Historisches Wissen und gesellschaftlicher Bildungsauftrag am Beispiel des Nationalsozialismus in Südwürttemberg

Historisches Wissen und gesellschaftlicher Bildungsauftrag am Beispiel des Nationalsozialismus in Südwürttemberg

Organisatoren
Forschungsbereich Geschichte und Ethik in der Medizin am ZfP Südwürttemberg / Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm
Ort
Ravensburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.10.2018 - 25.10.2018
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Von
Uta Kanis-Seyfried / Bernd Reichelt / Thomas Müller / Katharina Witner, Forschungsbereich Geschichte und Ethik der Medizin, ZfP Südwürttemberg/Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universität Ulm

In Baden-Württemberg existieren zahlreiche Initiativen, Museen, Gedenkstätten, Dokumentationszentren und Forschungseinrichtungen, die sich mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Im Oktober 2018 lotete eine inter-institutionelle Arbeitstagung die Möglichkeiten des inhaltlich-wissenschaftlichen Austausches aus. Sie diente dem Kennenlernen, dem Austausch von Forschungsinhalten sowie den Formen der Vermittlung von Wissen in denjenigen Einrichtungen, die sich mehr der politischen und historischen Bildung, zum Teil auch der „popularisation of historical narrative“1 widmen. Mittelfristiges Ziel ist die Etablierung engerer Kooperationen.

Vor dem Hintergrund des europaweit zunehmenden Rechtspopulismus stellte das Tagungsthema eine besondere Herausforderung dar. Europäische Ideen und Werte werden in ihrer Bedeutung als „Kernmotiv“ 2 und Garant gleichermaßen infrage gestellt. Politisch extremistische Parteien, sich als homogenes „Volk" konstruierende Gruppierungen 3 und andere „Gedächtnislose“ 4 stellen den Konsens der Erinnerung(-spolitik) infrage. Der im Begriff „Public History“ impliziten räumlichen Komponente galt dabei die Aufmerksamkeit.5 Die Herausforderungen einer zivilgesellschaftlichen Diskussion zu den Themen Geschichte und Erinnerung waren zentraler Gegenstand dieser Tagung, wobei die HistorikerInnen im Moment selbst um die Frage ringen, wie politisch bzw. normativ die Geschichtswissenschaft sein soll.6

Veranstalter war der seit 2006 etablierte Forschungsbereich Geschichte und Ethik in der Medizin am ZfP Südwürttemberg / Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm in Ravensburg. In seinem einführenden Beitrag ging THOMAS MÜLLER (Ravensburg) auf die aktuelle Situation, zukünftige Möglichkeiten und auch Grenzen einer ungewöhnlich vielfältigen „Landschaft“ an Forschungs- und Bildungseinrichtungen ein.

WOLF-ULRICH STRITTMATTER (Ravensburg) beschäftigte sich mit der Geschichte der Stadt Ravensburg während der NS-Diktatur und deren späterem Umgang mit der Vergangenheit. Obwohl Ravensburg als Hochburg der katholischen Zentrumspartei galt und deshalb nach dem Krieg gerne als Hort des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus dargestellt wurde, vollzogen sich kommunale „Machtergreifung“ und Gleichschaltung wie in vergleichbaren Städten. Strittmatter berichtete auch über die vielfältige lokale Erinnerungskultur, die seit den frühen 1990er entstanden ist.

PAUL-OTTO SCHMIDT-MICHEL (Ravensburg; in Vertretung vorgetragen von Thomas Müller) legte den Fokus auf die Schicksale der Opfer der sogenannten Euthanasie und ging dabei auch auf die Gedenkveranstaltungen an den von den Deportationen direkt betroffenen Einrichtungen in der Bodensee-Region ein. 2018 haben sich im Landkreis Ravensburg und im Bodenseekreis jeweils Projektgruppen gebildet, um Einzelschicksale aufzuarbeiten. Der Referent berichtete über die Vorgehensweise bei den Recherchen, insbesondere in den Archiven.

