Kreuzzüge und Dschihad – Die Instrumentalisierung des Mittelalters durch die Neue Rechte und den politischen Islam

Kreuzzüge und Dschihad – Die Instrumentalisierung des Mittelalters durch die Neue Rechte und den politischen Islam

Organisatoren
Arbeitsbereich Mittelalter am Historischen Seminar, Goethe-Universität Frankfurt am Main; Forschungszentrum Historische Geisteswissenschaften, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Ort
Frankfurt am Main
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.01.2019 -
Url der Konferenzwebsite
Von
Jörn Roland Christophersen, Historisches Seminar, Goethe-Universität Frankfurt am Main

Rund 70 Personen aus Universität und Stadtgesellschaft hatten die Gelegenheit wahrgenommen, sich im Rahmen dieses öffentlichen Expertengesprächs mit dem Blick aus der aktuellen Forschung und auf extremistische Tendenzen auseinanderzusetzen und mitzudiskutieren. Moderiert von Dorothea Weltecke entfalteten Kristin Skottki und Albrecht Fuess die Problemkreise aus ihrer jeweiligen Perspektive auf die Kreuzzüge sowie ihre Rezeption respektive die Hintergründe der Kommunikation über Dschihad und Kreuzzüge im (fundamentalistischen) politischen Islam. Christoph Dartmann gab schließlich den ersten, umfassenden Kommentar zu den beiden Beiträgen und zur Einordnung ihrer Relevanz.

In ihrer Einführung verdeutlichte DOROTHEA WELTECKE (Frankfurt am Main) den Fragenkreis, dem die drei eingeladenen Spezialist/innen mit besonderem Interesse für politische Kultur nachgehen. Das Thema moderner Topoi und ihrer Modulationen in verschiedenen Orten, so etwa Schulbildung, Medien, politische Debatten. Welche Aufgaben kämen in diesen Konstellationen den Mediävisten zu?

