Reisende in und aus dem Orient und ihre Literatur

Reisende in und aus dem Orient und ihre Literatur

Organisatoren
MA Kulturwissenschaften des Vorderen Orients/Cultural Studies of the Middle East, Institut für Orientalistik, Universität Bamberg; Universität Nürnberg-Erlangen
Ort
Bamberg
Land
Deutschland
Vom - Bis
12.07.2018 - 13.07.2018
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Von
Katja Jana, Berlin

Reiseberichte als Quellen historiographischer und kulturwissenschaftlicher Forschung sind ein so beliebtes wie umstrittenes Genre. Oftmals bieten sie einzigartige Einblicke sowohl in die Gegebenheiten unterwegs als auch die Geisteswelt der Reisenden und deren Herkunftsgesellschaften. Umstritten sind solche Berichte, weil sie und ihre Rezeption oftmals – besonders im Kontext des europäischen Kolonialismus – dazu beitrugen, die bereiste Gegend und deren Bewohner/innen als das jeweilig Andere zu konstruieren und dadurch ein hierarchisches Verhältnis zu schaffen, beziehungsweise zu manifestieren. Die Frage stellt sich jedoch, was Reiseberichte jenseits der Bestätigung bestimmter Machtverhältnisse und Klischees auszusagen vermögen und wie sie in der Forschung dafür nutzbar gemacht werden können. Der Workshop machte es sich zur Aufgabe diesen möglichen Fallstricken durch eine Vielfalt der Perspektiven zu begegnen. Organisiert im Rahmen des Elite-Masterstudiengangs „Kulturwissenschaften des Vorderen Orients/Cultural Studies of the Middle East“ beleuchteten die Vortragenden das Phänomen quer durch verschiedene Epochen und Regionen.

Das erste Panel zu Reisenden im Osmanischen Reich eröffnete STEFAN KNOST (Halle), der die Reiseberichte des Schweizer Apothekers und Botanikers Carl Hausknecht (1838-1903) in das Osmanische Reich und nach Persien 1865 und 1866-1869 vorstellte. Hausknecht unternahm diese Reisen, um sich durch die Erstellung einer „Flora Orientalis“ zu profilieren, was ihm durchaus gelang. Er gründete in Weimar das ‚Herbarium Hausknecht‘ und wurde bald nach seiner Rückkehr zum Professor ernannt. Seine Reisetagebücher wurden bisher kaum oder gar nicht gelesen. Inhaltlich und zeitlich spiegeln sich in seinen Beschreibungen die Umbrüche der Tanzimatzeit wider, vor allem mit ihren Verschiebungen der Grenzen beziehungsweise des Wirkungsbereiches des Staates und den sich daraus ergebenden Konflikten. Unterwegs legte er Wert auf standesgemäßen Umgang und zeigte sich zudem wenig an weiteren Kontakten interessiert. Der Bericht ist sowohl eine wertvolle Quelle für die politische Integration Ostanatoliens als auch für das Selbstverständnis des westlichen Forschungsreisenden in dieser Epoche und deren Bemühen sich durch die Reise ihren Status in der Heimat zu sichern oder ihn zu verbessern.

Ähnliche Interessen mögen der folgenden Reise und den daraus entstandenen Berichten des friesischen Arztes Ulrich Jasper Seetzen (1767-1811) zugrunde gelegen haben, wenn sie auch nicht wie bei Hausknecht explizit gemacht wurden. Zudem können die Tagebücher, die von NATALIA BACHOUR (Zürich) vorgestellt wurden, als ein Quelle für das Osmanische Reich des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts gelten. Seetzen reiste 1789-1792, sowie ab 1802. Eigentlich Mediziner, lag auch sein Interesse in der Botanik. Seinem vorab veröffentlichten Reiseplan zufolge wollte er bis nach Westafrika fahren, verstarb jedoch während der Reise im Jemen. Er reiste ab 1802 von Jever aus über verschiedene Stationen bis nach Mekka und Medina. Er wurde schließlich in der Nähe von Tais tot aufgefunden, die Todesursache ist unklar. Zu diesem Zeitpunkt hatte er eine Menge von 18 beladenen Kamelen an Materialien bei sich. Seine Reise fand zur Zeit des Ägyptenfeldzuges Napoleons I. (1798-1801) statt und damit zu Beginn der europäischen kolonialen Präsenz in dieser Region. Berichte über deren Auswirkungen finden sich auch in seinen Tagebüchern. Geprägt war die Epoche zudem von der Präsenz der Wahhabiten, die etwa 1804, beziehungsweise 1806 die heiligen Stätten von Mekka und Medina eroberten. Die Notizbücher, die er zum Arabisch lernen anfertigte, und seine Tagebücher enthalten sowohl medizinisches und pharmazeutisches Wissen als auch Alltagsphrasen sowie eine Sammlung von Volksliedern.

