Aufbewahren, Transportieren, Inventarisieren – Objekte und ihre Ordnung in der Vormoderne

Aufbewahren, Transportieren, Inventarisieren – Objekte und ihre Ordnung in der Vormoderne

Organisatoren
Mona Garloff / Natalie Krentz / Elke Valentin, Arbeitskreis "Materielle Kultur und Konsum in der Vormoderne"
Ort
Stuttgart
Land
Deutschland
Vom - Bis
08.11.2018 - 10.11.2018
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Von
Hadrian Silberer, Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Der 2016 in Wolfenbüttel gegründete Arbeitskreis „Materielle Kultur und Konsum in der Vormoderne“ will als interdisziplinäres Forum universitäre und außeruniversitäre Objektforschung zusammenführen und besonders dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Diskussionsplattform bieten. MONA GARLOFF (Stuttgart) und NATALIE KRENTZ (Erlangen-Nürnberg) führten in die Forschungszugänge der Aufbewahrung, des Transports und der Inventarisierung von Objekten ein. Das Thema der Tagung sollte jedoch nicht allein organisatorische Aspekte des Umgangs mit materieller Kultur umfassen. Vielmehr wurde das Positionieren, Bewegen und Verzeichnen als eigene praxeologische Dimensionen der Objektwahrnehmung herausgestellt. So schaffe der kulturhistorisch wenig beachtete Transport für Konsum- und Kulturgüter einen Zwischenraum zwischen Herstellung und Verbrauch beziehungsweise zwischen Beute und Museum. Sowohl auf dem Transport als auch am neuen Bestimmungsort würden Gegenständen veränderte Bedeutungen zugeschrieben. Die Inventarisierung konstituiere häufig erst eine lesbare Ordnung der materiellen Kultur, die wiederum Transport und Lagerung präfiguriere. Und auch die Listen selbst hätten im Laufe der Zeit Überarbeitungen und Umdeutungen erfahren. Trotz langer Beschäftigung der Forschung mit Bibliothekskatalogen und Kunstkammerinventaren seien diese Wechselwirkungen bislang vernachlässigt worden. Mit diesen auf Ordnungskontexte zielenden Fragestellungen widmete sich der Arbeitskreis diesmal stärker umfassenderen Sammlungszusammenhängen als einzelnen Objekten. Hierfür kooperierte er mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg, dem Landesmuseum Württemberg und dem Württembergischen Kunstverein.

Als innovativster Ansatz der Tagung eröffnete der Transport die erste Sektion. TALIP TÖRUN (Bremerhaven) beschäftigte sich mit Tieren, Pflanzen und Mineralien, die seit Beginn der Neuzeit auf globalen Seewegen in europäische Sammlungen gelangten. Neben den Unwägbarkeiten des Meeres stellte vor allem die Konservierung eine große Herausforderung dar: Trotz ihrer epistemischen Bedeutung erzielte die Technik morphologisch getreuer Fixierung von Naturalien bis ins frühe 19. Jahrhundert nur langsame Fortschritte.

VITUS HUBER (Bern) widmete sich der Plünderungslogistik der Conquistadores in Mittelamerika. Die spanische Krone lizensierte private Expeditionsgruppen gegen ein Fünftel des erbeuteten Goldes. Deren Rechnungsbücher lassen sich als Itinerare der Raubzüge wie auch als summarische Inventare der Beute auswerten. Was an aztekischer Kunst nicht zu Goldbarren eingeschmolzen wurde, gelangte nach Europa; die Kunstgegenstände wurden auf dem Überseetransport zu Trophäen und Sammlungsobjekten.

Transformative Prozesse beleuchtete auch SASKIA JUNGMANN (Jena) anhand der ernestinischen „Bibliotheca Electoralis“, die nach der Wittenberger Kapitulation den Albertinern weichen musste. Als Teil des Hofs wurden ihre über 3.000 Bände unter Wahrung der Bibliothekssystematik in Kisten und Fässern zunächst nach Weimar, zwei Jahre später größtenteils nach Jena umgezogen, um die Bibliothek der „Hohen Schule“ zu begründen. Der fürstliche Wissensschatz wurde zunächst zum Transport- und Lagergut und schließlich wieder zum Repräsentationsobjekt umdefiniert.

