Basileus eirenophylax: Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Alten Welt

Basileus eirenophylax: Friedenskultur(en) und monarchische Repräsentation in der Alten Welt

Organisatoren
Gregor Weber, Charalampos Chrysafis, Andreas Hartmann, Christopher Schliephake (alle Universität Augsburg)
Ort
digital
Land
Deutschland
Vom - Bis
23.02.2021 - 25.02.2021
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Von
Jan Wellhausen, Lehrstuhl für Alte Geschichte, Universität Augsburg

Die von der DFG und der Gesellschaft der Freunde der Universität Augsburg geförderte Tagung zum Basileus eirenophylax basierte auf dem gleichnamigen Augsburger DFG-Projekt1, das sich einer Reevaluierung des Konzeptes vom siegreichen König2 widmet. Der diesem unterstellte stete Siegeszwang zur Legitimation monarchischer Herrschaft steht einer in der Realität kaum militärisch geprägten Selbstdarstellung der hellenistischen Könige gegenüber. Ein Hauptanliegen der Tagung war es daher, militärische Elemente in den Gesamtzusammenhang königlicher Selbstdarstellung einzuordnen und zu gewichten. Eine zentrale Frage ist, ob Krieg vorrangig als Mittel zur Friedensschaffung, als Weg zur Aneignung materieller Ressourcen oder als reiner Selbstzweck zur Demonstration von Sieghaftigkeit konzeptualisiert wurde. Die Analyse differenzierte zwischen einzelnen Quellengruppen und der monarchischen Selbstrepräsentation, die in der Diskussion zusammengeführt wurden. In die Perspektive rückte ein epochenübergreifender Zeitraum vom Alten Orient bis ins frühe Mittelalter mit einem Schwerpunkt auf dem Hellenismus und der römischen Kaiserzeit.

Die erste Sektion unter der Leitung von Christopher Schliephake (Augsburg) setzte sich mit den Voraussetzungen und Kontexten auseinander. JOSEF WIESEHÖFER (Kiel) zeigte auf, dass in der Herrscherrepräsentation des Achaimenidenreiches Krieg und Frieden eng miteinander verwoben waren. Die Großkönige imaginierten eine allgemeine Friedensherrschaft, die es jedoch vor potenziellen Bedrohungen mit Rüstungsbestrebungen und Appellen an die Einsatzbereitschaft der Untertanen zu schützen galt. Als Bemühung um das Wohlergehen des Volkes dargestellt, konnte trotz der gewährten Lokalautonomie eine strenge Aufsicht und ein entschiedenes Vorgehen gegen Reichsfeinde und Aufrührer angewandt werden.

ANKE ILONA BLÖBAUM (Leipzig) richtete den Blick auf das pharaonische Ägypten mit einem Schwerpunkt auf der Spätzeit. Grundsätzlich existierte ein Zustand des Zufriedenseins und Ruhens (Hetep), der gewährleistet war, solange sich die Welt in ihrer richtigen Ordnung (Maat) befand. Der König als Bindeglied zwischen Welt und Göttern bewahrte die Maat durch Opferungen und besaß die Kompetenz, mittels göttlich legitimierter Gewalt das Weltordnung bedrohende Chaos (Isfet) zu bändigen. In den königlichen Inschriften der Spätzeit legitimierte sich der König durch diese Kompetenz und inszenierte sich weniger als Bewahrer des Friedens, sondern als siegreicher König.

Anschließend stellte ANDREAS HARTMANN (Augsburg) Krieg und Frieden im jüdischen und griechischen Denken vor. Aus literarischen Zeugnissen wie dem Aristeasbrief, den Makkabäerbüchern oder Philodem geht hervor, dass Angriffskriege keine positive Resonanz, sondern starke Kritik erfuhren. Dementsprechend war das Rechtfertigungsbedürfnis für Kriege groß. Verteidigungskriege und deren Führung waren hingegen zentraler Bestandteil des königlichen Anforderungsprofils, und ein Misserfolg 'kratzte' an der Legitimation jedes Herrschers, wobei charismatische Heerführung in jedem Fall positiv wahrgenommen wurde. Die Schaffung und Entstehung von Frieden durch den Verzicht auf kriegerische Gewalt war ein weitgehend fremdes Konzept, vielmehr galt Krieg als notwendige Prämisse. Pazifistische Mahnungen zur Vermeidung von Krieg sind ein Spezifikum der Texte der jüdischen Diaspora. Texte aus Judäa sind mehr an der hierokratischen Einhegung des Herrschers und der Theologisierung des Krieges interessiert.