Der elitäre Charakter einer bestimmten Art des Reisens kommt auch in dem persischen Pilgerbericht zum Ausdruck, der von THOMAS ECKER (Bamberg) vorgestellt wurde. Abd-al-Husain-Afsar-Urumi (gest. 1916) reiste 1882 nach Mekka und verfasste einen Bericht, der als erster bekannter Reisebericht dieses Genres gilt. Der Text enthält sowohl landeskundliche Berichte als auch persönliche Eindrücke und wurde in einfachem Persisch während der Reise als Tagebuch verfasst. Darin stellte er sich als Teil der Elite dar und suchte Kontakt zu ähnlich hochgestellten Leuten, wie Botschaftern, wovon er ausführlich berichtet. Auch wenn er sich nicht immer den gewünschten Luxus leisten konnte, legte er Wert auf standesgemäße Unterkünfte und kommentierte diese entsprechend. Innerhalb seines elitären Selbstverständnisses stellte er sich auch als Vertreter iranischer schiitischer Pilger dar, verteidigte deren Interessen und bewegte sich in ausgeprägten sozialen Netzwerken. Explizit gibt er wenige Informationen über sich selber. Seine Wahrnehmung des Osmanischen Reiches wechselt auf der Reise, das Selbstbildnis bleibt. Er spiegelt die Vorstellung von einer weltweiten Eliteschicht wieder und bewegte sich immer in dieser sozialen Umgebung. Die einfache Bevölkerung findet kaum Erwähnung.

Der erste Vortrag im Panel „Narrative Strategien“ wurde von JASMIN DAAM (Kassel) zum Thema des frühen Tourismus in Ägypten gehalten. Sie widmete sich dabei der Reisefotografie und deren Bedeutung im Rahmen des aufkommenden Pauschaltourismus. Dieses Phänomen, das mit dem britischen Kolonialismus eng verzahnt war, produzierte erwartbare Bilder bestimmter Typen, die als Vertreter lokaler Kulturen wahrgenommen wurden. Diese erwartbaren und gleichförmigen Motive und die parallel dazu erstellten Reiseberichte habe dennoch einen Quellenwert insofern sie etwas über deren Ersteller als Vertreter eines bestimmten Bürgertums aussagen, die – auch mit und durch ihre Reisen – eine bestimmte Politik prägten. In der Diskrepanz zwischen den aufgenommenen Motiven und den Reiseberichten, die etwas über die Entstehung der Bilder preisgeben, manifestieren sich einige Eigenheiten des modernen Tourismus. So auch in den Fotos und Notizen des britischen Textilfabrikanten George H. Williams, der 1925 nach Ägypten reiste und diese Reise entsprechend dokumentierte. Seine Aufnahmen spiegeln die klassischen Motive der Orientreise. Moderne Architektur, Menschen mit moderner Kleidung sind nicht zu sehen. Sein Tagebuch gegengelesen, in dem die Handlungsmacht der lokalen Bevölkerung und Selbstexotisierung Williams dargestellt wird, ergibt ein anderes Bild. Er äußerte Bewusstsein über den Charakter des touristischen Reisens und demonstriert eine distanziertere und differenziertere Darstellung als aus den Fotos hervorgeht. Zudem wird die Entstehungsgeschichte der Fotos beschrieben, die zumeist gegen Geldzahlung ermöglicht wurden. In den Tagebüchern erscheinen die Menschen auf den Fotografien als Akteure. Auch die Kritik der lokalen Bevölkerung am Tourismus scheint durch, wie das Bewerfen mit Matsch. Die Touristen wurden als Vertreter des britischen Imperialismus wahrgenommen. Williams selbst schien sich in seiner Haut nicht wohlgefühlt zu haben. Er machte sich lustig über die Jagd nach Motiven und die Oberflächlichkeit der touristischen Praxis. Im Gegensatz zu dieser Selbstreflektion wurde von Williams in den Fotografien ein erwartbares stereotypes Bild wiedergegeben. Trotz anderweitiger Erkenntnis der vor Ort Gewesenen wurde und blieb der Tourismus somit ein sich selbst genügendes Ritual.