Den Bogen zum Papier schlug endgültig NATALIE KRENTZ (Erlangen-Nürnberg) mit Archivalien als hochmobilen Beutestücken des Dreißigjährigen Kriegs. Deren Transport über Flüsse und die Ostsee brachte zahlreiche Probleme mit sich: Die Akten konnten etwa durcheinandergeraten oder beschädigt werden. Für die Auswahl des Beutegutes waren die Eroberer auf lokale, aber nicht immer loyale Experten angewiesen. Zum Transport wurden Listen erstellt, die zeitgenössisch eine Kontrollfunktion erfüllten und heute als Quellen rechtlicher, verwaltungstechnischer und antiquarischer Auswahlkriterien dienen. Der besondere Charakter der Archivalien als materielle Güter und Träger immateriellen Wissens leitete zur Diskussion über den Informationswert von Objekten: Ergibt er sich aus ihnen selbst oder nur aus dem Kontext? Wie viel Objektwissen können Listen aufnehmen und abbilden? Wie groß war das frühneuzeitliche Interesse an Objektbiographien?

Listen und Inventare bildeten die Klammer zur zweiten Sektion. THOMAS KUSTER (Innsbruck) referierte zu einer kritischen Neuedition des Nachlassinventars Erzherzog Ferdinands II. von 1596, einer bedeutenden Quelle für die Kunstkammerforschung. Das Projekt brachte neue Erkenntnisse über die Erstellung des Inventars und die Präsentationspraktiken auf Schloss Ambras: Binnen sechs Wochen wurde die Sammlung nach Räumen und Museumsbehelfen begangen. Das nachweisbare Mobiliar der Kunstkammer diente primär der Ordnung und Aufbewahrung der großen Zahl an Objekten, weniger repräsentativen Zwecken.

TOM TÖLLE (Hamburg) untersuchte die Archive des westfälischen Adels über einen biographischen Zugang. Der Archivar und Kopist Nikolaus Kindlinger erstellte Archivverzeichnisse als Herrschaftsinstrumente für den Adel. Sie bildeten das jeweilige Archiv nicht einfach ab, sondern konstituierten Narrative, die bestimmte Lesarten in- und exkludierten. Trotz dieser Professionalisierung und mehreren Phasen der Kassation verschwand das fürstliche Arkanarchiv nicht, sondern wandelte sich zum Schatz künftiger Nutzergenerationen. Die Diskussion führte zum Fazit, dass die für materielle Kultur wesentlichen Aufbewahrungs- und Inventarisierungspraktiken in den Quellen nur ebenso indirekt zu greifen sind, wie die erfassten Objekte. Die Freude der Frühen Neuzeit an Listen gehe oft einher mit dem Verzicht auf konsistente Systematisierung.

Als wollte er diese These durch eine Ausnahme bestätigen, stellte MARTIN MULSOW (Gotha / Erfurt) im öffentlichen Abendvortrag den spätbarocken Universalgelehrten Johann Daniel Major und seinen Entwurf einer Weltgeschichte der Münzen und Medaillen vor. Die Frühe Neuzeit hatte fremde Objekte nach Europa gebracht. Für die davon überforderte Numismatik forderte Major eine kulturhistorische Neuausrichtung, ausgehend vom universalistischen Konzept der Kunstkammer. Mulsow erneuerte diesen Aufruf, den Eurozentrismus zugunsten einer Global- und Verflechtungsgeschichte der Währungen zu überwinden.