NICOLA WENGE (Ulm) befasste sich mit der Geschichte des Forts Oberer Kuhberg, Teil einer Festungsanlage am Ulmer Stadtrand, wo sich von 1933 bis 1935 ein Konzentrationslager mit mehr als 600 inhaftierten politischen und weltanschaulichen Gegnern des NS-Regimes befand. Heute dient es als KZ-Gedenkstätte. Als Forschungs- und Bildungszentrum verfügt das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg (DZOK) zudem über Archiv, Bibliothek und Büroräume in der Ulmer Innenstadt. Die Referentin stellte aktuelle Forschungen vor und berichtete über Probleme und Perspektiven am historischen Ort sowie in der Stadt Ulm.

MICHAEL NIEMETZ (Laupheim) erläuterte das Konzept des 1998 eröffneten Museums zur Geschichte von Christen und Juden, jüdisches Leben nicht als isolierte Entwicklung zu vermitteln. Er zeigte für den Südwesten auf, wie sich Juden über Jahrhunderte zu einer gleichgestellten Minderheit innerhalb der christlichen Mehrheitsgesellschaft emanzipierten – in einer gemeinsamen Geschichte. Selbst ihre Akkulturation konnte den Holocaust aber nicht verhindern. Biografische Beispiele mit Bezug zu Laupheim und Oberschwaben erhellten diese Epoche der Verfolgung und Vernichtung. Niemetz berichtete sowohl über den späteren Hollywood-Gründer Carl Laemmle, der nach seinem Antikriegsfilm Im Westen nichts Neues diffamiert wurde, als auch über die Ärztin Hertha Nathorff-Einstein und die Hochspringerin Gretel Bergmann, die beide aus Laupheim stammen.

NORA WOHLFARTH und NASTASJA PILZ (beide Stuttgart) legten anlässlich ihrer Forschung im Projekt „Heimerziehung (1949-1975)“ den Fokus auf neue Nutzergruppen im Archiv. Im Forschungsprojekt, das seit 2012 ehemalige Heimkinder bei der Suche nach Nachweisen mit Recherchen und Hilfsmitteln unterstützt, geht es jedoch darüber hinaus. Die Referentinnen haben für über 1.700 ehemalige Heimkinder recherchiert und dabei eine hohe Betreuungsintensität entwickelt. In zahlreichen Fällen spielten dabei Kontinuitäten aus der NS-Zeit eine Rolle.

THOMAS STÖCKLE und FRANKA RÖSSNER (beide Grafeneck) befassten sich mit der ehemaligen T4-Tötungsanstalt Grafeneck. Erst 1990 entstand vor Ort eine Gedenkstätte, mit der der Versuch unternommen wurde, das umfassende Schweigen in Politik und Gesellschaft zu durchbrechen. Im Zentrum stand von Anfang an – und steht bis heute – die Suche nach den Namen der mehr als 10.000 Opfer, die aus baden-württembergischen und bayerischen Heil- und Pflegeeinrichtungen stammten. Bisher konnten rund 9.800 von ihnen identifiziert werden. Die Informations- und Bildungsarbeit hat in den vergangenen zehn Jahren einen deutlichen Aufschwung genommen, der mit dem Bau eines Dokumentationszentrums im Jahr 2005 einsetzte. Mit fast 30.000 BesucherInnen jährlich ist die Gedenkstätte die meist besuchte im Land.

FRANKA RÖSSNER (Grafeneck) befasste sich mit Herausforderungen, vor denen die historisch-politische Bildungsarbeit steht. Lern- und Gedenkorte werden von Bildungseinrichtungen des Gesundheitswesens als Lernanlass zwar wahrgenommen, oftmals fehlt den Lehrenden allerdings das spezifische historische Hintergrundwissen. Gedenkstätten-BegleiterInnen sind zugleich zu wenig vertraut mit den Herausforderungen des beruflichen Alltags von (lernendem) Fachpersonal. In Zusammenarbeit mit der Hochschule Esslingen, der TH Deggendorf und dem Kolping-Bildungswerk / Schule für Altenpflege Heilbronn – entsteht deshalb Material für Lehrende, das der Vor- und Nachbereitung des Gedenkstättenbesuchs dient. Widersprüchlichkeiten des Berufsalltags wie ethische Dilemmata in Pflegesituationen oder die zunehmende Ökonomisierung im Gesundheitswesen können so vor dem Hintergrund der NS-Vergangenheit diskutiert werden.