Gestützt auf zahlreiche Literatur analysierte KRISTIN SKOTTKI (Bayreuth) im ersten Beitrag entlang zweier Ausgangsbeobachtungen: Erstens der Verquickung von wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Bildern, wofür die englischsprachige Forschung den Begriff medievalism oder zugespitzt auf die Thematik sogar crusader medievalism verwendet; zweitens der verbreiteten Auffassung, die Kreuzzüge und das ihnen zugrundeliegende Beziehungsgeflecht hätten sich ausschließlich in einem gewaltvollen Konflikt zweier (monolithischer) Parteien erschöpft. Dabei habe es eine Rolle gespielt, dass die materialistische Forschung der Nachkriegszeit religiöse Gewalt als den Kern der auf Kreuzzüge applizierten negativen Konnotation empfunden habe und erst ab den 1980er-Jahren – ausgehend von den Studien Jonathan Riley-Smiths und seiner Schüler – ein Paradigmenwechsel zu beobachten gewesen sei, der nun die Aspekte tiefverankerter Frömmigkeit unterstrich und beispielsweise den zuvor konstatierten „Mythos der jüngeren Söhne“ (Kreuzzug als Karrierestrategie nachgeborener oder mediokrer Adliger) dekonstruierte. Dass so also eine Islamfeindlichkeit begünstigende Idee der „gerechten Abwehrkriege“ Verbreitung fand (etwa mit dem prominenten, revanchistischen Exponenten Rodney Stark [Gottes Krieger, 2014]), traf mit der Fokussierung auf die „Rückkehr des Religiösen“ und der ihr inhärenten Gewalt spätestens mit der Islamischen Revolution im Iran und den Bestrebungen Al-Qaidas seit den 1990er-Jahren zusammen. So verwundern weder unsachliche Verquickungen von Kreuzfahrern und Zionisten durch Islamisten noch die Inanspruchnahme des im Englischen deutlich geläufigeren Begriffs crusade durch den US-Präsidenten George W. Bush. All dies bescherte entsprechend auch Mediävisten neue Aufmerksamkeit, werden doch die Ursprünge der verwendeten Begriffe stark mit dem Mittelalter assoziiert. Dabei waren die bemühten Begriffe als Symbole für einen vermeintlichen Kampf der Kulturen ahistorische Konzepte, die letztlich nur noch auf ein blame game zur Frage nach den Ursprüngen von Aggression schrumpften. Dennoch entfaltete die Lektüre derjenigen Historiker, die das Narrativ vom „Westen gegen die Expansion des Islam“ bedienten (R. Spencer, Th. Madden), durch radikale Rechte wie den Terroristen Anders Breivik tragische Reichweiten. Skottki verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass „die Wissenschaft weder unschuldig noch losgelöst vom gesellschaftlichen Diskurs“ sei. Während Neonazis in den 1990er-Jahren kein Interesse am Mittelalter und erst recht nicht am damals noch stärker als Nischen-Thema wahrgenommenen Kreuzzugskomplex aufzubringen schienen, ist dies bei der Neuen Rechten, die ihrerseits stärker responsiv auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Vorgänge sein dürfte, anders: Sie naturalisiert den Islam als Kultur und ersetzt die biologistischen Rassismen durch einen kulturellen respektive ethnopluralistischen Rassismus. So finden Marginalisierungs- und Stigmatisierungsvorgänge entlang vermeintlich kultureller Bruchlinien statt; ein Beispiel wäre der Boykott von als halal gekennzeichneten Lebensmitteln. Genauso werden „christliche Werte“ naturalisiert und das mit ihnen stark assoziierte Ritterordenswesen wiederentdeckt, mitunter gar ins öffentliche Auftreten rechter Gruppen integriert, wobei die Traditionen einer Berufung der Rechten auf kirchliche Zusammenhänge außerhalb Deutschlands stärker ausgeprägt sind. Die Möglichkeiten des Web 2.0 schließlich befördern eine zügige, simple Vernetzung über Kontinente hinweg. So haben rassistische Gruppierungen aus den USA (etwa white supremacists, white pride movement) tatsächlich Einfluss auf eine Aufnahme und Fortführung von Kreuzzugsrhetoriken – aber ebenso auf die bereits angesprochenen, mit vermeintlichen Mittelaltersymbolen besetzten äußeren Zeichen. Dass sich einige der Rassisten von Charlottesville als Kreuzritter verkleideten, ist dabei die augenfälligste, bizarrste Ausformung. Skottki appellierte abschließend nicht allein an die Geschichtswissenschaften, sich mit ihrer Arbeit einzubringen, sondern auch an die Kirchen, die in der Pflicht seien, klar Position zu beziehen.