Die dritte Sektion galt der Funktion von Inventaren, Objekte in langfristigen Sinnzusammenhängen zu halten. KIRSTEN EPPLER (Gotha/Erfurt) wählte die herzoglich-württembergische Kunstkammer als Beispiel archäologischer Funde in frühneuzeitlichen Sammlungsinventaren. Reiz und Herausforderung dieser Objektgattung ist ihre doppelte historische Perspektive. So wird das Objektalter als Qualitätsmerkmal statt zur Datierung genannt. Zugleich trat es als Ordnungskriterium zurück, wenn antike Schwerter der adligen Lebenswelt so nahestehen, dass sie in die Waffensammlung eingingen. Im Inventar unternommene Deutungsversuche lassen entsprechend in die Wissensbestände der Antiquare blicken.

CRISTINA RUGGERO (München) setzte die archäologische Perspektive mit den britischen Grabungskampagnen in der Hadriansvilla fort. Obwohl der Kunst- und Antikenhandel im 18. Jahrhundert als eine der drei wirtschaftlichen Säulen des Kirchenstaates galt, sind nur dürftige Grabungsdokumentationen überliefert. Aufschlussreicher sind die Vertriebskorrespondenzen und Verkaufskataloge. Insbesondere ein Vergleich der Objektbeschreibungen gegenüber päpstlicher Zollbehörde und britischen Kaufinteressenten legt offen, dass hier deutlich an den Interessen der Adressaten ausgerichtete Quellen vorliegen.

Die Sektion beschloss MICHAEL SPAN (Innsbruck) mit einem Vortrag zu privatem Buchbesitz in Nachlassinventaren der Tiroler Landbevölkerung im 18. Jahrhundert. Hierfür leistet sein Forschungsprojekt Grundlagenarbeit, indem es Kerndaten der Inventare erfasst. Deren Unvollständigkeit zeigte sich beispielweise daran, dass sie für jede fünfte Person Bücher, jedoch nahezu keine Schuhe ausweisen. Zur Erklärung schien am plausibelsten, dass nur jene Habe in den Nachlass einging, die weder vorab den Hinterbliebenen zufiel noch zum Haus selbst gehörte. Die Uneinheitlichkeit des Quellentyps Inventar in Umfang, Tiefe und Funktionalität bestimmte auch die Diskussion. Sie endete mit dem Plädoyer, die Unzulänglichkeit der Inventare als eine Chance auf vormoderne, nicht durchsystematisierte Objektwahrnehmungen aufzufassen.

Objektlisten in Katalogen zu ökonomischen Zwecken widmete sich die vierte Sektion. ELIZABETH HARDING (Wolfenbüttel) versuchte, bisherige Perspektiven auf vormoderne Versteigerungspraktiken zu entzerren. Auktionskataloge würden zu sehr als unmittelbare Quellen materieller Kultur und zu wenig als Ausdruck kontingenter Dingordnungen verstanden. So richteten sich Katalogsystematiken des 18. Jahrhunderts flexibel nach Käuferinteressen, wenn Sammlungen entweder im Schöpfergeist ihrer Begründer geschlossen präsentiert oder als Einzelobjekte einer kataloginhärenten Klassifikation folgten. Zudem nutzten Auktionatoren zunehmend die Struktur der Tabelle, die Zählbarkeit suggerierte und zugleich Informationslücken offenlegte.

SEBASTIAN FITZNER und PAUL BRAKMANN (beide Berlin) stellten mit Johann Faulhaber eine weitere Form des Inventars als Werbeschrift vor. Der Ulmer Bau- und Rechenmeister publizierte im frühen 17. Jahrhundert im Rahmen zeitgenössischer Secreta-Literatur eigene Traktate über seine bürgerliche Kunstkammer, worin er die von ihm selbst gefertigten Maschinen und Modelle anpreist. Damit beabsichtigte er, über die gelisteten Objekte sein mathematisches Wissen feilzubieten. So folgt die Nummerierung der Objekte weniger einer Sammlungsordnung als vielmehr den Anwendungswünschen potentieller Kunden. Die Anschlussdiskussion widmete sich insbesondere der Abgrenzung ökonomischer Kataloge von anders motivierten Sammlungsinventaren sowie ihrer nachträglichen Umnutzung, etwa als Nachschlagewerke.