REINER FALK (Ravensburg) berichtete über die regionale Quellenlage am Beispiel des Landkreises Ravensburg. Ein besonderer Aspekt seines Vortrags war die Beeinträchtigung der Forschung aufgrund der noch ausstehenden archivalischen Erschließung spezifischer Bestände. Dagegen können Bestände zu anderen wichtigen Themen, wie z. B. der Behinderung der Kirchen und der Verfolgung der Juden und sogenannter arbeitsscheuer Personen, schon benutzt werden. Dies wurde anhand von exemplarisch ausgewählten Archivalien verdeutlicht.

UWE HERTRAMPF (Weingarten) sprach über das von Professor Wolfgang Marcus 2011 in Weingarten gegründete Denkstättenkuratorium (Dsk). Es setzt sich zum Ziel, an den Widerstand der Weißen Rose zu erinnern und zur Übernahme gesellschaftspolitischer Verantwortung zu ermuntern. Dazu wurden Wohnheime, Hochschulgebäude und Straßen in Weingarten nach Widerständlern aus der NS-Zeit benannt sowie eine als Ausstellung ausleihbare „Galerie der Aufrechten“ mit künstlerischen Porträts von Widerständlern geschaffen. Ein weiteres Ziel besteht darin, durch die Dokumentation der regionalen Vorgänge während der NS-Zeit rechtsextremem Denken vorzubeugen. Dazu wurden Denkorte für Opfer und Widerständler in Oberschwaben in einer Internetplattform zu einem Netzwerk verbunden und ein Wegweiser als Broschüre publiziert.

SIBYLLE THELEN (Stuttgart) berichtete über die Errichtung der Gedenkstätten sowie deren aktuelle Situation und thematisierte die Vernetzung mit anderen Institutionen im Feld der Erinnerungskultur (Archiven, Museen, Universitäten). Darüber hinaus befasste sie sich mit der Gedenkstättenpädagogik und weiteren Angeboten für die Öffentlichkeit, die durch den erstarkenden Rechtspopulismus vor besonderen Herausforderungen stehen. Darauf bezugnehmend warf die Referentin einen Blick auf den produktiven Austausch mit Erinnerungsstätten der Demokratiegeschichte.

OSWALD BURGER (Überlingen) forscht zum Goldbacher Stollen in Überlingen, der gegen Ende des Zweiten Weltkriegs als Ausweichquartier für die in Friedrichshafen weitgehend zerstörten Rüstungsunternehmen dienen sollte, und referierte über die aus Dachau gekommenen KZ-Häftlinge. Mehr als 200 überlebten den Stollenbau und die KZ-Haft nicht. Burger berichtete, dass im Rahmen der Landesgartenschau 2020 im direkten Umfeld des Stollens gerade ein großer Park am Bodensee gestaltet wird. Die umfassende Landschaftsumgestaltung und der zu erwartende Besucheransturm stellt die Dokumentationsstätte Goldbacher Stollen vor Herausforderungen.

BERND REICHELT (Zwiefalten) führte aus, wie und weshalb 1995 im Zentrum für Psychiatrie der hauseigene Verlag Psychiatrie und Geschichte gegründet wurde. Das Ziel war damals wie heute, psychiatriehistorische Inhalte einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Reichelt diskutierte, inwiefern diese Publikationen und deren Rezeption einer zielgruppenorientierten Verbreitung von historischem Wissen in der Gesellschaft – und damit auch zur Entstigmatisierung der Psychiatrie – dienen können.

UTA KANIS-SEYFRIED (Ravensburg) beschäftigte sich mit den Aufgaben und Zielsetzungen des Württembergischen Psychiatriemuseums. Die Dauerausstellung „Verborgene Pracht – vom Leben hinter Klostermauern“ der baden-württembergischen Landeseinrichtung Staatliche Schlösser und Gärten lockt jedes Jahr 30-50.000 BesucherInnen in das Neue Kloster in Bad Schussenried. Neben der Klostergeschichte informiert die Ausstellung in einem eigenen Raum auch zur Geschichte der Psychiatrie am Ort. Von 1875 an wurde das Schussenrieder Klostergebäude als dritte württembergische Heil- und Pflegeanstalt genutzt. Die Referentin ging weiter der Frage nach, was bei einem mit einem Stigma behafteten Thema wie der Psychiatrie zu tun ist, um (nicht nur hier) eine Kultur des Hinschauens zu fördern, in Zeiten von Rechtspopulismus, zunehmender Marginalisierung einzelner Bevölkerungsgruppen und wachsenden Ausländerhasses.

