Das 19. und 20. Jahrhundert im Fokus der Historischen Archäologie

Das 19. und 20. Jahrhundert im Fokus der Historischen Archäologie

Veranstalter
Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie (Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie, OÖ Landes-Kultur GmbH, Bundesdenkmalamt, Universität Wien, Universität Innsbruck, Stadtarchäologie Wien)
Ausrichter
Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie, OÖ Landes-Kultur GmbH, Bundesdenkmalamt, Universität Wien, Universität Innsbruck, Stadtarchäologie Wien
Veranstaltungsort
Museum Francisco Carolinum
PLZ
4040
Ort
Linz
Land
Austria
Vom - Bis
13.09.2022 - 17.09.2022
Deadline
31.01.2022
Von
Christina Schmid, OÖ Landes-Kultur GmbH

Das 19. und 20. Jahrhundert im Fokus der Historischen Archäologie

Internationale Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie
13.–17. September 2022, Linz
Linz, Österreich (Museum Francisco Carolinum)

The Historical Archaeology of the 19th and 20th centuries

International Conference of the Austrian Society for Medieval Archaeology
September 13 – September 17, 2022
Linz, Austria (Museum Francisco Carolinum)

Das 19. und 20. Jahrhundert im Fokus der Historischen Archäologie

Tagungsthema:
Das 19. und 20. Jahrhundert ist die Zeit der Früh- und Hochindustrialisierung, deren Folgen heute noch nachwirken. Es kam zu enormen gesellschaftlichen Veränderungen und zu einer fortschreitenden Urbanisierung bzw. Bildung von Ballungsgebieten. Diese Entwicklungen gingen Hand in Hand mit der Herausbildung großer sozialer Gegensätze, was wiederum zu Protest-, Arbeiter:innen- und Frauen- oder auch Naturschutzbewegungen führte. Massenproduktion und Massenkonsum im globalen Maßstab bewirkten den Ausbau und die Verdichtung lokaler, regionaler und überregionaler Infrastruktur. Schnellere Verkehrsmittel und das aufkommende Fernmeldewesen ermöglichten eine raschere bzw. intensivere Kommunikation über größere Distanzen. Die Industrie, der Bauboom, die Ausbeutung von Rohstoffen verursachten aber auch massive Umweltschädigungen und führten zu tiefgreifenden Landschaftsveränderungen. All diese Prozesse haben die Lebensbedingungen in den beiden letzten Jahrhunderten bis in die Gegenwart gravierend beeinflusst und werden noch eine ferne Zukunft mitbestimmen. Sie manifestieren sich nicht zuletzt in materiellen Quellen, in archäologischen Kontexten, in der Landschaft.
Ebenso fällt in diese Zeit die Herausbildung von Nationalismus und Nationalstaaten. Imperialismus und Kolonialismus verfestigten globale Ungleichheiten. Industrialisierte Kriege ebenso wie lokale Konflikte und Proteste wurden ausgetragen. Millionen von Menschen kamen durch Gewalt und Verfolgung zu Tode.
In Österreich seit rund 20 Jahren, in anderen europäischen Ländern schon etwas länger, ist es zu einer beträchtlichen Zunahme von archäologischen Untersuchungen gekommen, die Befunde und Funde des 19. und 20. Jahrhunderts analysieren. Die archäologische Forschung öffnet sich für neue Fragestellungen. In Folge des „material turn“, nehmen Archäolog:innen zunehmend die beiden letzten Jahrhunderte in den Blick und erforschen die materielle Kultur und ihre Kontexte. Die Archäologie liefert nicht nur Informationen zur Baugenese oder chronologischen Aspekten der Materialität. Sie gewährt zudem Einsicht in erst in jüngerer Zeit untergangene Industrien, Handwerksbetriebe, aber auch in Gewaltkontexte, gesellschaftliche Ungleichheiten und betont die ökologischen Dimensionen dieser Entwicklungen.