Die fünfte Sektion stand unter dem Ansatz der Um- und Neuordnung von Objekten. TILMANN WALTER (Würzburg) stellte ein Editionsprojekt von Briefen akademischer Ärzte des 16.-17. Jahrhunderts im deutschen Sprachraum vor, das voraussichtlich 2023 mit einer 65.000 Briefe umfassenden Online-Datenbank enden wird. Untersucht werden private Briefsammlungen in Originalen und Abschriften aus oberdeutschen Bibliotheks- und Archivbeständen. Das Vorhaben verspricht einen unschätzbaren Gewinn für Wissenschaftsgeschichte und Netzwerkforschung, lässt sich allerdings auch auf die chronologischen, alphabetischen, regionalen und sachthematischen Briefordnungen hin auswerten.

Dass auch die konkurrierenden Archivierungsprinzipien der Provenienz und Pertinenz am Ende einer historischen Entwicklung stehen, nahm ANDREAS ERB (Dessau) zur Ausgangsthese seines Beitrags zum Anhaltischen Gesamtarchiv. Sein Gründer Joachim Ernst von Anhalt verstand das Archiv als Arsenal des Gesamthauses. Am anschaulichsten wurden dessen Ordnungsprozesse am bis heute genutzten Repertorium des Wilhelm Friedrich Hermann von 1706. Seine stark schwankenden Erschließungstiefen gewähren Einblicke in vormoderne Informationshierarchien, die Lehens- und Rangfragen höchste Priorität einräumten.

Zurück zu dreidimensionalen Objekten führte BARBARA KARL (St. Gallen) mit osmanischen Ehrgeschenken, Beutestücken und Handelsgütern in habsburgischen Sammlungen des 16. Jahrhunderts, bei denen es sich meist um Waffen, Münzen, Juwelen, Textilien und Tiere handelte. Der Gabentausch zwischen Kaiser und Sultan stand unter dem Vorzeichen ähnlicher materieller Wertzuschreibungen, jedoch unterschiedlicher kultureller Deutungsmuster. Dass kostbare Kaftane typische Vasallengeschenke der Hohen Pforte waren, war Matthias II. sicherlich nicht bewusst, als er sich darin auf seinem böhmischen Krönungsportrait abbilden ließ.

MATTHIAS NOELL (Berlin) wandte sich den Bemühungen der französischen Nationalversammlung zu, die Zerstörungswut der Revolution einzuhegen. Sie mündeten in der „Instruction sur la manière d’inventorier“ von 1793, einer präzisen Anleitung zur Erfassung und Nutzbarmachung unterschiedlichster Altertümer und Wissensbestände. Zwar kam sie angesichts der marginalen Überlieferung kaum zur Anwendung, stellt jedoch den ideenhistorischen Beginn des Denkmal- und Kulturgutschutzes dar.

PETER RÜCKERT (Stuttgart) leitete schließlich zur Kunstkammer der württembergischen Herzöge über. Mit einer besonders dichten archivalischen Überlieferung zählt Stuttgart zu den bestdokumentierten Sammlungen der Frühen Neuzeit. Die jüngst edierten, auch online zugänglichen Inventare umfassen etwa 4.000 Objekte und erlauben es, deren räumliche Anordnung, Präsentation und Verwaltung zu rekonstruieren. Zugleich erscheinen Kunstkammerinventare mit ihren Ordnungsinstrumenten der Rubrizierung, Hierarchisierung und Kategorisierung als eigener Typus materieller Textkultur.