HEIKE ENGELHARDT und JOCHEN TENTER (beide Ravensburg) zogen Bilanz aus der vierzehnjährigen Zusammenarbeit des ZfP Südwürttemberg in Ravensburg mit den Schulen in der Region. Seit 1996 lädt das Zentrum für Psychiatrie die Öffentlichkeit jedes Jahr zu einer Gedenkveranstaltung ein. Unter der Überschrift „Erinnern ist Verpflichtung“ sollte historische Recherche Grundlage der Erinnerung sein und werden. Gleichzeitig wurde bereits gemahnt, dass die „junge Generation sich ihrer Verantwortung für die Zukunft bewusst bleiben müsse“. Es wurde eine Arbeitsgruppe (AG) gebildet, die aus Vertretern der Klinikleitung, Verwaltung und Klinikseelsorge bestand. Außerdem wurde mit der Stadt Ravensburg eine gemeinsame Gedenkveranstaltung am 27. Januar durchgeführt. Der Vortrag zeichnete Erfahrungen, Entwicklungen und Erkenntnisse aus der Gedenkwerkstatt mit jährlich 200-300 SchülerInnen nach.

CHARLOTTE MAYENBERGER (Bad Buchau) fokussierte auf die Geschichte der jüdischen Gemeinde im oberschwäbischen Bad Buchau. Mit Unterstützung des Freundeskreises „Juden in Buchau“ war es der Vortragenden gelungen, dass der alte jüdische Friedhof Buchaus zu einem Ort des Erinnerns und Gedenkens gestaltet wurde. Zu noch lebenden ehemaligen jüdischen Buchauer BürgerInnen und ihren Nachfahren (kommunikatives Gedächtnis) wurde Kontakt hergestellt. Die Vermittlung der Geschichte an SchülerInnen und andere Interessierte sowie die Aufarbeitung von Archivbeständen stehen in Buchau im Zentrum der Arbeit.

THOMAS MÜLLER und PAUL-OTTO SCHMIDT-MICHEL (beide Ravensburg) beleuchteten die Geschichte der Entstehung des Denkmals der grauen Busse, das aus zwei in Beton gegossenen Kopien der historischen Omnibusse besteht, die im Rahmen der NS-„Euthanasie“ genutzt worden waren. Seit 2007 gedenken die Stadt Ravensburg und das ZfP Südwürttemberg in Ravensburg unter Einbindung dieses Denkmals der Opfer der „Euthanasie“. Eine der Kopien versperrt heute symbolisch wie faktisch die Alte Pforte der Klinik. Eine mobile zweite Ausfertigung des Busses aus Beton, flankiert von einem Bildungs- und Vortragsprogramm sowie einer zugehörigen Wanderausstellung, leistete in zwölf Jahren an knapp zwanzig verschiedenen Orten Deutschlands (einmal auch in Polen) einen Beitrag zum Gedenken an diese Opfer des Nationalsozialismus.

Der Beitrag von BERND REICHELT (Zwiefalten / Ravensburg) hatte das für BesucherInnen, Angehörige, Mitarbeitende und nicht zuletzt PatientInnen einer psychiatrischen Klinik gleichermaßen interessante Thema eines Historischen Spaziergangs zum Gegenstand. Seit 2009 gibt es am Standort der Klinik Zwiefalten einen im öffentlichen und Krankenhaus-Raum fest etablierten und mit Stelen und Tafeln versehenen Historischen Klinikspazierweg, der auch ohne Führung beschritten werden kann; – ein Angebot, das von einem breiten Publikum genutzt wird. Der Klinikspaziergang ist verbunden mit der Dauerausstellung im Württembergischen Psychiatriemuseum.

