Forum: Nation: D. Feest: Nationale Narrative und ihre Alternativen in der estnischen Geschichtsschreibung seit 2000

Von
David Feest, Nordost-Institut (IKGN e.V.) an der Universität Hamburg

Die letzte historische Diskussion in Estland, die so explosiv war, dass sie es bis in die Tageszeitungen und Fernsehsendungen brachte, liegt schon fast zehn Jahre zurück. Anlass war ein 2012 erschienenes Buch, das eigentlich der wissenschaftlichen Fachliteratur zuzuschlagen ist: der zweite Band einer sechsbändigen Reihe zur estnischen Geschichte (im Folgenden Estnische Geschichte II).1 Doch wurden in ihm nicht solche Themen behandelt, die Außenstehende als brisant empfinden würden: die Passivität der letzten Regierung vor der gewaltsamen Übernahme durch die Sowjetunion im Jahr 1940 etwa, oder die Verstrickung estnischer Soldaten in die nationalsozialistische Vernichtungspolitik. Vielmehr ging es um das Mittelalter, genauer: um die Jahre 1200-1550. Was das Buch so provokativ machte, war seine einfache, nüchtern vorgetragene Prämisse: In den besagten Jahren, so behaupteten die Autor/-innen, habe es kein Kollektiv gegeben, das man sinnvoll als „estnisches Volk“ bezeichnen könne. Folglich könne für jene Zeit auch keine Geschichte der Esten erzählt werden, sondern allenfalls eine des Raumes und seiner Bevölkerung. Die Diskussion schlug hohe Wellen. In Interviews und Artikeln der wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften kamen die Kritiker/-innen der Estnischen Geschichte II ebenso zu Wort wie die Autor/-innen des Handbuchs. Letztere bekamen im Laufe der Debatte ein eigenes Label verpasst: Nach seinem Herausgeber, dem an der Universität Tartu lehrenden Mediävisten Anti Selart, wurden sie als „Selartisten“ bezeichnet.

Was war an der Darstellung der „Selartisten“ eigentlich so schlimm? Dass die Rückprojektion neuzeitlicher Kategorien auf das Mittelalter und die frühe Neuzeit in den Geschichtswissenschaften keinen Platz hat, bestreitet kaum jemand.2 Zudem tauchen „Esten“ in den zeitgenössischen Quellen nur in der Fremdzuschreibung des deutschen Chronisten Heinrich von Lettland (geb. um 1187, gest. nach 1259) auf. Darüber, wie sich die auf dem Gebiet des heutigen Estlands lebende finnougrische Bevölkerung selbst sah, ist wenig bekannt. Und auch ihre Einigkeit ist schon früher in Frage gestellt worden. Doch zeichnete die Vermeidung solch einer Projektion damit auch ein uneindeutiges Bild eines der Kernereignisse der estnischen Geschichte: Die Unterwerfung der Stammbevölkerung durch den Schwertbrüderorden im frühen 13. Jahrhundert. An die Stelle des erfolglosen, aber doch geeinten Kampfes der finnougrischen Stämme trat in der Estnischen Geschichte II eine komplexe Gemengelage an Interessen und Bündnissen. Manche Stammesfürsten richteten die Waffen auch gegeneinander, oder machten mit den Schwertbrüdern gemeinsame Sache. Was geschichtswissenschaftlich im Einzelnen kaum umstritten ist, führte doch in seiner Gesamtheit zu einem starken Einschnitt im estnischen Geschichtsdenken. Hier war es seit dem späten 19. Jahrhundert Usus geworden, den Kampf um Gleichberechtigung und Souveränität in eine ungebrochene Kontinuität mit dem Widerstand gegen die Schwertbrüder zu stellen. Diese Lesart erwies sich als sehr folgenreich. Der so genannte „altertümliche Freiheitskampf“ (muistne vabadusvõitlus) wurde zum Ur-Muster allen estnischen Widerstands gegen jegliche Fremdherrschaft, der nach 700 Jahren Unterdrückung durch die Deutschen auch noch die sowjetische Periode zu überdauern hatte. Er war damit wichtiger Baustein der estnischen kollektiven Identität. Diese Verbindung zwischen ferner Vergangenheit und Gegenwart wurde in der Estnischen Geschichte II einfach gekappt. Die mittelalterliche Geschichte, so suggeriert die Darstellung, taugt nicht, um die gegenwärtigen Identitätsbedürfnisse zu befriedigen. Selart selbst erklärte in einem Interview, es sei „nicht die Sache der Geschichtswissenschaften, irgendwem eine nationale Identität unmittelbar zu schaffen oder vorzuschreiben.“3 In Abgrenzung zur nationalromantischen Sichtweise haben diese Wissenschaftler/-innen den ideologiefreien Charakter ihrer Forschungen betont.

Geschichte ohne Wir-Gefühl?