JOHANNES STEPHAN (Bern) stellte sich die Frage, inwiefern Reiseberichte anders gelesen und analysiert werden können denn als erwartbare Konstruktionen kultureller Differenz von Selbst und Anderem. Dazu analysierte er Reisetexte aus dem osmanischen Aleppo des 18. Jahrhunderts, unter anderem das Reisebuch von Ilyas al-Mawsili über dessen Südamerikareise und Hanna Dyabs Reise nach Paris: Wie wurde in diesen Berichten Differenz wahrgenommen und dargestellt? Er stellte fest, dass diese keine ihnen gemeinsame Perspektive oder einen einheitlichen Blick auf die Anderen haben. Meist hätten die Texte zwei Modi der Darstellung von Differenz, einen narrativ-dynamischen und einen statisch-deskriptiven. Sie sprächen nicht unbedingt von hier und dort, sondern dort und dort, das heißt, es fand keine Hierarchisierung zwischen den Räumen etwa im Sinne eines Protonationalismus statt. Zudem wechselten die Autoren zwischen persönlicher und beschreibender Perspektive. Stephans These ist, dass es keine allgemeine Perspektive in den Texten gebe, die er untersucht hat, sondern diese erst in jedem Text herausgearbeitet werden müsse. Allerdings finde er eine bestimmte Rhetorik: So sind auch hier Status, Zugehörigkeit und bestimmte Netzwerke wichtig, auch wenn das die Perspektive auf das Reiseland nicht definiere. Die Bedeutung dieser Texte liege darin, Differenz anders zu denken, so werde der Text zum individuellen Ereignis. Innerhalb der maronitischen Gemeinden hatten die Texte die Funktion der Statusmanifestation und -demonstration.

Epochal einen ganz anderen Einblick in die Frage nach Reisen und die Konstruktion von Differenz bieten die Briefe des Nürnberger Pfefferhändlers Gabriel Holzschuher, verfasst 1580 in Chochin, Südindien. Sie waren das Thema des Vortrages von SIMON KRAUS (Bamberg), der verschiedene in diesen Briefen erwähnte Aspekte beleuchtete. Seine Reise führte ihn mit der jährlichen portugiesischen Handelsflotte ab April 1579 von Lissabon nach Indien, mit Ankunft in Goa, dem Zentrum portugiesischer Herrschaft auf dem Subkontinent. Die Briefe, die er von dort sendete, sind in zwei Fassungen erhalten, die an unterschiedliche Adressaten gesendet wurden, mit jeweils einer persönlicheren und einer geschäftlicheren Pespektive. Die Beschreibung der Seereise nimmt einen großen Teil der Briefe ein und stellt sich als sachlicher Bericht mit navigatorischen Details und Fachbegriffen dar. Zudem findet sich eine eindrückliche Schilderung der Beschwerlichkeit und Gefahren der Reise. Im Gegensatz zur Seereise erfolgten aus Indien nur wenige Berichte von Unvertrautem, Fremdem oder Bedrohlichen, wobei gewisse stereotype Untertöne mitschwingen. Auffallend sei, dass er wenig Interesse an den vor Ort lebenden Menschen zeige, mehr an Gütern, wie der Kokosnuss.

Politisch-strategisch wird kulturelle beziehungsweise zivilisatorische Differenz in den Berichten über die Reise eines safawidischen Gesandten nach Siam 1685 konstruiert. Sein Sekretär Muhammad Rabi verfasste diesen Text, der von ANAHITA ARIAN (Erfurt) in ihrem Vortrag analysiert wurde. Ihr Ansatz war dabei nicht so sehr die individuelle Perspektive zu beleuchten als vielmehr aus einer epistemologischen Perspektive Komplexe von Wissen und Macht zu untersuchen, die der Wissensproduktion in diesem Fall unterliegen. Die Gesandtschaft brach 1685 auf und kehrte 1688 zurück. Siam hatte zu dieser Zeit schon eine etablierte iranische ‚Community‘, die eine politisch wichtige Rolle spielte. Der Reisetext enthält zahlreiche und vielfältige Informationen über die Reise nach Siam und zurück, die verschiedenen Stationen dort, zahlreiche Begegnungen mit Menschen unterwegs, Berichte der diplomatischen Missionen, die Situation am siamesischen Hof, Berichte über eine Vielzahl anderer Staaten, kulinarische Gewohnheiten etc. Den Berichten über Siamesen und allem Siamesischen unterliegt allgemein eine negative Konnotation. Sie werden als minderwertig und unterlegen angesehen; der Iran wird im Kontrast zu den Verhältnissen in Siam als Paradies dargestellt. Arian sah diese Art der Darstellung als diskursive Performanz safawidischer Macht. Diese wurde allerdings vom siamesischen König weitestgehend ignoriert.

