen

Sektion I: Opferkonzeptionen in den Geisteswissenschaften in (inter-) disziplinärer Perspektive

Harriet Rudolph (Regensburg): Geschichte der Sieger? Opferkonzeptionen in der Geschichtswissenschaft
Isabella von Treskow (Regensburg): Das Problem der Wertung: Opferkonzeptionen aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive
Henning Ernst Müller (Regensburg): Das Straftatopfer im Strafrecht und in der Kriminologie

Sektion II: Konstruktionen von Opferschaft im frühneuzeitlichen Drama
Moderation: Matteo Galli (Ferrara)

Christiane Hansen (Freiburg i. Brsg.): Rekonfigurationen des Opfer(n)s um 1700: Relationale und prozessuale Perspektiven auf Logiken der Viktimisierung in der englischen „she-tragedy“
Simon Aeberhard (Basel): Kleists Penthesilea: Das Literaturtheater als ambivalente Institution des Gewaltaufschubs

Sektion III: Opferkonstruktionen in anderen literarischen Gattungen
Moderation: Silke Segler-Meßner (Hamburg)

Ursula Regener (Regensburg): Ökonomien soldatischen Lebens. Stimulantien und Rechtfertigungen der Opferbereitschaft im Kontext der Befreiungskriege
Matteo Galli (Ferrara): Pathologisierung als Absolution? Opfer-Täter-Diskurse bei E. T. A. Hoffmann
Sabine Koller (Regensburg): (Auto-/Anti-)Viktimisierung in der jiddischen Literatur

Sektion IV: Nationen und Staaten als Gegenstand von Opferdiskursen
Moderation: Anne Mariss (Regensburg)

Volker Depkat (Regensburg): Opferkonzepte im Kontext des American Exceptionalism
Rainer Liedtke (Regensburg): Ewige Opfer: Viktimisierungsdiskurse im modernen Griechenland
Marek Nekula (Regensburg): Tod und Auferstehung einer Nation: Religiöse Sprache im tschechischen ethnonationalen Opfernarrativ

Sektion V: Opferbilder – Visuelle Konstruktionen von Opferschaft in der Kunst
Moderation: Julian Jachmann (Regensburg)

Ruth S. Noyes (Middletown): „One of those Lutherans we used to burn in Campo de Fiore.“ Refugee Convert Engravers and the Trans-cultural Dynamics of Victim[izing] Imprints ca. 1600
Francisco J. R. Chaparro (New York): Goya and the Humanitarian Revolution. The Construction of Victimhood in Late Modern Spain
Christoph Wagner (Regensburg): Visuelle Verstrickungen: Opfernarrative und Opferbilder in der Kunst seit Goya

Sektion VI: Opfer-Täter-Relationen im Kontext von militärischer Gewalt
Moderation: Ger Duijzings (Regensburg)

Irène Herrmann (Genf): Mapping the Contexts of Victimhood
Sarah Thieme (Münster): „Unser Dank für sein Opfer sei die Rache!“ – Opfernarrationen im nationalsozialistischen Märtyrermythos
Nena Močnik (Turku): „I was victim, but now I am survivor“: War-rape Survivors from Changing Narrative to Changing Identity

Sektion VII: Kontexte von Opferschaft im regionalen Fokus – Viktimisierungsdiskurse in Russland
Moderation: Ulf Brunnbauer (Regensburg)

Elena Smolarz (Bonn): Repräsentationen „unglückseliger russischer Sklaven“ in Zentralasien im 19. Jahrhundert: Historisch-semantische Analyse von akademischen Konstrukten und historischen Darstellungen
Julia Herzberg (Regensburg): Eiskalt. Autokratie und politische Verbannung im Zarenreich
Tanja Penter (Heidelberg): Das Ende der Sowjetunion und die Entdeckung der Opfer

Sektion VIII: Opferdiskurse und (über-)staatliche Institutionen in globaler Perspektive
Moderation: Henning Ernst Müller (Regensburg)

Lucky Igohosa Ugbudian (Uyo): Dynamics of Victimhood. The Nigerian Perspective
Robert Uerpmann-Wittzack (Regensburg): Viktimisierung und Empowerment, oder: Staatliche Souveränität vs. Menschenrechte – Internationales Behinderten- und Flüchtlingsrecht im Vergleich

Abschlussdiskussion