ALBRECHT FUESS (Marburg) erarbeitete seinen Beitrag aus einer ebenfalls langjährigen Beschäftigung mit der Thematik und einer nach den terroristischen Attacken des Jahres 2001 plötzlichen Konjunktur der Islamwissenschaften; Fuess arbeitete zu diesem Zeitpunkt für das Zweite Deutsche Fernsehen. Gestützt auf zahlreiche Quellenzitate erläuterte er zunächst Kern, Ursprung und Bedeutungsverschiebung des Begriffs dschihad. Die Ableitung aus dem arabischen Verb dschahada (sich bemühen) bildete dabei auch den Ausgangspunkt der frühen islamischen Tradition. Die ältesten Suren des Korans verbinden den Begriff mit den „Anstrengungen auf dem Weg Gottes“. Doch schon im Koran geht ein erheblicher Begriffswandel mit der zunehmend militärisch erfolgten Auseinandersetzung Mohammads und seiner Anhänger mit seinen Gegnern einher. Erst von da an sind mehrere Formen des Dschihad nicht mehr als gleichberechtigt nebeneinanderstehend anzusehen – schließlich überwiegt in den hadithe des 9. Jahrhunderts bereits eine militärische Auffassung. Diese sieht den Dschihad solange als Aufgabe, bis alle Länder dem dar al-Islam angehörten. Tatsächlich bleiben jedoch Vorstellungen des Schutzbefohlenen-Status von Nicht-Muslimen (dhimmi) und weiterhin eine dritte Kategorie neben dem „Haus des Krieges“ (dar al-harb) und dem „Haus des Friedens“ (dar al-Islam), nämlich das „Haus des Friedensschlusses“ (dar al-ahd) in der Praxis unbeschadet bestehen. Der Kitab al-dschihad des Ali ibn Tahir al-Sulami (11. Jahrhundert) endlich bringt den Dschihad als militärische Reaktion auf die Kreuzzüge in einen Diskurs ein, der signifikant stärker von Diversität geprägt war, als es heute in Europa bekannt ist: Seit dieser Zeit ging die militärische Auffassung des Dschihad in intellektuellen Kreisen sogar zurück. In diesem Sinne und als persönlicher Kampf gegen die eigenen Begierden und Begehrlichkeiten wird sie schließlich von den Sufis weitergetragen, deren Lehren heute einen erheblichen Teil der Muslime beeinflussen, während die deutlich weniger zahlreichen Salafisten dies ablehnen. Ab dem 12. Jahrhundert findet durch das ayyubidische Ideal der Rückeroberung Jerusalems eine erneute Aggressionsaufladung des Dschihad statt; es findet in der tatsächlichen Rückeroberung Jerusalems 1187 eine bis heute aktivierbare Überhöhung und einen krassen Gegensatz zum durchaus in zeitgenössischen arabischen Quellen als Kreuzzugsbezeichnung belegten „Dschihad der Franken“. Mit der erfolgreichen Verteidigung der Levante in der Mamlukenzeit wurde der Dschihad vor allem als Küstenverteidigung gedeutet. Der Rekurs hierauf in Rechtsdiskussionen macht den Dschihad als Rechtsdoktrin greifbar. In dieser Zeit wird der Gelehrte Ibn Taymiyya (gest. 1328 in Haft) zum bedeutendsten Theoretiker moderner Islamisten, die die damalige Rhetorik rund um die akuten Bedrohungen durch Kreuzzüge, Mongolen (als falsche oder Schein-Muslime) und Häretiker (etwa Schiiten oder Aleviten) aufgreifen. So applizieren sie den Häresievorwurf beispielsweise auf das moderne syrische Regime; aber auch andere muslimische Herrscher können als (moderne) „Mongolen“ desavouiert werden. Ein hierauf erfolgender Dschihad werde den Fünf Säulen des Islam gleichgestellt. Die Renaissance des Gedankenguts Ibn Taymiyyas erfolgte bereits im 18. Jahrhundert durch die puristisch-traditionalistische Bewegung der Wahhabiten. Ihre Unterstützung durch das Haus Sa'ud verbreitet das Bild einer gerechten Expansion, wie sie in der Eroberung der Heiligen Stätten zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein symbolträchtiges Bild gewinnt: Die Saudis entmachteten die als „Mongolen“ diffamierten vorigen Herrscher. Der hiermit einhergehende Popularisierungsschub einer revanchistischen Dschihadauffassung wurde durch Die vergessene Pflicht des Muhammad Abd as-Salam Faraj zu Beginn der 1980er-Jahre ideologisch zugespitzt. Taymiyya jedoch gilt dem ISIS als Schullektüre. In diesen Zusammenhängen bietet sich der Dschihad durchaus als radikale Sinnstiftung sowie als Heilsversprechen durch den Blick ins Mittelalter an. Fuess hob abschließend hervor, dass diese Rhetoriken durchaus auf eine stets bedrohte Welt träfen und das Mittelalter so merklich positiv konnotiert, nämlich als Zeit des erfolgreichen Erwehrens gegen äußere und innere Bedrohungen, aufgefasst werde.