Der neue Zugang hat für manche etwas Befreiendes. Aus dem Klammergriff gegenwärtiger Identitätssuche erlöst, bekam die Geschichtswissenschaft ganz neue Möglichkeiten, ihre Themen zu wählen. Dies betont besonders Marek Tamm, der Kulturgeschichte an der Universität Tartu lehrt und auch zu dem umstrittenen Handbuch beigetragen hat. Von einer Geschichtsschreibung, die sich dem Vergangenen zur Pflege des eigenen Kulturerbes quasi aus der Wir-Perspektive annähert, möchte er sich lösen. Stattdessen schlägt er vor, historische Quellen aus einer Außenperspektive nach interessanten Themen, deren Erforschung die ganze Geschichtswissenschaft bereichern kann, abzusuchen. Historiker/-innen sollten sich der Geschichte also mit „weniger Besitzgefühl als bisher“ widmen, und stattdessen mehr „Freude“ daran entwickeln, historische Gegebenheiten in vielfältiger Weise zu erforschen.4 Tamms Zugriff kommt einer Perspektive nahe, die Werner Conze 1952 der deutschbaltischen Geschichtsforschung vorschlug: Sie solle aus einer „Distanz völligen Unbeteiligtseins“ operieren und sich durch die Abkoppelung von den bestehenden Überlieferungstraditionen Fragen widmen, die von allgemeinem wissenschaftlichen Interesse seien.5 An der Stelle der Tammschen Entdeckungsfreude stand bei Conze freilich noch die Suche nach „strukturtypischen Aufbau der Gesellschaft“.6 Allein: Für Conze mag ein Motiv gewesen sein, dass er nicht lange Zeit zuvor seine siedlungshistorischen Forschungen zu sehr in den Dienst des Nationalsozialismus gestellt hatte.7 Außerdem schrieb er hier von einer Geschichte, die er als endgültig abgeschlossen ansah. Für viele estnische Historiker/-innen ist dagegen das lebendige „Besitzgefühl“ eine wichtige Motivationsgrundlage ihrer Tätigkeit. Die geforderte Distanzierung erschien ihnen wie eine Selbstverleugnung.

Warum das so ist, hat Tamm selbst prägnant dargestellt: Estnische Historiker/-innen mussten lange darum kämpfen, dass der estnischsprachigen Mehrheitsbevölkerung überhaupt eine aktive Teilhabe in der Geschichte der Region zugestanden wurde.8 Schon für den deutschen Chronisten Heinrich von Lettland war sie in erster Linie das exotische Andere. Und auch die deutschbaltische Geschichtsschreibung, in deren Händen die Darstellung der Geschichte der baltischen Region später lag, gestand ihr im besten Fall die Rolle eines Objektes „deutschen Kulturträgertums“ zu.9 Erst die seit dem späten 19. Jahrhundert entstehende nationalestnische Geschichtsschreibung änderte dies grundlegend, drehte die Perspektive aber um. Indem sie den destruktiven Charakter von 700 Jahren Fremdherrschaft seit der gewaltsamen Unterwerfung behauptete, gab sie der estnischen Bevölkerung eine Stimme und betonte ihre Handlungsfähigkeit und kulturelle Eigenständigkeit.10 Die deutschbaltische Obrigkeit erscheint in dieser Erzählung im Wesentlichen als Blockierer der eigenständigen estnischen Entwicklung. Diese Darstellung wurde in der estnischen Republik 1918-1940 zu einem quasi-offiziellen Geschichtsbild weiterentwickelt, das noch lange fortwirkte.11 Auch die Sowjetunion, die 1940 gewaltsam die Macht übernahm, war bemüht, Elemente des nationalen Geschichtsbildes in ihre eigene Geschichtsdarstellungen zu integrieren. Allerdings nahm sie dabei der estnischen Bevölkerung die eben gewonnene historische agency faktisch wieder weg, indem sie ihr die Rolle von Erfüllungsgehilfen einer marxistisch-leninistischen Teleologie unter russischer Anleitung zuschrieb. Gerade angesichts der Erfahrungen des sowjetischen Terrors konnten sich große Teile der estnischen Bevölkerung nie auf diese Interpretation der eigenen Geschichte einlassen, die Anfang der 1950er Jahre in Handbuchform vorgelegt wurde.12 Eine kurze Überblicksdarstellung der estnischen Geschichte erschienen kurz vor der Wiederherstellung der staatlichen Unabhängigkeit – zwei schmale Bände von 1989 mit dem sprechenden Titel „Heimatgeschichte“ –, lässt sich in diesem Sinne auch als Wiederaneignung der eigenen Geschichte begreifen, als Bestätigung jenes Handlungsvermögens, das der estnischen Bevölkerung immer wieder abgesprochen worden war.13 Verfasst wurde sie von vier Wissenschaftlern, von denen drei noch relativ jung waren und in der zweiten Hälfte der 1980er Jahren aktiv gegen die Sowjetmacht rebelliert hatten. Wenngleich ihr Blick unter den neuen Bedingungen durchaus auf die Zukunft gerichtet war, kann es kaum erstaunen, dass die Historiker methodisch auf Vergangenes zurückgriffen: auf das nationale Narrativ der 1930er Jahre. Dies lieferte nicht nur eine klare Antwort auf die Frage: Wem gehört unsere Geschichte? Nach mehr als einem halben Jahrhundert der Sowjetherrschaft dürfte das gewählte Narrativ auch als genau das empfunden worden sein, was die Verfasser/-innen der Estnischen Geschichte II später für sich beanspruchen: als eine von der Ideologie befreite Geschichte.

