Byzanz an frühneuzeitlichen Höfen. Rezeptionen, Konfrontationen und Projekte

"Byzanz an frühneuzeitlichen Höfen. Rezeptionen, Konfrontationen und Projekte"

Veranstalter
Jan Kusber, Klaus Pietschmann, Matthias Schnettger, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Leibniz-WissenschaftsCampus Byzanz zwischen Orient und Okzident)
Ausrichter
Leibniz-WissenschaftsCampus Byzanz zwischen Orient und Okzident
Veranstaltungsort
Mainz
Gefördert durch
Leibniz-WissenschaftsCampus Byzanz zwischen Orient und Okzident
PLZ
55128
Ort
Mainz
Land
Deutschland
Vom - Bis
10.11.2022 - 12.11.2022
Deadline
10.01.2022
Von
Christian Zimmermann, Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Byzanz an frühneuzeitlichen Höfen. Rezeptionen, Konfrontationen und Projekte

Die Tagung widmet sich unterschiedlichen Dimensionen der Präsenz von Byzanz an frühneuzeitlichen Höfen. Dabei geht es z.B. um den Umgang mit Artefakten byzantinischer Provenienz, um Byzanz-Rezeptionen in der Herrschaftsrepräsentation und um das Wissen über Byzanz, das an einem Hof verfügbar war. Gefragt wird aber auch nach Konkurrenzen um das byzantinische Erbe und danach, inwieweit versucht wurde, das byzantinische Erbe wiederzubeleben und nutzbar zu machen.

"Byzantium at Early Modern Courts. Reception, Confrontation and Projects"

This conference wants to examine the different dimensions of the presence of Byzantium at early modern courts. It will therefore cover amongst other topics the treatment of artefacts of Byzantine provenience, the reception of Byzantium in the representation of power, and the knowledge on Byzantium which was available at court. This conference also wants to examine the competition for the Byzantine heritage and to which degree attempts were made to revive this heritage and make use of it.

"Byzanz an frühneuzeitlichen Höfen. Rezeptionen, Konfrontationen und Projekte"

Byzanz war an frühneuzeitlichen Höfen in unterschiedlicher Weise präsent. Für die Herrschaftsrepräsentation bot nicht nur die hohe Kaiserzeit Anknüpfungspunkte, sondern auch die Spätantike bzw. die frühbyzantinische Zeit, also die Epoche der christlichen Kaiser, auf deren Vorbild sich frühneuzeitliche Herrscher berufen konnten. Frauen wie die heilige Kaiserinmutter Helena boten auch Fürstinnen Anknüpfungspunkte, wie sich gut bei der Gründung des Sternkreuzordens durch die damalige Kaiserinmutter Eleonora Gonzaga-Nevers im Jahr 1668 erkennen lässt. Byzantinische Themen waren in der Bildenden Kunst am Hof wie auch in der höfischen Oper vertreten.

Eine ganz andere Ebene der Auseinandersetzung mit dem byzantinischen Erbe bildete die Konfrontation mit dem Osmanischen Reich, das sich selbst in der Nachfolge des Byzantinischen Reiches sah. Denn die Sultane residierten nicht nur seit 1453 in der Kaiserstadt Konstantinopel, sondern erhoben auch den Anspruch auf den kaiserlichen Rang, den sie ihrerseits den Habsburgern bis ins 17. Jahrhundert verweigerten. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts verschoben sich die militärischen Kräfteverhältnisse signifikant. Nunmehr geriet das Osmanische Reich in die Defensive, und zeitweise wurde die Erneuerung eines Byzantinischen Reiches am Bosporus ins Auge gefasst, wie beim „Griechischen Projekt“ Katharinas II. von Russland in den 1780er-Jahren.

Fraglos in byzantinischen Traditionen stand die orthodoxe Kirche. Auch auf dieser Ebene boten sich für frühneuzeitliche Herrscher Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Auseinandersetzung mit dem byzantinischen Erbe – am offensichtlichsten für die Moskowiter Zaren, wenn sie aus der Translatio Imperii vom Zweiten auf ein Drittes Rom scheinbar ihren Anspruch auf die Nachfolge der Byzantinischen Kaiser ableiteten, aber auch für diejenigen westeuropäischen Mächte, die Herrschaft über orthodoxe Bevölkerungsteile ausübten, wie die Republik Venedig seit dem 13. Jahrhundert oder das Habsburgerreich v.a. seit den 1680er-Jahren. Der Anspruch des Patriarchen von Konstantinopel, „Ökumenischer Patriarch“ zu sein, stellte für die Römische Kurie immer noch eine ärgerliche Beeinträchtigung des päpstlichen Primats dar, während der Patriarch umgekehrt von protestantischen Fürsten und ihren Theologen als potentieller Verbündeter gegen Rom wahrgenommen werden konnte.

Die Tagung strebt an, diese und andere Dimensionen der Auseinandersetzung frühneuzeitlicher Höfe bis zum Ende des 18. Jahrhunderts mit Byzanz und seinem Erbe auszuloten. Untersuchungsgegenstände könnten dabei sein:

- die unterschiedlichen Formen (Bildende Künste, Oper, Literatur etc.) der Herrschafts-repräsentation und Propaganda
- Wissen über Byzanz
- Einflüsse der Byzanz-Rezeption auf die konkrete Politik

Die Ausschreibung richtet sich sowohl an etablierte Forschende als auch an Nachwuchsforschende, die zu den genannten Themenbereichen arbeiten. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Die Reise- und Aufenthaltskosten werden vom Leibniz-WissenschaftsCampus Byzanz zwischen Orient und Okzident übernommen.

Wir bitten um Zusendung von Beitragsvorschlägen in Form eines einseitigen Abstracts und Kurzbiografie an schnettger@uni-mainz.de bis zum 10.01.2022.

Eine Publikation der Tagungsbeiträge ist vorgesehen.

"Byzantium at Early Modern Courts. Reception, Confrontation and Projects"

Byzantium was present at early modern courts in different ways. Not only the classical Roman period, but also the late antiquity and early Byzantine period, i.e. the era of Christian emperors, offered multiple points of reference for the representation of early modern rulership. Women such as the saint Empress Helena offered points of reference to princesses, as can be seen in the foundation of the order of the Starry Cross by the then Dowager-Empress Eleonora Gonzaga-Nevers in 1668. Byzantine themes were also present at courts in the fine arts as well as the court opera.

An entirely different area of engagement with the Byzantine heritage was the confrontation with the Ottoman Empire, which saw itself as a successor to the Byzantine Empire. The sultans did not only reside in the capital Constantinople since 1453, they also laid claim to the imperial rank, which they, in turn, denied the Habsburgs until the 17th century. From the second half of the 17th century onwards the military balance of powers shifted significantly. The Ottoman Empire was now in a more defensive position and at times the renewal of the Byzantine Empire was envisaged, like with the „Greek project“ of Catharine II of Russia in the 1780s.

Without question, the orthodox church stood in the Byzantine tradition. Early modern rulers also found opportunities and necessities to confront and discuss the Byzantine heritage on this level. The most obvious examples are the Muscovite Tsars and their claim to a Third Rome based on the translatio imperii from a Second to a Third Rome, but also Western European powers ruling over an orthodox population did this, like since the 13th century the Republic of Venice and especially since the 1680s the Habsburg Empire. The Patriarch of Constantinople’s claim to be an „Ecumenical patriarch, “ posed a bothersome limitation to the papal primacy of the Roman Curia, while Protestant rulers and their theologians might have perceived the patriarch as an potential ally against Rome.

This conference aims to examine these and other dimensions of engagement of early modern courts with Byzantium and its heritage up to the 18th century.

Possible fields of research might be:

- The various forms (fine arts, opera, literature etc.) of representation of rulership and propaganda
- Knowledge on Byzantium
- Influence of Byzantium-reception on politics

This call for paper invites established as well as young researchers working on the topics discussed above to submit their contributions. The conference will be held in German and English. Travel and accommodation expenses will be covered by the Leibniz-WissenschaftsCampus: Byzantium between Orient and Occident.

We invite you to send a proposal for a possible contribution in the form of a one page abstract and a short biography to schnettger@uni-mainz.de. Deadline is the 10.01.2022.
A publication of the conference contributions is planned.

Kontakt

E-Mail: schnettger@uni-mainz.de

Redaktion
Veröffentlicht am
Klassifikation
Weitere Informationen
Land Veranstaltung
Sprach(en) der Veranstaltung
Englisch, Deutsch
Sprache der Ankündigung