„Pardon wird nicht gegeben!“ Der „Boxerkrieg“ 1900/1901 als Phänomen militärischer Gewalt

„Pardon wird nicht gegeben!“ Der „Boxerkrieg“ 1900/1901 als Phänomen militärischer Gewalt

Veranstalter
Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Veranstaltungsort
online
PLZ
14471
Ort
Potsdam
Land
Deutschland
Vom - Bis
07.09.2021 - 07.09.2021
Von
Chris Helmecke, Abteilung Forschung - Militärgeschichte bis 1945, Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr

Zum 120. Jahrestag des sogenannten Boxerprotokolls veranstaltet das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr als Teil des Forschungsprojektes „Militär und Gewalt“ einen Online-Workshop zum „Boxerkrieg“ 1900/1901.

„Pardon wird nicht gegeben!“ Der „Boxerkrieg“ 1900/1901 als Phänomen militärischer Gewalt

Als Wilhelm II. am 27. Juli 1900 in Bremerhaven das deutsche Expeditionskorps nach China zur Niederschlagung der sogenannten Boxerbewegung verabschiedete, forderte er von seinen Soldaten: „Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht!“ Der Aufruf, Aufstände an der Peripherie des eigenen Machtbereiches mit extremer Gewalt militärisch niederzuschlagen, war eine typische Ausprägung der Sicherung von Herrschaftsgewalt im Zeitalter des Imperialismus. Auch wenn China nie eine Kolonie war, so stand es dennoch unter dem Einfluss internationaler Großmächte. Wie in den afrikanischen Kolonien entwickelte sich auch hier eine Widerstandsbewegung gegen den Einfluss von außen.

Im Gegensatz zum afrikanischen Kontinent stand China lange nicht im Mittelpunkt der Imperialismus-Forschung. Erst in den letzten 20 Jahren wurde sich verstärkt dem „Boxerkrieg“ aus verschiedenen Perspektiven genähert und die vielfältigen Deutungen des Ereignisses unterstrichen. Schon die Begrifflichkeiten zeigen die Komplexität der Verhältnisse, die es nachzuzeichnen gilt und in die militärische Gewalt eingebettet werden soll. Begriffe wie „Boxeraufstand“ oder „Boxerrebellion“ betonen vor allem den Charakter des Auflehnens der sogenannten Boxer, dessen Legitimität oder auch Illegitimität dabei durch die Wortwahl ebenfalls impliziert wird. Der Begriff „Boxerkrieg“, der im Workshop genutzt wird, verdeutlicht hingegen den größeren Konflikt zwischen China und anderen Mächten in der Gewaltgeschichte des Imperialismus.

Der Workshop befasst sich mit zwei Dimensionen des „Boxerkrieges“: erstens Kontextualisierung und Erinnerung sowie zweitens Akteure und Kriegführung.

Die erste Dimension des Workshops zielt auf ideengeschichtliche Kontexte imperialer, militärischer Gewalt als Teil von Militär- und Gewaltkulturen. Wie bilden sich diese in Begrifflichkeiten und Konzepten im Dreieck Imperialismus – Militär – Gewalt ab? Wie wird Gewalt im Zeitalter des Imperialismus definiert und in welchen Ausprägungen tritt sie auf? Wie verortet sich darin der „Boxerkrieg“? Zudem soll in der ersten Dimension darauf geblickt werden, wie der „Boxerkrieg“ in die Erinnerungskultur der Länder übergegangen ist.

Die zweite Dimension befasst sich mit den militärischen Akteuren und deren Kriegführung im Zeichen der Gewaltausübung während des „Boxerkrieges“. Wer waren die Akteure und welche Motive bewogen ihr Handeln vor dem Hintergrund von (unterschiedlichen) Erfahrungsräumen kolonialer/imperialer Gewalt in der Geschichte westlicher Intervention? Wie wurde militärische Gewalt ein- bzw. umgesetzt? Wie funktionierte dabei Multinationalität in militärischen Operationen in den Kolonien und wie änderten sich gegebenenfalls europäische Konstellationen in diesem Rahmen?

Der Workshop dient zur Bestandsaufnahme bisheriger Forschungen zum „Boxerkrieg“ und soll darüber hinaus neue Impulse für weitere Forschungen zur Kolonialgeschichte im Rahmen der Gewaltgeschichte geben. Er ist Teil des Jahresthemas „Militär und Gewalt in imperialen und kolonialen Settings“ im Rahmen des Leitthemas und Forschungsschwerpunktes „Militär und Gewalt“ des ZMSBw.

Bei Teilnahmeinteresse am Workshop melden Sie sich bitte per E-Mail beim Tagungsmanagement des ZMSBw (E-Mail: ZMSBwZMTagMgmt@bundeswehr.org) an. Sie bekommen dann anschließend den Webex-Zugangslink zugesandt.

Programm

13:00 Uhr
Grußwort Kommandeur ZMSBw

13:05 Uhr
Organisation und Einführung (Christian Stachelbeck / Chris Helmecke)

13:25 Uhr
Sektion 1: Kontextualisierung und Erinnerung
Moderation: Christian Stachelbeck
- Der Boxerkrieg im Kontext imperialer Gewalt im Langen 19. Jahrhundert (Tanja Bührer)
- Boxerkrieg und Militärkultur (Susanne Kuß)
- Der Boxerkrieg in der deutschen und französischen Erinnerung (Jean-Jacques Wendorff)

15:00 Uhr
Sektion 2: Akteure und Kriegführung
Moderation: Chris Helmecke
- Die „Boxer“ (Heike Frick)
- Die Seymour-Expedition 1900 (Christian Jentzsch)
- Die militärische Rolle Frankreichs im multinationalen Expeditionskorps (Vincent Arbarétier)

16:30 Uhr
Schlussdiskussion: Der „Boxerkrieg“ als Phänomen einer imperialen Gewaltkultur?
Moderation: Christian Stachelbeck / Chris Helmecke
Kommentar: Frank Reichherzer

17:00 Uhr
Ende des Workshops

Kontakt

ZMSBw
Chris Helmecke
Zeppelinstraße 127/128
14471 Potsdam
E-Mail: chrishelmecke@bundeswehr.org

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Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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