Das Museum in Mitteleuropa als Ort von Spannungen, als Konfliktfeld und Dialograum. Dinge – Akteure – Räume.

Das Museum in Mitteleuropa als Ort von Spannungen, als Konfliktfeld und Dialograum. Dinge – Akteure – Räume.

Veranstalter
Nationalmuseum Stettin /Muzeum Narodowe w Szczecinie (Arbeitskreis deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger)
Ausrichter
Arbeitskreis deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger
Veranstaltungsort
Nationalmuseum Stettin /Muzeum Narodowe w Szczecinie
PLZ
70-561
Ort
Szczecin
Land
Poland
Vom - Bis
28.09.2022 - 01.10.2022
Deadline
31.03.2022
Von
Beate Störtkuhl, Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa

Die diesjährige Tagung des Arbeitskreises polnischer und deutscher Kunsthistoriker:innen und Denkmalpfleger:innen befasst sich mit dem Museum als ideologisch aufgeladener Sammlung von Dingen im Raum, geschaffen von Akteur:innen, die sich ihrer gesellschaftlichen Aufgabe bewusst sind. Der Fokus liegt auf Geschichte und Gegenwart des östlichen Europas in einem weit gefassten Sinne – als Raum mit oft komplizierten nationalen und ethnischen Verhältnissen und mehrfach verschobenen Staatsgrenzen.

Das Museum in Mitteleuropa als Ort von Spannungen, als Konfliktfeld und Dialograum. Dinge – Akteure – Räume.

29. Tagung des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger, Szczecin/Stettin, 28. September bis 1. Oktober 2022.

Seit seinen Anfängen ist das Museum mehr ein Ort der Kontroverse als des Dialogs, mehr ein Ort der Exklusion denn der Emanzipation. Im Raum des Museums überlappen sich – in der Vergangenheit ebenso wie in der Gegenwart – die Sphären von Macht und kultureller Produktivität. Geschichtsnarrationen in Museen können Spaltungen vertiefen oder sogar erst erzeugen, quer durch die jeweilige Gesellschaft, aber auch – wie Pierre Bourdieu betonte – zwischen ethnischen und nationalen Gruppen. Im Besonderen gilt dies für die auf ethnischer und sprachlicher Distinktion basierenden modernen Staaten des östlichen Europas: Museen in Grenzregionen spielen eine besondere Rolle, sie werden zu Instrumenten der Verteidigung oder der Propagierung nationaler Kultur. In Zeiten geopolitischer Grenzverschiebungen wurden sie zum strategischen Objekt und zum Vehikel für eine Re- bzw. Akkulturation.

Die diesjährige Tagung des Arbeitskreises polnischer und deutscher Kunsthistoriker und Denkmalpfleger befasst sich mit dem Museum als ideologisch aufgeladener Sammlung von Dingen im Raum, geschaffen von Akteur:innen, die sich ihrer gesellschaftlichen Aufgabe bewusst sind. Der Fokus liegt auf Geschichte und Gegenwart des östlichen Europas in einem weit gefassten Sinne – als Raum mit oft komplizierten nationalen und ethnischen Verhältnissen und mehrfach verschobenen Staatsgrenzen, in dem National-, Regional- und Lokalmuseen unter staatlicher, regionaler, städtischer oder privater Trägerschaft existieren. Die Institution Museum soll als Ort betrachtet werden, an dem sich soziale, nationale und kulturelle Spannungen bündeln, als Ort, der ebenso als Brücke zwischen der schwierigen Vergangenheit und der komplexen Gegenwart fungieren kann, als Ort der Vermittlung, Konsolidierung und der Analyse.