Die Vorträge aus kuratorischer Perspektive im Landesmuseum Württemberg widmeten sich spezifischen Sammlungsaspekten. KATHARINA KÜSTER-HEISE (Stuttgart) bot einen historischen Abriss der Stuttgarter Kunstkammer, die nach ihrer Plünderung im Dreißigjährigen Krieg wiederaufgebaut wurde, bevor sie im frühen 19. Jahrhundert im neuen Sammlungstyp des Museums aufging. Den Grundstock bildeten die Naturalia und Exotica Friedrichs I., die man bis ins 18. Jahrhundert weitersammelte. Dazu gehörten Objekte ohne Material- oder Seltenheitswert, die als eine Art Kontaktreliquie die globalen Beziehungen des Sammlers repräsentierten. Die Kunstkammer diente auch öffentlichen Inszenierungszwecken, etwa wenn der Herzogshof seinen Amerika-Festzug mit aztekischem Federschmuck ausstattete.

IRMGARD MÜSCH (Stuttgart) untersuchte die Systematisierungsarbeit der Antiquare mit einem Schwerpunkt auf wissenschaftlichen Instrumenten. Am Beginn standen Beschriftungen auf dem Objekt oder dessen Futteral, die dem Herzog bei Kunstkammerführungen als Gedächtnisstütze dienten. Frühe Inventare nummerierten zunächst die Gegenstände ohne Ordnungsfunktion. Der maßgebliche Antiquar Johann Schuckard brachte im frühen 18. Jahrhundert Kürzel auf den Objekten an, ergänzte sie aber später um farbkodierte Buchstaben im Inventar. Spätere Antiquare wechselten zu Signaturnummern; im Inventar konkurrierte dennoch die Textstruktur nach Buchstaben mit der Objektkennung nach Nummern.

Den Abschluss bildete MATTHIAS OHM (Stuttgart) mit der historischen Gliederung der Münzen und Medaillen. Kriegsbedingt geht die heutige Münzsammlung vor allem auf Zugänge des 17.-18. Jahrhunderts zurück. Ihre Inventare folgten einer doppelten Systematik: einerseits die Materialtrias von Gold, Silber und unedlen Metallen, andererseits die antike oder zeitgenössische Datierung ohne sammlungsunwürdige Mittelalter. Die Zuordnung der Inventar¬¬einträge zu Einzelobjekten wird erschwert durch mangelhafte Beschreibungen, Sammeleinträge und den Verlust der im Inventar belegten Indizes und Unterlegezettel.

Die abschließende Diskussion richtete sich auf Spuren der Nutzungspraxis in den Inventaren. Während sich in ihnen zahlreiche Revisionsvermerke und Querverweise finden, ist ihre Nutzung durch die Besucher so wenig nachweisbar wie ergänzende Besucherbücher. Zudem konnte die Diskussion herausarbeiten, dass ein methodischer Unterschied zwischen text- und objektbezogenen Listen besteht: Während Bibliothekskataloge und Archivverzeichnisse abstrakten Wissenssystematiken unterliegen, folgen Sammlungsinventare meist visuellen und ideellen Ordnungen.

Die Tagung deckte ein breites Spektrum an Zugängen zu Ordnungspraktiken frühneuzeitlicher Objekte und erweiterten Forschungsperspektiven auf die materielle Kultur der Vormoderne ab. Hierbei glückten den Organisatorinnen reibungslose Wechsel zwischen den unterschiedlichsten Objektgattungen und Zugriffen. Das Gelingen dieses Spagats lag zweifellos am gewählten Zugang der Systematisierungs- und Organisationstechniken, der sich ausnahmslos als geeignet erwies. Als für die Objektforschung besonders anschlussfähig deuteten sich im Laufe der ergebnisreichen Tagung die Aspekte des Transports und seiner Auswirkung, der frühneuzeitlichen Alterszuschreibung und der veränderten Sinnzuschreibungen durch historisch wandelbare Inventarisierungskategorien.