JOHANNES ENGELS (Köln) legte das Augenmerk auf Koine Eirene, Eleutheria und Hegemonie im spätklassischen und frühhellenistischen Griechenland. Polisübergreifende Organisationen, die die Eleutheria und Autonomia der Mitglieder sichern sollten, scheiterten wegen Ungleichgewichten und inneren Kämpfen. Die mit dem Königsfrieden auf Dauer angelegte Koine Eirene schien einen Landfrieden zu schaffen, doch unterminierten starkes Freiheitstreben und die Schwäche der Friedensgaranten das Unterfangen. Einzelne Neuerungen zur gegenseitigen Hilfeleistung und zum territorialen Besitz lösten die Konflikte nur bedingt. Erst der Korinthische Bund setzte mit bilateralen Friedensverträgen und einer verfassungspolitischen und sozialen Garantie des Status quo maßgebliche Akzente. Mit Makedonien trat ein dominanter Vertragsteilnehmer auf, der zwar den inneren Frieden sicherstellte, aber Garnisonen in Hellas hinterließ und unter Alexander das Synhedrion zunehmend ignorierte. Die potenten Diadochen instrumentalisierten dann die Koine Eirene für ihre Kriege und ließen die auf formaler Gleichberechtigung beruhende Ordnung zur Farce werden.

In der zweiten Sektion unter der Leitung von Charalampos Chrysafis (Augsburg) wurden die hellenistischen Monarchien thematisiert. Den Beginn machte HANS-JOACHIM GEHRKE (Freiburg) mit einer Neubetrachtung seines Konzeptes des siegreichen Königs. Anhand der Unruhen rund um die Thronbesteigung Ptolemaios’ V. wurde neben der Sieghaftigkeit des Königs das Gentilcharisma als weitere Herrschaftslegitimation vorgestellt. Ptolemaios konnte aufgrund seiner Jugend noch keine Aura der Sieghaftigkeit zur Legitimation erworben haben und profitierte vom Charisma seiner Vorgänger, das eine vom Sieg unabhängige Nachfolge erlaubte. Während der Thronwirren verlagerte sich die Konkurrenz um die Sieghaftigkeit auf die Ebene der Königsfreunde, unter denen der Militär Tlepolemos den Höfling Agathokles ausstach.

KOSTAS BURASELIS (Athen) präsentierte die epigraphischen Zeugnisse, die die verschiedenartigen Friedenspolitiken der hellenistischen Könige beleuchten. So propagierte Antigonos Monophthalmos eine Präferenz von Frieden, um sich als Hüter der griechischen Poleis zu inszenieren, oder zeigte sich Ptolemaios I. als Gesetzgeber und Friedensbewahrer von Kyrene. Der König fungierte ebenso als Mediator, wie ein Beispiel von Antigonos II. (oder III.) auf Amorgos nahelegt. Zudem zeigen sich die Könige in den Inschriften als kulturelle Euergeten: Attalos II. stiftete Delphi größere finanzielle Beträge, am Hofe der Ptolemäer wurden die Wissenschaften intensiv gefördert.

PETER FRANZ MITTAG (Köln) widmete sich der Ikonographie und den Legenden von Frieden auf Münzen. Die personifizierte Eirene fehlt auf den Reversen, stattdessen zeigen vor allem Füllhörner indirekt die auf Frieden basierende Prosperität an. Mittag betonte aber, dass Füllhörner ebenso militärische Konnotationen haben konnten, und verwies auf die Prägungen von Arsinoë II. und Berenike II. Klar militärische Typen wie die auf die Seeschlacht von Salamis hinweisende Prägung des Demetrios Poliorketes sind allerdings rar. Zu Friedenszeiten passende Gottheiten und Objekte wie Hermes, Kerykeion oder Kornähren fehlen auf den Gold- und Silbermünzen, sondern zieren eher lokales Kleingeld. Friedensbezogene Epitheta blieben den Münzen fern.