CHRISTINA NÖLLE-KARIMI (Wien) hielt daran anschließend als ersten Beitrag im dritten Panel „Wahrnehmung und Darstellung von Grenzen“ einen weiteren Vortrag über Missionen iranischer Gesandte gen Osten. Zwei Beispiele aus der Zeit der Kadscharenherrschaft stellte sie vor: Die ausführlichen und lebhaften Aufzeichnungen Reza-Qoli Khan Hedayats (1800-1871) aus dem Jahre 1844 über seine Reise nach Bukhara sowie der knappe Bericht der Khivareise Abbas Quli Khans von 1851. Auch hier dienten die Reisen der Manifestation iranischer Herrschaftsansprüche. Besonders im Bericht Abbas Quli Khans werde der Iran als überlegen dargestellt. Er entwerfe ein Bild der Weltläufigkeit des Irans im Kontrast zur Provinzhaftigkeit und Rückständigkeit Usbekistans bzw. Bukharas. Auch Hidayats Bericht, obwohl differenzierter, kommt zu einem negativen Resümee der Zustände, die er vorfindet. Der Iran wird durchweg als zivilisatorisch überlegen dargestellt. Aber auch der Westen wird als Referenzgröße genannt und Bukhara und Khiva werden am unteren Ende der kolonialen Weltordnung gesehen.

Stereotype Darstellungen stehen auch im Vordergrund des dreiteiligen Werkes von Ebu Sehl Numan Efendi (gestorben 1753) über dessen Reisen auf die Krim, an der Donaugrenze entlang und im westlichen Iran, vorgestellt von HENNING SIEVERT (Heidelberg). Neben seinen Karrierestationen, zuletzt als Kadi in Manisa, spielen Krankheit und körperliche Leiden eine große Rolle in dem Text. Körperliche Zustände werden ausführlich beschrieben und auch die Psyche miteinbezogen. Er charakterisiert sich selbst, wie auch alle möglichen Gruppen, denen er auf seiner Reise und den verschiedenen Stationen begegnet. Ein weiteres wiederkehrendes Element ist die Beschreibung inkompetenter Vorgesetzter und unqualifizierten Würdenträgern sowie die Rolle des Autors als Retter. Insgesamt steht die Analyse des Werkes noch aus, auch wenn es Editionen desselben schon gibt. Es stellt einen seltenen Fall eines Egodokuments aus dieser Epoche da.

Zum Abschluss des Workshops führte STEVEN LÜKE (Bamberg) das Publikum auf eine zeitgeschichtliche Reise: den ‚Hippietrail‘ von Istanbul nach Kathmandu, auf den sich in den 1960er und 1970ern, hunderttausende, wenn nicht millionen, vor allem junger Europäer/innen und Nordamerikaner/innen begaben. Trotz dieser großen Anzahl Reisender gab es bis vor kurzem nur wenige Berichte, beziehungsweise Literatur darüber. Nun erscheinen vermehrt Selbstzeugnisse zu diesem Thema. Gründe für die Reisen waren Eskapismus, die Suche nach günstigen Drogen, die spirituelle Suche und die Sehnsucht nach ursprünglichen Lebensformen beziehungsweise die Romantisierung von Armut. Die Reisenden sahen sich explizit nicht als Tourist/innen und bezeichneten sich selbst meist als Freaks oder Travellers. Dennoch hatte diese Form des Reisens vieles gemein mit modernem Tourismus.