Konferenzübersicht:

Mona Garloff (Universität Stuttgart) / Natalie Krentz (Universität Erlangen-Nürnberg): Einführung

I. Transportieren: Objekte unterwegs

Talip Törün (Deutsches Schifffahrtsmuseum Bremerhaven): Haltbarkeit nach Neptuns Laune. Über den sicheren See-Transport von Sammlungsobjekten

Vitus Huber (Universität Bern): Moctezumas Schatz. Die Ordnung und Logistik der Beute in der Conquista Amerikas

Saskia Jungmann (Universität Jena): Wittenberg – Weimar – wohin? Die Reise des ernestinischen Wissenskleinodes der Bibliotheca Electoralis

Natalie Krentz (Universität Erlangen-Nürnberg): Akten auf Reisen. Archivalien als Beuteobjekte im Dreißigjährigen Krieg

II. Transformationen von Inventaren und Listen

Thomas Kuster (Schloss Ambras, Innsbruck): Mit Blick hinter verschlossene Türen und Truhen. Das Nachlassinventar Erzherzog Ferdinands II. von 1596

Tom Tölle (Universität Hamburg): Adliges Inventarisieren: Die Materialität von Archivwissen im frühneuzeitlichen Westfalen

Abendvortrag
Martin Mulsow (Forschungszentrum Gotha/Universität Erfurt): Johann Daniel Major und die Idee einer globalen Numismatik

III. Auffinden und Verzeichnen: Objekte zwischen Zeiten

Kirsten Eppler (Forschungszentrum Gotha / Universität Erfurt): Aus der Erde ins Inventar. Archäologische Bodenfunde in Inventarverzeichnissen frühneuzeitlicher Sammlungen

Cristina Ruggero (ZIK München): Ausgrabungsfunde aus der Hadriansvilla in neuen Ausstellungskontexten

Michael Span (Innsbruck): Privater Buchbesitz und die Unvollständigkeit der Inventare. Ein Werkstattbericht aus dem Projekt „Reading the Alps. Book-Ownership in Tyrol 1750-1800“

IV. Verzeichnen und Vermarkten: Inventare und die Sichtbarkeit von Objekten über räumliche Distanzen

Elizabeth Harding (HAB Wolfenbüttel): Auktionskataloge als Quellen der Güterzirkulation: Stand und Perspektiven zur Praxis des vormodernen Versteigerns

Sebastian Fitzner / Paul Brakmann (beide FU Berlin): Geheimnisse bewerben – Wissen verkaufen. Johann Faulhabers Listen und Inventare seiner Ulmer Kunstkammer

V. Ordnungen auflösen und Objekte reorganisieren

Tilmann Walter (Universität Würzburg): Versenden, Sammeln, Inventarisieren. Sammlungen von Ärztebriefen in der Frühen Neuzeit

Andreas Erb (Landesarchiv Sachsen-Anhalt, Abt. Dessau): Vier Landesherren und ein Gesamtarchiv – Ordnen und Inventarisieren in den anhaltischen Fürstentümern

Barbara Karl (Textilmuseum St. Gallen): Eine Frage der Perspektive: Geschenke des Sultans an den Kaiser während der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts

Matthias Noell (UdK Berlin): 34. R. H. A. – ein großes Spektakel. Die „Instruction sur la manière d'inventorier“ von 1793 und ihre Umsetzung

Peter Rückert (Hauptstaatsarchiv Stuttgart): Materielle Textkulturen und ihre Überlieferung am Beispiel der Inventare der Württembergischen Kunstkammer

VI. Federschilde – Sonnenuhren – Goldmedaillen. Objekte aus der württembergischen Kunstkammer und ihre Erwähnungen in den zeitgenössischen Inventaren

Katharina Küster-Heise (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart): Einführung

Katharina Küster-Heise (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart): Indianisches, Chinesisches und Türkisches – zu den Exotika in der Stuttgarter Kunst- und Wunderkammer

Irmgard Müsch (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart): Beispiele kuratorischer Praxis bei den wissenschaftlichen Instrumenten der Stuttgarter Kunstkammer

Matthias Ohm (Landesmuseum Württemberg, Stuttgart): »allerlei Numismata und Schaupfennig« – Gliederungsprinzipien in Inventaren der Münzen- und Medaillensammlung


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