Eine ähnliche Austerität von Frieden und Krieg stellte GREGOR WEBER (Augsburg) bei der Erwähnung von Königen in der hellenistischen Dichtung fest. Da auf gewisse Themen spezialisierte Gedichte nicht in Auftrag gegeben wurden, fiel die direkte Umsetzung königlicher Selbstdarstellung bescheiden aus. Die Dichter setzten diese vielmehr indirekt um, indem sie auf den königlichen Euergetismus und die Göttlichkeit von König und Dynastie in einem häufig mythologischen Gewand zurückgriffen. Der Aspekt des kriegerischen Königs wurde als selbstverständlich vorausgesetzt, insbesondere bei der Schutzfunktion für die Untertanen. Frieden als explizite Konsequenz dieses Aspekts kam am ehesten bei den Nutznießern des entsprechenden Zustands, aber insgesamt seltener zur Sprache. Häufiger werden Glück, Wohlstand oder ein ruhiges Leben ohne Gefährdungen von außen als Folge königlicher Politik, der Eintracht der Dynastie oder göttliche Qualifizierung des Herrschers verstanden.

ROLF STROOTMAN (Utrecht) beschäftigte sich eingehend mit dem königlichen Zeremoniell auf Festen und Umzügen. Anhand der pompe des Ptolemaios Philadelphos oder des Festes Antiochos’ IV. zu Daphne konstatierte er, dass die Herrschaft als Goldenes Zeitalter des Friedens und der Prosperität inszeniert wurde. Sieghaftigkeit und Eroberungen dienten als Fundamente zur Schaffung bzw. Wiederherstellung dieser Ordnung und wurden mittels Darstellungen des triumphierenden Dionysos besonders auf Festen öffentlichkeitswirksam zur Schau gestellt. Die ptolemäische Ideologie von Weltherrschaft und Goldenem Zeitalter, in der auch altägyptische Terminologien in Form von Maat und Isfet fortbestanden, griff letztlich Augustus in seiner Selbstdarstellung auf.

Abschließend berichtete der Sektionsleiter CHARALAMPOS CHRYSAFIS (Augsburg) über den aktuellen Stand des Projekts. Das Idealbild eines hellenistischen Königs richtete sich nicht nur nach seiner Rolle als Feldherr, sondern – zumindest in den normativen Texten – auch als Richter und Priester zugleich, dessen Ziel es sei, die Lebensumstände der Untertanen zu verbessern. Der militärische Aspekt war realiter der vielleicht wichtigste, weil er die Macht und das Überleben des Königs sicherte. Seine militärischen Aktivitäten sollen jedoch als Endergebnis Frieden und Wohlstand der Untertanen anstreben. Die kulturdominanten Poleis prägten maßgeblich das Bild eines legitimen und starken Herrschers in Wort und Schrift. Sie erwarteten die Bewahrung vor inneren und äußeren Bedrohungen und bescheinigten dem König im Erfolgsfall charakterliche und militärische Stärke. Der König selbst zielte in seiner Selbstdarstellung auf Treue und Akzeptanz ab und inszenierte sich als Euerget seiner Untertanen.

In der dritten Sektion unter der Leitung von Andreas Hartmann (Augsburg) wandte sich der Blick auf die römische Kaiserzeit von Augustus bis Diokletian. ULRICH GOTTER (Konstanz) thematisierte die elementare Sieghaftigkeit des Princeps und die damit einhergehende Problematik. Schon in republikanischer Zeit war der Sieg Fixpunkt der Gesellschaft, der in Triumphen öffentlichkeitswirksam präsentiert wurde. Der inneraristokratische Kampf um Beute und militärische Meriten führte letztlich zur Dissoziation der Elite und den Bürgerkriegen. Im Prinzipat waren die Sieghaftigkeit und die militärische Kompetenz zentrale Bestandteile der kaiserlichen Inszenierung und Legitimation, doch konnte der Princeps in der Realität nicht an allen Ecken des Reiches persönlich siegen. Die stellvertretenden Feldherren evozierten wiederkehrend unwillkommene Konkurrenzsituationen, aufgrund derer sich ein Verzicht auf Triumphe erklärt. Eine defensive Militärdoktrin war die Folge, doch funktionierte dies nur so lange, als sich Rom aussuchen konnte, welche Kriege es führen wollte.

WERNER ECK (Köln) widmete sich der Darstellung von Krieg und Frieden in den Inschriften. Der Sieg, oft ausgedrückt durch die Victoria Aug., nimmt nicht nur nominell, sondern auch ideell eine prominente Rolle ein. Ferner wird beispielweise in der Kaisertitulatur durch Siegerbeinamen (Germanicus, Parthicus etc.) der erfolgreiche Kampf gegen einzelne Feinde untermauert oder ein Denkmal durch glorreiche Taten des Kaisers oder seiner Untertanen dekoriert. Die Pax ist in Relation zur Victoria ein seltenes Phänomen und wird in den Kontext des Sieges eingebettet. Der Krieg (und dessen siegreiche Bewältigung) erscheint folglich nicht als Gegensatz des Friedens, sondern ist vielmehr dessen Voraussetzung. Besonders deutlich demonstrieren dies Begriffe wie pacator.