MARK TRITSCH (Ulm) berichtete über die ehrenamtliche Arbeit der Ulmer Stolpersteinintiative, die durch die Verlegung sogenannter Stolpersteine (Gunter Demnig) an Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Die Ulmer Initiative konnte erst 2014 gegründet werden, nachdem das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. den Gemeinderat überzeugt hatten und die Stadt selbst ein umfassendes biografisches Gedenkbuch ihrer ermordeten jüdischen Bürger veröffentlicht hatte. Die Initiative hat seitdem auch weitere Projekte angestoßen, wie das städtische Erinnerungszeichen für die Ulmer Opfer von NS-Zwangssterilisierungen und „Euthanasie“.

Die Beiträge wie auch die kritischen Fragen der nicht aus der Region kommenden und eingeladenen DiskutantInnen Waltraud Ernst (Oxford), Steffen Dörre (Berlin/Düsseldorf) und Heinz-Peter Schmiedebach (Berlin), die vor dem Hintergrund je eigener und sich unterscheidender Expertise einen Blick von außen auf diese südwestdeutsche Landschaft der Gedenkkultur warfen, bescherten den Teilnehmenden zwei lehrreiche Tage. Den akademisch Forschenden stellte sich die Frage einer stärkeren Anknüpfung ihrer Arbeit an die Angewandte Geschichte, an die Public History, beziehungsweise an eine Public Medical History, der von namhaften AutorInnen ein beachtliches Maß an „demokratischem Potenzial“ zugesprochen wird 5. Dem überwiegend in Gedenkstätten und damit verstärkt in der Bildung tätigen Teil der Teilnehmenden wurde einmal mehr klar, dass der Aufbau von Kooperationen mit forschenden Einrichtungen eine Aufgabe ist, die zunächst auf der kommunikativ-medialen Ebene umgesetzt werden muss. Die Zusammenstellung des Tagungsprogramms stand für einen kleinen Ausschnitt der regional tätigen Einrichtungen. Nicht allein deswegen wird an der Konzeption einer Nachfolgetagung 2020 bereits gearbeitet.

Tagungsprogramm

Einführung

Renate Schepker (ZfP Südwürttemberg / Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm in Ravensburg): Klinische Psychiatrie und Psychotherapie am Standort ehemaliger Heil- und Pflegeanstalten

Thomas Müller (ZfP Südwürttemberg / Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie I der Universität Ulm in Ravensburg): Nationalsozialismus, „Euthanasie“, Zwangsarbeit, Holocaust. Möglichkeiten und Grenzen der Wissensvermittlung zwischen akademischer Forschung und gesellschaftlichem Bildungsauftrag

Sektion 1
Der Nationalsozialismus in Südwürttemberg und angrenzenden Regionen. Forschungsthemen, Forschungsstände

Wolf-Ulrich Strittmatter (Ravensburg): Ravensburg – von der Zentrumshochburg zur gleichgeschalteten Stadt im Nationalsozialismus

Paul-Otto Schmidt-Michel (Ravensburg): Die Medizin im Nationalsozialismus. Das Beispiel der Psychiatrie, oder: Der Opfer der NS-„Euthanasie“ individuell gedenken

Nicola Wenge (Ulm): Historische Grundlagen und aktuelle Perspektiven der Forschungs- und Bildungsarbeit

Michael Niemetz (Laupheim): Ein Museum der Beziehungsgeschichte im Land der Täter?

Nora Wohlfarth (Stuttgart) / Nastasja Pilz (Stuttgart): Vom NS zu den „Bewahranstalten“: Zum Umgang mit und Definition von „Heimkindern“ im Baden-Württemberg der Nachkriegszeit

Thomas Stöckle (Grafeneck) / Franka Rößner (Grafeneck): Gedenkstätte und Dokumentationszentrum Grafeneck. Erinnerungsstätte für die 10.654 Opfer der NS-„Euthanasie“ 1940

Franka Rößner (Grafeneck): Gegenwartsbezogenes Lernen für die pflegeberufliche Bildung

Reiner Falk (Ravensburg). Zur regionalen Quellenlage der Archive des Landkreises Ravensburg bezüglich der NS-Zeit