Der Beitrag CHRISTOPH DARTMANNs (Hamburg) schließlich kommentierte nicht nur ausführlich, sondern wies sowohl persönliche wie Fachpositionen aus und adressierte bewusst aktuelle politische Entwicklungen. Dartmann verdeutlichte nochmals, dass die Begriffe mittelalterlichen Ursprungs keineswegs eine aus dem Mittelalter erwachsene Problempalette widerspiegelten, sondern vielmehr moderne Politik moderne Konzepte mit vermeintlich mittelalterlicher Legitimation hervorbringe. So beobachte Dartmann problematische Positionen und Skepsis sowohl bei Studierenden in der eigenen Lehre als auch bei weiteren gesellschaftlichen Kreisen. Seine Alltagserfahrungen sprachen von einer weiten Verbreitung extremer Positionen, die auf offenbar gezielt gestreute misconceptions des Mittelalters zurückgingen. Was in Alt-Right, im Ku-Klux-Klan oder in islamistischen Kreisen seinen Ursprung genommen hatte, finde (nicht zuletzt aufgrund bester Verbreitungsmöglichkeiten im Web 2.0) eine breitere Rezeption. Die Berufungen auf ein christliches Abendland, eine vermeintlich seit alters tradierte Nation und dergleichen während der Chemnitzer Krawalle im August/September 2018 sind hierfür augenfällige Belege. Dabei sprechen derart simplifizierte Geschichtskonzepte mitunter Gruppen oder Einzelpersonen an, die nicht als überzeugte Rechtsextreme anzusehen sind. Die Theorie der politischen Aktion bezeichnet solcherlei Themen insofern als Brückenthemen. Die entsprechende Besetzung des Vokabulars funktioniere so gleichfalls in der Geschichtspolitik. Das gilt im Besonderen für Begriffe wie „Abendland“ oder „christliches Abendland“, die bereits Kampfbegriffe konservativer Katholiken und Antiparlamentarier im 19. Jahrhundert waren. Ebenso markierten sie in der Weimarer Republik und im Austrofaschismus zwar bestimmte politische Positionen, waren aber doch für weitere Kreise anschlussfähig. Ein starker Reflex hierauf sei die insbesondere im Schulunterricht weiterhin verbreitete, starke Identifizierung des Mittelalters mit Europa. Wenn nun – so erklärte Dartmann weiter – „die Rechte“ gezielt Karten heranziehe, in denen das Mittelmeer als Grenze chiffriert sei, so sei die verkürzte Darstellung schnell und unhinterfragt durch Rückgriffe auf eurozentrische Geschichtsbilder verbreitbar. Oftmals sind solche Konzepte in der Wissenschaft bereits völlig überholt. So wird das Mittelmeer in der Forschung längst als verbindender Raum (oder gar Raum sui generis) aufgefasst und der religiöse Aspekt vieler Konflikte differenziert betrachtet. Diese Beobachtung verdeutliche, dass Kernkonzepte radikaler Geschichtsbilder zwar in ihrem Grund für Wissenschaftler nicht mehr virulent, aber weiterhin in gesellschaftlichen Diskursen präsent seien. Das Schlussplädoyer könne somit nur die Forderung nach aktiven, öffentlichen Historikern umfassen.

Zur Eröffnung der Diskussion legte die unmittelbare Reaktion von Kristin Skottki ein Problem offen: Auch die Forschung sei ein komplexer Raum, in dem durchaus differierende Meinungen ja nachgerade erwünscht seien. Und so wird bestätigt, dass sogar aus Reihen der Wissenschaftler problematische Thesen vertreten werden, ein Beispiel sei der bereits angeführte Th. Madden. Die Autorität eben „richtiger Historiker“ mit nicht-wissenschaftlichen „Fehlwahrnehmungen“ werde dann – wie im Falle von R. Stark – gezielt als die Meinung von Wissenschaftlern ventiliert. Man möchte ergänzen: Zumindest dort, wo keine prinzipielle Wissenschaftsskepsis besteht. Hieran schließe sich als weiterer Problemkomplex der der Prägung der öffentlichen, unakademischen Geschichtskultur an. Während es – anders als in den USA – zumindest im deutschsprachigen Raum einen Mangel an verständlicher Laienliteratur gebe, seien Internetangebote mitunter hochgradig durchdrungen mit gezielten Falschinformationen, Halbwahrheiten und Fehleinschätzungen. Populäre Foren würden durch fachwissenschaftliche Historiker kaum bedient.