Von den einstigen Rebellen der „Heimatgeschichte“, die heute alle auf veritable politische und akademische Karrieren zurückblicken können, würde sich inzwischen keiner mehr unmittelbar zu einer nationalromantischen Richtung bekennen. „Das Thema der Nationalromantik ist glücklicherweise mittlerweile durch,“ bemerkte einer von ihnen, der Historiker und Politiker Lauri Vahtre, im Jahr 2013.14 Auch sein ehemaliger Mitautor, der Historiker und zweimalige Ministerpräsident Estlands Mart Laar, hat sich von den Konzepten der Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts distanziert. Die Vorstellung einer 700-jährigen Versklavung, oder die Meinung, dass „die Deutschen immer schlecht und alle anderen gut“ gewesen seien, bezeichnete er als „zeitgenössische ideologisierte Geschichte“.15 Dennoch waren weder Vahtre noch Laar mit der Estnischen Geschichte II glücklich. Für Vahtre nahm ihr räumlicher Ansatz allenfalls die Perspektive einer Sicherheitskamera ein16 – ganz im Sinne der Conzeschen „Distanz des völligen Unbeteiligtseins“ liefert sie nur neutrale Ergebnisse, die kaum eine Identifikation ermöglichen. Dagegen wollte Vahtre ebenso wenig wie Laar auf ein Element des alten Narrativs verzichten: die Kontinuität der estnischen Geschichte vom 13. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Allerdings begründeten sie diese weniger mit irgendeiner durch die Jahrhunderte reichenden Wesensgleichheit, sondern verwiesen moderner auf die Beständigkeit der gemeinschaftsstiftenden Erinnerung. Damit rührten sie an einer zentralen Frage: Blieben die Unterwerfungserfahrungen des 13. Jahrhunderts wirklich immer lebendig und bildeten ein wichtiges Element des estnischen Gemeinschaftsgefühls? Oder stimmt die in der Estnischen Geschichte II vorgebrachte Behauptung, sie seien bereits nach einer Generation vergessen und erst von den Protagonisten der Nationalbewegung im 19. Jahrhundert in völlig neuer Interpretation wieder ins Bewusstsein gebracht worden?

Vahtre hat Letzteres vehement bestritten. Als wichtigsten Beleg dafür dienten ihm nicht in erster Linie die zeitgenössischen Quellen, sondern die Meinung, das Nationalgefühl des 19. Jahrhunderts könne nicht aus dem Nichts entstanden sein. Vielmehr hätten sich auch die Protagonisten der Nationalbewegung auf Erinnerungen stützen können, die in der Bevölkerung immer lebendig geblieben seien und sich wie ein roter Faden durch ihre Geschichte gezogen hätten. Laar, der ähnlich argumentiert, hat solche Erinnerungen mit einem Stamm verglichen, um den herum sich später die Nation gebildet habe. „Ich möchte die Aufmerksamkeit auch darauf lenken“, sagte er mit Verweis auf einen der zentralen Autoren der Nationalbewegung, „dass der altertümliche Freiheitskampf schon vor den Vaterlandreden Carl Robert Jakobson im Geiste des Volkes lebte“.17 Diese Meinung unterstützte auch Enn Tarvel, Jahrgang 1939 und ein Schwergewicht in der estnischen Geschichtsschreibung. Er gehört zu den wenigen Geschichtsforschern Estlands, die den Namen Universalhistoriker verdienen, sein Werk spannt einen Bogen vom Mittelalter bis in die neueste Geschichte. Tarvel stellte fest, dass es in der estnischen Geschichte mehr Kontinuität gebe, „als Tamm dies zu sehen erlaubt“.18 Bereits vor der Entstehung der Schriftkultur habe es beispielsweise beim Volk etwa eine anhaltende Kenntnis darüber gegeben, dass die Deutschen Zuwanderer seien, die nicht ursprünglich hier im Land gelebt haben.19 Die nachdrückliche Betonung der Kontinuität rückt den wichtigsten Beweggrund für eine nationale Geschichtsschreibung in den Mittelpunkt. Sie schafft eine exklusive Perspektive, die es der gegenwärtigen estnischen Bevölkerung ermöglicht, ihr heutiges Dasein als Teil einer langen Entwicklung zu sehen. Damit trägt sie zu eben jener Identitätsfindung bei, die Selart explizit abgelehnt hat.

