Bildungsreform im Widerstreit: Niethammer, Thiersch und der Konflikt um gute Bildung

Bildungsreform im Widerstreit: Niethammer, Thiersch und der Konflikt um gute Bildung

Veranstalter
Sebastian Engelmann (Karlsruhe), Bernhard Hemetsberger (München), Andreas Oberdorf (Münster)
PLZ
48143
Ort
Münster
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.12.2021 -
Deadline
01.11.2021
Von
Andreas Oberdorf, Institut für Erziehungswissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Für einen Sammelband mit dem Titel "Bildungsreform im Widerstreit: Niethammer, Thiersch und der Konflikt um gute Bildung" werden Beiträge erbeten, die das Verhältnis der beiden bayerischen Schulreformer Friedrich Niethammer (1766-1848) und Friedrich Thiersch (1748-1860) zueinander sowie zu weiteren (neuhumanistischen) Reformideen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts thematisieren. Erbeten werden Diskussionsbeiträge jeglichen thematischen und theoretisch-methodischen Zuschnitts.

Bildungsreform im Widerstreit: Niethammer, Thiersch und der Konflikt um gute Bildung

Spätestens mit der 1808 veröffentlichten Schrift des als Zentralschulrat in München wirkenden Friedrich Immanuel Niethammer "Der Streit des Philanthropinismus und Humanismus in der Theorie des Erziehungs-Unterrichts unsrer Zeit" wurde eine grundlegende Struktur von Bildungsreform offengelegt, welche die Diskussion bis heute bestimmt und in den einzelnen Fällen jeweils konkrete Gestalt findet. Niethammer entwickelt in seiner Schrift einen bildungstheoretisch fundierten Gegenentwurf zur von ihm kritisierten philanthropischen Pädagogik, gesteht dieser aber auch zu, ihren eigenen Wert zu haben, den es zu bewahren gilt. Ausgehend von der Analyse einer angenommenen Normalsituation, die gleichermaßen als problematisch ausgewiesen wird, werden auch heute regelmäßig Gegenentwürfe eingebracht und auf ihre Sinnhaftigkeit geprüft. Es werden Legitimationsdiskurse angestoßen und Diskussionen angeregt, die sich oft genug in dichotomen Spannungsverhältnissen von Ausdehnung und Einengung der privilegierten Unterrichtsgegenstände und curricularen Vorgaben, Gegenwarts- und Zukunftsbezug sowie Reform und Beharren typologisieren lassen, obgleich radikalere und weniger abwägende, damit oftmals unterkomplexe, Reformvorschläge eine höhere Wirkungs-wahrscheinlichkeit haben. Deutlich wurde dies, als im losen rhetorischen Anschluss an Niethammers Schrift der Altphilologe Friedrich Wilhelm Thiersch den wohl einseitigsten Lehrplan der Moderne aufstellte, in dem zwar täglich Latein und Griechisch, jedoch keine Naturwissenschaften ihren Platz fanden. Wo Niethammers Schrift noch abwägend und integrativ versuchte, pädagogisch klug zu wirken, führte Thiersch radikale Verkürzungen durch und reduzierte die Welt, begründet durch seine eigene Biografie und positive Lernerfahrungen.

Mit Niethammer und Thiersch stehen sich in dieser Situation systematisch zwei einflussreiche bayrische Pädagogen und Bildungsreformer gegenüber, deren Werk zwar Beachtung geschenkt wurde, deren pädagogische Bemühungen aber noch nicht unter dem Stichwort Bildungsreform historisch-systematisch und vergleichend erschlossen wurden. Ziel und Anspruch des geplanten Sammelbandes ist es, die Diskussion über die Ideen Niethammers und Thierschs erneut anzuregen und sie in ein Verhältnis zueinander und zu weiteren (neuhumanistischen) Reformideen und Reformern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu setzen. Erbeten werden Diskussionsbeiträge jeglichen thematischen und theoretisch-methodischen Zuschnitts, vor allem auch zu unterrichtsdidaktischen Überlegungen und zur Bedeutung einzelner Unterrichtsfächer.

Wenn Sie Interesse haben, sich an dem Sammelband zu beteiligen, schicken Sie bitte bis zum 1.11.2021 einen Themenvorschlag in Form eines Abstracts (ca. 1–2 Seiten) an: andreas.oberdorf@uni-muenster.de. Nach der Sichtung der eingesandten Vorschläge durch die Herausgeber erhalten Sie zeitnah Rückmeldung. Im Falle einer Zusage, besteht außerdem die Einladung zu einem Autor:innen-Workshop, der am 17.12.2021 an der Universität Münster (in Präsenz) stattfindet. Einreichungsfrist für die finalen Beiträge (ca. 40–50.000 Zeichen, inkl. Literaturverzeichnis) ist der 30. April 2022. Beitragsvorschläge aus der Gruppe der Nachwuchswissenschaftler:innen sind erwünscht und ausdrücklich willkommen!

Redaktion
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Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Deutsch
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