CARLOS NOREÑA (Berkeley) schloss mit einer quantitativen Analyse von Pax-Emissionen in der früh- und hochkaiserzeitlichen Münzprägung an diese Darstellung an. Muster in der Produktion von Pax-Typen offenbarten, dass weniger Friedenszeiten, Prosperität und die Abwesenheit von Krieg und Gewalt zelebriert, sondern Welteroberung, Unterwerfungen und die Befriedung der Feinde kommemoriert wurden. Zirkulationsmuster der erhaltenen Objekte lassen nach Noreña kaum eine Rekonstruktion von Besitzerinterpretationen zu, da sie nicht an einen bestimmten Empfängerkreis (z.B. Soldaten) adressiert waren. Dem Kaiser bot sich mithilfe der Pax eine Repräsentation von nicht-militärischer, staatlicher Gewaltausübung, die allerdings auf vergangenen militärischen Erfolgen beruhte.

DAMIEN NELIS (Genf) beendete die Sektion mit der Darstellung von Frieden in der augusteischen Dichtung. Grundsätzlich war auch auf diesem Feld der Frieden eng mit dem Sieg (v.a. Actium) verbunden, und die Pax reihte sich neben anderen Idealen wie virtus und honor ein. Als Ergebnis des augusteischen Friedens sehnten sich einige Dichter allerdings nach kriegsfernen Themen, was zum Rückgriff auf alternative, hellenistische Vorbilder und zu neuen Genres wie der Liebesdichtung führte. Nelis betonte, dass bei der Beurteilung augusteischer Dichtung die verschiedenen Zeithorizonte, denen die Dichter entstammten, essenziell sind: Während bei Vergil noch die Bürgerkriege hineinwirkten, waren später geborene Dichter stärker von der Pax-Ideologie der Res Gestae und der Ara Pacis beeinflusst.

Die vierte Sektion unter der Leitung von Gregor Weber (Augsburg) umfasste die Spätantike und das frühe Mittelalter. FELIX K. MAIER (Würzburg) erläuterte, inwiefern strukturelle Gründe im 4. Jahrhundert einen Kaiser zur Rechtfertigung eines Friedens zwangen und wie diese Friedenslösung im Idealfall als tragfähigerer Ansatz dargestellt wurde. Aufgrund von inneren Problemen galt es, Truppen gegen die zunehmend besser ausgerüsteten und organisierten externen Feinde zu schonen. Das widersprach jedoch der seit dem 3. Jahrhundert vorherrschenden Erwartungshaltung eines basileus polemikos, wie die harsche Kritik in den Texten von Synesios, Ammian und der Historia Augusta zeigte. Der Rhetor und Philosoph Themistios dagegen präferierte den zivileren Umgang mit den Feinden gegenüber traditionellen Vernichtungsstrategien. Als Kompromiss versuchten Kaiser, sich einer militärischen Bewährung durch Verweise auf vergangene Meriten zu entziehen und sich als wartende Kriegskaiser zu inszenieren, die wohl vorbereitet jederzeit losschlagen konnten.

MISCHA MEIER (Tübingen) analysierte Krieg und Frieden in der Repräsentation der byzantinischen Kaiser Justinian I. bis Herakleios, unter denen sich die oströmische Monarchie neu gestaltete. Der Kaiser sah sich als von Gott eingesetzten Akteur in göttlich gewollten Kriegs- und Friedenssituationen und konnte dank seiner Frömmigkeit und Leistungen Siege als Gottesgeschenke empfangen. Die in der Vergangenheit verpönten Angriffskriege bedurften nun keiner elaborierten Rechtfertigung mehr. Niederlagen galten als Strafe Gottes und wurden durch Überbetonung der Sieghaftigkeit kompensiert. Aufgrund starker äußerer Bedrohungen ab 600 n. Chr. kehrte nach rund 200 Jahren Palastkaisertum die Rolle des basileus polemikos zurück. Existenzängste führten unter Herakleios zum Höhepunkt der Liturgisierung, begleitet von einer Sakralisierung des geführten Krieges.