Alte und neue Ideologien

Dass damit auch die in der Estnischen Geschichte II angestrebte Ideologiefreiheit hinfällig ist, sahen auch andere nicht als Problem. Die gebe es ohnehin nicht, ja die Vorstellung eines ideologiefreien Zugangs sei selbst ideologisch, behauptete der Politiker und Journalist Eerik-Niiles Kross. Der 1967 geborene, ausgebildete Historiker fand die zur Schau gestellte Objektivität der Estnischen Geschichte II weder glaubwürdig noch auch nur wünschenswert. Wenn sich „die Geschichtswissenschaft ernsthaft von der Ideologie befreite, dann bliebe im besten Falle nur historische Statistik ohne irgendeine Interpretation übrig“, schrieb er in einer Rezension.20 Tarvel ist noch weiter gegangen. Für ihn ist die „erzieherische Funktion“ ein wesentlicher Aspekt historischer Forschung. Daher bestand er auch darauf, dass Geschichte „von bestimmten Idealen ausgehend bewertet und geschrieben werden kann und muss.“21 Sie könne, bei aller kritischer Methode, nicht unpolitisch und ideologiefrei sein, sondern müsse von einer bestimmten Position aus erforscht werden. Diese Position wiederum – das ist der springende Punkt an Tarvels Argumentation – sei nicht zufällig, sondern entspringe „der Sprache und den Gewohnheiten, den zwischenmenschlichen Beziehungen“, die man nicht „einfach beiseite werfen“ dürfe.22 Indem Tarvel eine scheinbar objektive Standortbestimmung festlegte, rief er letztlich die estnische Geschichtsschreibung dazu auf, das ethno-nationale Prinzip wieder in den Mittelpunkt ihrer Forschung zu rücken. Eine Überblicksdarstellung von 2018 aus seiner Feder trägt entsprechend einen Titel, der wie ein trotziger Gegenentwurf zum Ansatz der „Selartisten“ erscheint: Geschichte des estnischen Volks.23

Entsprechend scharf ging Tarvel auch mit dem Versuch der Estnischen Geschichte II um, diesen Deutungsrahmen hinter sich zu lassen. Hinter der „ideologiefreien“ Geschichtsschreibung sah er keinesfalls das Streben nach Objektivität, sondern eine für die estnische Identität gefährliche Gegenideologie. Für Tarvel vollzog sie nichts anderes als eine Übernahme eines uralten deutschbaltischen Geschichtsbildes, das nun aber im „Rückenwind des gegenwärtig herrschenden, an Europa orientierten Geistes“ umgeschrieben werde. Den Verfasser/-innen der Estnischen Geschichte II warf er vor, die Identität des estnischen Volkes im frühen 13. Jahrhunderts zu zerstören und rückwirkend an ihre Stelle die Identität eines geeinten Europas zu setzen. Dieses Geschichtsbild sei präsentistisch und mit der gegenwärtigen Geopolitik bestens vereinbar. Auch nahm Tarvel den jüngeren Kolleg/-innen nicht ab, allein aus wissenschaftlichen Erwägungen und Beweggründen gehandelt zu haben. Er unterstellte ihnen „Selbstzensur“ und scheute sich auch nicht, sie mit jenen sowjetischen Historiker/-innen zu vergleichen, die sich vorauseilend an das hielten, was bei den höheren Stellen als akzeptabel angesehen wurde.24 Schützenhilfe erhielt er von Vahtre, der die Hoffnung äußerte, von dem Handbuch möchten nur die wertvollen Teile in Erinnerung bleiben, nicht aber die „euroideologischen politisch korrekten Mätzchen.“25 Freilich leuchtet die Behauptung der ideologischen Unterwerfung für ein estnischsprachiges, für den einheimischen Markt produziertes Buch kaum ein. Wessen Konformitätsdruck waren die Historikerinnen und Historiker denn in diesem Fall ausgesetzt? Etwa der (west-)europäischen Öffentlichkeit? Deren Interesse an der Existenz oder Nichtexistenz des estnischen Volkes im 13. Jahrhunderts dürfte gering gewesen sein. Der Präsentismus, so scheint es, existierte hier doch eher auf Tarvels Seite. Er speiste sich aus einem Misstrauen gegenüber den angeblichen Absichten des gegenwärtigen europäischen Establishments in Bezug auf die nationalen Identitäten kleiner Staaten. „Haben wir jetzt schon eine so positive Beziehung zur Assimilierung mit Europa, dass wir bei der Identitätsfrage einfach lockerlassen können?“ fragte er mit Verweis auf das Ziel aller Eroberer und Kolonisierer, die Identität der Unterworfenen durch das Umschreiben der Geschichte zu zerstören.26 Implizit zeichnete er damit ein Bild, in dem das Verhältnis Europas zu Estland kontinuierlich durch einen Eroberungs- und Zerstörungswillen geprägt war: im 13. Jahrhundert mit Schwert und Feuer durch die Schwertbrüder, nun durch Identitätsvernichtung und political correctness mithilfe der „Selartisten“. Gleichzeitig dürfte eine kulturelle Annäherung an Russland, die im 19. Jahrhundert noch eine ernsthafte Option war, nach den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts auch für ihn kaum keine Alternative gewesen sein.