Albrecht Fuess wies mit Blick auf die Geschichtswissenschaften der Islamischen Welt darauf hin, dass dieser wenig Geld zur Verfügung stehe. Ausbildung und Wissensstand seien häufig noch kolonialen Strukturen unterworfen, was ein seltsam amalgamiertes Geschichtsbild befördere. Das strukturelle Problem setze sich dann in Europa fort: In europäischen Geschichtsauffassungen seien orientalische Wissenschaftler geringgeschätzt, sie könnten im Westen also kaum Karriere machen. So verselbstständigte sich ein an kolonialen Standards gemessenes Geschichtsbild im Nahen und Mittleren Osten während dem Westen die Perspektive des Orients fehle. Ein besonderes Missverhältnis lässt sich dann im Zusammenhang mit der Forschung zum Thema „Zusammenleben der Minderheiten im Orient“ beobachten: Die besten Ressourcen führten nicht zum besten Geschichtsverständnis.

Die Diskussion machte unter anderem hieran anschließend auf die Persistenz der Narrative aus der Zeit des Ersten Weltkriegs und die völlige Ignoranz ganzer Gruppen (beispielsweise der orientalischen Christen) im nicht weltanschaulich agitatorischen, wissenschaftlich-öffentlichen Diskurs aufmerksam. Die Ausführungen trafen offenkundig auf das Interesse und den Gesprächsbedarf der anwesenden Fachwissenschaftler und weiterer Interessierter gleichermaßen. Die Hochform, in der die drei Initialdiskutanten mit Sachverstand und pointiert intervenierten, referierten und respondierten, wirkte sich hierauf sicher günstig aus. So fragte man – und hier können nur Auszüge wiedergegeben werden – nach Ansatzpunkten für eine verbesserte politische Kultur der Geschichtswissenschaftler in der Studierendenausbildung, vom Aufbau der Proseminare über die gezielte Lehrerausbildung bis hin zu den Inhalten staatlicher Prüfungen. Von besonderer Bedeutung war sicherlich der Hinweis DANIEL FÖLLERs (Frankfurt am Main) auf einen rechtsintellektuellen Gegendiskurs, der im Spektrum des Gesprächsabends ansonsten nicht abgebildet war, dessen Existenz aber nicht zu leugnen ist und der seinerseits scharfe Argumentationen in den öffentlichen Diskurs einbringt. Stark codierte Äußerungen rechter Politiker in Deutschland, die bereits Fuess angeführt hatte und die vom Plenum aufgegriffen wurden, sind gewiss an Intellektuelle gerichtet. Damit ist aber auch die Neue Rechte noch nicht ausreichend differenziert umrissen, wie das Plenum wiederum feststellte. Die Frage danach, wer nach Möglichkeit wie öffentlich-politisch werden möge, beschäftigte viele der Diskutanten, ebenso wie das Grundproblem, dass Geschichte zum Argument gemacht werde.

Schließlich sprachen sich die Podiumsexperten für ein Überdenken bisheriger Ausbildungscurricula (Kristin Skottki) und eine stärkere Internationalisierung der Mittelalterausbildung (Albrecht Fuess) aus. Dorothea Weltecke moderierte als aktive Gesprächspartnerin und ermöglichte kritische Nachfragen in einer fairen Diskussionsumgebung. Ihre Zusammenfassung pointierte nochmals die im Verlauf des Abends immer wieder angesprochenen Ansätze für eine verbesserte politische Informations- und Debattenkultur: So seien die Perspektiven des Historikers weiter unverzichtbar, bedeutend sei aber genauso die Kommunikation der wissenschaftlich fundierten Kompetenz. Eine verstärkte Vernetzung der Disziplinen sei zweifelsohne hilfreich und ein erhöhtes Bewusstsein für eine gezielte Lehrerausbildung unumgänglich. Letztendlich sei es der Austausch mit anderen Regionen, der die Perspektiven erweitere.

Diese und andere Anregungen machten die gut besuchte Veranstaltung unbedingt wiederholenswert. Auch künftig werden also die Historiker/innen mit Expert/innen öffentlich diskutieren und so nicht nur einen Beitrag zur öffentlichen Bildung, sondern zugleich zur Positionierung des Faches in gesellschaftlichen Debatten leisten. Die nächsten Podiumsgespräche sind bereits in Planung.

Konferenzübersicht:

Intervention I
Kristin Skottki (Bayreuth): Die Rezeption der Kreuzzüge

Intervention II
Albrecht Fuess (Marburg): Die Kommunikation über Dschihad

Christoph Dartmann (Hamburg): Kommentar