„Gott mit uns!“ Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus

„Gott mit uns!“ Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus

Veranstalter
Lernort Garnisonkirche. Martin-Niemöller-Stiftung e.V., in Kooperation mit der Universität Kassel, unterstützt von der Bundeszentrale für politische Bildung
Veranstaltungsort
Dietrich Bonhoeffer Haus, Ziegelstraße 30
PLZ
10117
Ort
Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
01.10.2021 - 02.10.2021
Von
Agnieszka Pufelska, Nordost-Institut (IKGN e.V.)

Bei der zweitägige Konferenz Anfang Oktober 2021 sollen ideologische Fragen zum Verhältnis von Religion und Politik aus der historischen Perspektive zur Sprache kommen. Das Symposium will ein allgemeines Publikum ansprechen, die Einzelvorträge der ausgewiesenen Expertinnen werden mit Kommentaren und moderierten Diskussionen in einen allgemeineren Zusammenhang gerückt.

„Gott mit uns!“ Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus

Die Potsdamer Garnisonkirche, deren Kirchturm gegenwärtig wieder aufgebaut wird, steht nach Ansicht der Bauherr:innen für „christlich verantwortetes Handeln für die Gemeinschaft, für die Verbindung von christlichem Glauben und ‚preußischen Tugenden.‘“ Was ist damit gemeint?

Und ist die Begründung für die Wiedererrichtung der Garnisonkirche als nationaler Erinnerungsort der Bundesrepublik Deutschland überzeugend? Das Symposium will die Frage nach dem Zusammenhang von Nationalismus und Protestantismus erörtern. Kann der „Mythos Preußen“ auch unter demokratischen Bedingungen eine Rolle spielen und inwieweit kommt in ihm nationalprotestantisches Gedankengut zum Tragen?

Neben den historischen Gegenständen sollen bei der zweitägige Konferenz Anfang Oktober 2021 ideologische Fragen zum Verhältnis von Religion und Politik zur Sprache kommen. Das Symposium will ein allgemeines Publikum ansprechen, die Einzelvorträge der ausgewiesenen Expertinnen werden mit Kommentaren und moderierten Diskussionen in einen allgemeineren Zusammenhang gerückt. Schließt den ersten Tag eine Podiumsdiskussion ab, soll es am zweiten ein auf eine breite Öffentlichkeit abzielendes Gespräch über die Bedeutung von christlichen Nationalsymbolen in der Gegenwart geben. Die Veranstaltung wird hybrid, d. h. sowohl analog vor Ort wie auch als Livestream im Internet durchgeführt und auch dokumentiert.

Programm

Freitag, 1. Oktober 2021

13.30 Uhr / Begrüßung

Die Ehe von Thron und Altar
Die protestantische Kirche legitimierte erst in Preußen und dann im Deutschen Reich die monarchische Herrschaft als gottgegeben. Kirche, Staat und Militär gingen eine enge Verbindung ein. Gemeinsam galt ihnen das Christentum als Motivation und Begründung von Kriegen und eines übersteigerten Nationalismus.

13.50 Uhr / Tillmann Bendikowski: Gottes Krieger und der Glaube an die Unbesiegbarkeit

14.30 Uhr / Karsten Krampitz: Der Nationalprotestantismus als preußische Erbschaft

15.00 Uhr / Diskussion

15.30 Uhr / Pause

Nationalismus und Rassismus im Namen Christi
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts propagierte der deutsche Nationalprotestantismus völkisches, antisemitisches und antidemokratisches Ideengut. Darauf aufbauend legitimierte der preußische Generalsuperintendent Otto Dibelius mit seiner Predigt zum Tag von Potsdam die nationalsozialistische Machtergreifung seitens der evangelischen Kirche.

15:50 Uhr / Andreas Pangritz: Die Auseinandersetzung zwischen Otto Dibelius und Karl Barth

16.20 Uhr / Manfred Gailus: Otto Dibelius und der Nationalsozialismus 16:50 Uhr / Diskussion

17:20 Uhr / Pause

17.40 Uhr / Agnieszka Pufelska: Antipolonismus

18.10 Uhr / Micha Brumlik: Antisemitismus

18.40 Uhr / Pause

Das schwierige Erbe des Nationalprotestantismus
Die Garnisonkirche Potsdam war das bedeutendste Symbol des Nationalprotestantismus. Wie geht ihr begonnener Wiederaufbau mit diesem Erbe um?

19.00 Uhr / Eingangsstatements Wolfgang Huber und Hajo Funke, Abenddiskussion mit Podium: Wolfgang Huber, Hajo Funke, Micha Brumlik, Agnieszka Pufelska, Christan Staffa
Moderation: Renata Schmidtkunz

Samstag, 2. Oktober 2021

Militärseelsorge im Konflikt
Seit der Entstehung des deutschen Reiches predigten Militärpfarrer Gehorsam und Gewalt, zelebrierten Krieg und Heldentod. Die Wiedereinführung der Militärseelsorge ab 1957 führte zu grundsätzlichen Kontroversen, die nach der Wiedervereinigung 1990 erneut aufbrachen.

10:00 Uhr / Hermann Düringer: Militärseelsorge in den Kolonialkriegen in China und Deutsch- Südwest

10.30 Uhr / Dagmar Pöpping: NS-Wehrmachtsseelsorge und der Krieg gegen die Sowjetunion

11:00 Uhr / Angelika Dörfler-Dierken: Militärseelsorge in der Bundeswehr

11.30 Uhr / Diskussion, Moderation: Renata Schmidtkunz, Kommentar: Ulrich Kasparick (angefragt)

12.30 Uhr / Mittagspause

Rechtes Christentum und Staatsräson
Der Nationalprotestantismus positionierte sich bereits im Kaiserreich gegen Liberalismus, Demokratie und Sozialismus. Nach 1945 fiel es der evangelischen Kirche schwer, sich mit ihren eigenem Erbe kritisch zu befassen, während die Neue Rechte versucht, diese antidemokratischen Traditionen wiederzubeleben.

13.30 Uhr / Horst Junginger: Antikommunismus und Antisäkularismus im Wandel der politischen Systeme

14.00 Uhr / Tetyana Pavlush: Vergangenheitsbewältigung in der evangelische Kirche nach 1945

14.30 Uhr / Philipp Oswalt: Nationalprotestantismus in der Neuen Rechten

15.00 Uhr / Diskussion, Kommentar: Jörg Müller (angefragt), Moderation: Renata Schmidtkunz

16.00 Uhr / Pause

Christliche Nationalsymbole heute
Auch heute noch versteht sich der deutsche Staat als christlich geprägt. Dazu gehört, dass mit nationalen Bauprojekten wie der Garnisonkirche Potsdam oder der Kuppel des Berliner Schlosses Nationalsymbole rekonstruiert werden, welche ganz bewusst christliche Werte verkörpern sollen.

16.30 Uhr Impulsstatements von Gabriele Dolff-Bonekämper, Gesprächsrunde mit Eckart Conze, Gabriele Dolff-Bonekämper, Wieland Niekisch, und Mike Schubert, Moderation: Liane von Billerbeck

18:00 Uhr Schlusswort: Micha Brumlik

https://lernort-garnisonkirche.de
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