WOLFRAM DREWS (Münster) wies auf eine vergleichbare Entwicklung bei den westgotischen Königen und in der frühislamischen Welt hin. Im Ordo 48 des Liber Ordinum wird der Auszug des Königs in den Krieg liturgisch ummantelt. Der Frieden fungiert als Vorzustand und Ergebnis des Feldzuges. Von Reliquien begleitet, erschienen die Goten unter ihrem Princeps als neues Volk von Israel, dessen Sieg fest eingeplant war. In der Historia Wambae wird der Frieden mit der rechten Ordnung der Gesellschaft und des Heeres identifiziert, die durch die Herrschaft der Goten gewährt sei. In der frühislamischen Welt galt der Frieden als Schutzversprechen. Die Muslime garantierten durch ihre Herrschaft eine perfekte Ordnung, deren Vorstellung später mit dem Dār al-Islām konkretisiert wurde. Die Reichsgröße machte eine eigenständige Heeresführung unmöglich, weshalb seit dem zweiten Kalifen ebenfalls eine Überbetonung der Sieghaftigkeit einsetzte, die sich unter anderem in den Thronnamen niederschlug.

Resümierend besteht die Notwendigkeit einer klaren Unterscheidung von präskriptiven Normen, Realität und daraus abgeleiteten deskriptiven Normen sowie herrscherlicher Selbstdarstellung. Eine Einengung auf Eirene/Pax genügt angesichts der terminologischen Breite bei der Beschreibung von Friedenszuständen nicht. Deutlich zeigte sich, dass Krieg und Frieden keine Gegensätze waren, sondern der Krieg als Mittel zur Bewahrung bzw. Schaffung von Frieden fungierte. In der politischen Praxis wurde Krieg immer angewandt, nahm aber eine unterschiedliche Präsenz in der jeweiligen Selbstdarstellung ein. Die römischen Kaiser inszenierten sich wesentlich stärker als Sieger, gerade weil Krieg und Sieg problematisch geworden waren. Der Krieg wurde als Ursache von Frieden und Sicherheit in den Vordergrund gestellt. In der Repräsentation der hellenistischen Könige sowie der römischen Kaiser wurde die Spannung zwischen präskriptiven Normen und politischer Realität durch die Selbstdarstellung überbrückt, nur unter umgekehrten Vorzeichen.

Konferenzübersicht:

Sektion I: Voraussetzungen und Kontexte

Josef Wiesehöfer (Kiel): Achaimenidenreich

Anke Ilona Blöbaum (Leipzig): Pharaonisches Ägypten (insb. Spätzeit)

Andreas Hartmann (Augsburg): Krieg und Frieden zwischen jüdischem und griechischem Denken

Johannes Engels (Köln): Koine Eirene, Eleutheria und Hegemonie im 4. bis zum beginnenden 3. Jh. v. Chr.

Sektion II: Hellenistische Monarchien

Hans Joachim Gehrke (Freiburg): Der siegreiche König – revisited (Keynote)

Kostas Buraselis (Athen): Inschriften

Peter Franz Mittag (Köln): Münzprägung

Gregor Weber (Augsburg): Dichtung

Rolf Strootman (Utrecht): Feste und Umzüge

Charalampos Chrysafis (Augsburg): Zum Stand des Projekts. Diskussion des Materials

Sektion III: Römisches Kaisertum von Augustus bis Diokletian

Ulrich Gotter (Konstanz): Der siegreiche Kaiser (Keynote)

Werner Eck (Köln): Inschriften

Carlos Noreña (Berkeley): Münzprägung Frühe und Hohe Kaiserzeit

Damien Nelis (Genf): Dichtung

Sektion IV: Spätantike und frühes Mittelalter

Felix K. Maier (Würzburg): Literarische Quellen

Mischa Meier (Tübingen): Krieg und Friede in der Repräsentation der byzantinischen Kaiser

Wolfram Drews (Münster): Friedenskulturen im frühmittelalterlichen Spanien

Anmerkungen:
1 Zur Projektbeschreibung: https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/406045435.
2 Gehrke, H.-J.: Der siegreiche König. Überlegungen zur hellenistischen Monarchie, in: Archiv für Kulturgeschichte 64 (1982), S. 247–277; erweiterte englische Version: Gehrke, H.-J.: The Victorious King. Reflections on the Hellenistic Monarchy, in: The Splendors and Miseries of Ruling Alone. Encounters with Monarchy from Archaic Greece to the Hellenistic Mediterranean (Studies in Ancient Monarchies, Bd. 1), hg. v. N. Luraghi, Stuttgart 2013, S. 73-98.