Ehemalige und gegenwärtige Museen im östlichen Europa sollen im Kontext der drei folgenden Begriffsfelder betrachtet werden:

Dinge: Der Blick richtet sich auf einzelne Objekte ebenso wie auf ganze Sammlungen, auf Exponate, an denen sich einst oder heute Kontroversen entzünd(et)en, auf Konfliktherde zwischen Gesellschaften und Nationen, bedeutungsvoll für die jeweilige Identitätsbildung. Zur Nachverfolgung der wechselvollen Geschichte und der Migration von Objekten gewinnt die Provenienzforschung an Bedeutung, als Plattform gleichermaßen für Kooperation und Diskussion. Wie wandeln sich die inhaltlichen Zuschreibungen von musealen Sammlungen im Kontext unterschiedlicher lokaler, nationaler oder imperialer Bedeutungsschichten, wie verändern sich ihr Status und ihre Aussagekraft bei einem Besitzerwechsel, bei der Übernahme eines Museums durch die Behörden eines anderen Staates, durch gesellschaftliche Transformationen etc.?

Akteure: Welche Rolle spielen Museumsmitarbeiter:innen, Sammler:innen, Forscher:innen, Vertreter:innen verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen (Geschichte, Kunstgeschichte, Ethnologie, Archäologie), die ihre Arbeit manchmal in den Dienst der Propaganda und der staatlichen Politik stellen, manchmal aber ihrem eigenen Sammlungskonzept folgen, unabhängig von offiziellen Vorgaben. Welche Visionen, Aktivitäten und Haltungen entwickel(te)n sie gegenüber den Herausforderungen historischer, politischer und gesellschaftlicher Veränderungen?

Räume: In diesen Themenkomplex gehören Fragen nach Symbolik und Bedeutung der Architektur von Museumsgebäuden, nach der Art der musealen Präsentation und Narration, nach deren Botschaft und deren Rezeption durch das Publikum gestern und heute. Zu untersuchen ist die Lokalisation der Museumsgebäude im städtischen Umfeld: Welchen Stellenwert hatten sie im öffentlichen Raum, welche Rolle spielen sie heute? Einen eigenen „Raum“ nehmen in aktuellen Diskursen die Territorien der außereuropäischen Kolonien ein. Die von dort stammenden Artefakte erweisen sich als doppelt „schwieriges Erbe“, unabhängig davon, ob sie am ehemaligen Aufbewahrungsort verblieben oder nach den Grenzverschiebungen im östlichen Europa einen neuen Standort erhielten.

Einreichen

Wir erwarten 20-minütige Beiträge zu Diskursen und Fallbeispielen aus dem östlichen Europa (Deutschland, Polen, Tschechische Republik, Slowakei, Österreich, Ungarn, Rumänien, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Albanien, Litauen, Lettland, Estland, Weißrussland, Ukraine, Russland). Neben den thematischen Vorträgen bietet die Informationsbörse des Arbeitskreises ein Forum zur Vorstellung aktuell laufender, individueller oder institutioneller Forschungsprojekte zur Kunstgeschichte und Denkmalpflege zum Themenbereich des gemeinsamen Kulturerbes im östlichen Europa, insbesondere zu den Interferenzen zwischen Polen und Deutschland (Kurzreferate, max. 10 Min.).

Bitte senden Sie Ihr Exposé für einen Vortrag bzw. die Informationsbörse (max. 1.800 Zeichen mit Leerzeichen), einen kurzen Lebenslauf sowie Angaben zu Ihrer derzeitigen Tätigkeit bis zum 31. März 2022 an die Adresse: s.kubiak@muzeum.szczecin.pl.

Weitere Informationen

Konferenzsprachen sind Deutsch, Polnisch und Englisch; ein Simultandolmetschen ist geplant. Tagungsort ist das Nationalmuseum Stettin / Muzeum Narodowe w Szczecinie.

Wissenschaftliche Leitung der Tagung: Dr. Dariusz Kacprzak (Nationalmuseum Stettin), Dr. Kamila Kłudkiewicz (Institut für Kunstgeschichte, Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań/Posen), Dr. Szymon P. Kubiak (Nationalmuseum Stettin, Akademie der Künste in Stettin).

