Digitales XII. Nachwuchskolloquium des Forschungsverbundes FUER Geschichtsbewußtsein

Digitales XII. Nachwuchskolloquium des Forschungsverbundes FUER Geschichtsbewußtsein

Organisatoren
Monika Waldis, Institut für Forschung und Entwicklung, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz
Ort
digital (Basel)
Land
Switzerland
Vom - Bis
12.03.2021 - 19.03.2021
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Von
Isabel Elsner-Schwengelbeck / Daniel Fastlabend/ Alexandra Krebs, Historisches Institut, Universität Paderborn

Im Wintersemester 2020/21 fand die zwölfte Runde des Nachwuchskolloquiums aus dem Forschungsverbund FUER (Förderung und Entwicklung eines reflektierten und selbstreflexiven) Geschichtsbewusstseins statt. Dieses wird turnusgemäß etwa jedes zweite Semester und jeweils im Wechsel von den beteiligten Professuren bzw. Arbeitsbereichen für Geschichtsdidaktik ausgerichtet. Aufgrund der Pandemie war es in diesem Jahr leider nicht möglich, der Einladung in die Schweiz zu folgen. Daher organisierte das Veranstalter:innen-Team des Zentrums für Politische Bildung und Geschichtsdidaktik am Institut für Forschung und Entwicklung der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) erstmalig das Kolloquium als digitale Zusammenkunft, welche an zwei Nachmittagen (12. und 19.03.2021) via Videokonferenz abgehalten wurde. In diesem Format präsentierten fünf Forscher:innen ihre wissenschaftlichen Projekte. Die einzelnen Slots umfassten jeweils 70 Minuten und ließen dadurch ausreichend Zeit sowohl für die Vorträge als auch im Besonderen für eine intensive Diskussion und Weiterentwicklung der Qualifizierungsvorhaben im Anschluss. Die Vorstellung der Referierenden sowie die Moderation der Diskussion übernahmen ausschließlich Wissenschaftler:innen in der Qualifizierungsphase. Über die gesamte Veranstaltung hinweg wurde dem strategischen Ansatz gefolgt, nach den Vorträgen zunächst den jungen Wissenschaftler:innen das Wort zu geben. Dies steigerte die Diskursivität während der anschließenden Debatten und eröffnete den erwünschten Raum zur Partizipation.

Als thematische Schwerpunkte der Vorträge ließen sich die empirische Untersuchung Historischen Denkens Jugendlicher sowie die Erforschung von Vorstellungen Geschichtslehrender ausmachen. Alle Vortragenden konnten diesbezüglich bereits empirische Ergebnisse aus den Vor- und ggf. den Haupterhebungen zur Diskussion stellen. Im Folgenden werden die Beiträge chronologisch vorgestellt.

Den Auftakt der digitalen Veranstaltung machte LISA ZACHRICH (Tübingen), die ihre Dissertationsstudie zur Entwicklung eines standardisierten Fragebogens sowie zur Erfassung der besonderen Lernerfahrung von Schüler:innen mit Zeitzeug:innenberichten präsentierte. Sie gab zunächst einen Überblick über die Besonderheit der Lernerfahrung und berichtete dann von den Ergebnissen der konfirmatorischen Faktorenanalysen sowie der Zusammenhangsanalysen der Lernerfahrung mit situativen und persönlichen Merkmalen. Der entwickelte standardisierte Fragebogen kann nun in weiteren Studien zum Einsatz kommen.

Ebenfalls zu den Ergebnissen seiner empirischen Erhebungen Historischen Denkens referierte KEVIN VAN LOON (Muttenz/Nordwestschweiz). Er untersucht in seinem Dissertationsprojekt, wie Schüler:innen der achten/neunten Sekundarschulstufe (14- bis 15-Jährige) historische Bildquellen anhand einer schriftlichen Bildinterpretation analysieren und interpretieren. Dazu erforscht er empirisch die Wirkung von Bildinterpretationsmodellen, die Schüler:innen bei der Quellenarbeit unterstützen sollen sowie inwieweit unterschiedliche Scaffolds Kompetenzen des historischen Denkens anregen und fördern können. Aus diesem Vorhaben stellte er erste Forschungsergebnisse und Befunde der Auswertung zur Diskussion. Anhand der Ergebnisse möchte er Einsichten in das Lernen mit Bildquellen ermöglichen und Schüler:innen künftig bestmöglich in dem Prozess unterstützen.