Wesentlich für Analysen im Sinne einer Historischen Archäologie und damit einer holistischen Betrachtung ist der Einbezug aller zur Verfügung stehenden Überlieferungsstränge. Neben den materiellen Quellen sind dies verschiedenste schriftliche Dokumente, mündliche Überlieferung und (audio)visuelle Medien. So ist es möglich, die Stärken und Schwächen, das Aussagepotential und die Perspektivierungen der verschiedenen Quellen analytisch zu nutzen und ein vielschichtiges Bild der Vergangenheit zu entwerfen. Daran sollten sich auch die Beträge zu der internationalen Tagung orientieren.

Wir laden Sie ein, Ihre Forschungen zu vielfältigen Aspekten und Fragestellungen des 19. und 20. Jahrhunderts zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen. Folgende Schwerpunkte können im Blickpunkt stehen:
- Das Aufeinanderprallen von gesellschaftlichen Systemen und Ideologien
- Die Industrie und die industrialisierte Gesellschaft
- Urbanisierung, Verdichtung und Assanierung
- Restrukturierungen im ländlichen Raum
- Massenproduktion und Konsumption/Konsum
- Umweltveränderungen, Umweltzerstörungen und Nachwirkungen
- Konflikte (Krieg, Protest, Massengewalt und Verfolgung)
- Migration und Vertreibung
- Regionale, transregionale, überregionale Entwicklungen und Vernetzungen sowie soziale, wirtschaftliche und politische Prozesse im archäologischen Befund
- Bewusstmachungen, Erinnern und Aufklären
- Herausforderungen bei der wissenschaftlichen Erforschung und Analyse von Funden (Massenfunde) der letzten 200 Jahre

Unterschiedliche Kontexte, Landschaften, Orte, Ensembles und Objekte des Lebens und Wohnens, des Arbeitens und des Handels, staatlicher und kommunaler Einrichtungen, Orte des Todes, Orte von Konflikten, Orte der Infrastruktur, der Deponierungen, der Freizeit, der Religion und Kult können thematisiert werden.

Wir hoffen, dass Sie sich mit der einen oder anderen aktuellen Fragestellung aus Ihrem Forschungsfeld in diesen Themenkreisen wiederfinden. Wir freuen uns aber auch über Anregungen, die über die hier angeführten Themenfelder hinausgehen. Von besonderem Interesse sind Beiträge, die sich mit konkreten Fragestellungen und Lösungsvorschlägen aus aktuellen Forschungsvorhaben ergeben. Gerne können auch zusammenfassende, forschungsgeschichtliche oder methodische Darstellungen oder themenrelevante Einzelbeispiele eingereicht werden. Wir erhoffen, dass archäologische und andere Quellen im Sinne einer konsequenten Inter- und Transdisziplinarität ausgewertet und zueinander in Bezug gesetzt werden.
Die tagungsbegleitende Posterausstellung bietet die Möglichkeit auch laufende bzw. in Vorbereitung befindliche Projekte vorzustellen.

Abstracteinreichung
Bitte reichen Sie Abstracts mit Name(n) der Vortragenden und aussagekräftigem Titel und bis spätestens 31. Jänner 2022 per E-Mail an tagung.oegm@univie.ac.at ein. Das Abstract sollte maximal 1500 Zeichen inkl. Leerzeichen umfassen, möglichst unformatiert. Über die Auswahl der Präsentationen entscheidet das Tagungskomitee. Gerne können Sie auch einen Vorschlag für ein Poster einreichen (DIN A1 Format).

Tagungsgebühr: € 60,-
Ermäßigte Tagungsgebühr für Studierende, Vortragende und Posterpräsentierende: € 30,-

Eine Drucklegung der Tagungsbeiträge ist für den folgenden Band der Beihefte der BMÖ (erscheint 2023) vorgesehen.