Zu Beginn der Abschlussdiskussion verwies ELKE HARTMANN (Bamberg) in ihrer einleitenden Zusammenfasssung auf die vielen Querverbindungen und Parallelen zwischen den einzelnen Beiträgen, obwohl in ihnen sowohl geographisch als auch epochal sehr unterschiedliche Quellen behandelt wurden. Dies kann als erster Ergebnis des vergleichenden Ansatzes des Workshops gesehen werden, dessen Anspruch es gerade war, eine möglichst große Zeitspanne und unterschiedliche Arten des Reisens aufzuzeigen. Kontinuitäten wurden etwa zwischen den Reisenden des ‚Hippitrails‘ und ‚Misfits‘ des 19. Jahrhunderts gesehen, die es mehr oder weniger zufällig an bestimmte Orte verschlagen hatte, oder davor schon Renegaten aus anderen Staaten, die im Osmanischen Reich verblieben. Des Weiteren wurde die Frage diskutiert, was Reisen eigentlich ausmacht und ob damit neben physischen immer auch normative Grenzüberschreitungen verbunden seien.

Bemerkt wurde, dass die Kategorie Gender nur sehr wenig vorkam. Wie selbstverständlich sind die meisten Reisenden Männer und auch die Kontakte, die während der Reise geknüpft wurden, waren meist männliche, bzw. wurden keine Hinweise auf Kontakte mit Frauen gegeben. Frauen tauchen in den Texten wenn überhaupt als Objekte auf. Eine Ausnahme könnten Pilgerberichte sein. Auch im Tourismus des frühen 19. Jahrhunderts und unter Missionar/innen waren durchaus Frauen vertreten.

Hinsichtlich der Differenzerfahrung war eine Feststellung, dass in den meisten Berichten soziale Zugehörigkeit ausschlaggebender hervortritt als kulturelle Differenz. Dies ging einher mit dem Wunsch nach Prestigegewinn beziehungsweise der Manifestation des sozialen Status auf der und durch die Reise. Und das Phänomen der Reise bestimmt neben der Grenzüberschreitung und der Suche nach dem Fremden die Selbstbestätigung und die Suche nach dem Vertrauten in der Ferne. Trotz aller Ähnlichkeiten sollten die diversen Reiseberichte nicht vereinheitlicht werden und es wurde ermahnt Analogie und Genealogie in der Analyse zu trennen, da Ähnlichkeiten nicht unbedingt Gleichheit bedeuteten.

Insgesamt gelang es dem Workshop die Vielschichtigkeit von Reiseberichten und deren Quellenwert hervorzuheben. Deutlich wurde dabei, dass es in der Analyse besonders wichtig ist, hinter die oft offensichtlichen und vordergründigen Beschreibungen kultureller Differenz zu blicken, um die verschiedenen Aspekte, die in diesen Berichten behandelt werden und die das Reisen charakterisieren, herausarbeiten zu können.

Konferenzübersicht:

Sektion 1: Reisende im Osmanischen Reich
Moderation: Christoph Herzog (Bamberg)

Stefan Knost (Halle): „Durchs wilde Kurdistan“: Die Beobachtungen des Forschungsreisenden Carl Haussknecht in der aleppiner Provinz (1865)

Natalia Bachour (Zürich): Ein friesischer Arzt im Orient: Die Reise des Ulrich Jasper Seetzen (1767-1811) von Istanbul nach Arabien

Thomas Ecker (Bamberg): Das Osmanische Reich im Pilgerbericht von Mirza Abd al-Hussein Khan Afshar Urumi

Sektion 2: Narrative Strategien
Moderation: Birgitt Hoffmann (Bamberg)

Jasmin Daam (Kassel): Ägypten abbilden. Begegnungen in Text und Fotografie

Johannes Stephan (Bern): Distanzerfahrung Erzählen. Reisetexte aus dem osmanischen Aleppo im 18. Jahrhundert

Simon Krauß (Bamberg): Pfeffer, Haifische und liebe Grüße an die Verwandtschaft. Die Briefe des Nürnberger Händlers Gabriel Holzschuher aus Indien (1580)

Anahita Arian (Erfurt): Encountering the Siamese: Safavid Practices of Knowledge Production

Sektion 3: Wahrnehmung und Darstellung von Grenzen
Moderation: Schayan Gharevi (Bamberg)

Christine Nölle-Karimi (Wien): „Endlich auf persischem Boden“: Grenzerfahrungen iranischer Gesandter

Henning Sievert (Heidelberg): Der reisende und rettende Mulla an den Grenzen des Osmanischen Reiches

Steven Lüke (Bamberg): Von Freaks, Travelern und Touristen. Über soziale und räumliche Distinktionen der Hippietrailer auf dem Weg von Istanbul nach Kathmandu

Abschlussdiskussion