Zum Abschluss des ersten Veranstaltungstages stellte VERA TAUTORAT (Köln) in ihrem Beitrag einen Teil ihres Dissertationsprojekts zur Kategorie Gender in Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik vor. In diesem geht es um die Vorstellungen und Einstellungen (Überzeugungen) von Geschichtslehrkräften zur Kategorie Gender bei der Planung und Reflexion von Unterricht. Die vorgestellte empirische Erhebung wurde in ihrer Grundanlage als narratives Experteninterview konzipiert und durchgeführt. In der Präsentation wurde ein Einblick in erste Auswertungsansätze hinsichtlich epistemologischer Überzeugungen der befragten Personen gewährt und diese zur Diskussion gestellt.

Der zweite Sitzungstermin begann mit ISABEL ELSNER-SCHWENGELBECK (Paderborn) und ihrem Dissertationsprojekt, mit dem sie eine Untersuchung des Umgangs von Schüler:innen und Studierenden mit kontroversen Narrationen zur Geschichte der Kreuzzüge anstrebt. Die Teilnehmer:innen der Studie sollen sich im Kontext dieses Forschungsvorhabens mit Erzählungen über die Kreuzzüge auseinandersetzen, die außerhalb des Rahmens der in deutschen Schulbüchern gängigen Narrationen gewählt sind. Im Fokus des Vortrags stand die Vorstellung der Konzeption des Erhebungsinstruments, das die Basis für die anschließende empirische Untersuchung darstellen soll. Dabei wurden die Auswahl des historischen Themas sowie das geplante Studiendesign der Haupterhebung zentral diskutiert. Das Studiendesign konnte auf der Grundlage mehrerer Pilotstudien ausführlich erläutert und verhandelt werden. Im Rahmen der Hauptstudie sollen Kompetenzen historischen Denkens rekonstruiert werden.

Abschließend präsentierte ALEXANDRA KREBS (Paderborn) zwei Fallbeispiele ihrer Vorstudie zum Nutzer:innenverhalten in der „App in die Geschichte“, um daran das geplante Mixed Methods Design zur Diskussion zu stellen. Die App orientiert sich in ihrer Konzeption u.a. an Prinzipien forschend-entdeckenden Lernens und soll den Nutzer:innen ermöglichen, selbstgewählte historische Themen und Fragestellungen mithilfe verschiedener digitaler Tools zu erforschen und eigene Geschichten zu schreiben. In dem Dissertationsprojekt wird untersucht, wie Lernende die App nutzen, um so verschiedene Nutzer:innen-Typen herauszuarbeiten. Ziel der Studie ist es vor allem, die Forschung zu historischen Lernprozessen und Narrationen im digitalen Medium zu erweitern und dadurch auch Aussagen über die Konzeption (zukünftiger) digitaler Lernangebote für den Geschichtsunterricht treffen zu können.

Insgesamt ergaben sich an den zwei Tagen durch die Vorstellungen der fünf empirischen Forschungsprojekte auch im erstmals durchgeführten digitalen Format spannende Einblicke in die unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen der empirischen Erforschung Historischen Denkens und Kategorien Historischen Denkens. Dies zeigte sich besonders an dem angeregten Austausch und den einsichtsreichen Diskussionen unter den Teilnehmenden im Nachgang an die jeweiligen Vorträge. Debattiert wurde dabei z.B. über verschiedene methodische Schwierigkeiten und Herausforderungen der empirischen Studien und deren mögliche Auswertungskategorien sowie die damit verknüpften geschichtsdidaktischen Begriffe und Konzepte. Hierdurch erhielten die Referent:innen hilfreiche Impulse für die weitere Arbeit an ihren jeweiligen Forschungsprojekten. Darüber hinaus bestand an beiden Veranstaltungstagen die Möglichkeit sich beim digitalen Feierabendbier weiter auszutauschen und die Abende gemeinsam digital ausklingen zu lassen. Das nächste FUER-Nachwuchskolloquium findet vom 18. bis 19. November 2021 statt und wird von Lale Yildirim an der Universität Osnabrück ausgerichtet.

Konferenzübersicht:

Lisa Zachrich (Tübingen): “Die Vergangenheit hat sich plötzlich so nah angefühlt” – Eine komplexe Lernerfahrung im Geschichtsunterricht verstehen und standardisiert erfassen

Kevin van Loon (PH FHNW): Analyse und Interpretation von Bildern im Geschichtsunterricht in der Sek I. Einblicke in das Dissertationsprojekt

Vera Tautorat (Köln): Kategorie Gender in Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik – Vorstellungen und Haltungen von Geschichtslehrkräften zur Kategorie Gender (während der Planung und Reflexion von Unterricht)

Isabel Elsner-Schwengelbeck (Paderborn): De-Konstruktion kontroverser Narrationen zur Geschichte der Kreuzzüge: Vorstellung meines Dissertationsprojekts

Alexandra Krebs (Paderborn): Nutzer:innen-Typen in der „App in die Geschichte“. Methodisches Vorgehen und erste Ergebnisse der Vorstudie


Redaktion
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Deutsch
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