Uwe Hertrampf (Weingarten): DENKstättenkuratorium NS-Dokumentation Oberschwaben (Dsk): Chancen und Herausforderungen

Sibylle Thelen (Stuttgart):Vermessungen der baden-württembergischen Erinnerungslandschaft. Bestandsaufnahme – Aktuelle Aufgaben – Politischer Kontext

Diskussionsrunde I
Diskutant: Steffen Dörre (Berlin, Düsseldorf): Deutsch-deutscher Umgang mit dem Nationalsozialismus. Das Beispiel der Psychiatrie

Sektion 2
Schülerveranstaltungen, Führungen, Theaterstücke. Der Nationalsozialismus in Museum, Hörsaal, Ausstellung und Buch

Oswald Burger (Überlingen): Überlingen / Goldbacher Stollen (Zwangsarbeit in einem KZ-Außenlager am Bodensee) und Jüdische Kulturtage Überlingen

Bernd Reichelt (Ravensburg) / Thomas Müller (Ravensburg), Uta Kanis-Seyfried (Ravensburg): Wie erreicht man mit Büchern zum Nationalsozialismus (auch) ein nicht-akademisches Publikum?

Uta Kanis-Seyfried (Ravensburg) / Thomas Müller (Ravensburg) / Bernd Reichelt (Ravensburg): Nationalsozialismus im Museum? Über die Anforderungen an eine Kultur des Hinschauens. Das Württembergische Psychiatriemuseum in Zwiefalten und Bad Schussenried

Heike Engelhardt (Ravensburg) / Jochen Tenter (Ravensburg): AG Gedenktag. Gedenken mit Jugendlichen am ZfP Südwürttemberg. Veranstaltungen zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Diskussionsrunde II
Diskutantin: Waltraud Ernst (Oxford, UK): Unkonventionelle Verarbeitung von Forschungsergebnissen und public outreach. Wie viel Geschichte braucht die Zukunft, die Gesellschaft?

Sektion 3
Erinnerung in Bewegung

Charlotte Mayenberger (Bad Buchau): Das jüdische Buchau – Wiederherstellung eines Ortes des Erinnerns und Gedenkens

Thomas Müller (Ravensburg) / Franz Schwarzbauer (Ravensburg) / Paul-Otto Schmidt-Michel (Ravensburg): Erinnerung in Bewegung. Erfahrungen mit dem „Denkmal der graue Busse“

Bernd Reichelt (Zwiefalten / Ravensburg): Nationalsozialismus im Vorbeigehen? Geschichtsvermittlung am Beispiel des Historischen Klinikspaziergangs in Zwiefalten

Mark Tritsch (Ulm): Die Ulmer Stolpersteine. Eine nationale Initiative und ihre Charakteristika vor Ort

Sektion 4
Zwischen Academia und Gesellschaft. (Medizin-)Historische ExpertInnen und der gesellschaftliche Bildungsauftrag, oder: Mehr Public (Medical) History?

Heinz-Peter Schmiedebach (Berlin / München): Medizingeschichte und Public History. Zum politischen Bildungsauftrag akademischer Institutionen am Beispiel medizinhistorischer Institute

Diskussionsrunde III / offene Abschlussdiskussion

Anmerkungen:
1 So wie dies in der Zusammenfassung der von polnischen, tschechischen und deutschen HistorikerInnen veranstalteten Tagung in Prag, 22.5.-24.5.2019 interpretiert wurde, im Rahmen derer „oral“ history sehr wörtlich gelesen wurde. Siehe: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=40229 (5.6.2019).
2 Kiran Klaus Patel, Projekt Europa. Eine kritische Geschichte, München 2018.
3 Michael Wildt, Volk, Volksgemeinschaft, AfD, Hamburg 2017.
4 Géraldine Schwarz, Die Gedächtnislosen. Erinnerungen einer Europäerin, 2. Aufl. Zürich 2018.
5 James B. Gardner / Paula Hamilton, The Past and Future of Public History. Developments and Challenges, in: dies. (Hrsg.), The Oxford Handbook of Public History, New York 2017, S. 1-22, bes. S. 2.
6 Siehe den Bericht zu einer Tagung des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands unter: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/tagungsberichte/id=8265 (5.6.2019).