Keynote-Vortrag im Rahmen der Tagung
"Die Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen"
Das Christentum erleidet derzeit einen enormen politischen Bedeutungsverlust in Westeuropa, nicht aber in Amerika und Osteuropa. Die Kirchen werden als Hort des Traditionalismus gesehen, verstärkt durch die Autoritätskrise, die die schleppende Missbrauchsaufarbeitung ausgelöst hat. Dem stehen Diskussionen über die wachsende Bedeutung des Islams und die Bedrohung durch den Islamismus gegenüber. Die Teilnehmer:innen der interdisziplinären Tagung greifen diese Debatten auf, die wie andere kultur- und gesellschaftspolitische Fragen in der Pandemie in den Hintergrund rückten, und diskutieren in fünf Panels sowie einem Abendvortrag „Die Dynamik des Religiösen in Prozessen des Politischen“.
Das Panel „Säkularisierung oder Transformation?“ fragt danach, wie sich religiöser Wandel in modernen Gesellschaften in Modellen abbilden lässt und diskutiert die Konstrukte „Säkularisierung“ und „Transformation“. Im Mittelpunkt des Panels „Theologie als soziale Praxis“ stehen die Fragen danach, wo Nachdenken über Religion und religiöse Praktiken in den sozialen Alltag eingreifen, und welche Dynamiken und Spannungen dadurch ausgelöst werden. Das Panel „Rollen und Rituale“ thematisiert, wie neue Rituale entstehen, wenn religiöses Handeln immer weniger als Kultvollzug und mehr als gesellschaftliches Handeln verstanden wird. Die Vernetzung von religiösen Akteur:innen mit anderen politischen und sozialen Gruppen steht im Mittelpunkt des Panels „Religion und Politik“, das auch nach Unterschieden zwischen Konfessionen und Religionen in der Politik fragt.
Unter dem Titel „Emotionen – Gender – Recht –Generation“ bearbeitet die Tagung auch methodische Fragen der Religionsforschung. Die Tagung wird vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster und der DFG-Forschungsgruppe „Katholischsein in der Bundesrepublik Deutschland 1965–1989/90“ organisiert.