The Museum as a Place of Tension, Arena of Conflict and Space of Dialogue in Central Europe. Objects – Actors – Spaces

29th Conference of the Working Group of Polish and German Art Historians and Monument Conservators, Szczecin, September 28th – October 1st 2022

Since its inception, the museum has often been a place of competition rather than dialogue, of exclusion rather than emancipation. Both in the past and today, the museum space has invariably been at the intersection of authority and cultural output. The ways of narration used in these two fields highlighted and sometimes still highlight divisions – not only within societies, as pointed out by Pierre Bourdieu, but also between ethnic groups, nations and, in particular, modern Central European states with their ethnic and linguistic foundations. A special role is played by borderland museums, which become bulwarks of national culture or channels for its propaganda. In times where geopolitical borders were moved, museums turned out to be strategic aims and carriers of acculturation or reculturation.

The museum seen as an ideologically marked collection of objects placed within a space and created by actors aware of their social mission has been chosen as the topic of this year’s Conference of the Working Group of Polish and German Art Historians and Restorers. We are interested in history and contemporaneity of broadly conceived Central Europe – an area of often complicated ethnic situation and repeatedly rearranged state borders, with national, regional and local museums (state-funded, local, municipal and private). We intend to look at the museum institution as a place reflecting a variety of social, national and cultural tensions and at the same time a space for connecting, consolidating and analyzing the difficult past and complicated present.

We suggest three areas of reflection on former and current museums in Central Europe:

objects: We are interested in individual items and museum collections. We want to explore exhibits that caused or cause rivalry and become arenas of conflict between societies and nations; our goal is to identify objects that are important for contemporary identity. Considering this context, provenance research discovering dramatic histories of relocated works of art appears to be crucial as a potential field of cooperation and discussion. We would like to explore several aspects of collections: their content in the context of various local, national and imperial meanings, changes in their status and significance resulting from ownership changes, takeovers by foreign authorities, political system transformations etc.

actors: We want to draw attention to the activities of museum professionals, collectors, researchers representing various fields of science – such as history, art history, ethnology, archaeology – who are sometimes involved in propaganda-related aspects of science and in the state policy, at other times following their own collecting paths, independent from the official arrangements. We intend to analyze their visions, activities and attitudes in difficult times of historical, political and social transitions.

spaces: We would like to consider the meaning and the use of symbols in museum architecture, and analyze museum expositions, their message, ways of creating stories and their impact on viewers today and in the past. We also want to discuss the location of museum buildings within an urban environment and reconstruct their meaning in previous and contemporary public space. An exceptional space that can hardly be neglected by contemporary humanists are European overseas colonies. The function of the artifacts obtained from these territories, kept at their original storage places or relocated after moving the borders in Central Europe, has changed, turning out to be a particularly problematic heritage).

Application

We welcome proposals for 20-minute-long papers concerning the heritage of Germany, Poland, Czech Republic, Slovakia, Austria, Hungary, Romania, Croatia, Serbia, Slovenia, Bosnia and Herzegovina, Montenegro, Albania, Lithuania, Latvia, Estonia, Belarus, Ukraine, and Russia. We are also planning to create a forum for the exchange of information in the form of short, 10-minute oral presentations of current research projects on art history and heritage conservation concerning the shared heritage of Poland and Germany.

Please submit the proposed title with an abstract (maximum 1800 characters with spaces) and a short professional bio by 31st March 2022 to: s.kubiak@muzeum.szczecin.pl

More information

The conference languages are German, Polish and English; simultaneous translation is planned. The place of the meeting is the National Museum in Szczecin.

Conference Academic Committee: Dariusz Kacprzak, PhD (the National Museum in Szczecin), Kamila Kłudkiewicz, PhD (Institute of Art History of Adam Mickiewicz University in Poznań), Szymon P. Kubiak, PhD (the National Museum in Szczecin, Academy of Art in Szczecin).

Kontakt

E-Mail: s.kubiak@muzeum.szczecin.pl

https://muzeum.szczecin.pl/en/