The Historical Archaeology of the 19th and 20th centuries

Conference themes

The 19th and 20th centuries are the epoch of industrialisation, the consequences of which are still being felt today. They saw enormous social change including continual urbanisation and the formation of metropolitan regions. These developments went hand in hand with the emergence of great social contradictions, which in turn led to protest, workers’, women’s and environmental movements. Mass production and mass consumption on a global scale resulted in the expansion and densification of local, regional and supra-regional infrastructure. Improved transport systems and the emergence of telecommunications enabled more rapid and more intensive communication over greater distances. Industry, the construction boom and the exploitation of raw materials caused massive environmental damage and led to profound changes in the landscape. All of these processes have had a grave impact on living conditions over the past two centuries right up to the present and will continue to shape the distant future. They manifest themselves in material sources, in archaeological contexts and in the landscape.
The development of nationalism and nation states also took place in this period. Imperialism and colonialism reinforced global inequalities. Industrialised wars and also local conflicts and protests broke out. Millions of people died from violence and persecution.
For around 20 years in Austria, and in some other European countries for somewhat longer, there has been a considerable increase in archaeological investigations which analyze features and finds from the 19th and 20th centuries. Archaeological research is tackling new issues. In the course of the “material turn”, archaeologists are increasingly examining the last two centuries and researching material culture and its settings. Archeology does not only provide information about construction or chronological aspects of materiality. It also provides insight into industries and artisan businesses that became defunct only in the recent past, as well as into social inequalities and contexts of violence, and emphasizes the ecological aspects of these developments.
It is very important that analyses from a historical archaeological standpoint and thus a holistic view include all available sources bases. In addition to the material sources, these include a wide variety of written documents, oral history and (audio)visual media. In this way it is possible to exploit the strengths and weaknesses, the informational potential and the perspectivation of the various sources analytically and create a multi-layered picture of the past.Contributions to the international conference should take this into account.

We invite you to present and debate your research on diverse aspects and questions of the 19th and 20th centuries. The following themes might be included:
- The clash of systems and ideologies
- Industry and industrial society
- Urbanisation, densification and rehabilitation of infrastructure
restructuring in rural areas
- Mass production and consumption
- Environmental change, environmental destruction and the consequences
- Conflict (war, protest, mass violence, persecution)
- Migration and forced displacement
- Regional, transregional and supra-regional developments and networks as well as social, economic and political processes in archaeological context
- Raising awareness, remembering and educating
- Challenges in the scientific research and analysis of (mass) finds from the last 200 years

Different contexts, landscapes, places, ensembles and objects of daily life, work and trade, state and local government entities, sites of death and conflict, sites of infrastructure, leisure, religion and worship may be taken up.

We hope that you will see the relevance of these themes to one or the other current question from your field of research. We are also happy to receive thematic suggestions that go beyond the topics listed here. Of particular interest are contributions with specific questions and proposed solutions arising from current research projects. You are also welcome to submit summarizing, research-history or methodological presentations or relevant case studies. We expect that archaeological and other sources will be evaluated and correlated in a consistent inter- and transdisciplinary fashion.

The poster exhibition accompanying the conference will offer the opportunity to present ongoing projects or projects in preparation.

Submission of abstracts
Please submit abstracts with the name or names of the speakers and an informative title by email to tagung.oegm@univie.ac.at by January 31, 2022, at the latest. The abstract should contain a maximum of 1500 characters including spaces, preferably unformatted. The conference committee will decide which presentations be accepted. You are also welcome to submit a proposal for a poster (DIN A1 format).

Conference fee: € 60,-
Reduced conference fee for students, speakers and poster presenters: € 30,-

A publication of the conference proceedings is planned for the following volume of the BMÖ Beihefte (publication date 2023).

Kontakt

tagung.oegm@univie.ac.at

https://www.univie.ac.at/oegm/veranstaltungen/tagungen/tagung-2022.html
Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Region(en)
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung