"Institution und Individuum" - 2. Doktorandenforum des Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der TU Dresden

Institution und Individuum. 2. Doktorandenforum des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (TU Dresden e. V.)

Veranstalter
Doktorandenkolleg des Hannah Arendt Instituts für Totalitarismusforschung
PLZ
01069
Ort
Dresden
Land
Deutschland
Vom - Bis
16.05.2022 - 17.05.2022
Von
Anselm Meyer

Im 2. Doktorandenforum des Hannah-Arendt-Instituts steht die Frage nach Individuum und Organisation in autoritären und demokratischen Gesellschaftsordnungen im Fokus.

Institution und Individuum. 2. Doktorandenforum des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung (TU Dresden e. V.)

Im 2. Doktorandenforum des Hannah-Arendt-Instituts steht die Frage nach Individuum und Organisation in autoritären und demokratischen Gesellschaftsordnungen im Fokus. Dabei gibt es vielfältige Möglichkeiten, sich diesem Verhältnis zuzuwenden. Um sich dem Verhältnis von Diktatur und Demokratie zu nähern, haben wir uns entschieden, diesmal auf die Frage der Beziehung von Individuum und Organisation zu konzentrieren

So waren beispielsweise der Herrschaftsalltag sowohl im Nationalsozialismus als auch in der DDR durch die Mitgliedschaft in mehreren Organisationen geprägt, beziehungsweise reichte die Ausweitung der jeweiligen Weltanschauungen bis in die untersten Ebenen bereits etablierter Organisationen. Nationalsozialistische Organisationen sollten das Leben der Volksgenossen“ zu Hause, am Arbeitsplatz und in der Freizeitgestaltung bestimmen.

Aber auch die verschiedenen Organisationen im Staatssozialismus, in und außerhalb der herrschenden Partei im Wohngebiet oder im Betrieb sind im Hinblick auf das Thema von Bedeutung.

Kontinuitäten und Brüche:

Anschließend an die interdisziplinär ausgelegte Organisationssoziologie, wie sie beispielsweise von Stefan Kühl im Kontext der NS-Täterforschung betrieben hat, wollen wir ansetzten und im Kreise von Nachwuchswissenschaftler:innen der verschiedenen geisteswissenschaftlichen Disziplinen über folgende Aspekte ins Gespräch kommen:

An historischen Bruchpunkten lassen sich Wechselspiele zwischen Individuen und Organisationen beobachten - Was ist entscheidend bei der Diktaturdurchsetzung beziehungsweise Demokratisierung? Inwieweit übte die Prägung von Individuen Einfluss auf die Neugestaltung von Organisationen in sich verändernden Gesellschaften aus? Oder konnten neue Organisationen ganz im Gegenteil auch die Individuen und ihre Anschauungen im Hinblick auf neu entstehende Gesellschaftsformen prägen? Dieser Aspekt lässt sich nicht nur auf das Feld staatlicher Organisationen beschränken, sondern ganz im Gegenteil auch auf Parteien, Wirtschaft, Freizeitbereiche sowie Kultur- und Sportorganisationen ausweiten.

Unterschiede und Gemeinsamkeit zwischen Stadt und Land, Provinz und Großstadt:

Der Einfluss von Organisationen auf das Leben der Bevölkerung kann erheblich zwischen Stadt und Land variieren. In beiden Räumen gleichmäßig Bedeutung zu erlangen, stellt Organisationen vor große Herausforderungen. Erreichen staatliche oder parteiliche Organisationen auch ländliche Regionen oder haben lokale Organisationen, wie z.B. Vereine, einen größeren Einfluss in der Provinz? Oder bietet der anonyme urbane Raum dem Individuum eher Möglichkeiten sich dem Zugriff von Organisationen zu entziehen?

Verhältnis Führung und Untergebene:

Was macht eine Organisation und ihre Abläufe effektiv und funktionierend? Hier lassen sich verschiedene Führungsstile der Leitungsebene betrachten als auch die Suborganisation der „Untergebenen“. Welche Rolle spielt der Geschlechteraspekt dabei? Dies lässt sich auf wirtschaftliche Organisationen, wie Unternehmen, Betriebe etc., und ihre Leitungsebenen sowie die Angestellten und deren mögliche Zugehörigkeit zu Gewerkschaften oder Verbundenheit mit den Betriebsräten übertragen. Aber natürlich kommen hier auch andere Organisationen wie Parteien, mit ihrer Führungsebene und der „Basis“, als auch große Sportvereine mit ihrer Vereins- bzw. Geschäftsführung und den Mitgliedern und Fangruppierungen in Betracht.

Internationale Perspektive:

Die Fragen und Komplexe die bisher aufgeworfen wurden, sollen sich ausdrücklich nicht auf den deutschen Raum beschränken, sondern auch internationale Themen sind willkommen. Dabei bieten sich die verschiedenen staatssozialistischen Gesellschaften Osteuropas an, aber natürlich auch das faschistische Italien sowie das franquistische Spanien. Hier können die Organisationen und die in ihnen wirkenden Individuen sowohl im Übergang von der Demokratie in die Diktatur als auch umgekehrt betrachtet werden. Die Betrachtung außereuropäischer Gesellschaft sind ebenfalls erwünscht.

Wie prägten/prägen Individuen die Organisationen, in denen sie aktiv waren/sind, welche Spielräume hatten/haben sie? Und auf welche Weise formten/formen Organisationen die in ihnen aktiven Individuen? Lassen sich eigen-sinnige Handlungen der verschiedenen Akteure erkennen oder aber auch Resistenzen gegenüber Einflüssen und Herrschaftspraktiken?

Auch das 2. Doktorandenforum des HAIT versteht sich als interdisziplinär ausgerichtete Tagung. Wir laden deswegen Doktorandinnen und Doktoranden aus den Geschichts- und Politikwissenschaften sowie ihren Nachbardisziplinen ein, ihre Forschungsprojekte vorzustellen, die sich mit diesen Fragen bzw. Aspekten beschäftigen.

"Institution and Individual" – 2nd PhD Forum of the Hannah Arendt Institute for Research on Totalitarianism (TU Dresden e. V.)

The 2nd PhD Forum of the Hannah Arendt Institute will focus on the question of the individual and organization in authoritarian and democratic social orders. There are many ways to approach this relationship.

For example, under both National Socialism and the GDR, everyday life under rule was characterized by membership in several organizations, or rather, the extension of the respective worldviews reached down to the lowest levels of already established organizations. National Socialist organizations were supposed to determine the lives of the "Volksgenossen" at home, at work and in their leisure activities.
But the various organizations under state socialism, in and outside the ruling party in the home or in the workplace, are also significant with regard to the topic.

Continuities and ruptures

Following on from the interdisciplinary sociology of organization, as conducted for example by Stefan Kühl in the context of Nazi perpetrator research, we want to start and discuss the following aspects in a circle of young scholars from the various disciplines of the humanities:

At historical rupture points, interactions between individuals and organizations can be observed - What is decisive in dictatorship enforcement or democratization? To what extent did the shaping of individuals influence the reshaping of organizations in changing societies? Or, on the contrary, could new organizations also shape individuals and their views with regard to newly emerging forms of society? This aspect cannot be limited to the field of state organizations but, on the contrary, can also be extended to political parties, business, leisure sectors, and cultural and sports organizations.

Differences and similarities between city and country, province and metropolis

The influence of organizations on the lives of the population can vary considerably between urban and rural areas. Achieving equal importance in both spaces poses significant challenges for organizations. Do governmental or partisan organizations reach rural areas, or do local organizations, such as associations, have greater influence in the province? Or does the anonymous urban space offer individuals more opportunities to escape the grasp of organizations?

Relationship between leadership and subordinates

What makes an organization and its operations effective and functioning? Here, different leadership styles of the management level can be considered as well as the sub-organization of the "subordinates". What role does gender play in this? This can be applied to economic organizations, such as companies, businesses, etc., and their management levels as well as the employees and their possible affiliation to trade unions or attachment to works councils. But of course, other organizations such as political parties, with their management level and the "grassroots", as well as large sports clubs with their club or management and the members and fan groups also come into consideration here.

International perspective

The questions and complexities that have been raised so far are explicitly not to be limited to the German area, but international topics are also welcome. The various state-socialist societies of Eastern Europe are a good example, but of course also fascist Italy and Francoist Spain. Here, the organizations and the individuals working in them can be considered both in the transition from democracy to dictatorship and vice versa. Consideration of non-European society are also encouraged.

How did/do individuals shape/shape the organizations in which they were/are active, what leeway did/do they have? And in what ways did/do organizations shape/form the individuals active in them? Can self-serving actions of the various actors be discerned or, on the other hand, resistances to influences and practices of domination?

The 2nd Doctoral Forum of HAIT is also an interdisciplinary conference. We therefore invite doctoral students from the fields of history and political science as well as their neighboring disciplines to present their research projects dealing with these questions or aspects.

May 16–17, 2022, planned as a hybrid event.

Programm

Wenn Sie Interesse haben, aus Ihrem Forschungsvorhaben vorzustellen, schicken Sie uns bitte ein kurzes Abstract zu. Die Vorträge sollen ungefähr 20-25 Minuten lang sein.
Deadline für die Abstracs ist der 20. Januar 2022. Zu richten an
anselm.meyer@mailbox.tu-dresden.de

Kontakt

E-Mail: anselm.meyer@mailbox.tu-dresden.de

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