Arbeit/Zeit. Umkämpfte Beziehungen und umstrittene Deutungen im 19. und 20. Jahrhundert

Arbeit/Zeit. Umkämpfte Beziehungen und umstrittene Deutungen im 19. und 20. Jahrhundert

Veranstalter
GLHA in Kooperation mit dem Museum der Arbeit und der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung und Friedrich-Ebert-Stiftung
Veranstaltungsort
Museum der Arbeit, Wiesendamm 3, 22305 Hamburg
PLZ
22305
Ort
Hamburg
Land
Deutschland
Vom - Bis
03.03.2022 - 05.03.2022
Deadline
01.02.2022
Von
Nina Kleinöder, Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Um das Verhältnis von Arbeit und Zeit wurde (v.a.) in kapitalistischen Gesellschaften von jeher gerungen. Aushandlungen und Konflikte um Ausgestaltung und Regulierung von Erwerbs- wie Reproduktionsarbeit, um Lohnstandards oder Arbeitsgestaltungsfragen sind dabei keine singulären Konflikte, sondern finden vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und historisch entstandener Zeitregime statt. Entsprechend war und ist die Aushandlung von (Arbeits-) Zeit eines der Kernthemen der ArbeiterInnen-Bewegung.

Arbeit/Zeit. Umkämpfte Beziehungen und umstrittene Deutungen im 19. und 20. Jahrhundert

Seit einigen Jahren gewinnt „Arbeitszeit, die zum Leben passt“ nicht nur als Gegenstand tariflicher Regulierung, sondern auch als Thema sozialwissenschaftlicher Forschung an Bedeutung. Zugleich ist das Verhältnis von Arbeit und Zeit zu einem Gegenstand lebhafter historischer Debatten geworden. Im zeitlichen Bogen von disziplinierender Zeitregulierung seit 1800 und der Flexibilisierung von Zeitregimen seit Ende des 20. Jahrhunderts gewinnen dabei u.a. praxeologische Perspektiven an Bedeutung. Wie gestalteten sich Zeitpraktiken im Spannungsfeld von Lohnarbeit, Reproduktionsarbeit und Freizeit – und wie veränderten sie sich im Zeitverlauf? Wer profitierte von der zunehmenden Regulierung von Arbeit und Zeit, wer zählte zu den Verlierer:innen, und welche Konflikte um Zeit entzünde(te)n sich in Betrieben, Haushalten und auf gesellschaftlicher Ebene?

Die zweite Konferenz der German Labour History Association (GLHA) betrachtet das Verhältnis von Arbeit und Zeit mittels historischer und sozialwissenschaftlicher Perspektiven seit der Neuzeit in verschiedenen Weltregionen.

Organisationsgruppe:

- Knud Andresen (Hamburg)
Gina Fuhrich (Heidelberg)
- Nina Kleinöder (Bamberg)
- Michaela Kuhnhenne (Düsseldorf)
- Nicole Mayer-Ahuja (Göttingen)
- Rita Müller (Hamburg)
- Stefan Müller (Bonn)
- Katja Patzel-Mattern (Heidelberg)
- Franziska Rehlinghaus (Göttingen)
- Sandra Schürmann (Hamburg)
- Mareike Witkowski (Oldenburg)

Anmeldungen nimmt Joana Betke (betke@zeitgeschichte-hamburg.de) bis zum 1. Februar 2022 entgegen. Die Teilnahme ist kostenfrei, die Anfang März geltenden Corona-Bestimmungen werden im Februar zugesandt.

Programm

Donnerstag, 03. März 2022

15.30–16.00 Uhr: Eröffnung, Begrüßung und Einführung in das Tagungsthema

16.00–17.30 Uhr Panel 1: Umkämpfte Zeitkonzepte in der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung

Moderation: Franziska Rehlinghaus (Göttingen)

Claudia Roesch (Washington): Zeit für Arbeit und Bildung: Die Rolle von Zeitregimen in frühsozialistischen Reformkonzepten im 19. Jahrhundert

Alexandra Jaeger (Hamburg): Emanzipation oder Bekämpfung von Arbeitslosigkeit? Debatten über Arbeitszeitverkürzung in den DGB-Gewerkschaften in den 1970er- und 1980er-Jahren.