Die Aussagen über Europa und Estland erstaunen. Die Zugehörigkeit des estnischen Volkes zu Europa war während des 19. Jahrhunderts bei den meisten Aktivisten der Nationalbewegung eine unumstößliche Prämisse. Abgrenzung erschien nur gegenüber der führenden deutschbaltischen Minderheit geboten, die den Aufstieg des estnischen Bevölkerungsteils verhinderte. Daraus ergab sich aber für das estnische Geschichtsdenken ein Problem, denn war nicht der Widerstand gegen die gewaltsame Integration in Europa die eigentliche Geburtsstunde des estnischen Volkes? Manche Historiker/-innen versuchten daher sogar, den europäischen Charakter der Esten aus skandinavischen Verbindungen zu begründen, nur um ihn nicht dem deutschbaltischen Einfluss zuschreiben zu müssen. Auch heute ist Estland in seinem Selbstverständnis ein europäisches Land, während gleichzeitig der Mythos des altertümlichen Freiheitskampfes nie seine Bedeutung verloren hat. Es existieren, wie Linda Kaljundi festgestellt hat, zwei unterschiedliche Diskurse, deren Widersprüchlichkeit meist nicht kenntlich gemacht wird.27

Erweiterte Nationalität oder Regionalismus als Lösung?

Einer, der schon früh auf diesen Widerspruch hingewiesen hat, ist der Schriftsteller und Journalist Andrei Hvostov. Auch er ist studierter Historiker, hat sich aber von den Grundlagen akademischer Forschung so weit entfernt, dass er der Geschichtsschreibung den wissenschaftlichen Charakter vollkommen abspricht. Gleichwohl beschäftigt er sich intensiv mit einem anderen Aspekt der Geschichte: ihrem Nutzen für die gegenwärtige Gesellschaft.28 Der Gedanke, dass jede Generation „zu einem gewissen Grade IHRE Geschichte, ausgehend von ihren Bedürfnissen“29 schreibe, ist der Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Es versteht sich, dass auch Hvostov eine ideologiefreie Geschichtswissenschaft für eine Illusion hält. Tarvels Anspruch, durch Geschichtsschreibung erzieherisch zu wirken, findet seine volle Zustimmung. Doch Hvostov vertritt eine fundamental andere Meinung darüber, was diese „Erziehung“ beinhalten sollte. Für die gegenwärtigen Identitätsbedürfnisse scheint ihm die alte Nationalgeschichtsschreibung, die Tarvel letztlich propagiert, kaum besser geeignet als die bemühte Neutralität der Estnischen Geschichte II. Denn sie schreibe einen Gegensatz zwischen den historischen Akteuren fest, der für das heutige Estland kaum mehr relevant sei. Hvostov sieht das nationale Geschichtsbild quasi in einer Endlosspirale gefangen: „Bei uns laufen gerade die Folgekämpfe der Folgekämpfe des altertümlichen Freiheitskampfes. Als Nachfolger der Deutschbalten wurden die ‚Selartisten‘ ausgerufen, für die Rolle [des estnischen Anführers gegen die Schwertbrüder, DF] Lembitus aber Lauri Vahtre“.30 Er sieht aber auch einen Ausweg. Anstelle der starren nationalen „Selbsteinschließung“, so Hvostov, sei es an der Zeit, alte Antagonismen zu überwinden und an einer Öffnung des Nationsbegriffs zu arbeiten. Sein offener Nationsbegriff umfasst alle Völker die „in diesem Land gelebt haben und leben“31 Unter lang vergangene Konflikte möchte er einen Schlussstrich ziehen; den Est/innen aber schlägt er vor, die von den vormaligen ideologischen Gegnern für sich beanspruchten historischen Ereignisse und Personen in einer Art freundlichen Übernahme als Teil ihrer eigenen Geschichte anzunehmen. In diesem Punkt ist auch Eerik-Niiles Kross mit ihm einig: „Natürlich muss man die Deutschbalten ebenso als Vorväter der heutigen Esten behandeln wie die estnischen Bauern oder die in unterschiedlichen Sprachen sprechenden Bürger Tallinns,“ schrieb er in seinem Text über das Handbuch, „natürlich muss man dahin gelangen, dass wir [den Landmeister des Deutschen Ordens, DF] Wolter von Plettenberg ebenso als Vorvater und Vorgänger wahrnehmen wie Lembitu.“32 Dass Kross in Abgrenzung zu den „Selartisten“ in einer vorsichtigen Form auch das ethnische Element wieder einbezogen sehen möchte, tut diesem Ansatz keinen Abbruch. Nationalgeschichte kann mehr sein als ihre ethnischen Bestandteile. Eine ähnliche Anregung zu einer Integration aller Geschichten der Region hat auch der Literaturwissenschaftler Jaan Undusk bereits im Jahr 2000 gemacht. Nach ihm sollte zwar der Nationsbegriff nicht erweitert, wohl aber in einen breiteren Rahmen eingebettet werden. In diesem Sinne setzte sich Undusk für eine Geschichtsschreibung ein, „die nicht mehr von einem nationszentrierten Prinzip, sondern von etwas, das man eher geopolitische oder geokulturelle Mentalität nennen könnte, ausginge.“ Diese Herangehensweise nannte er „landschaftlich“ (maiskondlik). Zentral für die baltische Mentalität sei im estnischen Fall das jahrhundertealte baltische Autonomiedenken gewesen, das die estnische und lettische Bevölkerung in paradoxer Weise mit den Deutschbalten verbunden und eine gemeinsame historische Tradition geschaffen habe.33

Die genannten integrativen Vorschläge stammen ausschließlich von Menschen, die der akademischen Geschichtsschreibung fernstehen. Hvostov hat sogar öffentlich damit kokettiert, kein Historiker, sondern ein Ideologe zu sein, der diesen Umstand aber im Gegensatz zu Vahtre und Laar nicht leugne.34 Am öffentlichen Geschichtsdiskurs wirken sie aber gleichermaßen mit. Und ihre Vorschläge haben etwas für sich. Auch in anderen europäischen Nationalstaaten ist es eher Regel als Ausnahme, dass sich die Bürger/-innen auf eine gemeinsame Geschichte beziehen, ganz gleich ob ihre Vorfahren Gutsbesitzer oder Leibeigene waren. Frühere Unterdrückungsverhältnisse und Spaltungen der Gesellschaft tun, sofern sie lange genug zurückliegen, dieser Gemeinsamkeit meist keinen Abbruch. Allerdings ist dies in Estland aus historischen Gründen schwieriger. Soziale und ethnische Gegensätze haben sich lange überschnitten und relativ stabile getrennte Gruppen geschaffen. Die gesellschaftlichen Schichten waren sprachlich geschieden, und die soziale Trennung zwischen den im mittelalterlichen Sprachgebrauch „Deutschen“ und „Undeutschen“ wurde von der deutschen Oberschicht offensiv befördert. Wer heute empfiehlt, die nationale zu einer regionalen Identität auszubauen, setzt sich schnell dem Vorwurf aus, nur Standpunkte zu wiederholen, mit denen einst die deutschbaltische Führungsschicht ihre Deutungshoheit über die ganze Region zu stärken versucht habe. So war das deutschbaltische Autonomiedenken zwar in seinem Wesen anational, beinhaltete aber gleichzeitig den Anspruch, für das ganze Land zu sprechen – auch für die (zum Großteil bäuerliche) estnische und lettische Mehrheitsbevölkerung. Eben weil die ständischen Grenzen keine Gleichberechtigung zuließen, war die nationale Identifikation für die Protagonisten im 19. Jahrhundert eine naheliegende Strategie der Selbstermächtigung. Aus dieser Perspektive betrachtet erscheint die Ausweitung des Geschichtsbildes auf die Gesamtbevölkerung der Region fast wie eine Rückkehr zur alten Entmündigung.

Allerdings gibt es ein starkes Argument gegen diese Befürchtungen: Einer estnischen „freundlichen Übernahme“ der gemeinsamen Geschichte droht unter heutigen Bedingungen kaum noch Konkurrenz. Historiker/-innen, die sich einer dezidiert deutschbaltischen Perspektive auf die Geschichte verpflichtet fühlen, gibt es immer weniger. Das gilt selbst innerhalb der Baltischen Historischen Kommission, die bei ihrer Gründung im Jahr 1951 zunächst eine dezidiert deutschbaltische Einrichtung war. Dies hat sich jedoch im Laufe der Jahrzehnte geändert, seit 2017 hat sie ebenso viele estnische, lettische und litauische wie deutschbaltische Mitglieder.35 Es kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die Erforschung auch der deutschbaltischen Geschichte in absehbarer Zeit weitgehend in estnische und lettische Hände übergehen wird. Ihre allmähliche Integration in das estnische und lettische Geschichtsnarrativ als Teil der eigenen Vergangenheit erscheint als ein folgerichtiger Prozess. Sie könnte auch helfen, die Furcht vor einer europäischen Assimilation der estnischen Identität und Geschichte zu zerstreuen.

Wie geht es weiter?

Die Estnische Geschichte II hat eine Zäsur gesetzt. Ihre Weigerung, die mittelalterliche Geschichte aus einer dezidiert ethnischen Perspektive zu betrachten, hat zu dem fast krisenhaften Bewusstsein geführt, dass die alten nationalen Narrative zumindest für eine jüngere Generation von Historiker/-innen kaum mehr annehmbar sind. Für einige grenzte dies an einen Skandal. Andere betonten die neuen methodischen und thematischen Freiheiten, die damit einhergingen. Was das Handbuch allerdings vollständig unterließ, war die Bereitstellung eines neuen Narrativs, das die Möglichkeit geschaffen hätte, sich heutzutage auf die vergangenen Ereignisse im Sinne einer eigenen, identitätsstiftenden Vergangenheit zu beziehen. Das mag vom Standpunkt der Grundlagenforschung aus auch gerechtfertigt sein, doch rührte es an einer wichtigen Funktion der Geschichtsschreibung in der Gesellschaft. Der „Blick auf das Ganze“, den die Estnische Geschichte II anstrebte, erscheint dabei nicht als grundsätzliches Hindernis. Um aber identitätsstiftend zu sein, ohne die neuzeitlichen ethnischen Kategorien rückzuprojizieren, setzt voraus, dass auch das Geschichtsbewusstsein der Menschen, an die das Buch adressiert ist, ein solches breites Bild der eigenen Vergangenheit zulässt. Doch das ist, so zeigt die Aufregung um das Handbuch, offenbar kaum der Fall.

Dennoch liegt hier eine Chance: Erstens wäre mit der „freundlichen Übernahme“ keinesfalls eine Auflösung der estnischen Identität verbunden, sondern vielmehr ihre graduelle Weiterentwicklung. Dies ist nichts Ungewöhnliches, denn darüber, welche Traditionszusammenhänge für ein Kollektiv verbindlich sind, entscheidet die Gegenwart stets neu. Zweitens ginge es auch nicht darum, die Kämpfe und Spaltungen der Vergangenheit zu leugnen. Nur würden sie als Teil einer gemeinsamen Geschichte gedeutet, die eben auch Unterschiedliches, ja Gegensätzliches vereint. Dasselbe gilt für die ethnischen Entwicklungen, die in ihrem größeren Beziehungsnetz mit all seinen Widersprüchlichkeiten realistischer wiedergegeben werden können als in einer gradlinigen Erzählung. Dies wird drittens auch durch neuere Forschungen in Estland bestätigt, die längst neue Perspektiven jenseits des nationalen Narrativs aufgemacht haben oder Letzteres selbst historisieren. Sie zeigen, dass dies – anders als es bei Hvostov den Anschein hat – durchaus innerhalb wissenschaftlicher Paradigmata möglich ist. Nicht zufällig sind die Untersuchungen sehr interdisziplinär: Die Archäologie hat sich beispielsweise den Besonderheiten der Mehrheitsbevölkerung im 13. Jahrhundert jenseits der Wahrnehmungsmuster der deutschen Quellen oder der nationalromantischen estnischen Geschichtsschreibung gewidmet.36 Kunstgeschichtliche Forschungen haben das „kulturelle Erbe“ historisiert, indem sie Überschneidungen und Adaptionen thematisiert haben.37 Literatur- und Kulturwissenschaftler/-innen haben versucht, die estnische nationale Identität während der Sowjetzeit mit einem postkolonialistischen Instrumentarium zu analysieren, und dabei besonders auch die Brüche und Anpassungsstrategien betont.38 Solche Forschungen rücken auch „Herrschende“ und „Beherrschte“ enger zusammen, ohne die Unterschiede zu leugnen oder die Unterdrückung und Gewalt zu bagatellisieren. Sie liefern damit auch wertvolle Anregungen für die Geschichtswissenschaften.

Anmerkungen
1 Anti Selart (Hrsg.), Eesti ajalugu II. Eesti keskaeg (Estnische Geschichte II. Das estnische Mittelalter), Tartu 2012.
2 Kari Tarkiainen, Eesti keskaeg uues valguses (Das estnische Mittelalter in neuem Licht), in: Tuna 2013, S. 131-138.
3 Anti Selart / Valle-Sten Maiste, Ajaloolased ei pea rahvuslikku identiteeti looma (Historiker müssen keine nationale Identität schaffen), 10. Januar 2009, <https://www.sirp.ee/s1-artiklid/c9-sotsiaalia/ajaloolased-ei-pea-rahvuslikku-identiteeti-looma> (09.09.2021).
4 Marek Tamm, Kellele kulub Eesti ajalugu? (Wem gehört die estnische Geschichte?), in: Vikerkaar, Juni 2009, S. 53-66, <http://www.vikerkaar.ee/archives/11922> (09.09.2021).
5 Werner Conze, Kann es heute noch eine lebendige Geschichte des Deutschtums in Ostmitteleuropa geben?, in: Baltische Briefe 8/9 (1952), S. 8.
6 Ibid.
7 Gordon Wolnik, Mittelalter und NS-Propaganda. Mittelalterbilder in den Print-, Ton- und Bildmedien des Dritten Reiches, Münster 2004, S. 171.
8 Tamm, Ajalugu.
9 So noch bei Reinhard Wittram, Baltische Geschichte. Die Ostseelande, Livland, Estland, Kurland 1180-1918, München 1950.
10 Besonders pointiert in Carl Robert Jakobson, Kolm isamaa kõnet (Drei vaterländische Reden), Tallinn 1991 [1870].
11 Hans Kruus (Hrsg.), Eesti ajalugu I, Esiajalugu ja muistne vabadusvõitlus (Estnische Geschichte I, Vorgeschichte und altertümlicher Freiheitskampf), Tartu 1935; ders. (Hrsg.), Eesti ajalugu II, Eesti keskaeg (Estnische Geschichte II, Estnisches Mittelalter), Tartu 1937.
12 Gustav Naan, Eesti NSV ajalugu (vanemast ajast tänapäevani) (Geschichte der Estnischen SSR. Von der Frühzeit bis heute), Tallinn 1952.
13 Mart Laar / Lauri Vahtre / Heiki Valk / Sulev Vahtre, Kodu lugu (Heimatgeschichte), Bd. 1-2, Tallinn 1989.
14 Lauri Vahtre, 13. sajandil olid rahvused olemas, ka eestlased (Im 13. Jahrhundert gab es Völker, auch Esten), in: Postimees, 5. Februar 2013, <https://arvamus.postimees.ee/1128036/lauri-vahtre-13-sajandil-olid-rahvused-olemas-ka-eestlased> (09.09.2021).
15 Mart Laar, Kui saaks sellest 700-aastasest orjapõlvest lahti (Wenn man diese 700-jährige Sklavenzeit loswerden könnte), in: Õpetajate Leht, 25. Januar 2013, <https://opleht.ee/2013/01/kui-saaks-sellest-700-aastasest-orjapolvest-lahti/> (09.09.2021).
16 Vahtre, Rahvused.
17 Laar, Orjapõlvest.
18 Enn Tarvel / Valle-Sten Maiste, Muistse vabadusvõitluse mõistest loobumine on küsitav (Die Aufgabe des Begriffs des altertümlichen Freiheitskampfes ist fragwürdig), 20. März 2013, <https://www.sirp.ee/s1-artiklid/c9-sotsiaalia/muistse-vabadusvoitluse-moistest-loobumine-on-kuesitav> (09.09.2021).
19 Ibid.
20 Eerik-Niiles Kross, Vabadus, ainult mitte vabadus (Freiheit, nur keine Freiheit), in: Sirp, 20. März 2013, <https://www.sirp.ee/s1-artiklid/c9-sotsiaalia/vabadus-ainult-mitte-vabadus> (09.09.2021).
21 Tarvel / Maiste, Loobumine.
22 Ibid.
23 Enn Tarvel, Eesti rahva lugu (Geschichte des estnischen Volkes), Tallinn 2018.
24 Tarvel / Maiste, Loobumine.
25 Lauri Vahtre, Tünnitäis koos kulbitäiega. Eesti ajaloo II arvustus (Ein Fass voll und eine Kelle voll. Besprechung der Estnischen Geschichte II), in: Lauri Vahtre blogi, 04. April 2013, <https://laurivahtre.ee/tunnitais-koos-kulbitaiega-eesti-ajaloo-ii-arvustus/> (09.09.2021).
26 Tarvel / Maiste, Loobumine.
27 Siehe Kaljundis Wortmeldung in Marek Tamm et al., Eesti keskaeg – kas üks või mitu? (Das estnische Mittelalter – eins oder mehrere?), 17. März 2006, <https://www.sirp.ee/s1-artiklid/c9-sotsiaalia/eesti-keskaeg-kas-ks-v-i-mitu> (09.09.2021).
28 Andrei Hvostov, Mõtteline Eesti (Das gedankliche Estland), Tallinn 1999.
29 Andrei Hvostov / Mart Laar / Harri Tiido, Mõttevahetus (Gedankenaustausch), in: A. Bertricau (Hrsg.), Eesti identiteet ja iseseisvus (Die estnische Identität und Unabhängigkeit), Tallinn 2001, S. 45-54, hier S. 49, Hervorhebung im Original.
30 Andrei Hvostov, Kureperspektiivi põlastamine ehk Kes on sündinud roomama, see ei hakka lendama (Die Geringschätzung der Kranich-Perspektive, oder: Wer zum Kriechen geboren ist wird nicht anfangen zu fliegen), in: Sirp, 4. April 2013, <https://www.sirp.ee/s1-artiklid/c9-sotsiaalia/kureperspektiivi-polastamine-ehk-kes-on-suendinud-roomama-see-ei-hakka-lendama> (09.09.2021).
31 Ibid.
32 Kross, Vabadus.
33 o. A., Kuidas kirjutada Eesti ajalugu (Wie die estnische Geschichte schreiben?), in: Vikerkaar 8/9 (2000), S. 178-190, hier 188-190; Jaan Undusk, Ajalootõde ja metahistoorilised zhestid. Eesti ajaloo mitmest moraalist (Die historische Wahrheit und metahistorische Gesten: Über die pluralen Moralstandards der estnischen Geschichte), in: Tuna 2 (2000), S. 114-130.
34 Erkki Bahovski, Hvostov. Erinevalt Laarist ma tunnistan, et olen ideoloog (Hvostov. Im Gegensatz zu Laar gebe ich zu, dass ich ein Ideologe bin), in: Postimees, 14. Mai 2008, <https://www.postimees.ee/1807303/hvostov-erinevalt-laarist-ma-tunnistan-et-olen-ideoloog> (09.09.2021).
35 Das Mitgliederverzeichnis von 2017 ist nicht mehr zugänglich. Das aktuelle Verzeichnis zeigt aber, dass sich der Trend fortgesetzt hat. Siehe Baltische Historische Kommission e.V., Mitgliederverzeichnis 2020 (Stand Oktober 2020), <https://www.balt-hiko.de/app/download/10075620085/Mitglieder+BHK_%C3%B6ffentlich_2020+Oktober.pdf?t=1603976534> (08.09.2021).
36 Marika Mägi, Ajaloolane. Rahvusromantismist loobumine on õige, ent eestlasi ei tohiks muuta statistideks (Historiker/-in. Es ist richtig, die Nationalromantik aufzugeben, doch sollten die Esten nicht zu Statisten werden), in: Postimees, 11. Januar 2013, <https://arvamus.postimees.ee/1100600/ajaloolane-rahvusromantismist-loobumine-on-oige-ent-eestlasi-ei-tohiks-muuta-statistideks> (09.09.2021).
37 Kristina Jõekalda, Baltic Identity via German Heritage? Seeking Baltic German Art in the Nineteenth Century, in: Kunstiteaduslikke Uurimusi / Studies on Art and Architecture 23 (2014), S. 79-110.
38 Epp Annus, Soviet Postcolonial Studies. A View from the Western Borderlands, London 2018.