„Gott mit uns!“ - Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus

„Gott mit uns!“ - Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus

Organizer
Der Lernort Garnisonkirche ist ein Projekt der Martin-Niemöller-Stiftung e.V. in Kooperation mit Universität Kassel (Fachgebiet Architekturtheorie und Entwerfen/ Prof. Philipp Oswalt)
Venue
Dietrich Bonhoeffer Haus, Ziegelstraße 30,
Funded by
Bundeszentrale für politische Bildung
ZIP
10117
Location
Berlin-Mitte
Country
Germany
From - Until
01.10.2021 - 02.10.2021
By
Philipp Oswalt, FB 06, Institut für Architektur, Universität Kassel

Zwanzig führende Expert:Innenen behandeln aus kontroversen Perspektiven in fünf Themenclustern den Zusammenhang von Protestantismus und Nationalismus vom 18. Jahrhundert bis heute. Kurzvorträge und Diskussionen zu: „Die Ehe von Thron und Altar“, „Nationalismus und Rassismus im Namen Christi“, „Militärseelsorge im Konflikt“, „Rechtes Christentum und Staatsräson“ und „Christliche Nationalsymbole heute"

„Gott mit uns!“ - Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus

Die Potsdamer Garnisonkirche, deren Kirchturm gegenwärtig wieder aufgebaut wird, steht nach Ansicht der Bauherr*innen für „christlich verantwortetes Handeln für die Gemeinschaft, für die Verbindung von christlichem Glauben und ‚preußischen Tugenden.‘“ Was ist damit gemeint? Und ist die Begründung für die Wiedererrichtung der Garnisonkirche als nationaler Erinnerungsort der Bundesrepublik Deutschland überzeugend? Das Symposium will die Frage nach dem Zusammenhang von Nationalismus und Protestantismus erörtern. Kann der „Mythos Preußen“ auch unter demokratischen Bedingungen eine Rolle spielen und inwieweit kommt in ihm nationalprotestantisches Gedankengut zum Tragen?

Neben den historischen Gegenständen sollen bei der zweitägige Konferenz Anfang Oktober 2021 ideologische Fragen zum Verhältnis von Religion und Politik zur Sprache kommen. Das Symposium will ein allgemeines Publikum ansprechen, die Einzelvorträge der ausgewiesenen Expertinnen werden mit Kommentaren und moderierten Diskussionen in einen allgemeineren Zusammenhang gerückt. Schließt den ersten Tag eine Podiumsdiskussion ab, soll es am zweiten ein auf eine breite Öffentlichkeit abzielendes Gespräch über die Bedeutung von christlichen Nationalsymbolen in der Gegenwart geben. Die Veranstaltung wird hybrid, d. h. sowohl analog vor Ort wie auch als Livestream im Internet durchgeführt und auch dokumentiert.

Programm

Freitag, 1. Oktober

13:50 Die Ehe von Thron und Altar
Die protestantische Kirche legitimierte erst in Preußen und dann im Deutschen Reich die monarchische Herrschaft als gottgegeben. Kirche, Staat und Militär gingen eine enge Verbindung ein. Gemeinsam galt ihnen das Christentum als Motivation und Begründung von Kriegen und eines übersteigerten Nationalismus. Mit Tillmann Bendikowski und Karsten Krampitz.

15:50 Nationalismus und Rassismus im Namen Christi
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts propagierte der deutsche Nationalprotestantismus völkisches, antisemitisches und antidemokratisches Ideengut. Darauf aufbauend legitimierte der preußische Generalsuperintendent Otto Dibelius mit seiner Predigt zum Tag von Potsdam die nationalsozialistische Machtergreifung seitens der evangelischen Kirche. Mit Micha Brumlik, Manfred Gailus, Andreas Pangritz und Agnieszka Pufelska.

19:00 Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus
Die Garnisonkirche Potsdam war das bedeutendste Symbol des Nationalprotestantismus. Wie geht ihr begonnener Wiederaufbau mit diesem Erbe um? Podiumsdiskussion mit Wolfgang Huber, Hajo Funke, Micha Brumlik, Agnieszka Pufelska, Christan Staffa, moderiert von Renata Schmidtkunz


Samstag, 2. Oktober

10:00 Militärseelsorge im Konflikt
Seit der Entstehung des deutschen Reiches predigten Militärpfarrer Gehorsam und Gewalt, zelebrierten Krieg und Heldentod. Die Wiedereinführung der Militärseelsorge ab 1957 führte zu grundsätzlichen Kontroversen, die nach der Wiedervereinigung 1990 erneut aufbrachen. Mit Angelika Dörfler-Dierken, Hermann Düringer, Dagmar Pöpping.

13:30 Rechtes Christentum und Staatsräson
Der Nationalprotestantismus positionierte sich bereits im Kaiserreich gegen Liberalismus, Demokratie und Sozialismus. Nach 1945 fiel es der evangelischen Kirche schwer, sich mit ihren eigenem Erbe kritisch zu befassen, während die Neue Rechte versucht, diese antidemokratischen Traditionen wiederzubeleben. Mit Horst Junginger, Philipp Oswalt und Tetyana Pavlush

16:30 Christliche Nationalsymbole heute
Auch heute noch versteht sich der deutsche Staat als christlich geprägt. Dazu gehört, dass mit nationalen Bauprojekten wie der Garnisonkirche Potsdam oder der Kuppel des Berliner Schlosses Nationalsymbole rekonstruiert werden, welche ganz bewusst christliche Werte verkörpern sollen. Podiumsdiskusson mit Eckart Conze, Gabriele Dolff-Bonekämper, Wieland Niekisch, und Mike Schubert, moderiert von Liane von Billerbeck

http://lernort-garnisonkirche.de
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