18.00–19.30 Uhr

Podiumsdiskussion: Zeit und Arbeit. Narrative und Vermittlung einer verflochtenen Geschichte

Sabine Kritter (Berlin), Achim Landwehr (Düsseldorf), Rita Müller (Hamburg)

Moderation: N.N.

Freitag, 04. März 2022

09.00–10.30 Uhr Panel 2: Unklare Grenzen. Arbeitszeit und Freizeit

Moderation: Mareike Witkowski (Oldenburg)

Jonathan Voges (Hannover): Arbeit nach der Arbeit? „Halbfreizeiten“ in der Bundesrepublik Deutschland und im europäischen Vergleich

Olga Sparschuh (München): Freizeit zwischen Arbeit und Langeweile. Italienische Arbeitsmigration in Turin und München, 1950–1975

10.45–12.30 Uhr Panel 3: Arbeitszeit zwischen Zwang, Verwertbarkeit und Eigensinn

Moderation: Nina Kleinöder (Bamberg)

Anne Purschwitz (Halle): Zeit für unfreie Arbeit – Der Wert der Zeit (Sachsen 1650–1850)

Fabiana Kutsche (Köln) /Ulrike Lindner (Köln): Zwischen 8-Stunden-Tag, Einsatz für das Empire und „afrikanischer Faulheit“: Rassifizierte Arbeitszeitdiskurse im Südlichen Afrika, 1926–1946

Lisa Carstensen (Hamburg): Konflikte in und um temporäre Arrangements von Arbeit, Migration und Leben: Einsichten aus der Migrationsforschung

13.15–14.15 Uhr Führung durch das Museum der Arbeit

14.30–16.00 Uhr Panel 4: Zeit-Verschiebungen

Moderation: Katja-Patzel-Mattern (Heidelberg)

Lucie Dušková (Leipzig): The socialist night-work. Finding the night-shift workers in state-socialist Czechoslovakia

Christiane Berth (Graz): Von der Telefonzentrale zum Call Center: Zeitkonflikte in Lateinamerika (1900–2010)

16.30–18.30 Uhr Panel 5: Arbeitszeiten/Care-Zeiten

Moderation: Michaela Kuhnhenne (Düsseldorf)

Felix Bluhm (Göttingen): Arbeitszeitpolitiken seit 1975. Betriebliche Konflikte um reproduktionsorientierte Arbeitszeiten

Laura Moser (Heidelberg): Zeit – Annäherung an ein „weibliches“ Dilemma am Beispiel der ersten bundesdeutschen Tagesmütter

19.00–20.00 Uhr Preisverleihung Dissertationspreis der GLHA

Samstag, 05. März 2022

09.00–10.00 Uhr Panel 6: Zeit, Arbeit, Leben

Moderation: Stefan Müller (Bonn)

Jürgen Schmidt (Berlin) / Cornelius Markert (Berlin): Die Entwicklung der Lebensarbeitszeit von 1800 bis 2000

10.15–11.45 Uhr Panel 7: Zeit im Betrieb: Arbeit und Regeneration um 1900

Moderation: Philipp Reick (Aarhus)

Caroline Rothauge (Greifswald): Lange, kurze oder keine Mittagspause? Zum (Miss-) Erfolg „durchgehender“ Arbeitszeiten im Deutschen Kaiserreich um 1900

Manuel Schramm (Chemnitz): Pausen für jugendliche Arbeiter:innen im Kaiserreich

12.15–13.45 Uhr Panel 8: Arbeitszeit im Recht

Moderation: Nicole Mayer-Ahuja (Göttingen)

Johanna Wolf (Frankfurt am Main) / Benjamin Spendrin (Darmstadt): Die Ökonomie der Zeit. Ein Digitalisierungsprojekt zur Erforschung von deutschen Arbeits- und Fabrikordnungen des 19. und 20. Jahrhunderts

Catharina Hänsel (Göttingen): Das „Ahmedabad Experiment” – Die Rolle von lokalen Arbeitsgerichten in der indischen Lohnpolitik, 1935–1965

13.45–14.00 Uhr Abschlussdiskussion

https://www.germanlabourhistory.de/